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Sturm über New Orleans von James Lee BurkeSturm über New Orleans von James Lee Burke

 

Die Erwartungshaltung ist groß, wird bei "Sturm über New Orleans" doch generell von Meisterwerk und "sucht seines gleichen" gesprochen. Viel Hype im Voraus und das zu Recht. Das ist selten, aber doch möglich, wie man anhand der (leider) seit Jahren nicht mehr veröffentlichten James Lee Burke Romane sehen kann. Der Autor beschreibt eine gefühlskalte, verwahrloste Welt, die erbarmungslos ihre Opfer frisst, restlos zerkaut und den rotgefärbten Speichel achtlos in irgendeine Ecke rotzt. Recht flüssig zu lesender Stoff, eine lebendige, bildreiche, zugleich kompromisslose Erzählweise und viele schräge Charaktere. Das sind in erster Linie die Hauptattribute, die „Sturm über New Orleans“ ausmachen. Der „Dave Robicheaux Thriller“, der 2015 im Pendragon Verlag erschienen ist, verspricht Kopfkino pur. Leider kommt es gerade zu Anfang und auch in der Mitte des Buches immer wieder zu abgehackten Szenenwechseln, die durchaus in der Lage sind, Verwirrung unter der potentiellen Leserschaft zu stiften, deren Lesefluss hin und wieder ein wenig zu hemmen und an mancher Stelle gar anstrengend zu werden. Die Story an sich ist kurz nach der Katastrophe im Jahre 2005, als Wirbelsturm Katrina unter anderem über New Orleans und große Flächen Louisianas hinweggefegt ist und dort riesige Flächen überflutete, angelegt. Plünderungen, Mord und Totschlag sind an der Tagesordnung. Sogar Teile der Ordnungsmacht sind daran beteiligt. Mitten hinein platzen vier junge Schwarze, die nach einem Raubzug angeschossen und teils tödlich, teils schwer verletzt werden. Wen Sie da ausgeraubt haben und wer da auf sie geschossen hat, darum entspinnt sich eine äußerst facettenreiche, vielschichtige und von Spannung getragene Geschichte. Man hat das Gefühl vor Ort zu sein, die Hitze zu spüren und den Gestank zu riechen. Das hat so etwas Endgültiges, Trostloses. Aber wie sollte es auch in einer solchen Situation anders sein. Dabei hat James Lee Burke allerdings auch immer ein fettes Pfund Humor oder besser gesagt Sarkasmus in der Hinterhand, welchen er mit Bedacht und an den Richtigen Stellen ausstreut. Besonders gut gefallen hat mir dieser Auszug aus einem Dialog zwischen Purcel und einem Mafia Kleinganoven:

„Hey, Purcel, dein Cabrio sieht aus, als ob es Herpes hat, sagte der andere Mann.“

„Yeah, ich weiß. Ich hab deiner Schwester gesagt, sie soll sich nicht draufsetzen. Aber was will man machen?“…

Die Geschichte jedenfalls wird in ihrem Verlauf immer interessanter in Szene gesetzt und nimmt im letzten Drittel noch mal so richtig Fahrt auf. Dave Robicheaux und seine etwas unkonventionellen Ermittlungsmethoden lassen selbigen menschlich und nachvollziehbar erscheinen. Tolle Story. Eigentlich alles richtig gemacht Herr Burke!

 

(Janko)

 


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