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Lordi – LordiversityLordi – Lordiversity

(AFM Records)

 

Auf dem 2016er Album „Monsterophonic (Theaterror vs. Demonarchy)“ haben Lordi ein Split-Konzept gewagt. Die erste Hälfte der Scheibe hat typische Lordi Songs im Heavy Rock / Metal Segment bedient. Die Songs der zweiten Albumhälfte haben sich durch unterschiedliche Stilarten ausgezeichnet und sind der Idee gefolgt, wie ein möglicher Lordi Backkatalog aussehen bzw. klingen würde, wenn die Band bereits früher existiert hätte und wenn man aus dem stilistischen Soundkorsett ausbrechen würde.

Eben diese Idee haben die finnischen Monsterrocker mit dem 7 Alben umfassenden Gesamtwerk „Lordiversity“ aufgegriffen und in Realität umgesetzt. Lordi haben die Zeit der Corona-Pandemie und die damit verbundenen Konzertpausen genutzt und haben einen kreativen Overkill abgeliefert. Von den wohl ursprünglich 10 geplanten fiktiven Backkatalog Scheiben haben Lordi für 7 grünes Licht bekommen und nehmen die Fans auf „Lordiversity“ auf eine stilistisch spannende musikalische Zeitreise…!

 

Album #1 – Skelectric Dinosaur:

Als Kiss-Fan erster Stunde und Ex-Präsident der finnischen Kiss-Army liegt es auf der Hand, dass Mr. Lordi in seinem fiktiven Back-Katalog stilistisch die frühe Kiss Phase aufgreift und im Lordi Stil interpretiert. Deutlich zu hören, dass er sich dabei stark an den Gene Simmons Songs orientiert, denn jeder der Songs auf „Skelectric Dinosaur“ hat eben diesen düstereren und härteren Gene Einschlag. Nachdem ich mich Anfangs mit der Scheibe bisschen schwer getan hab, ist sie mittlerweile weit oben dabei.

 

Album #2 – Superfly Trap:

Mit „Superfly Trap“ geht die spannende musikalische Reise in die zweite Runde. Jetzt orientieren sich Lordi stark am 70´s Diso Sound und dabei ganz speziell an dem ihrer schwedischen Nachbarn von ABBA. Allerdings sind auch musikalische Nähen zu den Bee Gees oder Boney M auszumachen. Bevor einige Metaller und Rocker jetzt skeptisch die Augen verdrehen, die 70´s Disco Phase war trotz nicht wenigen musikalischen Verbrechen eine kreative Phase und hat viele Ohrwürmer und musikalische Klassiker hervorgebracht, die immer wieder gerne metallisch aufgegriffen und interpretiert wurden. YouTube ist voll davon. Eben diesen speziellen Disco Sound greifen Lordi auf „Superfly Trap“ auf und nehmen uns auf die Disco Pop meets Hard Rock Reise. Ein Trip der von Anfang an Spaß macht und nicht langweilig wird.

 

Album #3 – The Masterbeast from the Moon:

Auf dem dritten Album der interessanten musikalischen Reise gehts etwas ruhiger und progressiver zu. Keyboards und stellenweise an Horror Filme erinnernde Arrangements aber auch eine progressive Ausrichtung kommen dabei auf den Hörer zu. Irgendwie fällt mir dabei am meisten eine Orientierung an King Diamond aber auch Rush oder Pink Floyd in den Sinn. Nun ist das nicht meine liebste musikalische Spielart und Baustelle, weswegen Album Nummer 3 auf dem „Lordiversity“ Trip nicht ganz meinen Geschmack trifft und sich schnell ans untere Ende im fiktiven Backkatalog einreiht.

 

Album #4 – Abusement Park:

„Abusement Park“ ist vom ersten Durchgang an mein „Lordiversity“ Favorit. Die Scheibe zündet sofort und hat mit dem Opener eine waschechte traditionelle Speed Metal Nummer am Start, wie man sie von Lordi so auch noch nicht gehört hat. „Abusement Park“ ist die wohl Lordi typischste Scheibe auf „Lordiversity“ und hätte auch eine ganz reguläre Lordi Veröffentlichung sein können ohne in dem hier präsentierten Konzept veröffentlicht werden zu müssen.. Hier dominiert Heavy Metal klassischer 80´s Prägung und ist eine absolute Verbeugung vor Bands wie Twisted Sister, W.A.S.P. oder Accept.

 

Album #5 – Humanimals:

„Humanimal“ steht in 80´s AOR Tradition und orientiert sich stilistisch an Bands wie bspw. den Scorpions, Bon Jovi, Survivor oder auch Journey. Ein Keyboard und Synthesizer lastiges Werk, dass in der Blütezeit dieser musikalischen Spielart ohne Umschweife auf Radio- und Mainstreamtauglichkeit zugeschnitten gewesen wäre. „Humanimals“ ist absolut gefällig und nimmt auf dem musikalischen Variantentrip nicht den untersten Rang ein.

 

Album #6 – Abracadaver:

Mit „Abracadaver“ gehts musikalisch in die 90´s. Im Vergleich zum vorherigen Album wird ordentlich an Punch zugelegt und man rast mit Power und ordentlich Punch in Thrash Metal Gefilde der Marke Pantera. Es ist also eher moderner Thrash Metal und nicht der 80´s Old School Thrash Metal wie in bspw. Die Big Four oder auch die Teutonic Big Four eine Decade zuvor etabliert und geprägt haben. Auch wenn der klassische Thrash Metal Lordi unheimlich gut gestanden hätte, finde ich die Orientierung und Hommage der finnischen Monsterrocker auf „Abracadaver“ an den Pantera geprägten Thrash Metal absolut gerechtfertigt. Schließlich haben sie in einer - durch Grunge beeinflussten - raumgreifend deprimierenden Phase für den Rock, die Metalfahne hochgehalten und mit Power wehen lassen.

 

Album #7 – Spooky Sextravaganza Spectacular:

Auf letztem „Lordiversity“ Streich „Spooky Sextravaganza Spectacular“ geht es am härtesten zu. Maschinell, Industriallastig und stellenweise NDH. Mal Rammstein, , mal Pain, mal weniger hart aber düster atmosphärisch wie Sisters of Mercy. Insgesamt also sehr kühl, präzise, düster, hart und laut. In der Form hat man Lordi so auch noch nicht gehört. „Spooky Sextravaganza Spectacular“ ist ein gelungener härterer Abschluss eines sehr variantenreichen musikalischen Trips.

 

Lordi liefern mit „Lordiversity“ eine starke kreative Leistung ab und erweitern ihren Backkatalog auf einen Schlag um 7 (!) neue Scheiben. „Lordiversity“ ist ein mehr als anspruchsvolles Projekt und ein ganz dickes Brett, dass Lordi gebohrt haben. Wo andere Bands sich für jeden Soundschnipsel feiern lassen und die Fans über Monate und teilweise Jahre mit kurzen Riff-Appetizern anfüttern, hauen die finnischen Monsterrocker und musikalischen Ex-Grand Prix Gewinner ohne großes Aufsehen auf einen Schlag 7 Alben raus. Hammer Sache und so noch nie da gewesen, jedenfalls ist es mir nicht bekannt!

Bei beinahe 80 Songs ist sicherlich nicht jeder ein Volltreffer, genau so wird auch nicht jeder stilistische Ausbruch Jedermanns/Frau Ding sein und manch einer wird mit der Lordi Vollbedienung auch erst mal das Gefühl eines Overkills haben. Befasst man sich aber mit jedem Album für sich und nimmt sich Zeit für diese Kreativ enorme Leistung, sollten nicht nur Lordi Fans auf „Lordiversity“ auf ihre Kosten kommen. Ohne jetzt ein Ranking der „einzelnen „Lordiversity“ Alben abzugeben, sollen doch die mit den Scheiben eins, zwei, vier und sechs meine persönlichen Favoriten genannt werden.

Absolut postiv hervorzuheben ist es, dass Lordi - bei aller stilistischen Variation – bei Ihrem Trip auf einen Ausbruch in unsägliche aber leider populäre Grunge Gefilde verzichten. Bisschen schade, dass es kein Punk, Black, Death oder traditionelles Thrash Metal Album auf „Lordiversity“ geschafft hat. Das wäre im ganz eigenen Soundgewand der finnischen Monsterrocker sicherlich interessant geworden. Aber was nicht ist, kann ja noch werden und auch so haben Lordi mit „Lordiversity“ ein wirklich beachtliches Projekt beendet und definitiv stark abgeliefert. Value for Money!

 

(Zvonko)

 

https://www.lordi.fi/

 

 

 


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