Das Leben des Heiligen Augustinus
(Polyband)
Passend zum Biopic-Trend der vergangenen Jahre bereicherte der Bayerische Rundfunk das Osterprogramm der ARD anno 2009 um ein zweiteiliges Epos über das Leben eines der bedeutendsten christlichen Kirchenlehrer. Trotz jener Bedeutung hat es dieser jedoch bis heute zu keiner nennenswerten Popularität gebracht. Augustinus von Hippo führte allerdings wahrlich ein bewegtes Leben und hinterließ der Nachwelt in der Tat reichlich Thesen und "Bekenntnisse", die noch heute ihren festen Platz im Christentum besitzen. Trotz mangelnder Zugkraft des Titelhelden Stoff genug also für zwei TV-Filme, die den Werdegang des Heiligen vom Jungen aus ärmlichen Verhältnissen, der zunächst zum zynischen Rechtverdreher wird, bis zum Bischof der nordafrikanischen Stadt Hippo, schildern.
Und das tun sie in typischer Fernsehmanier. Ohne große Überraschungen oder opulente Settings biedert man sich durchs 5. Jahrhundert. Im Korsett seiner Möglichkeiten überzeugt der Film jedoch mit einer ansprechenden Ausstattung und setzt durch Franco Neros Mitwirken natürlich einen absoluten Glanzpunkt. Leider spielt die Italo-Legende hier aber nur in den wenigen, den cinematografischen Rahmen bildenden, Szenen in Hippo. Den Löwenanteil der Handlung über muss Alessandro Preziosi als junger Augustinus der Titelrolle Leben einhauchen. Das klappt mehr schlecht als recht, denn wenn man Preziosi auch attestieren darf, den in seiner ersten Lebenshälfte wenig sympathischen Augustinus geradezu perfekt zu verkörpern, will ihm der Sprung zum gutmütigen Gläubigen nicht wirklich gelingen. Erst Franco Nero vereint Güte, Weisheit und Würde auf eine Art, die dem Zuschauer das Potenzial hinter der historischen Figur vor Augen führt. Im Vergleich zum Gros der anderen TV-Movies made in Germany mag "Das Leben des Heiligen Augustinus" die Nase vorn haben, auf DVD jedoch ist die Konkurrenz zu groß, als dass sich die BR-Produktion irgendwie von eben jener abheben könnte. Ob durch die Story, die Darsteller, die Kulissen oder durch Spezialeffekte - gerade über eine Laufzeit von zweimal anderthalb Stunden wird die Spannung anderswo konsequenter oben gehalten.
Ob Polyband das kleine Handicap des Films, dass vermutlich weniger als zwei Prozent all derer, denen der Name Augustinus von Hippo etwas sagt, über einen DVD-Player verfügen, marketingtechnisch korrekt eingeschätzt hat, bleibt abzuwarten. Jedenfalls schicken sie ihren Silberling im FSK-verunstalteten Pappschuber und ohne Wendecover ins Rennen. Das Bild ist nicht wirklich schlecht, die Komprimierung zugunsten einer kostensparenden Einzeldisc-Produktion geht allerdings nicht spurlos am Film vorbei. Der Ton liegt in deutschem und englischem Stereo vor, geht in Ordnung, hat es aber aufgrund der durchschnittlichen Synchro in beiden Sprachen ohnehin nicht gerade leicht. Bonusmaterial sucht man vergebens, womit die Veröffentlichung zwar alles andere als ein Ärgernis darstellt, aber auch weit entfernt von einem Pflichtkauf in den Niederungen bundesdeutscher Fernseh-Zweiteiler herumkrebst.
(mosher)