Dark Fortress –Venereal dawn
(Century Media)
Mit “Eidolon” waren die Landshuter auf dem Zenith, mit “Ylem” haben sie nach Höherem gegriffen und sich dabei zumindest teilweise verhoben. Zu episch, zu anspruchsvoll, zu heterogen schien das Songmaterial, das nur noch selten schneidende Gitarren und prasselnde Drums zuließ. Mit „Venereal dawn“ gehen sie diesen Pfad nun sogar noch weiter – weg von den alten Stärken hin zu einer vielfältigen, freigeistigen Ausdrucksform. Entstanden ist dabei ein Album, das bei aller Klasse sehr kühl und kalkuliert wirkt. Ja, selbst die wenigen Blasts klingen nicht nach artikuliertem Hass und unbändiger Energie sondern nach sorgsam eingesetztem Stilmittel.
Aber wenn dabei so vorzügliche Stücke wie das melodisch-aggressive und mit einem überraschenden Thrashpart angereicherte „Odem“, das überwiegend black’n’rollige „Betrayal and vengeance“, das durch schnelle Passagen und elysische Chöre geprägte Titelstück, das harsche, mit subtilen Leads spielende „I am the jigsaw of a mad god“ oder das kurze orientalisch gefärbte durch Moreans unnachahmlichem Gesang extrem gewinnenden „The deep“ herauskommen, soll es mir recht sein.
Nicht so recht ist mir „On fevers wings“ mit dem „Venereal dawn“ zu lange, zu unspektakulär ausklingt und auch die zwischenzeitlichen Opeth-Anwandlungen (überdeutlich in „Lloigor“) hätte es für meine Begriffe nicht gebraucht. Aber auch in Anbetracht dieser Schwachpunkte ist es beeindruckend wie souverän Dark Fortess die ganze Klaviatur finsterer Klangerzeugung ausreizen und dann ist ja da noch dieser Morean, der mit seinen furchterregend perfekt ausgeführten Vocals, alles aber wirklich alles veredelt. Und dabei so unterschiedlichen Koryphäen nahekommt wie Pete Steele, Jaz Coleman (im eingängigen wie eindringlichen „Luciform“) und Mayhems tieftraunendem Attila.
(Chris)