Alan Parks - Die April-Toten
(Polar Verlag)
- komplexer, brutaler und investigativer Kriminalroman im Herzen Glasgows -
Glasgow, 12. April 1974, Karfreitag. Eine Bombenexplosion zerstört eine Mietwohnung im Glasgower Stadtviertel Woodlands. Ein völlig zerfetzter Toter ist zu beklagen. Als ein paar Tage später eine weitere Bombe in der Glasgow Cathedral explodiert und auch noch die Leiche von Stevie Coopers Kontrahenten mit eingeschlagenem Schädel gefunden wird, ist das Glasgower Police Department in hellem Aufruhr. Weitere Anschläge und weitere Tote werden befürchtet. Der 32-jährige Detective Harry McCoy, der sich gerne mal einen hinter die Binde kippt, einen Joint raucht oder sich nährstoffarme, ausdauersteigernde Substanzen in die schwarzen Höhlen hinter seinen Augen zieht, streunt ruhelos durch Glasgow. Immer auf der Suche nach Antworten. Stetig trifft er dabei auf die Unterweltgröße Stevie Cooper, seinen unberechenbaren und launischen Freund aus Kindertagen, weswegen McCoy nahezu permanent in das zermürbende Mahlwerk des Interessenskonfliktes gerät. Der Angehörige der Scottish Police Force, der in Glasgow so bekannt ist wie ein bunter Hund, lässt sich jedoch von falschen Fährten, Misserfolgen und sogar Morddrohungen nicht unterkriegen. Doch schon bald erschüttert eine ganze Reihe weiterer Bombenanschläge das Herz Glasgows. McCoy, der gemeinsam mit Stevie Cooper in diversen Kinderheimen aufwuchs, soll sich auf Bitten eines pensionierten US Army Captains zusätzlich um die Suche nach dessen vermissten Sohn Donald kümmern. Dass diese Geschehnisse derart eng miteinander verbunden sind, hätte McCoy in diesem weitläufigen Ausmaß und dieser deftigen Vehemenz sicherlich nicht zu ahnen gewagt.
Mit seiner stark ausgeprägten Aversion gegen Blut- und Gedärme, muss sich der von Selbstzweifeln geplagte Detective auch im vierten Glasgow Noir mit entstellten Leichen, Messerstechern, Banden, Spelunken, sozialer Ungerechtigkeit, der schottischen nationalistischen Bewegung, der Special Branch, Folter, Kolonialismus, Imperialismus, Explosionen und Gangstern herumschlagen. McCoy recherchiert in "Die April-Toten" in Hinterhöfen, in Pubs, auf dem Jahrmarkt, bei der Territorial Army und bekommt es mit brandgefährlichen Angelegenheiten der IRA zu tun. Seine Wege führen den jungen Detective neben diversen Tatorten und Vernehmungsräumen, ins Homosexuellenmilieu, in eine Hippiekommune, zu einer Privat-Armee, ins Krankenhaus, sowie in eine Brauerei, deren Gebäudefassade fast völlig weggerissen wurde. Harry McCoy verrennt sich dabei jedoch ständig in irgendwelchen Sackgassen. Der 1963 in Schottland geborene Autor Alan Parks hat die (un)menschliche, kalte, verregnete, nachgerade trostlose Stimmung, die das Milieu Glasgows im Jahre 1974 widerspiegelt, ebenso wie die schöne Landschaft Schottlands, bildhaft eingefangen. Immer wieder lässt der ehemalige Creative Director zweier großer Plattenlabel das lebendige Umfeld in sein exzellent und niveauvoll geplottetes, 448 Pagina umfassendes Storyboard einfließen, wodurch er seinen geistreichen, spannungsvollen und rauen Noir, gerade für versierte McCoy-Leser, regelrecht heimelig gestaltet. In Alan Parks komplexem, brutalem und investigativem Kriminalroman, der im Jahre 2021 im englischen Original unter dem Titel "The April Dead" erschien, geht der Romancier hin und wieder recht detailliert auf die geschilderten Bluttaten ein. Mit einem Hauch Whodunit-Flair versehen, heischt "Die April-Toten" um Aufmerksamkeit, nicht zuletzt, weil Parks mit Namen nur so um sich wirft, worunter die Übersichtlichkeit ein wenig leidet. Wie im Laufschritt hetzt er seine lebendigen Charaktere durch Glasgow und inkludiert dabei alte Bekannte, wie Wattie, Murray, Iris, Billy Weir, Archie Lomax, sowie Phyllis Gilroy. Das britische Empire kommt bei der brisanten Themenlage allerdings nicht sonderlich gut weg.
Auch der vierte Teil, der Detective McCoy-Reihe kann als Standalone gelesen werden. Dennoch ist es selbstredend von Vorteil die Reihe mit dem ersten Band "Blutiger Januar" zu beginnen. Wer auf investigative, raue und rohe schottische Kriminalromane/Noirs steht, der dürfte an dieser Serie sicherlich Gefallen finden. Der fünfte Teil "Möge Gott dir vergeben" ("May God Forgive" aus dem Jahre 2022) ist erst kürzlich (nämlich am 14.07.2025) im Polar Verlag erschienen. Bleibt zu hoffen, dass sich der Polar Verlag auch dem sechsten Teil der McCoy-Reihe "To Die In June" (2023) annehmen wird.
(Janko)
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Alan Parks - Die April-Toten
Polar Verlag
Kriminalroman
Buchreihe: Harry McCoy – Reihe (Band 4)
ISBN: 978-3-910918-06-1
448 Seiten
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag
Originaltitel: The April Dead (2021)
Aus dem schottischen Englisch von Conny Lösch
Erscheinungstermin: 16.09.2024
EUR 26,00 Euro [DE] inkl. MwSt.
"Die April-Toten" beim Polar Verlag: https://polar-verlag.de/produkt/alan-parks-die-april-toten/