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Wacken Open Air 2025 (Festivalbericht)

Wacken Open Air 2025 (Festivalbericht)

 

Und wieder ruft der Acker und wieder folgen 85.000 Metalheads aus aller Welt diesem Ruf und pilgern gen Norddeutschland. Wacken im Jahre 2025 jemandem zu erklären, der freiwillig ein Metal Online Magazin liest, ist wohl genauso unnötig, wie ….(hier bitte mit dem unnötigsten auffüllen, was einem gerade so einfällt).

Entweder man war schon mal dort, entweder man war das erste Mal dort, entweder man ist oft oder ständig dort, oder man tut so als ob und zerreißt sich munter das Maul wie wenig das Ganze doch Metal ist, ohne jemals den Spirit erlebt zu haben. Wie gesagt, unnötig es zu erklären. Kommen wir also zu den Fakten.

 

Eine komplette Woche Wacken. Frühanreise Sonntag, Abreisetag Sonntag (zumindest für die, die dieses Jahr komplett durchstehen). Essen gibt es mal wieder von bis Burger über Käsespätzle hin zu normalem Grillgut, Spanferkel und vegetarischen Ausweichgütern. Das gute an der Preissteigerung allgemein ist, die Preise in Wacken kommen einem nicht mehr so krass überzogen vor, fast schon normal.
Getränkepreise liegen bei 5,80 pro Bier oder Cola 0,4. Auf anderen Großveranstaltungen mittlerweile bei mindestens 6 Euro pro 0,4 Liter. Hätte man problemlos machen können, macht man aber nicht, großes Lob dafür. Das Cashless Payment System funktioniert mittlerweile reibungslos, razzfazz aufgeladen, jederzeit komplett transparent und restliches Guthaben innerhalb eines Tages wieder zurückgebucht. Besser kann man ein solches System nicht mehr machen, inklusive der Möglichkeit, Trinkgeld für die Mitarbeiter zu buchen, wenn man denn will.

 

Und ansonsten Metal Merch Stände (der hauseigene Merchstand auf dem Acker liegt mittlerweile bei einer Fläche von 20 auf 40m exklusive zusätzlicher Lagerfläche und es kann im Vorfeld schon per Bestellung gebunkert werden, um die Wartezeit zu verkürzen), 9 Bühnen (L.and G.ast H.of Club Stage, Wackinger Stage, Welcome To The Jungle, Wasteland,Headbanger, W.E.T., Faster, Harder, Louder – irgendwo liest man was von 10 Bühnen, im Prinzip aber auch egal), ein paar Biergärten, Space Center und die Wacken United Area, die entweder als Pressebereich oder als, sagen wir mal, käuflichen VIP Bereich dazu gebucht werden kann.
Ja, es gibt irgendwie fast alles und fast nichts, was es nicht gibt (vor allem auf dem Campground), außer, leider leider ein Riesenrad. Die viel beschworene und beschimpfte Kirmes findet irgendwie nie statt. Schade eigentlich.

Achja, Bands gibt es neben den enthusiastischen Fans natürlich auch noch.

 

Sonntag 27.07.2025

 

Im Landgasthof Wacken, genannt L.G.H. Clubstage finden mittlerweile schon Sonntags die ersten Konzerte statt. Bai Bang, eineschwedische Glam Rock Band, 5th Avenue, eine Hamburger Hard Rock Band oder die berüchtigten Skyline, die ehemals den Acker und somit auch mal das Festival eröffneten, sind dann somit wenigstens wieder am Eröffnungstag dabei. Denn wann genau das Festival jetzt losgeht, darüber ließe sich streiten. Für einige war es schon immer Sonntags (die dann vor verschlossenen Toren im Auto schliefen) für andere eben erst später. Metal Karaoke und ein wenig DJ Kram gibt’s ebenfalls und das sogar auch schon Open Air, auf der Welcome to the Jungle Bühne, die sozusagen auf dem Vorhof des eigentlichen Open Air Geländes steht. Und auch wenn sie so heißt, ein Auftritt der Headliner Gunners wäre da zwar lustig, würde aber wohl eher den Rahmen sprengen.

 

 

Montag 28.07.2025

 

Die Jungle Stage darf heute auch von Mambo Kurt bespaßt werden, im LGH spielen wieder ein paar Bands wie Baest (dänischer DeathMetal) oder Livlos (melodischer dänischer Death Metal) und natürlich gibt’s wieder Metal Karaoke (vielleicht mit Dänen, eher weniger mit Death Metal) und zusätzlich öffnet die Wasteland Stage, auf der es ein paar stilechte Showeinlagen gibt oder die Band Megabosch, die sich selbst als Endzeit-Metal-Band bezeichnen. Zahlen kennt man keine, man könnte schätzen das gut über die Hälfte aller Besuche ihr Camp schon aufgeschlagen hat. Die Anreise verteilt sich angenehm über die ganzen Tage und über die diversen Anreisestrecken, die im Vorfeld gebucht werden müssen. Selbst Samstags war gefühlt jedes zehnte Auto auf der A7 mit einem W:O:A Aufkleber bestückt.

 

 

 

Dienstag 29.07.2025

 

Am dritten Tag (oder -1 Tag) kommen die gleichen drei Bühnen in Betracht wie am Vortag. Es gibt Feuershows, Mambo Kürte, Karaoke, eine Movie Night, diverse kleinere Bands und den normalen Wacken Wahnsinn auf dem Campground (inklusive eigener Bühnen). Das Infield ist schön verlassen und teilweise grün. Die Vorfreude steigt, auch wenn einige schon etwas mitgenommen wirken. Aber es bleiben ja auch noch viele Tage, da kann man sich bestimmt auch nochmal erholen. Leider ist es nur grau, es regnet mal mehr mal weniger und wenn es nur nieselt erliegt man schon dem Irrglauben, es habe gerade mal aufgehört. Die Party steigt trotzdem, die Vorfreude auch.

 

 

 

 

 

Mittwoch 30.07.2025

 

Gun Called Britney ist sozusagen die erste Band, die auf den regulären großen Bühnen in diesem Jahr auftreten darf. Auf der W.E.T., kurz darauf kommen Killotine auf der Headbanger und mit Dogma wird um 12 Uhr die Louder von wild geschminkten, leicht bekleideten Nonnen eröffnet. Zwar anfangs noch mit verbesserungswürdigem Sound, dafür am Ende mit „Like A Prayer“ von Madonna – passend. Und dann geht es Schlag auf Schlag. Zwar bleibt die Harder Bühne, also die mittlere der großen drei (oder die rechte mit Blick auf die Hauptrichtung) heute noch geschlossen, aber alle anderen ballern lautstark los.


Enemy Inside kommen aus Aschaffenbrug und präsentieren neumodischen Metal auf hohem Niveau und man kann durchaus attestieren, dass der Slot verdient ist.


Die Newcomer Warbringer (O-Ton Sänger John) heizen die Wasteland Stage ein, bei der es ordentlich voll ist und sich sogar eine kleine Wall of Death bildet.

 

Zurück im Infield: Die beiden Veranstalter Holger Hübner und Thomas Jensen lassen es sich nicht nehmen, persönlich auf der Hauptbühne aufzutauchen, ein paar Worte (Hübner Deutsch, Jensen Englisch) ans Publikum zu richten. Hübner: „Wir haben ja bestes Wacken Wetter“. Jensen: „Das übersetze ich jetzt nicht!“. Ansonsten war dieses Jahr die Eröffnung des Infields spektakulärer als sonst. Die Leute rennen zwar traditionell wie verrückt nach vorne, allerdings dürfen sie sich dieses Jahr von verkleideten Wasteland Leuten etwas anbrüllen oder erschrecken lassen. Dazu werden reichlich Bengalos gezündet, Schwefelrauch von der Bühne und Tina Guo spielt auf der Geige u.a. „The Trooper“ von Iron Maiden. Als erste Band dort darf dann Wind Rose ran, bei denen einige Fans sich mit aufblasbarer Spitzhacke bewaffnet haben, um ihren Gassen“hauer“ „Diggy Diggy Hole“ visuell zu untermalen.

 

Das Wetter ist keinen Deut besser als am Vortag, was die Fans von Lita Ford nicht davon abhält, in Regenkleidung vor der Bühne zu stehen, während die in die Jahre gekommene Dame in roter Ledermontur ihr Set spielt. Zum Ende hin packt sie sogar die Doppelhalsige aus und man meint schon, der Regen würde nachlassen, aber nein, eher lässt dann der Auftritt von Lita nach.


Im Infield kommen Apocalyptica zum Zug, 3 Cellos unterstützt vom Schlagzeug und zunächst im Stehen. Im Publikum ebenfalls eine Kulisse aus diversen Regenmänteln und Ponchos. Gestartet wird mit „Ride The Lightning“, animierungsversuche für die Arme zünden und die Kehlen werden lautstark bei „Enter Sandman“ angesprochen. Die Finnen scheuen sich nicht, sogar „St. Anger“ zu spielen und haben mit Tina Guo die Frau als Gast am Start, die sich zum Ziel gesetzt hat, häufiger als Doro die Wacken Bühne zu betreten. Wohlgemerkt versucht sie den Rekord in einem Jahr durchzuziehen.

 

Torment gehören ja auch irgendwie zum Inventar von Wacken und feiern folgerichtig ihren runden, 41. Geburtstag auf der Wasteland Stage. Sänger Jörn, Inhaber von Remedy Records, steht unverwüstlich wie eh und je auf der Bühne und spielt mit seiner Truppe ein Best Of Programm ab und die Leute feiern es, ebenfalls wie eh und je.

 

Wie man eine musikalische Verwandlung gut hinkriegt beweisen dann Lost Society auf der W:E:T Stage. Gestartet als blutjunge Thrash Band ist diese mittlerweile komplett im melodischen Metalcore angekommen und scheint zumindest ihren Status über Jahre halten zu können. Die Wurzeln verleugnen wollen die Finnen aber nicht und hauen kurz vor Schluss nochmal zwei richtig schön schnelle Rumpel-Thrasher raus. Stimmung können sie auf jeden Fall.

 

Konzertagenturen beherrschen schon lange den Live Sektor und bestimmen maßgeblich, wer wo spielt. Und wenn eine Agentur bestimmt, dass es eine Metal Band mit Sound X und Sängein Y geben sollte, wird eine gecastet und solange überall präsent vorgezeigt, bis auch die letzte Hardrock Hausfrau vorm Radio denkt, sie habe den neuesten heißesten Scheiss für sich entdeckt. Dementsprechend stehen Beyond The Black wieder mal auf der Bühne und werden von vielen tausend Besuchern bejubelt. Ja, es gibt durchaus geile Riffs, ja die Sängerin kann singen, aber letztendlich ist das generierter Pop mit Standard Riffs um auch ja metallische Relevanz zu heucheln. Ähnlich wie dann Katy Perrish am anderen Tag. Wers mag findets gut, ansonsten wurde schon zu viel geschrieben.

 

Auch wenn die gleiche oder eine ähnliche Partneragentur hier die Finger im Spiel hat beweist Deine Cousine doch mehr Authentizität, vor allem mit klarer links Ansage und steht eben dafür, wofür sie steht. Power hat die Truppe ebenfalls und durfte sich ja erstmals 2023 auf dem Acker beweisen. Linker Hamburg-Punk, tut nicht weh, kann man gut zwischendurch goutieren.

 

Das kann man ebenfalls von Nestor behaupten. Jeder 80iger Fan, der mehr auf Kitsch und Pop als auf Heavy und Metal steht findet diese neue Truppe ja über alles erhaben. Wer mit dem 80iger Pop Sound noch nie was anfangen kann geht besser mal flux weiter. Wobei flux bei den Matsch Gegebenheit irgendwie nicht machbar ist. Die genaue Anzahl wird man nie erfahren, tausende kleiner Stiefelchen werdens aber sein, die in Wacken ihr letztes Dasein fristeten. Egal ob die Sohle stecken bleibt, das ganze Teil, die Nässe (und dazu ein durchaus unangenehmer Geruch) zu tief eindringt oder der Schlamm nicht mehr abgeht. Es gibt zahlreiche Gründe für einen Schuhverlust und nur wenige, sich Nestor, gegründet von einem jahrelang erfolgreichen Musikproduzenten aus Schweden (vielleicht das Gegenstück zu Bohlen?), anzuschauen. Viele sehen das anders. Legitim, könnte man sagen.

 

Pentagram sind nicht die Kultband mit Bobby am Mikro sondern aus Chile die ordentlich Krawall zu später Stunde machen und schon ist später Abend und Headliner Zeit.


Saltatio Mortis feiern 20-jähriges und lassen es nicht nur in Strömen regnen, sondern auch ihren Sänger auf der Bühne. Dieser wird mal kurzerhand abgeseilt und die Band startet direkt mit „Finsterwacht“ vom letzten Output. Leider, leider ohne Hansi Kürsch als Gastssänger. Klar, der Song ist und bleibt top, aber das wäre natürlich die kleine Krönung gewesen. Aber es geht Schlag auf Schlag, „Wo sind die Clowns“, „Heimdall“, „Valhalla“ und natürlich an allen Ecken und Enden eine bombastische Show im leicht warmen Regen. Der nächste Minimale Dämpfer: „We Might Be Giants“, genau wie oben: super Song, aber mit Gastsänger Katy Perrish wäre er doch noch besser geworden und dieser Mensch gastiert ja immerhin zwei Tage später. Aber gut. Insgesamt 21 Songs, darunter gibt es „Grosse Träume“, aber auch kleine Alpträume („Hypa Hypa“ als Cover) und „Feuer & Erz“ nochmals mit Tina Guo. Eine schöne Mischung aus alten und neuen Songs und jeder Fan dürfte die Show genossen und so mancher danach noch öfter   geniest haben.

 

Nebenbei lief noch der Metal Battle, der die Gewinnerband aus insgesamt 30 Ländern suchte. Dieses Mal holte sich den Titel die Schweiz, Expellow, 5000 Euro für den Gewinn aus der Foundation, Plattenvertrag war einmal, Spotify ist für alle da.

 

 

 

 

Donnerstag 31.07.2025

 

Wer am Vortag den DJ Klängen bis 3 Uhr nachts gelauscht hat, dem dürfte es etwas schwerfallen, um 11 Uhr die erste Band namens Panchabhuta“ (als Siegerband des Metal Battle 2024 aus Indien) zu sehen, aber es gibt ja noch genügend andere, an diesem ehemals Bonustag des Wacken Open Air.

 

Prong haben auf der Louder Stage ihr Programm rund um die Scheibe „Cleansing“ gestrickt, sicherlich ihre erfolgreichste Scheibe mit dem von Tanzflächen bekannten „Snap Your Fingers, Snap Your Neck“. Tommy Victor ist begeistert vom Zuspruch, nicht verwunderlich, da der spät zum Vater gewordene Frontman sicherlich auch wegen der allseits gestiegenen Kosten nicht mehr oft auf der Bühne steht, vor allem in Europa.

 

 „Did you forget, California bring the sun“ sind die ersten Worte von Sänger Whitfield. Und ja, es gibt tatsächlich nur Sonne während dem Auftritt von Ugly Kid Joe. Und Hände, viele Hände und das immer wieder. Denn der werte Herr fordert so ziemlich alle 30 Sekunden, wenn er nicht gerade singt, dazu auf, diese in die Höhe zu heben und entweder zu klatschen, oder zu schwenken oder einfach nur so hoch zu halten. Viele Songs vom „Americas Least Wanted“ Album, natürlich auch die Katzen in der Wiege und „Everything About You“, sehr guter Gesang, aber leider etwas zu wenig Dynamik. Für einen angenehmen Nachmittag reichts aber.Und da Mr. Crane auf der Single von „Born To Raise Hell“ im Duett mit Mr. Kilmister gesungen hat, geht das Abschlusscover „Ace Of Spades“ vollkommen in Ordnung.

 

Weit, weit entfernt woanders: Ein paar Spoken Word Einlagen gibt’s, Lesungen und Metal Yoga an jedem Morgen auch nicht zu vergessen, aber weiter geht’s mit den Hauptbühnen.

 

Ein Ausreiser darfs immer mal sein, dieses Jahr dann eben BAP. Das ist ziemlich authentisch, was die alten Herren da abliefern, das ist etwas rockig und auf jeden Fall erdiger als Santiano. Die Böhsen Onkelz haben die altbekannten Töne von „Verdamp lang her“ ja schließlich vor Jahren in einem anderen Song auch schon nach Wacken gebracht. Also zwar irgendwie seltsam, aber nicht unangebracht, was die Kölschies da veranstalte und mit einem eigens kreierten BAP/Wacken/Zeitreise Shirt kommt das allemal sympathisch rüber.

 

Alles andere als unangebracht sind Grave Digger. Allerdings: Was sich vor vielen vielen Jahren mal zugetragen hat und in einem mega Abschluss gipfelte (die Stimmung 2001 hätte nicht besser sein können) lässt sich nun mal nicht so einfach wiederholen. Und auch wenn mit Tobias Kersting frisches Blut in die Band wanderte, irgendwie fehlt der Druck, die Power. Positiv hingegen: Chris singt wieder alleine und lässt den Jungspund an den Backings weg. Hat sich vielleicht etwas von Rob Halford abgeschaut und merkt, dass es auch im Alter geht? Wer weiß, cool auf jeden Fall, dass Uwe Lullis als zweiter Gitarrist für „Rebellion“ vorbeischaut, schließlich hat der Mensch diesen Hammer Song auch geschrieben. Und auch irgendwie putzig, dass Herr Boltendahl seinen Sohn mitsingen lässt, der anfangs sichtlich nervös ist, dann aber gut die Kurve kriegt. Also nice und solide, aber es war halt auch mal weitaus krasser.

 

Vor einigen Jahren war Crossover der heiße Scheiss, bis er in der Versenkung verschwand und jetzt wieder ausgegraben wird. Retro muss ja nicht immer so schlecht sein wie Vokuhila oder Schnauzbart. Clawfinger beweisen dies und feuern einen Hit nach dem nächsten, spielen aber auch einen gut eingereihten neuen Song namens „Ball & Chain“ und beschließen mit „Do What I Say“ ein Set, nicht nur für Kinder der 90iger.

 

Macabre verwundern dann doch, ballern mit ordenltlich Death Metal los, lassen dann einene maskierten Menschen über die Bühne laufen der Bonbons oder so ins Publikum wirft und spielen zu BlastBeats irgendwelche Kinderrefrains. Fans der Band dürften das Kennen, alle anderen dürften zwischen Staunen und Lachen hin und her pendeln. Zum Schluß kommt „Ed Gein“ und wirft Gemüse ins Publikum. Jo, watt soll man sagen?

 

Bei Michael Schenker, dem Typ mit dem russischen Pelzhut, verneigen sich ja nicht nur die Fans, sondern auch ewig viele Musiker. Mag man von seinen Interviews und seinem Gehabe halten was man will, Musiktechnisch hat er eine Menge Ikonen inspiriert. Merkt man ziemlich schnell, wenn zunächst „Doctor Doctor“ gespielt wird, der seit Ewigkeiten als Intro zu Iron Maiden Gigs läuft und danach „Mother Mary“ ein gewisser Herr Slash sich auf die Bühne gesellt, um ein Gastspiel zu geben. Schon eine ziemlich exklusive Show kann man sagen.

 

Es ist schon erstaunlich, wie gut durchmischt das Wacken mittlerweile bei seinen Musikstilen ist. Gut, bei über 200 Bands vielleicht nicht ganz so schwer, aber doch cool, dass irgendwie jedes Genre bedient wird. So kommen also Nu Metal/Crossover Fans bei Static-X auf ihre Kosten, die zwar ihren Ur-Sänger verloren haben, der durchaus sehr markant war, mit ihrem neuen Sänger inklusive Halbmaske aber fast noch intensiver daherkommen. Es regnet tatsächlich mal nicht, demensprechend gut gelaunt sind die Fans und es gibt auch ein paar Crowdsurfer. Generell gab es von dieser Spezies wahrscheinlich noch nie so wenig wie in diesem Jahr.

 

Viel ist zu lesen über den Auftritt der Gunners. Viel ist generell im Internet zu lesen. Von Flugzeugen die in die Luft pupsen, von Aliens die Pyramiden bauen (bzw. dafür Dinosaurier einspannen) oder von Verschwörungen, über die nur die obere Elite und einige ganz gewiefte Facebook Leser Bescheid wissen. Aber was taten denn Guns N‘ Roses wirklich in Wacken? Nun, sie spielten die längste Headliner Show, die das Festival je gesehen hat: 3,5 Stunden. Fakt. Der Sound? Nicht wirklich doll, auf jeden Fall zu leise. Harmonierte deren Analog mit neuester Technik dort nicht? Kann man vermuten. Dauerhaftes Piepen? Mag sein, aber wahrscheinlich eher dem eigenen Tinitus geschuldet den man natürlich besser wahrnimmt, wenns eben sonst rundherum nicht so laut ist. Axls Stimme? Nicht mehr wie in den Neunzigern, weit entfernt von Fake Videos die ihn gern als Mickey Mouse darstellen. Eine Setlist von, bis und durch alle Phasen hinweg? Auf jeden Fall! Eine agile und bestens eingespielte Band? Hundertprozent.
Jemand schrieb, er habe lieber einen Klaus Meine, der sich zwar nicht bewege aber doch noch so singen könne wie früher. Ich schreibe: ich habe lieber einen Axl der nicht mehr singt wie früher, aber immer noch gut genug und sich den Arsch abrennt wie früher, als einen halbtoten Greis bei dem mal arg bezweifelt wird, dass dieser Mensch noch gerade Töne kraftvoll singt.

 

Was auf jeden Fall passiert ist, der Wechsel zu Ministry. Denn die sind ja laut eigener Aussage auch schon wieder dabei aufzuhören (mehrmals aufhören ist richtig in heutzutage, ist ja auch cooler, kann man öfter feiern). Schön per Licht und Leinwand in Szene gesetzt, geile Songauswahl, aber leider kein richtiger Wahnsinn, keine ultra Brachialität wie 2006, keine speziellen Ansagen. Was bleibt ist ein guter Auftritt, aber kein spezieller.

 

Dafür bleibt noch Zeit für 30 Minuten Guns. Und es kann bestätigt werden, der Sound ist vorne genauso leise wie hinten vor den Schleusen. Aber dennoch, Respekt vor dieser Länge. Während andere Bands (hat jemand Halo Effect gesagt?) mal schnell technische Probleme vorgaukeln um nicht pünktlich auf die Bühne zu müssen, dafür aber 10 Minuten früher aufhören und so 90 auf 70 Minuten kürzen, spielen diese ex-Junkies für 3 Bands. Internetnörgler, bitte einfach das nächste Mal das Riesenrad auf Wacken besuchen, ok?

 

Benediction rumpeln derweil auf der Headbanger alle Death-Banger in den 7. Himmel, die Band freut sich en Ast, die Fans auch. Die Engländer können sich das grinsen beim Anblick der im Matsch durchdrehenden Fans kaum verkneifen nur Sänger Dave übertreibt es ganz dezent, zwischen allen Songs, vorm Abschlussfoto und vielleicht sogar während dem die Fans mit „Ozzy Ozzy“ Aufrufen zu motivieren. Ja, Ozzy is Dead, aber Benediction spielten gerade und die Fnas davor wollten eben diese Band sehen und nicht ständig einem anderen Sänger hinterher rufen.

 

Und ab geht’s zur W.E.T. Stage um nochmal bis 3 Uhr Metal aus den Boxen zu lauschen. Der Tag war noch nicht lang genug.

 

Freitag 01.08.2025

 

Dafür war die Nacht kurz genug. Willkommen im August, willkommen zum vorletzten Tag in Wacken. Man darf vorsichtig die Prognose stellen, wer sich um 11 Uhr morgens Heavysaurus gibt, der hat nicht bis 3 Uhr nachts vor selbiger Bühne gestanden. Und wenn doch, herzlichen Glückwunsch und die kurze Nachfrage: waren die Dinos noch Farbenprächtig oder wie sieht das dann so aus?

 

Wenn jemand irgendwann in diesem Text was von Agenturen usw vernommen hat, dann kann er beruhigt die Band Dominum hier miteinschließen. Wie und warum gegründet dürfte egal sein, Powermetal als (Wer)Wölfe funktioniert, warum also nicht Powermetal als Zombies? Richtig originell, richtig exklusiv. Nein? Egal, es kommt an, zunächst eine Tour mit den Reitern, dann eine nächste und die ersten Festival Auftritte. Zunächst war es das Radio, dann MTV, jetzt sind es eben die Agenturen die bestimmen wer wie oft spielt und an wem man dann einfach nicht mehr vorbeikommt und gefälligst mal gut zu finden hat, auch wenn einen das Gefühl beschleicht, hä, war doch irgendwie alles und vielleicht auch schonmal besser da. Nimms jetzt hin, du kleiner Metaller-Wurm!


Sollen wir an der Stelle noch was über die Brothers in Metal erzählen? Besser nicht, copy and paste tuts auch.


Auch wenn die Seasons in Black nicht in die Kategorie Verkleidung und Powermetal passen und schon lange am Start sind, darf dieser Auftritt dann doch in die Schublade künstlich gehypt reinkommen. Irgendein Koch ist ein bekannter von dem Koch, man kommt bei einer Agentur unter, diese platziert die Band dann in der Sendung (bzw in jeder Sendung der neuen Staffel) MTL, es gibt auf dem neuen Album Gastbeiträge ovn In Extremo Mitgliedern, ein Interview im RockHard und Auftritte auf dem Rock Harz und Wacken. Sei der Band ja gegönnt, aber herje nochmal, mit dem Cover von „Inside“ und Stiltskin verpasst ihr euch im Jahr 2025 trotzdem keinen Chart Erfolg, auch wenn es mit allen Mitteln hinter den Kulissen krampfhaft versucht wird. Ales Gute der Band, alles was hinten dran passiert: absolut lächerlich!

 

Herman Frank führt das Erbe von Victory sehr gut weiter, obwohl er weder konstant noch Gründungsmitglied der Band war. Das spielt aber keine Rolle, gibt mittlerweile ja mehrere Bands, die kein Gründungsmitglied mehr dabei haben und wenn dies historisch gesehen einfach langsam so voranschreitet, ist da auch nichts dran auszusetzen. Lächerlich wird’s erst dann, wenn ein Bassist der für zwei Shows in den 80igern bei einer Demo Band ausgeholfen hat, diese jetzt fürs Keep it True reaktiviert. Aber gut, ist hier wie erwähnt nicht der Fall und Sänger Gianni pendelt mit seiner Stimme wunderbar zwischen normalem Hardrock und Reibeisengesang hin und her. Passt super!

 

Harte Kost für traditionelle Metaller ist dann tatsächlich Landmvrks. Ja, es gibt durchaus auch geile Riff-Momente in deren Modern Metalcore, aber die Rap-Einlagen sind schon hart. Sieht eine riesige, abfeiernde Masse vor der Bühne anders. So solls sein.

 

Für die Thrash Fraktion sorgen dann Forbidden auf der Louder Stage für die Vollbedienung. Musikalisch gibt’s zwar absolut nix zu meckern, auf der großen Bühne passiert aber leider zu wenig und die fünf Amis wirken fast ein wenig verloren dort. Schätze für Clubsist die Band irgendwie mehr gemacht.

 

Mächtig Wirbel im Matsch vollbringen Wednesday 13. Zwar scheint die Sonne, was für die Schminke nicht allzu gut ist, aber die Stimmung ist dafür umso besser. Top Sound, mega viel Bewegung und hier und da ein paar Murderdolls Songs und die Leute und die Meute ist zufrieden. Zum Schluss ein kleines „I love to say fuck“ mit Regenschirm und es darf von einem überaus gelungenen Auftritt gesprochen werden.

 

Von irgendwelchem Pop über Disney Musical zum Metal. Es gibt Leute, die entweder alles probieren um Erfolg zu haben oder es gibt Leute, die lange brauchen um zu merken, wohin sie gehören. Peyton Parrish ist solch eine Person und jeder entscheidet wohl für sich, zu welchem Lager er gehört. Viele aus dem Wacken Publikum scheinen ihn zu mögen, also ist auch dieser Auftritt wie so viele andere für die einen ein Highlight, für die anderen etwas, bei dem lieber in eine andere Bühne gezappt wird. Schließlich hat man genau dafür so viele Sender, äh Bühnen.

Eines vorweg, der Auftritt war wirklich sehr geil und man hat jedem Bandmitglied angesehen, dass er sowas von Bock hatte auf brachialen Industrial Metal. Aber was hätte man nicht alles rausholen können aus dem Namen Nailbomb? In den 90iger hätte die Band um Max Cavalera und Alex Newport locker die Hauptbühne gefüllt, vielleicht sogar als Headliner (je nach Konkurrenz im Jahr). So aber, angekündigt, aber mit nichts drumherum. Kein Re-Release, keine größeren Interviews, nichts um jemand der sich mit der Materie einer Nagelbombe nicht auskennt, hinterm Ofen vorzulocken. Es bleibt also bei den Altfans, aber die werden mit einem geilen Auftritt belohnt. Fein, sowas nochmal zu sehen zu bekommen, was ja irgendwie keiner erwartet hat. Max, etwas schlanker als in den letzten Jahren, freut sich ebenfalls sichtlich und man würde sich nicht wundern, wenn aus diesem Spaß nochmal für ein zweites Studioalbum ernst würde. Warten wirs ab.

 

Ein Vermisstenaufruf zwischendurch muss sein: Jahrelang versorgte uns der „Knobi Satt“ Stand in Form einer Knoblauch Knolle mit gelbem Schild auf dem Wacken mit dem leckersten und sattesten Knoblauch Brot ever. Jeder, der nicht davon aß, bereute es durch den Geruch seiner ihn umzingelnden Mitbanger. Dann verschwand er. Er war totgeglaubt. Alle Stände vereinheitlicht, nichts war mehr wiederzuerkennen und das geliebte Knoblaucbrot war ersetzt worden durch ein ähnliches, aber lange nicht so gutes. Dann passierte es, 2024 war es wieder da, Knobi Satt, der Stand, die Legende, direkt auf dem Vorplatz zur Louder neben dem mittleren Bierstand. Es lebte und hatte sich nur woanders versteckt. Und 2025? Schon wieder weg. Knobi Satt, wenn du das hier liest, bitte melde dich und komm flux 2026 wieder. Du wirst schmerzlich vermisst!


Biffy von Saxon hätte gerne gerockt, musste aber wegen einer Not OP Auftritte absagen. Es darf gezweifelt werden, ob der Auftritt auch um diese Uhrzeit stattgefunden hätte, die Hälfte der Altrocker haben aber auch Spaß beim Auftritt von Krokus, die in (einer?) ihrer Ur Besetzung gerade auf Tour sind und schon über 50 Jahre auf dem Buckel tragen. Glückwunsch, ihr Nachbar Schweizer.


Ein Burton mag auf Platte immer abgeliefert haben, live hingegen nie. Was man einem Axl nachsagt, durfte jederzeit auf einen Burtonzutreffen. So war die Spannung groß, wie Fear Factory mit Milo am Mikro klingen würden. Und sie klingen gut. Richtig gut. Zum ersten Mal für den Verfasser dieser Zeilen. Und das direkt mit dem Starterdoppelpack vom „Demanufacture“ Album, welches heute auch im Mittelpunkt stand und sogar den Coversong „Dog Day Sunrise“ inkludierte. Das komplette Album wird zelebriert (ok, vielleicht sind die minutenlange Ausklangtöne von „A Therapy For Pain“ etwas reduziert gewesen) und als Abschluss noch einen „Linchpin“ obendrauf. Danke für die Entschädigung nach Jahren des Versuchens.


Und während der Industrial auf der Louder ballert, ballert Herr Dirkschneider und seine Truppe das komplette „Balls To The Wall“-Album am Stück, ergänzt um „Princess Of The Dawn“, „Up To The Limit“ und „Burning“. Sein alter Kompagnon Mr. Baltes spielt freudig Bass und sieht dabei freudiger aus als bei beider Ex Band Accept. Udo hat es schon immer verstanden, eine gute Band zusammenzustellen und meist auch über Jahre zu halten. Scheint ein gutes Bandklima zu sein, welches sich mit Spielfreude aufs Publikum überträgt und den 72 jährigen Fronter aber mal sowas von gar nicht alt aussehen lässt.

 

Egal wie man nun zum Gunners Auftritt steht, die Anzahl der Leute und die Resonanz ist beim heutigen Headliner Papa Roach auf jeden Fall größer. Und auch wer mit 90iger Radio-Pop-Metal-Newmetal nix anfangen kann, der merkt schnell, hier sind Könner am Werk und hier ist Druck UND Spielfreude am Start. Ständig werden mit Anspielungen andere Bands gehuldigt und Sänger Jacoby bezieht bei seiner Ansage fast im Publikum sogar kurz einen Crowdsurfer mit ein, stützt sich auf die Faust eines Fans und lässt auch mal jemanden im Publikum singen. Wirkt mega sympathisch und „Last Resort“ zieht live auch die größten Traditionalisten mit. Würdiger Headliner in jedem Fall.

 

Ja, Schandmaul haben ihren Sänger eingebüßt, aber ihre Fans anscheinend nicht. Und so kommt es wie es kommen musste: Schandmaul auf der Wackinger Stage im eingezäunten Mittelalterplatz? Und zack, zu und dicht und die Durchsage, man solle sich doch zu anderen Bühnen begeben. Ehrlicher Applaus für die Band, ironischer für die Planung.

 

Ein stimmiges Bühnenbild und zugehörige Outfits setzen die schwarzen Dimmu Borgir gekonnt in Szene und gefühlt ist diese Band auch schon immer bei Wacken am Start gewesen. Natürlich nicht wie Doro oder ihre Geigernachahmerin ständig, aber eben schon lang. Das Publikum ist begeistert und dreht völlig durch beim abschließnenden „Mourning Palac“.


Etwas komplett gegenteiliges bieten Bad Loverz. Rock und Pop Songs, mit Perrücken und Glitzerkostümen. Man könnte sagen, auch die Ansagen sind total albern und irgendwie beschleicht einen das Gefühl, das soll auch so sein. Schließlich sehen die Musiker irgendwie Saltatio Mortis ähnlich, aber die gibt’s ja schließlich schon und die machen ja eher andere Musik.

 

Echten und erdigen Rock n Roll bekommen die Wackingmaniacs dann mit The Hellacopters. Die band feiert zusätzlich den Geburtstag ihres Sängers und wird dafür mit Happy Birthday Sprechchören belohnt.

 

Wer sich noch etwas seinem Weltschmerz hingeben möchte in apokalyptisch anmutender Matschkulisse, der ist bei Katatonia bestens aufgehoben.

 

Und da ist sie endlich. OK, vielleicht war sie auch vorher irgendwo, aber man kann ja die Augen nicht überall haben: Doro. Bei den The Butcher Sisters. Einfach himmlisch, man wähnt sich nicht in Wacken, wenn man nicht der blonden Düsseldorferin gelauscht hat. Aber ist ja auch kein Wunder, die ganzen Tröten haben ja zusammen erst ein neues Wacken Lied mit Video rausgebracht und der Mensch der hier schreibt hat sich bisher erfolgreich dagegen gewehrt, dieses Lied zu hören. Gut, es wurde mal kurz zwischen irgendwelchen Bands gespielt, aber nur angeteasert. Das zählt nicht. Am Himmel zaubern Drohnen einen Ozzy Tribut und die meisten gehen grob in Richtung Zeltplatz – wo auch immer der dann sein mag.

 

Angekündigt war nichts, ob es wieder bis 3 Uhr Metal DJs gab kann nicht bestätigt werden. Die Erinnerung trübt. Einiges schmerzt. Gute Nacht.

 

Samstag 02.08.2025

 

Ist man traurig, dass Wacken schon am letzten Tag angelangt ist oder froh, dass man ein weiteres überlebt hat und somit imstande ist, 2026 wieder zu kommen? Fest steht, gefühlt die Hälfte aller Besucher sind schon abgereist oder packen gerade ihre Sachen. Dass es einige Frühabreisende gibt ist auf jedem Festival so. Wenn man dazu schon x Tage dort verbracht hat, nicht sehr verwunderlich und wenn irgendwann alles nass ist, kann man auch mal komplett die Lust verlieren. Aber so viele Frühabreisende gab es irgendwie noch nie. Was sich auch später am Infiled und den Besuchern vor den Bands abzeichnet. Es war einfach zu heftig.

 

Torsten Sträter darf dicht gefolgt von Trollfest den Tag eröffnen. Ersterer mit durchaus gehaltvollem Humor, zweite mit eher anderem Humor. Wacken, für jeden was dabei.

 

So dann auch für die modernere Fraktion, wobei ja der modern Metal bzw. Metalcore auch schon gar nicht mehr so neu ist. Callejon jedenfalls sind bei der Zielgrupp gut angesagt und können mit ihrer vorletzen Lied in der Setlist, „Schrei nach Liebe“ als Cover von den Ärtzten ebenfals gut punkten. Sehr gut auf jeden Fall umgesetzt.

 

Die Warkings sind dann auch wieder so ein Fall, die Leute fahren drauf ab, werden unterhalten von den kostümierten „Römern“ und spielen Songs wie man sie von Hammerfall kennt. Man stellt sich unwillkürlich die Frage: würden Hammerfall auch genötigt sich irgendein Kostüm Konzept auszudenken, würden sie sich heute formieren? Höchstwahrscheinlich. Irgendwie seltsam und doof, dass mittlerweile nicht mehr die Musik im Vordergrund stehen kann, welche zwar nicht originell aber doch richtig gut von den Warkings rüberkommt.

 

Die Thrash Veteranen von Destruction verlassen sich nicht nur auf ihre alten Gassenhauer, sondern hauen Querbeet Songs von ihrer Mittelphase oder ganz neues Material mit rein und bügeln gekonnt wie immer alles weg. War die Truppe um Schmier immer schon sympathisch, sind sie es durch den jüngsten Kinofilm „The Art Of Destrutcion“ erst recht geworden. Und dass sie live abräumen hat wohl auch jeder in den letzten zwanzig Jahren mitbekommen. Immer wieder gerne.

 

Eine Premiere bieten Mastodon, denn die waren tatsählich bishern och nie auf dem Acker. Den Ausstieg des langjährigen Gitarristen und Sänger Brent merkt man so nicht unbedingt, Die Hard Fans werden das vielleicht anders sehen. Aber an sich donnern die Jungs durch ein Set welches mit dem Black Sabbath Cover „Supernaut“ endet, welches zuvor schon bei Ozzys letztem Gig in Birmingham gut zündete.

 

Floor Jansen überrascht daraufhin mit starkem Sound, eine starke Stimme ist man ja von der Nightwish Sängerin gewohnt. Und hier liegt auch der Schwerpunkt des Sets, aber mit wohl ausgewählten Songs: bekanntes wie „Nemo“ und „Amaranth“ stehen neben neuem wie „Noise“ und stillen Highlights wie „7 Days To The Wolves“. Zum Abschluss noch ein Duett mit ihrem Ex-Bandpartner Marco Hietala zu „Phantom Of The Opera“. Hätte man so gut nicht unbedingt erwartet, zumal der Finne ja auch schon zuvor mit Tarja das gleiche Lied trällerte. Aber gut, jetzt kann man gerne Vergleiche ziehen.

 

W.A.S.P. mit ihrem Debüt Album in voller Länge. Soweit so gut. Was mehr interessiert: live oder nicht? Und sagen wir mal so, Backings vom Band, ja ok, nicht toll, aber leider gang und gäbe. Aber der Hauptgesang ist wirklich live. Es fehlt mal ein Teil vom Wort oder auch ein ganzes, es gibt einfach genug Merkmale an denen man erkennt, ja Blackie singt die Zeilen selbst und gerade aktuell ins Mikro. Wahnsinn. Warum eigentlich nicht die ganzen Jahre davor? Egal, jetzt gilt es, endlich mal entschädigt zu werden. „Wild Child“, „The Headless Children“, „Forever Free“ kommen u.a. auch noch zum Zuge, Blackies Begleitmannschaft ist in seinem Alter, durfte sich im Gegenzug zu ihm aber nicht liften lassen, spielt aber souverän und so bleibt ein richtig guter Auftritt. Nur seine auswendig gelernten Ansagen, die suggerieren, man müsse vor Ehrfurcht erzittern, dieses Werk am Stück gehört zu haben, hätte dann wohl eher zum Status und dem Rockstar Zeitalter der 80iger gepasst. Dass sich heutige Rockstars seit, hmmm, sagen wir mal 20 Jahren, Fannah zeigen und damit mehr punkten als mit künstlicher Unnahbarkeit hat der Gute wohl verpasst. Egal, war trotzdem top.


Florida auf der Louder, namentlich Obituary, stellen heute ihr „Cause Of Death“ Album in den Vordergrund, aber nicht am Stück. Leider fehlt von diesem „Find The Arise“, dafür gibt es mit „The Wrong Time“ vom aktuellen Album einen geil hypnotischen Song und mit „Slowly We Rot“ noch das Titelstück des Debüts als Abschluss. Die Jungs sind gut drauf wie immer, John Tardy, mit fiesem, schlohweißem Schnauzer, muss sich das Lachen öfter verkneifen und tritt auch mal spaßeshalber nach kurzem Austausch seinem Gitarristen in den Hintern. Die Amis werden gut gefeiert haben, die Meute vorne feiert ebenso, trotz anhaltendem Regen, der einem eigentlich wirklich alles vermiesen könnte.

 

Wer zwischen Death und Party noch etwas Melancholie braucht, der schaut sich die hochmelodischen Soen an und schwelgt langsam gen Abend und in die Nacht hinein.

 

Bei D:A:D weiß man ja nie genau, welches Bühnenbild einen erwartet, heute ist es dann mal der große weiße Maskottchenschädel, der die hintere Bühnenhälfte komplett füllt und in dessen Mitte das Drumset aufgebaut ist. Bei einigen Songs hebt sich dann der Schädel auch noch, also wie immer, beste Performance der Dänen. Das gilt natürlich auch für die Musiker, die ihre Markenzeichen gekonnt einsetzen, wechselnde Bässe mit seltsamen Posen, Zylinder und Frack bei der Gitarre, Energie und schwungvoll geladene drums und gebrochene und extralustige Deutsch-kaudawelsch Ansagen, von denen es ruhig etwas mehr hätten sein können. Ebenfalls hätte die Setlist etwas mehr Schwung vertragen können. Klar stehen D:A:D auch für chillige Musik, aber sie haben genug Songs die Power haben. Und die hätte es zu der Stunde bei dem Wetter vielleicht gebraucht. Dennoch, unterhaltsam wie eh und je.

 

Gojira haben die Opernsängerin Marina Viotti mit im Gepäck, die mit der Band schon die spektakuläre Eröffnungsshow der Olympiade 2024 mit dem Song „Mea Culpa“ meisterte. Die Songs ballern ordentlich über das relativ gut gefüllte Infield (man erinnere sich, halb Wacken is wech) und drummer Mario hält kurzerhand mal ein Schild mit der Aufschrift „Wollt ihr mehr Doublebass?“ hoch. Coole Nummer. Achja, ne schonmal gesichtete Geigerin soll auch dagewesen sein.

 

Eine kleine Ansprache der Veranstalter, eine nicht zünden wollende Rakete (nicht der große Nachbau neben der Bühne) und eine kleine Verzögerung später startet die große Vorankündigung für 2026. Bombast an allen Ecken und Enden, Tina Guo zum 346. in diesem Jahr auf der Bühne und ein lustiges Video, dass einige Bands und das Motto „Party On“ präsentiert.

Welcher Honk aber geplant hat, Die Apokalyptischen Reiter parallel dazu schon auf der Headbanger auflaufen zu lassen, dem gehört ein gewaltiger Arschtritt verpasst, auch wenn die Reiter meinen, die Sonne schiene daraus. Sowas gehört sich nicht und gab es auch eigentlich nicht. Trotzdem sind einige Fans gekommen, mit besserem Wetter und ohne Ankündigungsprogramm wäre der Platz vor der Bühne wohl zu klein gewesen. Die Vier lassen sich nicht davon beirren und ziehen gekonnt und mit viel Energie ihr Ding durch, aber irgendwie hätte man doch lieber nochmal einen Keyboarder in der Band, Dauereinspielungen sind zwar leider normal, aber irgendwie bei solche einer Band Fehl am Platz.

 

Wer von den verbliebenen Fans noch Kraft hat, gibt sich die theatralische Show von King Diamond. Selbiger, mit Kreuz-Knochen-Mikro-Halter und Zylinder unterwegs, teilweise aber auch mit Greis-Maske. Auf jeden Fall also unheimlich viel Showelemente, gut was fürs Auge, die Leute, die ausharren, werden also zumindest entlohnt. Zum Schluß noch „Abigail“ welches sich als Thema durch die Show zog, genauso wie der anhaltende Regen. Wurde eigentlich der Regen schonmal erwähnt?

 

Mittwochs noch Spitzhacken, jetzt eben Aufblasbare Hämmer: Machine Head verteilen die netten Gimmicks um nicht nur ihren Song „Ten Ton Hammer“ zu untermalen. Die Band reißt ab, ist sichtlich dankbar vor einem sichtlich gelichteten Publikum, das aber dafür wacker durchsteht und feiert.

 

Es ist schon beachtlich wer es doch noch zu den Kassierern geschafft hat und natürlich, wie soll es anders sein, es gießt in Strömen. Das schlimmste ist, wenn das Bier alle ist, denken sich wohl alle Anwesenden und das ist ja zum Glück nicht passiert, auch nicht, als der gleichnamige Song schon in der Hälfte des Sets ertönt. Man wünscht sich wirklich viele viele Leute aus dem Ausland, die wahrscheinlich komplett den Glauben verlieren, falls sie denn zufällig bei diesem Gig noch anwesend waren. Uff, vielleicht könnten in den nächsten Jahren höchsten noch A.O.K. einen draufsetzen. Richtig harter Abschluss!

 

Sonntag 03.08.2025 – 27.07.2026

 

Die ersten Bands wurden angekündigt, der Vorverkauf ist gestartet und in Wacken hört und sieht man nichts mehr von dem Riesenspektakel. Wacken 2025 ist Geschichte und es bleibt zu sagen, es war wohl das anstrengendste. Es gab früher schon Matsch und Regen. 2015 war es sehr heftig, wurde aber im Verlaufe nicht schlimmer, obwohl eine eiskalte Nacht dabei war. 2023 war es zu heftig zum Anreisen, wurde dann aber besser. Aber dieses Jahr konnte jeder hin, nur wurde es immer schlimmer mit dem Gelände und es hörte einfach nicht auf mit der Nässe, was sich nicht nur in der Anzahl der Besucher Samstags wiederspiegelte, sondern auch am Flair. Der besondere Irrsinn, die Wacken-Madness, war wirklich nur noch selten und vereinzelt spürbar. Ja, die Stimmung war dennoch gut, aber setzte nicht noch einen drauf, was das Wacken von jeher auszeichnete. Wären die Zustände immer so, es darf bezweifelt werden, dass trotz guter Bands das Ausverkauft Schild gezückt würde. Da hilft auch kein Schönreden des offiziellen Presse Statements, es habe mehr shine als rain gegeben. Klingt fast wie ein Hohn (Höhner waren letztes Jahr).

 

Was den Zustand des Geländes betrifft, die Wege, die für Leute mit Handicap einfach nicht mehr zu bewältigen waren, die Zufahrten zu den einzelnen Campingflächen, als Außenstehender weiß man nicht, ob noch mehr hätte getan werden können. Gab es mehr Holzschnitzel? Wenn ja, haben es die Besitzer der Ackerflächen verboten obwohl diese angeblich schnell verrotten? Könnte man noch mehr Panzerplatten ankarren? Müssen Traktoren sonntags schon dafür eingesetzt werden Dixies von A nach B zu karren während massig Festivalbesucher darauf warten, von einem heraus gezogen zu werden? Fragen über Fragen, aber es gibt eben ein paar Leute, die dies beantworten können und das sind   die Veranstalter und diese sollten sich jetzt auch mal zu Wort melden. Es kann sein, dass man bei diesem Wetter und den Zuständen machtlos ist, es kann sein, dass man mehr unternehmen kann. Dies sollte in einem Abschlussstatement aber klar und deutlich rauskommen und da braucht es mehr als die üblichen „es war alles so friedlich und so toll und wir haben uns alle lieb“ Floskeln.

 

Durch Jahrelange Arbeit, Fleiß, Geldinvestitionen und und und hat man sich etwas aufgebaut, das weltweit bekannt ist und einen zurecht guten Namen besitzt (mal dauerdummnörgelnde Internetpropheten außer Acht gelassen). Aber man kann sich eben nicht nur auf die Vergangenheit berufen und gerade in Extremsituationen gilt es, genau hinzuschauen, evtl. Fehler einzugestehen und nachzubessern. Es muss ein Botfall plan her, der dann greift und eben Maßnahmen hervorruft, die man sonst nicht braucht. Dafür werden viele Leute auch gut bezahlt, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen.


Aber die Hoffnung wird natürlich nicht aufgegeben, mit Savatage, Sepulturas letzter Deutschland Show, Running Wilds letzter ever Show (wieder), erstmal Def Leppard, endlich wieder Airbourne, Nevermore wiedererstarkt, In Flames und vielen vielen weiteren Bands steigt jetzt schon die Vorfreude auf ein weiteres Wacken. 35 Jahre Jubiläum, bitte bitte trocken.

See you in Wacken, shine or shine!

 

Text: Röbin

Pics: Röbin, Johanna

Photo Credits for Guns n Roses, Papa Roach, Dimmu Borgig, King Diamond, Die Kassierer by Wacken Open Air

 

(Röbin)

 

https://www.wacken.com/de/

 


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