Attic - Return of the Witchfinder
(Van Records)
Satte sieben Jahre ist „Sanctimonious“ schon alt, es wurde also Zeit, dass die Gelsenkirchener mal nachlegen. Jetzt warten die Okkult-Metaller also endlich mit einer neuen Platte auf. Wie schon beim Vorgänger handelt es sich auch hier um ein Konzeptalbum, aber wo „Sanctimonious“ Intrigen, Verschwörungen und Scheinheiligkeit hinter Klostermauern thematisierte, stehen bei „Return of the Witchfinder“ Hexen im Mittelpunkt, und wie Attic es auch diesmal wieder hinbekommen, den Hörer in das düstere Geschehen hineinzuziehen, ist schon eine Klasse für sich. Der Gesang von Meister Cagliostro, der teils in einem einzigen Satz zwischen düsterer Beschwörung, theatralischer Getragenheit und seinem markanten travestiehaften Falsett changiert, entwickelt auch auf diesem Album eine Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann. Wo andere sich dem Thema aus der Außensicht und häufig plakativ annähern, erleben wir hier Hexenversammlungen, Dämonenbeschwörungen und Opferriten aus der Innensicht der Akteure, und das ist gleichermaßen faszinierend wie verstörend. Wer den pseudo-dokumentarischen Film „Hexen“ von Benjamin Christensen aus dem Jahr 1922 gesehen hat, weiß was ich meine, und tatsächlich könnte man das Album als musikalische Variante dieses Films verstehen. Im Hinblick auf die Musik bleiben sich Attic treu: Wir werden mit atmosphärisch dichtem, abwechslungsreichem und immer eingängigem Heavy Metal beglückt, der seine Wurzeln bei Bands wie Maiden, Priest, Running Wild und natürlich Mercyful Fate offen ausstellt, aber trotzdem etwas ganz eigenes ist und der sich außerdem entwickelt, denn lupenreinen, blastbeatigen Blackmetal wie bei „Hailstorm and Tempest“ zum Beispiel hat man von Attic bislang selten gehört. Es stimmt also ziemlich alles auf Album Nummer drei. Allerdings, und das sage ich aufgrund meiner echten Bewunderung für diese Band nicht gerne: In Sachen Songmaterial, Kompaktheit und Stringenz bleibt „Return of the Witchfinder“ etwas hinter dem Hitalbum „Sanctimonious“ zurück, und in der zweiten Hälfte hat man zum ersten Mal überhaupt das Gefühl, dass ein wenig die Ideen ausgehen. Trotz dieser leichten Flaute aber bleibt „Witchfinder“ ein intensives, gänsehautträchtiges und bisweilen bretthartes Album mit einer Reihe unfassbar starker Momente.
(Torsten)