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Jon Bassoff - TodestaufeJon Bassoff - Todestaufe

(Polar Verlag)

 

- irrationaler, unglaubwürdiger und widersprüchlicher psychologischer Noir -

 

Deerfield, Michigan, Spätherbst 2018. Als Holt Davidson vom Selbstmord seiner Mutter erfährt, kehrt er widerwillig in seinen ehemaligen Heimatort Thompsonville zurück. Stets von inneren Dämonen geplagt, betritt Holt das heruntergekommene Ranch-Style Haus, in dem er aufgewachsen ist. Unter einem abstehenden Dielenbrett, im Zimmer seiner Mutter, entdeckt der 39-jährige Feuerwehrmann einen Revolver, eine Schachtel mit einem Liebesbrief, sowie ein altes Polaroid Foto. Auf selbigem sitzt ein versehrter Mann an eine Wand gelehnt in einer Blutlache. Warum hatte seine Mutter dieses Foto versteckt oder überhaupt aufgehoben? Hatte sie etwa den offensichtlich toten Mann auf dem Bild mit dem Revolver erschossen? Und wenn ja, aus welchem Antrieb heraus? Grund genug für Holt ein wenig zu recherchieren und die Vergangenheit umzugraben.

 

"Beneath Cruel Waters", wie Jon Bassoffs 2022 im amerikanischen Original erschienener Kriminalroman betitelt wurde, ist ein bedrückendes, sich ganz allmählich steigerndes Sozial-Drama. Auch wenn "Todestaufe" stellenweise etwas gedankenverloren vor sich hin plänkelt, taucht man durch Bassoffs Hervorheben der unbehaglichen Kulisse augenblicklich in die Tristesse, die Resignation und die Hoffnungslosigkeit dieses Psychological Noir ein. Als stiller Beobachter erfährt man von der trostlosen Adoleszenz des damals 5-jährigen Holt und der Einweisung seiner zehn Jahre älteren, an depressiven Schüben leidenden Schwester Ophelia, in die Psychiatrie. Von den glücklosen Partnerschaften seiner Mutter Vivian, von seinem Onkel Bobby, dem ruhelosen und egozentrischen Musiker, von Joyce, der besten Freundin seiner Mutter und deren Ehemann, dem Polizisten Mike. Dabei geriet Familie Davidson in eine bösartige Spirale aus Bedrohungen, Stalking, Psychoterror, sexuellem Missbrauch, Gewalt und Mord. 1974 in New York City geboren, arbeitet der hauptberufliche Englischlehrer in "Todestaufe" mit gewissen Stereotypen und lässt Holts, Vivians und Ophelias verstörenden Albtraum wieder "aufblühen".

 

"Mindestens fünfzehn weitere Glas Wein wären nötig, um überhaupt daran zu denken, diese Lippen zu küssen, die wie Wiener Würstchen in seinem Gesicht klebten." Zitat S. 64

 

Ein zweiter Handlungsstrang behandelt die Zeit nach Vivians Beerdigung und die Erkenntnisse, die Holt anschließend gewinnt. Er spricht mit Joyce, der Freundin seiner verstorbenen Mutter, um sich seine eigene Kindheit ins Gedächtnis zu rufen und die Zeit nach seinem Auszug vor 20 Jahren zu beleuchten. Er besucht Ophelia in der psychiatrischen Einrichtung, spricht mit Ärzten und erkennt allmählich, wie es zu den unerträglichen Umständen kommen konnte, denen Familie Davidson jahrelang ausgesetzt war. Soweit, so gut. © Jon BassoffDoch ab dem Mittelteil reagieren Bassoffs Akteure, trotz Berücksichtigung der jeweiligen Extremsituation und Traumata in der sie stecken, völlig irrational und alles andere als plausibel. Darunter leidet die Glaubwürdigkeit der Erzählung und die Kraft, mit der sich die Leserschaft in die Geschehnisse hineindenken kann. Das 328-Seiten starke Konstrukt, das durchaus mehr Druck, mehr Action und mehr Authentizität hätte vertragen können, wirkt mit einem Mal künstlich zusammengestückelt und montiert. Es bleiben einfach zu viele Fragen offen. "Todestaufe" ist auf der einen Seite ein emotionales Werk, auf der anderen Seite ist es stellenweise doch arg widersprüchlich und zerfahren. Auch werden Jon Bassoffs Charaktere im weiteren Verlauf der Lektüre immer farbloser. Er konzentriert sich hier vielleicht zu sehr auf die kausalen Zusammenhänge der Begebenheiten und lässt die eigentlichen Belange seiner Protagonisten links liegen. Die gesamten Umstände geraten ab einem gewissen Zeitpunkt zu einer regelrecht nervigen und äußerst suspekten Angelegenheit. Macht es sich Bassoff da ab dem Mittelteil nicht ein wenig zu leicht, als dass es der aufmerksame und anspruchsvolle Vielleser einfach so schlucken würde? Ich denke schon. Mit "Todestaufe" beschwört Bassoff ein psychologisches Sodom um Gomorrha herauf. Leider ein höchst unglaubwürdiges!

 

(Janko)

 

https://www.jonbassoff.com

https://www.facebook.com/jon.bassoff

https://www.instagram.com/jonbassoff/

 

Jon Bassoff - Todestaufe

Polar Verlag

Kriminalroman/Psycho-Gothic-Noir-Thriller

ISBN: 978-3-910918-28-3

328 Seiten

Klappenbroschur

Originaltitel: Beneath Cruel Waters (2022)

Aus dem Amerikanischen von Sven Koch

Erscheinungstermin: 15.08.2025

EUR 17,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

 

"Todestaufe" in der Herbst Vorschau beim Polar Verlag: https://polar-verlag.de/produkt/jon-bassoff-todestaufe


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