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www.virgin-steele.comZu Beginn dieses Interviews ein kurzes Geständnis: Objektivität ist für mich bei Virgin Steele beim besten Willen nicht möglich. Seit vielen Jahren verehre ich die Band aus Long Island, New York; all die großartigen Hymnen, welche David DeFeis und seine Truppe zustandegebracht haben (und das beschränkt sich keineswegs auf die 80er, liebe Nostalgiefanatiker), sind kaum zu fassen. Wenige andere Bands können da mithalten.

Wenngleich das neue Album „The Black Light Bacchanalia“ für mich eine Enttäuschung darstellt (siehe Review), war es doch ein Wunsch meinerseits, endlich mal den Meister vor den Rechner zu zerren und Antworten auf meine Fragen zu erpressen. Daß hierbei weniger besagtes Album als vielmehr das Gesamtkunstwerk Virgin Steele im Vordergrund stand, liegt auf der Hand. Der Meister gab sich auskunftsfreudig und beantwortete auch die nervigsten Fragen in seiner ureigenen Weise. Daß er immer wieder das neue Album zu bewerben versuchte und am Ende etwas wortkarger wurde, sei da mal verziehen. Bevor wir uns irgendwann der letzten Schlacht stellen müssen und in die perfekten Häuser jenseits des Sonnengebirges einziehen werden, lest die Chronik aus dem Haus des musikalischen Löwen aus Neuengland.

 

Die letzte Virgin Steele-Show, die ich bislang sah, war dieses Jahr beim Headbangers Open Air. Welche Erinnerungen habt Ihr an den Tag?

DD: Es war eine sehr schöne Erfahrung. Dem Publikum gefiel der Auftritt sehr und auch uns machte es großen Spaß, daher war es einer dieser Gigs, bei denen man eine sehr positive Stimmung zurückbekommt. Schöne Atmosphäre, schöner Gig.

 

Ich war überrascht, daß ihr nur einen Song von „Visions of Eden“ gespielt habt – glaubst du, diese Songs passen eher auf ein Album als zu einem Festivalpublikum?

DD: Nein, das ist überhaupt nicht der Fall. Bei anderen Auftritten haben wir mehr Songs davon gespielt. Es war einfach eine Zeitfrage. Wir wollten all die verschiedenen Phasen der Band abdecken und einige besondere Momente aus den alten Tagen berücksichtigen, weil wir erfuhren, daß es bei diesem Festival vor allem darum gehen sollte. Es ist schwierig, ein Set zu planen, wenn man nur 90 Minuten oder so zur Verfügung hat und auf einen solch umfangreichen Backkatalog zurückgreifen kann wie wir. Irgendetwas fehlt unweigerlich immer.

 

Mir scheint, daß die sanfteren Aspekte eures Stils auf dem neuen Album eine recht dominante Rolle spielen. Wie kam es dazu?

DD: Ich würde es nicht als dominant bezeichnen. Das Album hält ziemlich gut die Balance zwischen den zarteren und den aggressiven Momenten. Wir denken nicht unbedingt immer in Begriffen wie „heavy“ oder „ruhiger“…es geht strikt um die Musik und darum, ein „klangliches Portrait“ des Gefühls, welches wir in einem Song erforschen, zu malen. Ich glaube, wir brauchen diese ruhigeren oder introvertierteren Momente auf einem Album. Wenn jeder Song die ganze Zeit auf zehn ist, wird es nach einer Weile sinnlos und monoton. Man braucht Kontraste.

 

“The Black Light Bacchanalia” scheint mir ein Album zu sein, welches geradlinige Songs der Komplexität und der www.virgin-steele.comGeschichte opfert, daher ist es ein ganzes Stück weg von Hymnen wie „Immortal I stand“ oder „Kingdom of the fearless“. Befürchtest du, es könnte für das Publikum etwas schwerverdaulich sein und in unbefriedigenden Albumverkäufen resultieren?

DD: Falsch. Wir mögen es nicht, etwas um der Komplexität Willen zu opfern. Für uns sind die Songs nicht komplex. Sie sind einfach unser augenblicklicher Standpunkt. Die Stücke sind so prägnant und direkt wie möglich. Es gibt darin keine Extrateile, um unsere musikalische Komplexität oder Technik zu zeigen. Die Songs wurden so lang, weil wir ein Ohr auf ihre Entwicklung hatten. Für mich muß es vorwärts gehen, und das vollbringen die Stücke. Sie mögen lang sein, aber sie fühlen sich nicht lang an und sinken nicht ab. Sie fließen, haben eine direkte Linie, welche einen immer weiter bis zur Ziellinie zieht. Es ist lustig, daß du gerade diese beiden Songs erwähnst, denn sie sind auch ziemlich lang und ziehen den Hörer immer weiter.

Um den zweiten Teil deiner Frage zu beantworten…die Antwort lautet nein. Wenn ich ein Album aufnehme oder einen Song schreibe, kann ich mich nicht mit Gedanken an Albumverkäufe oder was manche Leute mögen oder nicht mögen könnten, beschäftigen. Ich muß meiner Inspiration und meiner Arbeit treu bleiben. Das ist für mich bei jedem Album gleich. Zuallererst und vor allem muß ich meine Arbeit mögen und daran glauben. Wenn ich wollte, könnte ich leichtens ein Album machen, welches sich dem anpassen würde, was vielleicht der Großteil der Öffentlichkeit erwarten würde. Aber es wäre nichts, woran ich interessiert wäre. Wir machen unser eigenes Ding auf unsere eigene Weise. Wir tun das nicht, um die Populärsten oder der letzte Schrei zu sein. Wir tun es, weil wir von einer bestimmten Vision besessen sind und dabei wollen wir bleiben.

 

Viele Fans (vor allem in Europa) bevorzugen die Virgin Steele-Alben aus den 80ern und werden immer eine Show fordern, bei welcher „Noble savage“ in voller Länge gespielt wird. Ist es für einen Musiker nicht frustrierend, trotz all der später veröffentlichten großartigen Musik immer auf seine alten Werke reduziert zu werden?

DD: Nicht alle. Wir treffen viele Leute, welche sagen, daß „Visions of Eden“ oder „Atreus“ unsere besten Arbeiten seien…somit variiert es. Nein, es ist nicht frustrierend, „Noble savage“ zu spielen, da ich mich immer noch als edler Wilder fühle. Wenn irgendwann die Zeit kommen sollte, in welcher ich es nicht mehr ehrlich fühle, werde ich es nicht mehr spielen. Übrigens spielen wir es nicht immer oder manche der anderen erwarteten Songs. Wir mischen durch und spielen, wonach uns am jeweiligen Abend ist. Wir proben viele, viele Lieder, so daß wir die Show regelmäßig ändern können. Wir sind keine Band, die rausgeht und bei jedem Konzert die gleichen zwölf Songs spielt…

 

Bitte gestatte mir als Fan etwas Kritik: Meiner Ansicht nach sind die späteren Virgin Steele-Alben (ab „Invictus“) nicht so gut produziert wie die vorherigen Werke. Was meinst du dazu? Habt ihr darüber nachgedacht, wieder mit einem Produzenten zusammenzuarbeiten?

DD: Ich glaube, du mußt nochmal hinhören. „Invictus“ und die „Atreus“-Alben gehören zum klanglich Besten, was wir gemacht haben (Naja… - d. Verf.). Die beiden ersten Alben waren überhaupt nicht so gut aufgenommen. „Marriage“ war auch eine ziemliche Hetzerei und hatte hier und da Defizite beim Drumsound oder dem Klang anderer Instrumente…sie haben alle ihre starken und schwachen Punkte, wenn es an den aufgenommenen Klang geht. Was uns immer gerettet hat, war die Qualität der Kompositionen und die Ehrlichkeit und Leidenschaft unserer Darbietungen. Es hängt immer davon ab, wie sehr wir in Eile sind, was wir für ein Budget haben und wer am Mischpult sitzt. Nein, einen Produzenten brauchen wir nicht. Die Aufgabe eines Produzenten ist es, der Band zu sagen, was für Overdubs sie spielen sollen, was für Gegenmelodien oder Backgroundparts sie hinzufügen sollen, wie man einen Song arrangiert…solche Sachen. Das brauchen wir nicht, darum kümmern wir uns selbst. Was wir www.virgin-steele.comimmer brauchen können ist ein hervorragender Tontechniker, der weiß, wie man die Parts, die wir spielen, einfängt. So etwas wird mir immer willkommen sein…aber seit langer Zeit hat niemand von dieser Qualität unseren Weg gekreuzt. Die meisten Leute, die wir getroffen haben, verlangen ein Vermögen und sind am Ende doch nicht so fähig...also machen wir es selbst.

 

In den letzten Jahren gab es von euch wenige Auftritte in Europa, die letzte richtige Tour ist fast zehn Jahre her. Weshalb?

DD: Wir haben über die Jahre ziemlich regelmäßig in Europa gespielt, eine richtige Europatour gab es aber schon seit einigen Jahren nicht mehr. Dafür gibt es viele Gründe. Die Kosten sind einer, das Engagement des Labels ein anderer…und man sollte ganz einfach verstehen, daß wir das hier nicht machen, weil es unsere „Karriere“ ist. Wir tun es, weil wir es lieben. Für uns ist es unsere Art, zu leben. Ich könnte ohne Ende touren, aber die anderen Mitglieder haben andere Verpflichtungen, welche es manchmal erschweren, wegzukommen, und ich will nicht, daß sie nicht dabei sind. Also tun wir, was wir können, wenn die Situation für jeden paßt.

 

Wie häufig spielt ihr heutzutage in den USA? Wieviel Aufmerksamkeit erhaltet ihr dort, verglichen mit Europa?

DD: So oft wir wollen. Wir könnten hier mehr spielen, aber wiederum gelten dieselben Gründe. Die Band ist in Europa erfolgreicher, damit sind wir zufrieden.

 

Vielleicht könnte euer Status größer sein, wenn ihr mehr touren würdet?  

DD: Mit Sicherheit wäre das der Fall. All diese Fragen nach dem „Erfolg“ sind für uns nicht so fürchterlich wichtig. Für uns wird Erfolg mit musikalischen Mitteln gemessen…mit dem, was wir erschaffen. In dieser Hinsicht fühlen wir uns ziemlich erfolgreich. Nochmal…das sage ich dir und meine es ehrlich. Wir hatten nie die Absicht, die größte Band des Planeten zu werden. Wir wollten nie der letzte Schrei sein. Wir wollten niemals alles für alle Leute sein. Wir wollten einfach eigene Musik erschaffen, die eine Herausforderung darstellen würde und an welche man sich hoffentlich noch in 300 Jahren erinnern würde. Wir wollten eine Art zu leben erschaffen, welche unsere gesamte Existenz umfassen würde…da haben wir unser Ziel erreicht. Die Band ist heute relevanter und interessanter denn je zuvor. Wir entwickeln uns immer noch weiter und sind lebendig. Ich habe kein Interesse daran, ein Dinosaurier oder eine Art Nostalgieband zu sein, die ihre „Hits“ runternudelt. Ich will bei dem, was ich tue, frisch, erfinderisch und aufgeregt sein.

 

Kann man Virgin Steele immer noch als Metalband bezeichnen, oder wäre ein anderer Begriff passender? Die Opern- und Konzeptelemente haben seit „The house of Atreus I“ eine immer größere Rolle gespielt.

DD: Es ist natürlich immer noch eine Art Metalband. Es ist eine barbarisch-romantische Metalband, die nach ihren eigenen Regeln spielt. Wir verlangen dem Hörer viel ab, aber wir geben auch viel zurück. Manchmal muß man wachsen, um das, was bei bestimmten Musikrichtungen passiert, vollständig erfassen zu können. Und man muß auch mehr davon verstehen, was das Leben bietet, bevor man anfangen kann, zu verstehen, was ein Musiker auszudrücken versucht. Und man muß auch mit offenem Geist zuhören und von einem Künstler bzw. Musiker nicht erwarten, daß er dort stehenbleibt, wo er begonnen hat.

 

Bei diesen intellektuellen Alben kann man sich schwer vorstellen, von Virgin Steele nochmal einen Song wie „Come on and love me“ zu bekommen. Wäre so etwas noch einmal möglich?

DD: Warum nicht? Wir könnten sicher, wenn wir wollten. Auf dem neuen Album gibt es einige recht simple, geradlinige Sachen wie „The bread of wickedness“ und „Tortures of the damned“. Die Songs sind nicht so komplex, wenn man sie einige Male gehört hat. Die Arrangements ergeben alle einen Sinn. Manchmal höre ich Bands, die viele Parts spielen, welche überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Das klingt, als ob jemand den Radiosender umstellt. Ich werde keine Namen nennen; du weißt, wen ich meine. Unsere Songs ergeben alle einen logischen Sinn. Die Strukturen sind alle natürlich. Zukünftig wird es sicherlich einfache und auch komplexere Songs geben, es hängt alles von der Tages- oder Nachtstimmung ab…dem Wein, den Frauen etc…

 

Edward Pursino scheint eher der rifforientierte, traditionelle Metaller zu sein, während du das epische Element einbringst. Verfolgten Virgin Steele zunehmend diese Richtung, weil du immer mehr die Kontrolle übernommen hast?

DD: Ich hatte immer die Kontrolle über die Band, daher lautet die Antwort nein. Edward mag die epischen Sachen genauso gerne wie ich, und ich habe mehr Riffs geschrieben als er. All diese Songs wie „Noble savage“, „Angel of light“, „Fight tooth and nail“, „Crown of glory“, „A symphony of steele“, „Perfect mansions“, „Kingdom of the fearless“, „Invictus“, „Lion in winter“, „I dress in black“, „Life among the ruins“, „I will come for you“, „Emalaith“, „Through blood and fire“, „Wings of vengeance“, „The burning of Rome“ usw. (ist gut, David, ich kenne eure Songs – d. Verf.), das sind alles meine Songs und meine Riffs. Edward und ich haben eine großartige Chemie, wenn wir zusammen schreiben, und wir bringen wirklich coole Stücke zustande. Wir ergänzen uns gegenseitig und teilen die gleichen musikalischen Werte.

 

Als ihr in den späten 80ern mit Manowar auf Tour wart, hatten beide Bands sicherlich gute Chancen, den Epic Metal-Thron zu erobern. Heute touren Manowar durch die Welt und verkaufen lastwagenweise Alben, während www.virgin-steele.comeuch ein ähnlicher Erfolg verwehrt blieb. Weshalb? Am Qualitätsmangel kann es nicht liegen.

DD: Das kann ich nicht genau beantworten. Ich weiß nicht, was sie getan haben, um ihren Platz in der Szene zu erreichen. Ich kann dir nur sagen, was ich bereits gesagt habe…für uns war es eine Lebensweise, keine Karriere. Wir wollten nicht solche Kompromisse eingehen und Entscheidungen treffen, wie es andere Bands tun müssen, um solchen Erfolg zu haben. Das hat uns nie besonders interessiert. In derartigen Begriffen haben wir niemals gedacht, das hatten wir nicht auf dem Schirm. Wir waren und sind immer noch ziemlich wilde, ungezähmte Menschen…wir haben uns nicht an jeden angebiedert, um diese Leiter heraufzusteigen. Wir haben niemals gut auf andere gehört, wir haben nur unserem eigenen Gesetz gehorcht.

 

Nach „Life among the ruins“ verschwanden die Hardrock-Anteile komplett aus eurer Musik zugunsten von Epik und Tragödie. War dies eine bewußte Entscheidung oder Zufall?

DD: Ich würde nicht sagen, daß sie komplett verschwunden sind. Ein wenig von diesem Element haben immer beibehalten. Deshalb klingen wir nicht wie eine typische Power Metal-Truppe. Blut, Sex und Schweiß haben wir immer dabeibehalten…aber ja, wir haben uns mehr auf tragisches, atmosphärisches Terrain bewegt, soviel ist wahr. Das kam von alleine. Als das Leben dunkler wurde, wurden wir es auch. Wir haben das Leben immer ehrlich dokumentiert, wie es in jedem Moment ist.

 

Spielte dabei vielleicht auch die Tatsache eine Rolle, daß die großen Tage des Hardrocks und Sleaze vorbei waren und abzusehen war, daß ihr keine Hitballade mehr hinbekommen würdet?

DD: Nein. Uns ging es niemals darum, einen Hit zu haben. Wir hatten einfach andere Interessen. Das heißt aber nicht, daß wir nicht irgendwann zu diesem Stil zurückkehren könnten…das ist immer möglich.

 

Dein Falsettgesang ist ein wichtiges Markenzeichen der Band, welches du heutzutage mehr denn je benutzt. Genaugenommen gibt es wenige Power/Epic Metal-Sänger, welche in diesem Stil singen. Wie kommt es zu dieser Einzigartigkeit?

DD: Danke für deine Freundlichkeit. Ich singe so, wie ich singe, weil es mir gefällt. Ich versuche, für die Lieder zu singen. Ich benutze jeglichen Gesangsstil, bei dem ich das Gefühl habe, daß er das Lied für den Hörer auf die stimmigste Art und Weise herüberbringt. Auf dem neuen Album nutze ich jede Facette all der verschiedenen Stile, welche ich all die Jahre bei unseren Aufnahmen verfolgt habe. Ein bißchen von allem, was ich tue, ist vertreten. Obwohl wir „Metal“-Musik spielen, sehe ich mich selbst nicht unbedingt als Metalsänger. Ich habe immer versucht, eine menschliche Gitarre zu sein! Ich wollte Jimmy Page oder Brian May mit der Stimme sein. Was den Gesang angeht, sehe ich mich selbst eher als druckvollen Blues- oder Rocksänger aus der Schule von Leuten wie…hm, vielleicht Robert Plant. Da kam sowieso alles ursprünglich her. Ich finde nicht, daß ich aus der Bruce-Dickinson-Gesangsschule komme…ich habe eine andere Herangehensweise, andere Wurzeln…

 

Vor einigen Jahren fertigte ich für eine Freundin, welche in Schwierigkeiten steckte, eine CD mit Songs an, welche ich als „Lieder der Hoffnung, Ermutigung, Kraft und des Sieges“ bezeichnen würde. Virgin Steele waren die einzige Band, die mit mehreren Stücken vertreten war. Weshalb atmen so viele eurer Songs dieses Gefühl des Ruhmes, der Unbezwingbarkeit und Unsterblichkeit?

DD: Danke wiederum. Ich glaube, das kommt daher, daß wir über einen unbeugsamen Willen verfügen. Das betrifft die ganze Band, nicht nur mich. Wir weigern uns, irgendeine Art von Niederlage einzugestehen. Wir stellen uns der Herausforderung. Wenn ich komponiere, versuche ich die Songs mit dieser „Vorwärts, fürchte nichts, sei ein Gott“-Einstellung aufzuladen. Wir versuchen, jede Note mit all der Intensität eines voll ausgekosteten Lebens zu erfüllen. Wir wollen soviel Leidenschaft, Blut und Schweiß wie möglich aufnehmen…hoffentlich ist das am Ende erkennbar.

 

Und wie! Da kommt euch wirklich niemand gleich. In diesem Zusammenhang darf ich auch verraten, daß ich schon vor Jahren „Perfect mansions“ als den Song ausgewählt habe, welcher dereinst auf meiner Beerdigung laufen soll. Was hast du dir für deine eigene ausgesucht?

DD: Das ist eine gute Wahl…ich habe oft das gleiche gesagt. Es gibt auch einige neue Songs, die dafür passend wären, sie werden auf kommenden Alben erscheinen.   

 

Mit all diesem epischen Feeling und dem Einfluß alter Kulturen sind Virgin Steele vermutlich eine der unamerikanischsten Bands aus den USA. Woher kommt dieser sehr europäische Sound bei euch?

DD: Ich glaube, wir haben einen gemischten Sound, er kommt weitgehend vom Einfluß der „klassischen“ europäischen Musik, aber ich glaube, daß in unserem Stil auch etwas einzigartig Amerikanisches ist, was unseren www.virgin-steele.comSound von den meisten anderen Bands unterscheidet. Ich wuchs mit Oper, Klassik, Rock, Blues und Metal auf und auch mit dem Theater…das hat mein Empfinden tief beeinflußt. Ich wollte all diese verschiedenen Dinge zu einem zusammenfassen, das tue ich mit Virgin Steele. Ich sehe die Welt und all die Dinge, welche es in ihr gibt, nicht in einzelnen Schachteln oder nur in schwarzweiß, ich mag das komplette Spektrum der Erfahrung des Lebens.

 

Hast du schein einmal darüber nachgedacht, nach Europa zu ziehen? Vielleicht nach Griechenland?

DD: Darüber denke ich mindestens einmal jährlich nach, aber ich liebe den Ort, an dem ich lebe, wirklich und bin hier tief verwurzelt. Vielleicht verbringe ich mal mehr Zeit in Europa, aber ich werde immer einen Ort hier auf meiner heiligen Insel behalten (Er benutzte den Ausdruck „Sacred Island of Long“ für Long Island, wie cool! – d. Verf.).

 

Du bist jetzt mit Virgin Steele fast 30 Jahre unterwegs, welche Unterschiede siehst du zwischen der Szene in den 80ern und heute?

DD: In alter Zeit funktionierte die Szene ganz anders, es war ein komplett anderes Spiel. Jetzt haben wir das Internet und all diese sozialen Netzwerke, die alles irgendwie ruiniert haben. Es hat die Erfahrung billiger gemacht. Alles nimmt man als selbstverständlich hin und alle möglichen Leute, die nichts zu sagen haben, sagen es lauthals den ganzen Tag…

 

Wie lautet deine Meinung zur Theorie, daß das Internet und das illegale Herunterladen für sinkende Albumverkäufe verantwortlich sind?

DD: Siehe die vorherige Antwort…

 

Gibt es neue, junge Bands, die du magst und dir anhörst?

DD: Ich verstehe nicht, was das bedeutet. Jung im Sinne von 15jährigen oder jung in der Hinsicht, daß sie sich erst letzte Woche gegründet haben? Ich höre mir alles Mögliche an, Metal, Gothic, Klassik, Blues…aus allen Epochen. Was neue Bands angeht, die im letzten Jahr oder so hochgekommen sind, da habe ich nicht wirklich etwas gehört, das mich umgehauen hätte. Ich mochte einiges, was Muse machten, als sie auftauchten, aber das war schon vor fünf Jahren, glaube ich. Ich höre immer noch gerne The Cult, Type O Negative, Robert Plant, Muddy Waters, Chopin…einige Cradle Of Filth-Songs, die ich neulich gehört habe, waren ziemlich cool, und auch von Moonspell gefiel mir etwas gut.

 

Welche Ziele verfolgst du noch mit Virgin Steele?

DD: Endlose…es gibt so viel, was ich musikalisch immer noch tun möchte und muß…

 

Nach all diesen Jahren wäre es wirklich mal Zeit für eine DVD, welche eure Geschichte erzählt, oder?

DD: Auf jeden Fall! Hoffentlich bekommen wir das im nächsten Jahr oder so hin.

 

Plant ihr noch etwas anderes für euer bevorstehendes 30jähriges Jubiläum?

DD: Wir planen…wir hoffen, etwas Erinnerungswürdiges auf die Beine zu stellen.

 

Viele alten Bands aus den 80ern reformieren sich heute und spielen bei Festivals, welche sich vorwiegend der Nostalgie widmen. Hattet ihr eigentlich aus dieser Ecke schon Anfragen bezüglich eures alten Exorcist-Projekts? Und würdet ihr es machen?

DD: Es gab mehrere Anfragen über die Jahre…ich müßte herausfinden, ob die anderen noch leben, oder ob sie wie dieses Albumcover aussehen. Wenn ja, dann könnten sie vielleicht auf die Bühne hüpfen!

 

Was ist eigentlich aus diesem Projekt geworden, welches mal mit Thomen Stauch und Axel Ritt geplant war?

DD: Wir haben einen Song fertiggestellt…alle haben wirklich ziemlich viel mit ihren eigenen Dingen zu tun. Vielleicht bekommen wir eines Tages mehr als diesen einen Song hin…

 

Hast du noch Kontakt zu Jack Starr? Weißt du, was er zur Zeit treibt?

DD: Nein.

 

Wenn du das Kingdom of Metal regieren würdest, welche drei Gesetze würdest zu zuerst erlassen?

DD: Ich verstehe deine Frage nicht. In meiner Welt regiere ich es. Außerdem geht es mir um die Freiheit…“Laß keinen Mann Gesetze für mich machen“…

Viele Grüße und alles Gute…danke für eure Unterstützung!

David DeFeis – Virgin Steele, 16.11.2010

 

(Till)

 

www.virgin-steele.com


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