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Grave Digger, Tyrant Eyes, Speedbottles - Weiher, Live-Music-Hall

GD PlakatGrave Digger, Tyrant Eyes, Speedbottles
30.12.2015 - Weiher, Live-Music-Hall

 

Kurz vor Jahresabschluss luden Herr Boltendahl und seine Mannen zur 35 jährigen Grave Digger Party ein. Im Vorfeld wurden ja alte 80iger Hits unter dem Namen "Exhumation (The Early Years)" neu aufgenommen, was lag also da näher, diese unter einer 80iger Jahre Party auch live zu zelebrieren.
Die ursprünglich als Support vorgesehene Band Motorjesus mussten leider aufgrund einer Fraktur des Gitarristen absagen, somit rutschten Tyrant Eyes eins höher im Billing und als kurzfristigen Ersatz konnten die Idar-Obersteiner Speedbottles gebucht werden, aber dazu später mehr.
Die Live Music Hall (die am Rand des Odenwaldes, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen in Köln) hat sich in den letzten Jahren als feste Anlaufstelle für Live Club Gigs im und um den Odenwald etabliert und wagte mit dem heutigen Event ein Experiment. Das Konzert fand nicht in den eigenen Hallen statt, sondern wurde in die ca. 200m entfernte Sporthalle verlegt. Von der Kapazität her hätte dies zwar auch die Hall wegstecken können, doch so konnte alles entspannter und ohne Gedränge ablaufen. Mir persönlich gefiel dies sehr gut und der Stimmung in der vorderen Hälfte konnte auch eine leere hintere Hälfte nichts anhaben.
Einziges Manko: Nicht jeder kennt sich in der Weltmetropole Weiher aus und weiß Bescheid, dass er zu der als "Hauptstraße 65" ausgeschriebenen Sporthalle ein paar unbeleuchtete Schleichwege von der Hauptstraße weg zu Fuß durch Hinterhöfe marschieren muss. Hier hätte es ein wenig Ausschilderung verkraftet. Aber im Endeffekt dürfte durch fragen oder heimliches hinterher schleichen jeder gefunden haben.
Die Organisation lief perfekt und ohne Reibungen, Zeiten wurden exakt eingehalten, es gab keine langen Staus, eine feine Essensauswahl und mit 3€ für ein 0,4l Bier liegt man angenehm unter dem gängigen Preisniveau. Ob 30 Euro Abendkasse für das Event angebracht waren, muss jeder selbst entscheiden, ebenso wie die leider anscheinend auch gängigen Preise wie 25 Euro für ein T-Shirt.
Aber diese Preise liegen wohl weniger in der Hand des Veranstalters, von daher, klarer Daumen hoch für die Live Music Hall und ein gelungenes Experiment.

 

Pünktlich um 19 Uhr begannen die Speedbottles, was schon fast verwunderte, denn Gitarrist Dave kam ca. 5 Minuten vor Beginn undGD1 kletterte direkt mal von der Halle auf die Bühne. Doch von Unprofessionalität keine Spur, der Fünfer legte direkt volle Kanne los mit einer sehr interessanten Mischung aus Punk, Hardcore, Rock n Roll und einem Schuss Metal. Bestens geeignet also für den Beginn einer Party, auch wenn einem das Liedgut nicht bekannt war. Super punkten konnte die tighte Band mit ihren Gangshouts oder den kurzen shoutartigen wechseln am Gesang, diese saßen 1a und ansonsten gab es auch richtig viel Bewegung und Spielfreude auf der Bühne.
Leider war das anwesende Publikum noch nicht so richtig wach oder die Urgestein Metaller waren sich wieder etwas zu fein, eine nicht reinrassige Genreband abzufeiern. Dies hätte bei Motorjesus, die ja durch bekannte Metal Magazine abgefeiert werden, aber sich vom Stil her sehr ähneln, sicher anders ausgesehen. Da müssen sich die Fünf aus Rheinland Pfalz wohl erst noch etwas beweisen beim eingefleischten Publikum. Das persönliche Fazit lautet allerdings: Super Einstieg, geile Band, super Mischung von Stilen, unbedingt anchecken!

 

Um 20 Uhr dann betraten mit einem Braveheart Intro Tyrant Eyes die Bühne. Was direkt auffiel, der Sound knallte bei weitem nicht so wie beim Opener, was aber nicht an der Lautstärke lag. Die Band, die hier ihr Heimspiel hatte und dementsprechend auch schon eine kleine Fanschar vor die Bühne zog, wirkte einfach etwas ausgebremst. Die Songs hatten durchaus gute Melodien und durch Wechselspiele von härterer Power Metal Gangart zu melodischen, vom Keyboard untermalten Parts, wurde auch genug Abwechslung geboten, aber richtige Live Energie kam irgendwie nicht rüber. Das ganze Konzept der Truppe mag gut produziert auf CD aufgehen, zumindest aber an diesem Abend konnte man Live nur die eingefleischten Fans zufrieden stellen. Das war nicht grottig, aber im Vergleich zu dem fetten Auftritt der Speedbottles ein klarer Rückschritt. Schade.

 

GD2Um 21:30 Uhr wurde es dann Zeit für den Headliner und Grave Digger betraten nach angenehm kurzem Countdown Intro die Bühne. Optisch fielen direkt zwei Sachen auf: Axel Ritt präsentierte zwar seine schwarz/weiß Streifen auf der Gitarre, diese kam aber zunächst mal in der Flying V Form daher. Und Chris selbst hatte zwar seine obligatorischen Fingerlederhandschuhe am Start, war aber am Oberkörper mit einer Old School Kutte eingeschnürt und trug eine ebenfalls schwarz/weiß gestreifte Leggins. Diese passe ihm nach eigener Ansage immer noch, da er in den 30 Jahren nur 10 kg zugenommen habe, wobei man sich fragt, ob der werte her früher ohne diese 10kg überhaupt sicher auf der Bühne stehen konnte.
Wie auch immer, die Band legte direkt mit "Headbanging Man" los und es war klar, dass jetzt die Uralt Sachen im Vordergrund standen. Chris erzählte zwischen den Songs immer mal wieder lustige Anekdoten zu den Zeiten, als die Songs entstanden. Diese waren nett anzuhören, noch lustiger war aber ein Versprecher, als er ein aufgezwungenes geschminktes Bandfoto mit der "Horry Rocker Picture Show oder wie das auch immer heißt" verglich. Souverän hingegen konterte er auf den Zuruf "Babbel nitt, spiel!" mit einem "Wieso? Wir spielen doch sowieso, also lass mich doch zu Ende erzählen". Sympathisch und gut gekontert.
Die Band an sich war sehr gut drauf und Axel zockt nicht nur souverän alte Riffs wie neuere filigrane Sachen, sondern ist auch noch ständig in Bewegung. Die erste Bombenstimmung kam dann mit "Here I Stand" auf, bei der gefühlt 3/4 der Halle die Fäuste reckte GD3und mitsang. Überhaupt war mit dem Headliner die anfängliche Müdigkeit wie weg geblasen und Grave Digger punkteten auf ganzer Linie. Nachdem noch Klassiker wie "We Wanna Rock You" oder die Ballade "Yesterday" (die dem am Vortag verstorbenen Lemmy gewidmet und der mit Sprechchören gehuldigt wurde)gezockt wurden, kam dann verfrüht der "Heavy Metal Breakdown", der normaalerweise immer den Set der Diggers beendet. Hier bedeutete dies allerdings nur das Ende des Retro Sets, denn nach wieder angenehm kurzem Zwischenintro wurden dann auch neuere Perlen wie "Excalibur" oder "The Reaper" ausgepackt.
Und wenn schon der eigentlich letzte Song gespielt war, welcher Song könnte dann besser den Abend nach ca. 90 Minuten beenden als der Überbanger "Rebellion (The Clans Are Marching)"? Da das Fragezeichen nur der grammatikalischen Richtigkeit gesetzt wurde, ergibt sich alles von selbst und die Band ließ ein zufriedenes Publikum in die Nacht hinaus, die je nach Lust und Energie Level noch im der Music Hall zugehörigen Pub zur After Show Party rief.

 

Ein sehr netter Konzertabend, eine schöne, außergewöhnliche musikalische Zeitreise mit einem bunten Programm und einer guten Organisation. In solch einer Konstellation gerne und jederzeit wieder und wie es ein zum Auto gehender Gast formulierte "Die alte Generation stirbt langsam aus, also muss man noch mitnehmen was kommt". Das die Generation bis auf einzelne Ausnahmen ausstirbt, davon war an dem Abend jedenfalls nichts zu merken, aber dem "alles mitnehmen", schließt man sich doch gerne an. In 2016 gerne mehr solcher Events in der Sporthalle mit anschließender Party. Wenn es sich etabliert, braucht auch keiner mehr Wegweiser...

 

(Röbin)

 

http://www.speedbottles.de/band.htm

http://www.tyrant-eyes.de/

http://www.grave-digger-clan.com/

http://www.live-music-hall-weiher.de/


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