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The Iron ClawThe Iron Claw

(Leonine)

 

Das Sportatorium in Dallas, Texas ist (bzw. war) so etwas wie die heilige Halle für das Professional Wrestling. Unzählige Events der WCCW (World Class Championship Wrestling) und unzählige Helden der Ära – von Ric Flair über Bruiser Brody bis hin zu den Fabulous Freebirds und selbstverständlich der Von Erich Family hat hier jeder Wrestling Star seiner Zeit Halt gemacht und die Wrestling Boots geschnürt. Und gerade letztgenannte - die Von Erich Family – ist im Sportatorium der ganz große Star.

Familienpatriarch und Ex-Wrestler Jack Barton Adkisson – besser bekannt unter seinem Wrestling Gimmick Fritz Von Erich – ist Chef der WCCW. Er hat zu seiner aktiven Zeit als Heel unter seinem Klischee Nazi Gimmick nicht nur unzählige Gegner mit der Iron Claw besiegt, sondern hat mit eben dieser auch seine Söhne – die mehr oder weniger freiwillig in die Fußstapfen Ihres Vaters treten wollen – im Griff. Gott, Wrestling, Disziplin und Familie – auf eben diese Grundsätze kann sich das Schaffen und die Erziehung des Familienoberhaupts runterbrechen.

Kevin Von Erich - mit bürgerlichem Namen Kevin Ross Adkisson (Zac „Baywatch“ Efron) ist der zweitälteste Spross der Familie (der erstgeborene ist im Alter von 6 Jahren bei einem Unfall gestorben) und große Hoffnung des Vaters. Eine Knieverletzung bremst ihn kurz vorm Karrierehöhepunkt aus. Das einzige noch lebende Mitglied der Adkisson / Von Erich Family.

David von Erich – bürgerlich David Allen Adkisson, übernimmt die Rolle seines älteren Bruders und steigt rasant auf. Wrestling, Alkohol und Drogen werden stetiger Wegbegleiter. Auf einer Japan-Tour verstirbt er (Offiziell aufgrund einer verschleppten Gastroenteritis).

Kerry Von Erich – bürgerlich Kerry Gene Adkisson (Jeremy „Shameless“ Allen White) ist wohl der größte Star der Familie. Eine erfolgreiche Olympiaqualifikation zu den Olympischen Spielen 1980 in Moskau wirft ihn wegen des US Boykotts der Spiele kurzzeitig aus der Bahn. Im Folgenden gelingt ihm, was seinen beiden Brüdern verwehrt wurde. Er holt den NWA World Heavy Weight Title und wird später als Texas Tornado in der größten Wrestlingpromotion WWF Intercontinental Champion. Trotz - von Fans wie Wrestlern – unbemerkten, Teilamputierten Fußes (Folge eines Motorradunfalls) bleibt er erfolgreicher Wrestler. Drogen, Schmerzmittel und der Wrestlinglifestyle hinterlassen auch beim Modern Day Warrior seine Spuren. Nicht nur die Ehe zerbricht, sondern auch Kerry selbst. Suizid durch Revolver auf elterlichen Ranch.

Mike Von Erich – bürgerlich Michael Brent Adkisson möchte lieber hinter der Kamera im Wrestlingbusiness agieren oder aber seiner großen Liebe, der Musik nachgehen. Der unsportlichste der Familie Von Erich / Adkisson gibt dem Druck seines Vaters nach. Nach einer Schulterverletzung fällt er in ein toxisches Schocksyndrom und erholt sich gesundheitlich nie wieder. Suizid durch Medikamenten und Alkoholüberdosis.

Chris Von Erich - bürgerlich Christopher Barton Adkisson. Dieser wäre gerne in die Fußstapfen seiner älteren Brüder getreten, war jedoch aufgrund schlechter körperlicher Voraussetzungen nicht dazu in der Lage. Suizid durch Kopfschuss

 

Eben diese Charaktere (bis auf den letztgenannten) stehen im Mittelpunkt des hervorragenden Biopics und Sportdramas „The Iron Claw“ von Regisseur Sean Durkin. Herausgekommen ist ein beeindruckendes, fesselndes und tragisches Drama und die filmische Umsetzung einer wahren Geschichte. Sowohl Fehler in der Timeline als auch die Änderung von Ereignissen in der Timeline aus wahrscheinlich dramaturgischen Gründen, schmälern die Wirkung des Filmes auf den Zuschauer nicht. Würden die Ereignisse nicht auf wahren Begebenheiten beruhen, würde man den Drehbuchautoren maßlose Übertreibung vorwerfen. Wahrscheinlich noch mehr, wenn man bedenkt, dass sie (aus welchen Gründen auch immer – Budget?) nicht nur den letzterwähnten Suizid, sondern auch die Existenz des jüngsten Familienmitglieds komplett außer Acht gelassen haben. Auch die Schauspieler machen Ihre Sache hervorragend. Haben sie sich bspw. nicht nur die Bodys antrainiert, sondern auch einige Moves draufgeschafft und hatten mit Chavo Guerrero Jr. einen super Lehrmeister hinter den Kulissen. Einzig die Hauptrollen Zac Effron und Jeremy Allen White, hätte ich aufgrund der jeweiligen Physis den jeweils anderen Charakter spielen lassen. Schließlich hat der weitaus muskulösere Zac Effron eine größere Ähnlichkeit mit Kerry Von Erich als der kleiner gewachsene und etwas weniger Muskelbepackte Jeremy Allen White. Das hätte auch die physischen Voraussetzungen der Originalvorbilder widergespiegelt.

„The Iron Claw“ ist Sportbiopic, Drama und Tragödie in einem. Der Film entführt den Zuschauer – ob Wrestlingfan oder auch nicht – in die Welt des Squared Circles, der Dropkicks, Suplexes und Bodyslams. Der Film greift - ähnlich wie auch vor einigen Jahren bereist Darren Aronofskys „The Wrestler“ (mit den grandiosen Mickey Rourke (Oscar wäre verdient gewesen) und Marisa Tomei in den Hauptrollen) – ein viel belächeltes Thema auf. Wrestling ist für viele nur Fake. Tatsächlich ist es Live Action Theater, dass zwar Scripted ist allerdings reale Stürze, Stunts und Verletzungen beinhaltet. Die Interaktion mit dem Publikum und das Livefeedback während der Shows ist für den Wrestler ebenso wichtig wie für einen Theaterschauspieler. Neben dem sportlichen Aspekt kommt ein Leben mit oftmals vielen Entbehrungen und einem harten Lifestyle – mit samt der Klischees Sex, Drugs and Rock ´n´Roll – hinzu, an dem einige zu Grunde gehen und sehr viele viel zu früh mit dem Tod bezahlen. Durch den realen Background werden auch nicht Wrestlingfans von „The Iron Claw“ abgeholt und in den Bann gezogen. Aufgrund der erwähnten Timelineänderungen und der Verleumdung eines kompletten Familienmitglieds bekommt er von einem Wrestlingfan wie mir nur eine 8 von 10, bei Nichtwrestlingfans darf „The Iron Claw“ gerne eine noch größere Punktzahl auf der Skala erzielen. „The Iron Claw“ war ein Film auf den ich mich schon seit seiner Ankündigung gefreut habe. Ich wurde nicht enttäuscht.

 

Der Film erscheint am 5.4.24 auf DVD, Bluray und 4K UHD Mediabook mit 32 Seiten Booklet. Als Bonus gibt es zwei Dokus (11:24 Min und 28:09 Min) mit Reportagen, Infos, Interviews, etc. rund um den Streifen und dessen Hintergründe und Macher.

 

(Zvonko)


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