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Es ist skandalös, dass REZET noch nie in unserem Magazin mit einem Interview bedacht wurden. Das wurde zum sechsten, selbstbetitelten, Album umgehend geändert. Im Zoom Call melden sich Bassist Lorenz und Drummer Bastian im Plausch über Songwriting und wie man ein Bandgefüge auch über größere Entfernungen zusammenhält. Drummer Bastian hat zwar etwas mit der Audioverbindung zu kämpfen, kann aber ab der zweiten Frage mitreden…

 

TT: Erst einmal Gratulation zum neuen Album. Ich finde die Trefferquote der Songs ist noch eine Ecke höher als bisher. Also, Riffs,Band2.jpg Melodien und am Ende die ganzen Songs, es kommt noch mehr auf den Punkt und bleibt besser im Kopf. Ihr habt mit Nikolay einen neuen Gitarristen, hat sich dadurch etwas am Songwriting verändert, oder seid ihr wie immer an die Sache herangegangen?

 

Lorenz: Ich bin jetzt seit der letzten EP „New World Murder“ (2022) dabei. Früher war das wohl so, dass Rick (Guit/Voc) und Bastian (Drums) die Songs hauptsächlich zusammen geschrieben haben. Wobei Ricky der Hauptsongwriter war. Seit ich und auch Nikolay dabei sind, ist es mehr so, dass jeder seine Ideen einbringt und man auch zusammen über die ganzen Songs geht. Es ist mehr aus einem Guss und nicht ein „das muss genau so sein“. Ricky hatte viele Melodien im Kopf und das hat sich gut zu einem Ganzen ergeben. Daran kann es liegen, dass es etwas runder klingt. Einige Songs waren schon fast fertig, bei anderen hat noch ein Übergang oder eine Bridge gefehlt. 70-80% stehen aber schon, wenn wir uns im Proberaum treffen. Da ich zum Proben immer nach Schleswig muss und Nikolay ja aus Dänemark kommt, ist das auch gut, wenn da schon was vorbereitet ist.

 

TT: Man liest in Reviews ja immer, dass ein Album im Vergleich zum Vorgänger schneller/langsamer, härter oder was auch immer ausgefallen ist. Das trifft natürlich auch bei REZET zu, dass es mal mehr in die eine oder andere Richtung geht. Riesige Unterschiede gab es bisher bei euch aber nicht…

 

Lorenz: Ich bin mit meinen Ideen ja immer pur Metal. Wir haben aber mit „True As Lies“ wieder so eine rockige Nummer. Das ist immer so Rickys Ding, auch eine punkig/rockige Nummer zu machen. Die wird dann wieder etwas härter, da Nikolay auch ein richtiger Metalhead ist und auch viel in Richtung Mercyful Fate oder King Diamond unterwegs ist. Es kann also durchaus sein, dass das Album daher wieder etwas thrashiger ausgefallen ist.

 

Bastian: Wie Lorenz das schon gesagt hat. Das Schöne ist, das diesmal wirklich alle zu gleichen Teilen ins Songwriting involviert waren. Nikolay etwas weniger, alleine aus dem Grund, dass er erst später zur Band gekommen ist. Im Grunde ist das jetzt aber viel mehr REZET als davor, weil das Line Up jetzt einfach passt.

 

TT: Nikolay ist ein richtiger Shredder, der auch eine Zeitlang bei Agent Steel gespielt hat. Musstet ihr in bei REZET etwas bremsen, dass er nicht zu sehr vom Leder zieht?

 

Lorenz: Nö, eigentlich nicht. REZET sind ja teilweise schon recht technisch. Wir meinten halt, du schreibst doch auch Songs. Hör’ dir die Songs mal an, hast du noch Ideen dazu? Am Ende wurden dann aber nur einzelne Noten verändert. Wir haben uns für das Songwriting auch Zeit gelassen und mit verschiedenen Partnern aufgenommen. Wir waren ja eigentlich in drei Studios. Einmal im bandeigenen Studio, was Bastian und Ricky über die Jahre aufgebaut haben. Dort haben wir die Vorproduktion gemacht, sowie Gitarren und Bass aufgenommen. Das war halt entspannt und ohne Zeitdruck. Dann sind wir zu Paddy Bieler, der hat jetzt sein Cherry Tree Studio aufgemacht. Wir waren die erste Band, die dort Drums aufgenommen hat. Dann kam noch Eike Freese dazu und bei ihm im Chameleon Studio haben wir dann die Soli und Gesang aufgenommen. Insgesamt gab es viel Input und auch viele Meinungen, wo wir uns aber auch gut einigen konnten.

 

Bastian: Die Drums waren zum Editieren noch in den Boogeypark Studios bei Denny Meissner…

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TT: Ihr hattet vorhin schon die Entfernungen erwähnt. Ihr probt in Schleswig, wo die Band herkommt. Nikolay wohnt in Dänemark und hat da auch ein paar Kilometer zu fahren, Lorenz noch eine ganze Ecke mehr…

 

Lorenz: Nikolay ist in 3 Stunden bei Ricky und ich brauche 8 Stunden, dafür leben Ricky und ich aber immerhin im gleichen Land. *Gelächter*

 

TT: Wie schnell verliert man das Gefühl füreinander, wenn man sich nicht regelmäßig trifft?

 

Lorenz: Das ist unterschiedlich. Wenn wir uns treffen, dann auch für längere Zeit und nicht nur für eine Probe. Wir haben kommendes Wochenende Freitag und Samstag zwei Konzerte, also sehe ich zu, dass ich am Dienstag schon hochfahre. Ich kann auch von Ricky aus arbeiten, ich brauche ja nur einen Laptop. Dann sieht man sich schon und kann Sachen vorbereiten, sich besprechen und proben. Wenn wir proben, dann proben wir auch und müssen nicht erst noch die Songs üben. Wenn du Songs länger nicht gespielt hast, muss man die halt zu Hause schon durchgehen. Bis auf Kleinigkeiten, die man dann bei der Probe bespricht. Auch Videodrehs werden dann auf solche Tage gelegt. Ich habe nicht das Gefühl, dass wir eine jahrelange Routine aufbauen müssen. Auf die neuen Songs muss man sich dann eingrooven, spielt die ein paar Mal, es wird live ausprobiert und dann ist man hoffentlich Profi genug, dass es klappt.

 

Bastian: Klar, Hausaufgaben werden zu Hause gemacht. Ich glaube aber schon, dass man das Gefühl füreinander verlieren kann, wenn man sich nicht regelmäßig sieht. Deswegen ist so ein Zoom Call einmal die Woche wichtig, um zusammen zu kommen und einfach miteinander zu reden und ein gewisses Wir-Gefühl zu erhalten. Lorenz, wir haben aber jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr gesprochen…

 

Lorenz: Ich glaube in Fleisch und Farbe haben wir uns das letzte Mal auf den Metal Hammer Awards in Berlin gesehen.

 

Basti: Ja, genau….

 

Lorenz: Wir haben noch eine Whats App Gruppe in der auch Kontakt möglich ist. Basti und Ricky wohnen in der gleichen Stadt und sehen sich sowieso regelmäßig. Mit Ricky habe ich auch dauernd Kontakt wegen Booking und Label Sachen. Im Proberaum rumhängen und Bier trinken haben wir halt weniger. Das haben wir, wenn wir unterwegs sind, und dann muss man den ganzen Wahnsinn, was man die Monate vorher nicht hatte, in 10 Tage pressen. Das ist dann anstrengend, macht aber auch Spaß.

 

Bastian: Das bekommen wir auch immer gut komprimiert. Ok, wir haben uns 3 Monate nicht gesehen, wie viel Zeit haben wir? Hm, das wird anstrengend, aber das schaffen wir! *Gelächter* Ich freue mich halt schon, wenn wir uns in Persona treffen, weil es halt schon geiler ist als ein Zoom Call. Ricky sehe ich ein bis zwei Mal die Woche, da wir ja um die Ecke wohnen.

 

TT: Gibt es als nächste Veröffentlichung wieder eine EP? Denn da gibt es von REZET immer wieder mal eine zwischendurch…

 

Lorenz: Jetzt haben wir ja erst einmal am 31. August das Album veröffentlicht. Das ist jetzt 2 - 3 Monate draußen und heute haben wir erst einmal ein paar Tourdaten für das nächste Jahr veröffentlicht. Aber ein paar Sachen hätte ich schon wieder da…

 

Bastian: es ist ja nicht so, dass es nicht in den Fingern juckt. Aber mit dem neuen Material waren wir noch gar nicht unterwegs.

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TT: Die Frage war auch etwas anders gemeint. Ist das EP-

Format so etwas wie eine Bandphilosophie? Da gab es von REZET ja schon einige. Heute gehen viele Bands dazu über, ihre Alben mit 70 Minuten Musik voll zu machen. Das EP-Format ist mittlerweile nicht mehr so angesagt, wie z.B. in den 80ern. Auf einer EP kann man 4-5 neue und geile Songs kompensieren und muss nicht ein ganzes Album voll bekommen. Das wäre zumindest ein Argument dafür…

 

Lorenz: Das ergibt sich immer so. Das Album „Truth In Between“ kam ja mitten in der Corona Pandemie raus, also konnte man das nicht bespielen. Dann kam der Total Thrash Film, da hat sich die Kombi ergeben, dass Traitor und Rezet was zusammen machen können. Zur „New World Murder“ EP war ich fest in der Band, da hat sich das angeboten. Dann konnten wir wieder live spielen. Dann hatte uns wieder der Gitarrist verlassen, der gerade ein Jahr in der Band war. Es ist aber nicht so, das wir sagen, alle zwei Jahre muss eine EP kommen, alle drei Jahre eine Full Length und alle fünf Jahre eine Live-DVD. Es sieht vielleicht so aus, hat sich aber immer so ergeben.

 

Bastian: Das war wirklich immer bedingt durch einen Line-Up Wechsel. Hier ist ein Lebenszeichen von uns, weil die Zeit zwischen den Alben dann immer ein bisschen länger war. Wie Lorenz ja schon sagte, konnten wir „Truth In Between“ nicht so bespielen, wie wir es wollten. Dann kam Lorenz mit dazu und wir hatten Fischer (Jan-Erik, Guitars) in der Band. Da mussten wir noch mal was liefern. Hey, wir haben hier zwei coole neue Dudes in der Band und es passiert erst mal gar nichts…das hält die Leute nicht unbedingt bei der Stange. Aber jetzt ist erst mal keine EP geplant.

 

Lorenz: Wir waren ja trotzdem immer sehr fleißig. Während der Pandemie kam ein Album raus, man hat trotzdem Streaming-Shows gespielt. Dann kam der Total Thrash Film, zu dem es eine Single gab und dann die EP. 2023 haben wir auch viel gespielt. 2024 ebenso und haben ein neues Album aufgenommen. Wir machen ja mittlerweile so gut wie alles selbst, das ist natürlich auch zeitintensiv. Jetzt müssen wir aber erstmal das neue Album würdig bespielen. Das wird auch 2026 noch passieren, obwohl da werden wir wieder in die Songwriting-Phase gehen. Da hat man einige Shows gespielt und wird wieder Muse haben. Mann kann natürlich die ganze Zeit Songs rauskotzen, aber die müssen ja auch geil sein. Du kennst das ja. Wenn du ein Album raushaust und denkst, das muss jetzt jeder hören. Aber erst 5-6 Monate später im nächsten Jahr zieht das erst richtig. Weil es dann schon eine Weile im Umlauf ist und die Leute es alle gehört haben und die Songs kennen. Wenn du dann schon wieder was raushaust, hat das keine lange Halbwertszeit. Auch wenn man heute in einer schnellen Welt lebt, wo jeder nur drei Sekunden auf ein Video schaut…ich finde es übertrieben, die ganze Zeit was zu veröffentlichen. Dann bist du auch die ganze Zeit im Studio und nicht live unterwegs. Da muss man auch die Balance halten. Es gibt da eine Band aus der Schweiz, die sind online superkrass unterwegs und haben überall ganz tolle Werte, spielen aber live so gut wie nie, jetzt vielleicht etwas mehr. Die kennt man aber nur übers Internet. Wenn du nach diesen Zahlen gehst, müssten die immer ausverkaufte Hallen haben. Es ist aber das Gegenteil. Die ersten drei Jahre waren die nur online unterwegs, mit coolen Videos und witzigen Sachen. Dann hast du online total viele Follower, ziehst live aber nicht. Es gibt glaube ich keine Band, die online ein großes Following hat und live auch gut zieht. Da hat jede Band irgendwo eine Schwäche. Ich spiele lieber live, als den ganzen Tag im Studio zu sitzen.

 

Bastian: Was Lorenz gerade beschrieben hat, sind aber noch Größen, die noch nicht unsere Kragenweite sind. Im Pop Bereich hat man dann Agenturen beschäftigt, die 24/7 Marketing für dich machen und Kontentpläne für dich schreiben. Was viele Bands aber schon übernommen haben, ist alle 8 Wochen eine neue Single rausbringen, obwohl kein neues Album in den Startlöschen steht. Das finde ich auch…schräg.

 

TT: Da stehe ich aber auch lieber auf komplette Alben, als dauernd mit Kleinkram angefüttert zu werden. Ich denke auch, der Großteil der Metalgemeinde denkt da auch noch so. Auch das die Band auf der Bühne was können muss und nicht nur witzige Videos am Start haben sollte.

Aber noch mal an Bastian die Frage, da du von euch beiden immerhin seit dem ersten Album dabei bist. Ihr habt auf dem Headbangers Open Air mal Backingband für Violent Force gemacht. Bzw. für deren Sänger/Bassist Frank „Lemmy“ Fellinger. Die sind ja bekanntlich aus dem Pott, bzw an dessen Grenze. Wie kam denn das zustande?

 

Bastian: Das war 2014. Also „M.A.O.T.“ ist eines der großartigsten 80er Thrash Alben, das muss man mal sagen. Wir waren damals, als das mit der Band losging, in der Thrash-Community gut vernetzt. Wir hatten damals den Violent Force Song „Dead City“ schon immer im Programm, da war es nahe liegend. Man hatte sich damals irgendwie kennen gelernt. Wir hatten damals auch schon mal mit deren Gitarrist Stachel den Song gespielt und deren Drummer Hille war seinerzeit auch da, dann haben wir auch Lemmy kennen gelernt. Er hatte sich damals breitschlagen lassen, diesen Violent Force Gig zu machen und hat uns gefragt, ob wir uns vorstellen könnten das zu machen.

 

TT: Um die Brücke mal wieder in das jetzt zu bekommen. Ihr wart ja damals direkt mit dabei, als die neue Thrash Welle vor ca. 15 Jahren wieder ins Rollen kam. Habt ihr euch damals Ziele gesetzt und Gedanken gemacht, das ihr mit dem sechsten Album noch dabei seid?

 

Bastian: Wir hatten schon Ambitionen, mit der Band weiterzukommen. Der Klassiker: Weltherrschaft, Frauen, Freibier! Das war natürlich immer cool. Ich kam ja in die Band, als das Konstrukt schon stand. Das Nest war also schon gut angewärmt, in das ich mich da setzen konnte. Es war auch eine spontane Aktion. Ich kannte Ricky und Torben, den damaligen Gitarristen und Mitgründer, schon länger. Als deren Drummer ausstieg, haben sie direkt mich gefragt, was ganz gut passte. Anderthalb Wochen später hieß es dann, du musst unseren Set schnell lernen, wir sollen auf Wacken spielen. Das war eine sehr spannende Aktion. Aber die Ambition weiterzumachen und größer zu werden war schon da, aber nicht das Ziel bis 2028 das und das und das geschafft zu haben. Der Plan, das professionell zu betreiben, war aber schon immer irgendwie da.

 

TT: Zum Schluss noch eine Frage an Lorenz. Du spielst bei Traitor und REZET und hast jetzt nach dem Tod von Bauke De Groot euer Label übernommen, das Bauke mit Burkhard Schmitt von Hate Squad gegründet hat. Seine Witwe/Frau Joni hatte es einen Moment weitergeführt, jetzt kümmerst du dich darum. Einen richtigen Job hast du ja auch noch, da hat man schon viel Arbeit an der Backe, oder?

 

Lorenz: Wenn ich wirklich Bock habe, mache ich Freelancing-mäßig noch hin und wieder Geo-Gutachten, aber wirklich nur, wenn ich da sehr viel Lust zu habe. Hin und wieder arbeite ich noch auf einer Messe, da ist man dann eine Woche gut eingespannt, die schmeißen einem da aber gut Geld hinterher. Sonst halt wirklich nur noch Sachen mit und um Musik. Durch das Label ist das viel mehr geworden, aber das ist ja wie ein Bürojob als Geschäftsführer. Es bietet sich aber auch an, wenn man in Bands spielt, die beim eigenen Label zu haben. Man kann sich selber vermarkten und weiß genau, was rein und raus geht. Es ist viel transparenter und wenn man es verkackt, muss man auf sich selber sauer sein und nicht auf irgendwelche Zwischenmänner, die was falsch weitergegeben haben. Das ist bei uns auch gut angelaufen, da wir die meiste Kontrollen haben und entscheiden können, wann was passiert. Do it yourself, wie mit allem.

 

(Schnuller)

 

 

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