Protectors – Auf Leben und Tod (Staffel 1)

(Edel-Motion)

Krimiserien aus Nordeuropa sind ja in letzter Zeit ohnehin schwer im kommen, doch die skandinavische Filmindustrie könnte durch Protectors durchaus nochmal einen gewaltigen Schub erlangen. Voraussetzung ist allerdings, dass genügend Zuschauer den eher schlappen Pilot der dänischen Reihe überstehen und der zweiten Folge eine Chance geben. Denn was die Teile zwei bis fünf abliefern, gehört zum Besten, was das Genre in letzter Zeit hervorgebracht hat.

Im Mittelpunkt der Serie stehen drei junge Personenschützer, die zu einer Spezialeinheit des dänischen Geheimdienstes gehören. Im ersten der fünf 100-Minüter genießen sie eine harte Ausbildung, an deren Ende ein vorgezogener Einsatz aus Personalmangel steht. Funktioniert diese Geschichte als Exposition für den weiteren Verlauf bestens, kann sie als geschlossener Film nicht wirklich überzeugen. Für die Wirkung der Reihe ist es zwar förderlich, dass sehr viel Wert auf die Charakterbeschreibung der drei Protagonisten gelegt wird, betrachtet man Folge 1 jedoch als in sich geschlossenen Film (freilich mit Fortsetzungspotenzial), fällt schnell auf, dass der eigentliche Fall, die Bedrohung des dänischen Verteidigungsministers durch den Vater eines gefallenen Soldaten, viel zu uninspiriert umgesetzt wurde.

Nachdem die Figuren aber einmal etabliert sind, gelingt Protectors eine 180-Grad-Drehung und die folgenden vier Episoden der ersten Staffel liefern Suspense vom Feinsten, die immer mal wieder mit einem Schuss Action garniert wird. Und auch die weitere Charakterbildung kommt keineswegs zu kurz, denn das Privatleben der Figuren spielt auch weiterhin eine wichtige Rolle. Beruflich müssen sich die Bodyguards nacheinander mit einer rassistischen Verschwörung, einer Horde Islamisten, einer Hardcore-Stalkerin und einem Haufen Öko-Terroristen herumschlagen. Zumeist gelingt es den Machern dabei, sowohl die Bösewichte als auch die wechselnden Randfiguren derart interessant zu gestalten, dass man von vier rundum gelungenen Filmen sprechen kann. Handwerklich ist eine klare Linie zu erkennen, die sich trotz wechselnder Regisseure durch alle Teile der Reihe zieht. So kommen die Bilder stets in reduzierten Farben, meist mit Blaustich, daher, was eine kalte, aber auch coole Atmosphäre vermittelt, die durch die genialen Kulissen unterstrichen wird. Dazu kommt immer mal wieder eine Wackel-Kamera aus der Beobachter-Perspektive, die für weitere Spannungs-Akzente sorgt. Auffällig an Protectors ist, dass (mit Abstrichen bei der letzten Folge) die Bösen stets von Beginn an klar erkennbar sind und sich dennoch zahlreiche Fragen und Mysterien um ihre Taten beziehungsweise Vorhaben ranken. Damit erhält sich Protectors einen gewissen Krimi-Anteil, insgesamt entdeckt die Serie allerdings eine völlig neue Nische für sich, die irgendwo zwischen Polizeifilm, Action-Kino und Thriller liegt.

Bild und Ton, der lediglich in deutscher Sprache vorliegt, können überzeugen, das ohnehin karge „Bonusmaterial“ erweist erweist sich auch noch als Mogelpackung, denn der auf der Hülle angepriesene „Special Bonus“, bestehend aus „Figurenprofilen der Protectors“, ist ein schlichtes, vierseitiges (die vierte Seite besteht dabei übrigens aus Werbung) Faltblättchen, das zwar nett gemeint ist, aber nicht zwingend in dieser Form auf dem Cover angekündigt werden muss. Schade eigentlich, denn durch die Tiefe der Geschichten bekommt der Zuschauer durchaus Lust auf ein paar Hintergrundinformationen oder ein paar Interviews mit den Hauptdarstellern. Von dieser kleinen Lücke und den Schwächen der ersten Folge einmal abgesehen, geht Protectors aber als absoluter Pflichtkauf durch.

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(mosher)