Swallow The Sun - Shining
(Century Media)
Oh weh, wer hat SWALLOW THE SUN mit Dan Lancaster zusammengebracht? Oder war die Band selbst für die Kurskorrektur auf „Shining“ verantwortlich? Ja, die Richtung, die die Finnen auch auf ihrem neunten Album einschlagen, kann immer noch als Death Doom bezeichnet werden. Doch gerade in Sachen Produktion, vor allem die des Gesangs, weichen SWALLOW THE SUN stark von der Genrenorm ab und öffnen ihr Klarbild ganz klar einem größeren Publikum. Das wird bereits im bereits im Vorfeld ausgekoppelten Opener „Innocence Was Long Forgotten“ deutlich und setzt sich später in Tracks wie „MelacHoly“ oder „November Dust“ fort. Mikko Kotamäkis klare Gesangsstimme wirkt durch Vibrato-Effekte und teilweise auch Autotune überproduziert. Gerade im Vergleich zu seinen tollen Growls und Kreischvocals ist dies haarsträubend. Es scheint, als hätten SWALLOW THE SUN versucht, ihre gesanglichen Schwächen anzugehen, aber stattdessen neue Probleme geschaffen. Über den künstlichen Schlagzeugsound haben wir da noch nicht einmal gesprochen.
Gleichzeitig lässt sich festhalten, dass „Shining“ kein komplettes Desaster ist. Zum einen ist die Durchschnittslänge der einzelnen Songs deutlich reduziert. Dies führt dazu, dass die Finnen Ideen nicht, wie in der Vergangenheit zu oft, wiederholen. Sie fokussieren sich auf eine Melodie, eine Struktur und ziehen diese stringent durch. Gute Beispiele dafür sind „Under The Moon & Sun“ und „Velvet Chains“. Zudem ist es SWALLOW THE SUN gelungen, durch das gesamte Album eine melancholische, getragene Atmosphäre zu weben, die alle Lieder miteinander verbindet.
Auf der anderen Seite hat die Band jedoch so an Härte eingebüßt. Echte Death-Metal-Ausbrüche sind auf diesem Album seltener denn je, was das Werk zwar einheitlicher, aber auch weniger dynamisch macht. Wie bereits erwähnt, fühlt sich das Album dadurch zusammenhängender an, aber gleichzeitig berauben sich SWALLOW THE SUN der Energie und der Spannungen, die ihre früheren Alben so stark gemacht haben.
Was bleibt am Ende? Einige Fans wird die Band mit diesem Album sicherlich vergraulen. Das Gesamtwerk wirkt durch die überproduzierten Elemente und die polierte Komposition alles in allem zu glatt. Es fehlt an den sympathischen Ecken und Kanten, die die Band mit „Hope“ oder „New Moon“ so populär hat werden lassen. Zu sehr nähern sich die Finnen hier einer Band wie Katatonia an, die diese Art von Musik seit Jahrzehnten in Perfektion spielen. Trotzdem sind die Entscheidungen, die die Band (mit ihrem Produzenten?) getroffen hat, mutig. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser riskante Schritt für sie auszahlt.
(Manuel)