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Grey, S. L. - Under Ground

S.L. Grey - Under Ground

(Heyne)

 

- Spannungsarmer Thriller ohne jeglichen Tiefgang -

 

Ein tödliches Grippevirus breitet sich langsam über die ganze Welt aus. AOBA lässt die gewohnte Weltordnung zusammenbrechen. Als das Virus allmählich auch die USA bedroht, werden alle ankommenden und abgehenden Flüge gestrichen. Keiner kommt mehr weg. So ergeht es auch Cait, die als Au-Pair-Mädchen in New Hampshire arbeitet. Sie will über den JFK Airport zurück nach Johannesburg, der Hauptstadt Südafrikas und ihrer Heimat. Doch die Botschaft an den Anzeigetafeln ist unmissverständlich: Alle Flüge bis auf weiteres gecancelt. Also ist die gezwungen vorerst bei der kleinen Sarita und ihrem Dad Tyson zu bleiben. Als diesem die ausweglose Situation am Flughafen bewusst wird, entschließt er sich kurzerhand dazu Cait einfach mitzunehmen. Mit der Vorgabe zu Saritas Großmutter zu fahren, begeben sich die drei auf den Weg. Jedoch ist nicht die Großmutter das Ziel, sondern ein hermetisch abgeschirmter, in die Erde gebauter Silo Bunker mit mehreren Wohnungen, einer Krankenstation, Fitnessraum, Poolbereich, Kühlhaus und Kontrollraum. Es handelt sich um Survival-Luxuswohnungen im sogenannten Sanctum. Im Internet wurden diese Wohnungen extra für solche Fälle und viele weitere Katastrophen angepriesen. Für sogenannte Prepper (von englisch: to be prepared = bereit sein; also jemand der für alle Eventualitäten einer Katastrophe vorbereitet ist oder sein möchte), die das nötige Kleingeld für solch eine Investition haben. Tyson war einer davon. Mehrere Familien, die unterschiedlicher kaum sein könnten, ziehen aufgrund der nahenden Bedrohung durch das Virus in das Sanctum, dass sich im US-Bundesstaat Maine, mitten im nirgendwo befindet. Das Leben außerhalb des Bunkers gerät allmählich aus den Fugen. Plünderungen, Aufstände, Zerstörung sind an der Tagesordnung. Als es kurz nach dem Einzug ins Sanctum zu mehreren Zwischenfällen kommt, gerät das Leben auch innerhalb des Bunkers nunmehr aus den Fugen. Ein Mörder treibt sein Unwesen und jeder einzelne der Protagonisten könnte es sein...

 

"Under Ground" ist ein unkonventioneller und moderner Thriller auf 383 Seiten, der den schnellen Verfall von Moral und Werten innerhalb einer Gemeinschaft behandelt, die abgeschnitten von der Außenwelt in eine Extremsituation gerät. Die Geschichte ist über weite Strecken in der Ich-, sowie der Gegenwartsform geschrieben, was ich persönlich für etwas verunglückt, weil irritierend bis nervig empfinde. Mir ist das Ganze auf der einen Seite zu aufgesetzt, auf der anderen Seite viel zu emotionslos und spannungsarm runtergerasselt. Die Charaktere sind recht gleichförmig beschrieben und bleiben daher den gesamten Plot über recht blass. Die Story kommt nur schleppend in Gang und nimmt sich über weite Strecken doch recht belanglos aus. Lokalkolorit ist beinahe gänzlich Fehlanzeige und Spannung will auch nicht so recht aufkommen. Alles wird sehr vage gehalten und nur angedeutet. Der Spannung verleiht dies jedoch kaum Auftrieb.

 

Die Insassen des Schutzbunkers gehen bei der kleinsten Kleinigkeit sofort an die Decke, trauen einander nicht mehr als fünf Meter Feldweg und gehen sich alsbald gegenseitig an die Gurgel. Dann geschieht etwas Unvorhergesehenes und die Schutzsuchenden können ihrem unterirdischen Bunker und sogleich zum potentiellen Massengrab avancierten Sanctum nicht mehr entfliehen. Sie sind von der Außenwelt abgeschnitten. Durch Unachtsamkeit und Dummheit gehen nach und nach immer mehr Sachen kaputt und es kommt im Laufe der Zeit zu Versorgungsengpässen. Allmählich werden die Insassen krank. Nicht nur körperlich sondern auch geistig. Recht schnell fallen die einzelnen Protagonisten in eine Art Neandertaler Verhalten zurück. Als sich die Vorräte allmählich dem Ende neigen, sind Misstrauen, wie auch Missgunst an der Tagesordnung und die Verzweiflung der Eingeschlossenen wird immer greifbarer.

 

Nach dem relativ langweiligen ersten Drittel nimmt der Plot nur ganz gemächlich Fahrt auf. Das Storyboard wirkt leider arg konstruiert, die Erzählung ist flach und die zahlreichen Charaktere wurden recht dürftig ausstaffiert. Schade eigentlich, denn die Idee ist eigentlich richtig gut und hat ein megamäßiges Potential. Leider vermögen es die beiden, in Südafrika lebenden Bestsellerautoren Sarah Lotz und Louis Greenberg, die sich hinter dem Pseudonym S. L. Grey verbergen nicht, dieses auch nur annähernd umzusetzen. Der Leser muss sich schon gute 300 Seiten gedulden, bis die Geschichte eine gewisse Erwartungshaltung zu erfüllen im Stande ist. Denn dann wird der Plot geradezu hastig und die Geschehnisse beginnen sich regelrecht zu überschlagen. Spannung ist nun geboten, doch die kommt reichlich spät, denn nach 383 Seiten ist der „Spuk“ auch schon wieder vorbei.

 

(Janko)

 

www.sarahlotz.com

www.louisgreenberg.com

 

Link zur Buchseite des Verlags:

https://www.randomhouse.de/Paperback/Under-Ground/S-L-Grey/Heyne/e462895.rhd

  

DEUTSCHE ERSTAUSGABE

Aus dem Englischen von Jan Schönherr

Originaltitel: Under Ground

Originalverlag: Macmillan

Paperback, Klappenbroschur, 384 Seiten, 13,5 x 20,6 cm

ISBN: 978-3-453-43810-1

€ 12,99 [D] | € 13,40 [A] | CHF 17,90* (* empfohlener Verkaufspreis)

Verlag: Heyne

Erschienen: 14.11.2016

 

Trailer zum Buch:

https://www.youtube.com/embed/VcoUW7sk0YQ


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