NIGHTBEARER - Defiance
(Testimony Records)
Die dritte HM2-Kreischsäge "Defiance", der Paderborner Todesbrut NIGHTBEARER, bietet postapokalyptische Klangkosmen klassischer schwedischer Prägung, welche sequenziell hart an der Peripherie zum Death 'n' Roll entlang galoppieren. Die Ostwestfalen kreieren melodische, mit Know-how arrangierte Kompositionen, die trotz der harten Gangart auf Zugänglichkeit bedacht sind und häufig ins Epische abdriften. Hinter der düsteren Grundausstattung steckt jedoch zumeist ein dynamisch nach vorne preschender Druck. Das schafft Dramaturgie, Charme und eine soundtechnisch dichte Atmosphäre, die an der elektronischen Werkbank verfeinert und unter anderem mit subtilen choralen Soundlayers aufgepimpt wurde. NIGHTBEARERs traditionsbewusster Göteborg-Elchtod wird dabei von belletristischen Themen aus den Bereichen Fantasy, Grimdark und Horror untermalt. So ließ sich das, 2017 erstmals auf der Charta erschienene NRW-Aggro-Fivepiece, im Falle von "Defiance", von der "His Dark Materials"-Trilogie (auch als "Der Goldene Kompass" - Die Trilogie bekannt), des englischen Autors Sir Philip Pullman inspirieren.
Nach dem kurzen Intro "Dust" ballern uns NIGHTBEARER mit "His Dark Materials" brachiale Blastsalven um die Ohren. Neben ihrer fetzigen Gangart und dem schartigen Riffing, wurde der zweite und eigentliche Einstiegssong, mit einem leicht monumentalen Touch versehen. Einerseits heizt Michael Torkas mächtiges Organ den Zuhörern, mit seinem variabel eingesetzten, dunklem und kräftigem Death Growling mächtig ein, andererseits metaphorisiert es nicht selten, innerhalb derselben Strophe, zu langgezogenen, galligen und häretischen Gesangslinien. Das derbe, zumeist recht schnelle Riffing von Tristan Schubert, sowie die technische Finesse von Dominik Hellmuths (BURDEN OF GRIEF) arschtight angeschlagenen Leadgitarren, sind exzellent durchdacht und wohl dosiert eingesetzt. Wie beim überwiegend rapido gezockten Titeltrack "Defiance", bei "One Church over All" oder bei "Reign Supreme" schwingen sich die Gitarrenläufe der beiden Herren schon mal in astrale Hemisphären, um das Auditorium unmittelbar abzuholen und auf eine immersive Reise in die Weiten des Kosmos mitzunehmen. Die vielschichtigen, alles in Grund und Boden hämmernden Drumworks von Manuel Lüke (ebenfalls BURDEN OF GRIEF) feuern eine dynamische Supernova nach der anderen ab, dessen Sternenstaub Florian Böhmfelds niederfrequent prattelnder Fourstringer ordentlich aufwirbelt. NIGHTBEARER steuern zwischendurch aber auch Oasen der Ruhe an, um nach kurzen Einwürfen wieder voll und ganz durchzustarten. Das sorgt für Abwechslung und Kurzweil innerhalb der einzelnen Kompositionen, sowie der gesamten Songauswahl, die in ihrer Gesamtbetrachtung wie ein Konzeptalbum anmutet.
Andererseits erinnern Bollwerke, wie das mächtige Blastgewitter "Dying Knows No Bounds" oder das dogmatische, gebieterische und mit nuanciertem Hang zum Bombast ausgestattete "Under the Sun of War" in der gesanglich düsteren Variante schon mal an die Anfangszeiten von HYPOCRISY. Lediglich das finstere, mit 09:38 Minuten ein wenig an Überlänge leidende "Ascension", ist mir in seinen ausladenden, instrumentalen Ausführungen etwas zu langatmig geraten. Sicherlich ein stimmig aufgebauter Track, der in jedem Fall für Kurzweil sorgt, meines Erachtens aber gerade im Mittelteil unnötig viel Fahrt rausnimmt. Das soll aber den Gesamteindruck der zehn Tracks, des vielseitigen und rundum gelungenen Düsterwerks "Defiance", welches von Lead Gitarrist Dominik Hellmuth, in seinen Hellmouth Studios zu Warburg aufgenommen, sowie arschtight abgemischt und gemastert wurde, keinesfalls schmälern. Die Paderborner Extrem Metal Connaisseurs haben, innerhalb der 46:07 Minuten die NIGHTBEARER 3.0 offeriert, fantasiegeschwängerte und markante Soundscapes 1 A umgesetzt und zu ihrer eigenständigen Schwedentod-Adaption gefunden. Det här är jävligt hård, melodisk dödsmetall!!!
(Janko)
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Checkt die aktuellen Videos der Melo-SWE-Deather:
His Dark Materials:
Defiance:
Reign Supreme: