Dool-The shape of fluidity
(Prophecy)
Ryanne geht nicht übermäßig verschwenderisch damit um, aber so drei, vier Übergesangslinien haut sie auf jedem Dool-Album raus. Das aktuelle macht da keine Ausnahme, ist aber insgesamt einen winzigen Hauch weniger grandios ausgefallen als die beiden Vorgänger.
Bevor jetzt die Mundwinkel auf Tauchstation gehen, „The shape of fluidity“ (im Kontext von Ryannes Geschlechter-Thematik ein anbetungswürdiger Titel, wenn ihr mich fragt) wird wohl jedem Dool-Fan gefallen. Auch ich habe nicht besonders viel zu meckern, aber dass es überhaupt etwas zu bekritteln an einem Album der Holländer gibt, ist nun mal ein Novum. Minimal Punktabzug gibt es aus meiner höchst subjektiven Sicht (!) beim Gesang, der mitunter irgendwie belegter und weniger croonig klingt als zuvor und an ganz wenigen Stellen auch beim Songwriting. Dies betrifft vor allem „Evil in you“, das mit einem lupenreinen Tribulation-Riff startet und in einen Sisters-artigen Refrain mündet – das können Dool sicher viel, viel besser, was sie auf diesem Drittling auch mehrfach in aller Deutlichkeit beweisen.
Sei es beim wundervollen, kraftvoll subtilen Opener „Venus in flames“, beim unerwartet aufwendig rythmisierten „Self dissect“ und ganz besonders beim Titeltrack, dessen Chorus-Hook mich komplett am Haken hat und mich in diese trotzig-fanatische „ich will dieses verdammte Lied live hören“-Stimmung versetzt. Wenn sie bei der Gelegenheit dann noch das drückende, einmal mehr treffsicher intonierte „Hermagorgon“ und das schleichend vom Hörer Besitz ergreifende “ House of a thousand dreams“ (Raven in einem schummrig-schönen Duett mit Kim Larsen von Of the wand and the moon) spielen, dürfte einem tranceartigen Glückszustand nichts mehr im Wege stehen. Fantastische Band, nahezu fantastische Scheibe.
(Chris)