Lorna Shore - I Feel The Everblack Festering Within Me
(Century Media)
Waren LORNA SHORE zu Beginn ihrer Karriere noch eine relativ normale Deathcore-Band, wuchsen sie mit der Ergänzung von Will Ramos am Gesang zu einer Extreme-Metal-Großmacht heran. Nicht zuletzt „To The Hellfire“ katapultierte die Amerikaner in zahllose Playlists und machte sie dank Ramos’ divergentem Geschrei (diese Formulierung entlehne ich mir aus Kollege Jankos Review zum Vorgänger „Pain Remains“) über die Genregrenzen hinaus bekannt.
Nun legen LORNA SHORE ihr fünftes Studioalbum vor. Darauf gehen sie ähnlich theatralisch und ausufernd zu Werke wie auf dem direkten Vorgänger. Wer etwas zu bemängeln sucht, stößt sofort auf die Produktion: Schon im eröffnenden „Prison Of Flesh“ clippt und übersteuert der Sound, und auch das Schlagzeug lässt zweifeln, ob hier tatsächlich ein Mensch oder doch der Computer am Werk ist.
Ansonsten bleibt vieles beim Alten. Die Musiker untermalen die Aufbauten mit Keyboardflächen und verleihen dem ohnehin düsteren Klang so eine Extraportion Finsternis. Eine dynamischere Produktion hätte dem Material sicher noch besser gestanden, doch gerade in „Oblivion“, „Glenwood“ oder „Lionheart“ erzeugt die Orchestrierung in Kombination mit ruhigen, oft schon an Pathos grenzenden Momenten den besonderen Reiz. „Lionheart“ überrascht zudem mit Chorpassagen, die man sonst eher von NIGHTWISH und Co. kennt. Besonders heraus ragen die bitterbösen „Death Can Take Me“ und „A Nameless Hymn“. Hier kombinieren die fünf Musiker technische Finesse mit durchdringender Dunkelheit. Auf früheren Werken setzten sie Virtuosität oft nur als Selbstzweck ein und warfen Breakdowns inflationär ein. Auf „I Feel The Everblack Festering Within Me“ wirken die Breakdowns hingegen deutlich gezielter — auch wenn man sich weiterhin fragen darf, ob wirklich jeder Track einen braucht. Einen positiven Ausreißer liefert das bereits erwähnte, fast schon fröhlich anmutende „Glenwood“.
Unterm Strich liefern LORNA SHORE mit ihrem fünften Studioalbum genau das, was Fans erwarten. Vielleicht wäre weniger mehr gewesen, denn mit fast 70 Minuten wirkt die Platte etwas zu lang. Wer orchestralen Deathcore sucht, bekommt ihn hier jedoch in Reinform — und 2025 zeigen LORNA SHORE einmal mehr, dass sie an der Spitze des Genres stehen.
(Manuel)