Eden
(Ascot Elite)
Die junge und attraktive Hyun Jae findet sich nach einer perfiden Entführung in einem straff durchorganisierten Bordell wieder, in dem zumeist minderjährige Mädchen wie in einem Gefängnis gehalten werden. Zu sexuellen Handlungen und Porno-Drehs gezwungen, arrangiert sich Eden, wie sie mittlerweile nur noch genannt wird, nach und nach mit der Situation und steigt sogar innerhalb der Organisation auf.
Megan Griffiths erzählt mit Eden eine wahre Geschichte von Zwangsprostitution und Menschenhandel. Chong Kim, Amerikanerin koreanischer Abstammung, durchlebte diesen Horror und war auch in beratender Funktion an den Dreharbeiten beteiligt. Dieser Nähe zum Thema ist es vermutlich auch geschuldet, dass Eden den löblichen Versuch startet, ohne ausufernde Gewaltdarstellungen oder überbordende Gefühlsausbrüche zu überzeugen. Unaufgeregt, brillant gespielt und in wunderbaren Bildern gelingt dieses Unterfangen auch bis zu einem gewissen Grad – der ganz große Aha-Effekt bleibt aber leider aus. Für eine nachhaltigere Wirkung fehlen einfach die Schock-Momente, sei es auf physischer oder emotionaler Ebene. Jede Gewalt wird nur angedeutet, echte Sex- oder auch nur Nacktszenen gibt es überhaupt nicht und auch die psychischen Knackpunkte in Hyun Jaes Leben werden weitestgehend übergangen. Der Film startet mit ihrer Entführung, zeigt kurz die Einrichtung, in der sie gefangen gehalten wird und springt sogleich ein Jahr weiter. Jegliche Pein und Qualen, die Eden in der Zwischenzeit erleiden musste, spielen sich nur in den Köpfen des Publikums ab, dem die „neue“ Eden ganz einfach vorgesetzt wird. Warum sie plötzlich mit den Menschenhändlern gemeinsame Sache macht und Mitgefangene verrät, kann man zwar nachvollziehen, die Darstellung dieser Entwicklung vermisst man jedoch ein wenig.
Ein Hauch von Exploitation hätte dem Film gut zu Gesicht gestanden, ohne dass er seine Integrität verloren hätte. So bleibt Eden immer noch ein grandios inszenierter, nachdenklich stimmender Film mit einem wichtigen Thema und einer unglaublichen Hauptdarstellerin, doch bei all diesen Zutaten fehlt am Ende doch die Würze, die einen Film bis weit nach dem Abspann in die Köpfe der Zuschauer festbrennt.
Technisch überzeugt die Blu-ray aus dem Hause Ascot Elite auf ganzer Linie. Bild und Ton sind nahezu fehlerfrei und die Extras können sich mit (leider nicht untertiteltem) Audiokommentar, zwölfminütigem Making of, Trailern und Terre des Femmes-Spot ebenfalls sehen lassen.
(mosher)