Party.San Open Air 2019
Party.San Open Air
08.08. – 10.08.2019
Flugplatz Obermehler, Schlotheim
Das Party.San feierte in diesem Jahr seinen 25. Geburtstag und bot entgegen der üblichen Gepflogenheiten zu diesem Anlass kein reines who-is-who der (extremen) Metal Szene, sondern setzte mehr denn je auf eine Mischung aus starken Newcomern bzw. Undergroundgrößen und diversen bekannten Schwergewichten.
Donnerstag, 08.08.19
Pünktlich um 13:30 wurde mit Esmiralda das Festival offiziell eröffnet, bevor eine Stunde später SLAEGT dies auch musikalisch taten. Mit schwarz angehauchtem Heavy Metal kann man auf dem Party.San ja nur wenig falsch machen und so wurden die Dänen dann auch, trotz sehr bescheidenem Sound, schon gut abgefeiert. Über die Ankündigung von RUNEMAGICK hatte ich mich im Vorfeld schon sehr gefreut, hatte aber auch schon Bedenken, dass der Death / Doom der Schweden in der Thüringer Mittagssonne vermutlich nicht sooo geil werden wird. Die enorm statische Performance der Musiker tat ihr übriges und machte den Auftritt trotz guter Songauswahl zu einer, im wahrsten Sinne des Wortes, sehr zähen Geschichte. Bei SKYFORGER sah das dann schon wieder anders aus. Da ich mit den Letten wenig vertraut bin, mach ich es kurz und schmerlos: Die Band und ihre Fans feierten eine ordentliche Pagan Party, bei der alle Beteiligten eine Menge Spaß haben zu schienen.Inzwischen war auch die Zeltbühne eröffnet und dort rumpelten die Spanier von BALMOG zur Eröffnung. Die boten Black Metal im Stile von Watain, was mich nicht unbedingt fesselte und somit kehrte ich zurück vor die Hauptbühne, wo gleich INCANTATION an der Reihe waren. Szene Veteran John McEntee und seine Mannschaft fackelten dann auch nicht lange rum und mähten mit ihrem diabolischen Death Metal dann auch einfach mal das Publikum um. Das abschließende (sehr gute) Hell Awaits Cover tat sein Übriges um sämtliche Anwesenden komplett ausrasten zu lassen und beendet einen grandiosen Auftritt. Im Zelt ging es dann auch rabiat mit DEVANGELIC weiter. Die Italiener boten Brutal Death Metal, der zwar nicht immer originell, dafür aber völlig erbarmungslos aus den Boxen ballerte, was die Anwesenden auch mit entsprechenden Reaktionen honorierten. Tiefgehendere berichte zu SOILWORK und TAPHOS (auf der Zeltbühne) fielen dann leider der Nahrungsaufnahme zum Opfer, konnten aber von dem aus der Ferne gesehenen/gehörten beide gute Reaktionen bei ihrem Publikum erzielen. Rückblickend hätte ich die Zeit zum Essen besser bei CRAFT genutzt, denn der Black Metal der vermummten Schweden ließ mich völlig kalt. Keine Ahnung warum die Band so gehyped wird und so weit oben im Billing steht, aber das an diesem Tag gebotene war leider nix. Mit extremen Metal aus Brasilien liegt man selten falsch und so ballern auch die Herrschaften von NERVOCHAOS im Zelt aus vollen Rohren. Die Band hatte sichtlich großen Spaß, was natürlich auch auf das Publikum überging und das Zelt ordentlich wackeln ließ. Auf der Hauptbühne ging es dann mit der Geisterbahn von BELPHEGOR weiter. Man mag von den Österreichern halten was man will, musikalisch liefern Hellmuth und seine Mannschaft stets gnadenlos ab. Und so gab es natürlich auch an diesem Tag eine absolut beeindruckende Show mit viel Feuer, Blut und Teufel. Den Abschluss im Zelt lieferten dann BEHEADED. Die Malteser sind auch schon ein paar Jährchen dabei und lieferten ebenfalls eine erbarmungslose Death Metal Show ab, die von allen Anwesenden hart abgefeiert wurde. Dank der späten Geburt habe ich die Initialzündung der Hellhammer Demos nicht miterlebt, bin mir deren Wirkung auf die Szene natürlich bewusst. Trotzdem habe ich von Auftritt von TRIUMPH OF DEATH nicht allzu viel erwartet und wurde umso mehr überrascht, was für ein Brett Tom Warrior, äh, Fischer hier ablieferten. Das war wirklich allererste Sahne und Songs wie „Maniac“, „Decapitator“ oder „Messiah“ wurden von allen Anwesenden höllisch abgefeiert. Genial! Nach diesem Abriss und dem letzten, extrem langweiligen Auftritt an gleicher Stelle im Hinterkopf, hatte ich nur wenig Erwartungen an HYPOCRISY. Aber was soll ich sagen? Die Schweden hatten augenscheinlich richtig Bock und packten eine Mörder Setlist aus, mit der sie den (zahlreichen) Anwesenden einfach den Kopf abrissen! Der Herr der Augenringe Tägtgren und seine Jungs hauten einen Hit nach dem anderen raus und dürften nur wenig offene Wünsche gelassen haben. Mit dem abschließenden Duo „The Final Chapter“ und „Roswell 47“ ging dann der erste Tag zu Ende und legte die Messlatte für die folgenden Tage enorm hoch.
Freitag, 09.08.19
Der Freitag wird auf dem Party.San traditionell mit Goregrind eingeläutet und so war es auch dieses Jahr. GUTALAX baten zum Tanz und es wurde beinah so voll wie bei Hypocrisy gestern. Dass das (Scheiße-)Konzept der Band dermaßen viele Leute anspricht ist wie immer sehr befremdlich, aber was soll’s? Die Tschechen und ihre Fans gingen dermaßen steil, dass man sich selbst als Außenstehender dabei ertappte mit dem Kopf zu nicken. Und das nicht nur aus Anerkennung. Als nächstes waren DEFEATED SANITY an der Reihe Warum das deutsch / amerikanische Quartett im Mikrokosmos der Brutal Death Metal zu den absoluten Platzhirschen gehört bewiesen sie auch recht schnell in Schlotheim. Die Jungs ballerten den Anwesenden unglaublich tight ein gnadenloses Set (inkl. Deeds of Flesh Cover am Ende) um die Ohren, dass man sich wähnte von einem Bus überfahren worden zu sein. Im Zelt wäre ein solcher Auftritt ein absolutes Massaker geworden. Etwas weniger brutal, aber nicht weniger stark war im Anschluss die Show von THE CROWN. Nach einigen etwas ziellosen Jahren meldeten sich die Schweden ja bereits 2018 mit dem saustarken „Cobra Speed Venom“ zurück, welche natürlich auch heute zum Zuge kam. Dazu gab es natürlich jede Menge Hits, welche ja dank des umfangreichen Backkatalogs reichlich vorhanden sind. Völliges Kontrastprogramm lieferten im Anschluss SOLSTICE. Der epische Doom Metal der Briten mag auf Platte ja großartig sein, an diesem Tag konnte er aber nur sehr wenige Leute vor der Bühne fesseln. Nach diesem kurzen Intermezzo wurde zum Glück wieder die Keule ausgepackt. MIDNIGHT waren an der Reihe die Bühne zu rocken und das taten sie auch! Die Kapuzenmänner rotzten eine grandiose Setlist raus und das Infield rastete bierselig dazu aus. Alles richtig gemacht. KRISIUN live sind immer so eine Sache. Wirklich schlecht sind sie eigentlich nie, richtig geil aber nur selten. Hier hatten sie zum Glück einen absoluten Sahnetag erwischt! Die drei Brüder machten keine Gefangenen und feuerten aus allen Rohren, was die anwesende Bangerschar dankbar annahm.
Thrash Metal 2019 ist für mich leider eine etwas lahme Sache geworden. In neun von zehn Fällen ist er mir einfach nicht aggressiv und schnell genug. Mit letzterem Manko haben TRAITOR auf der Zeltbühne zumindest kein Problem. Vor einem ziemlich beachtlichen Publikum legten die Jungs aus Balingen einen wirklich starken Auftritt hin, der nur wenig bis gar nichts zu wünschen ließ. Ohne großes Tam-Tam legten auch NEKROVAULT im Zelt los. Die Band aus Memmingen hämmerte ihren leicht schwarzen Death Metal mit einem gnadenlos heftigen Sound auf das Publikum ein, welches die Band ebenso heftig abfeierte. NIGHT DEMON durften das Party.San bereits vor eine paar Jahren eröffnen und schon damals war die Publikumsresonanz enorm hoch. Daher ist es also kaum verwunderlich, dass die Band auch heute wieder ziemlich abgefeiert wurde und für zahlreiche fliegende Haare und verschüttete Biere sorgte. Wohl kaum eine deutsche Underground Band ist so tourfreudig wie STILLBIRTH, und das merkte man natürlich auch auf der (Zelt-)Bühne. Der Sechser aus NRW kam, wie üblich, nur in Badeshorts gekleidet auf die Bretter und riss ganz einfach mal so das Zelt ab! Zum Jubiläum des Festivals ein Slipknot Cover zu spielen, stieß zwar bei manchem auf enormes Unverständnis, wurde von der Zielgruppe aber natürlich trotzdem abgefeiert und beschloss einen wirklich starken Auftritt. Bei MGLA wurde es vor der Hauptbühne dann auch wieder richtig voll und die anwesenden erlebten eine wirklich geile Show. Black Metal von Kapuzen,ännern ist eigentlich nicht wirklich meine Baustelle, aber was die Polen hier ablieferten war schon ganz großes schwarzes Kino. Im Zelt machten sich dann die Urgesteine von THANATOS ans Werk und erteilten dem zahlreich anwesenden Publikum eine Lehrstunde in Sachen holländischen Death Metal. Auf Platte konnte mich die Band irgendwie nie so wirklich abholen, der Auftritt hier war aber wirklich klasse und evtl. sollte ich mich ja doch noch mal mit der Band beschäftigen… Nachdem im Vorfeld durchsickerte, dass DEICIDE ihren Auftritt beim Brutal Assault am Tag zuvor abgesagt hatten, wurden schon Wetten abgeschlossen ob die Amis heute überhaupt in Schlotheim antreten würden. Aber sie waren da. Ob Glen Benton gut drauf war oder nicht, ließ sich aufgrund seiner sehr kurzen und einsilbigen Ansagen nur schwer beurteilen, er und seine Mannschaft lieferten aber einen schweinegeilen Auftritt ab, der mit Hits nur so gespickt war. Hut ab! Headliner des Freitags waren TESTAMENT und wer die Bay Area Veteranen in den letzten Jahren mal live erlebt hat, weiß nun folgte. Mit einem ultrabrutalem Sound und enorm viel Spielfreude zerlegten Chuck Billy & Co. das Infield und untermauerten erneut ihren Staus als Thrash Kings. Hit reihte sich an Hit und wurde frenetisch von den Headbangern abgefeiert. So wie hier abgeliefert wurde, können die Big 4 Rentner allesamt einpacken. „The Formation Of Damnation“ machte dann den Deckel drauf und beschloss den zweiten Tag mehr als eindrucksvoll.
Samstag, 10.10.19
Den dritten letzten Tag läuteten VULVODYNIA ein. Die Südafrikaner lieferten Slamming Deathcore und machten dabei ziemlich Alarm. Keiner der Musiker stand auch nur eine Sekunde still und auch das Publikum kam so langsam in Wallung. Völligen Kontrast gab es im Anschluss mit SVARTIDAUDI Die Isländer spielten landestypischen Black Metal, welcher aber eher unaufgeregt vorgetragen wurde. Letzten Endes kein sonderlich herausragender Auftritt, ganz im Gegensatz zu JUNGLE ROT im Anschluss. Leck mich am Arsch, was haben die Amis hier ein Fass aufgemacht! Der leicht groovende Old School Death Metal der Amis war scheinbar genau das richtige für die Uhrzeit, denn es waren nicht gerade wenige Headbanger gekommen um auszurasten. Nach so einem Abriss auf die Bühne auf die Bühne zu kommen ist natürlich eine sehr undankbare Aufgabe und die SUICIDAL ANGELS konnten mich da im Anschluss auch nicht wirklich überzeugen. Der Thrash Metal der Griechen kam zwar mit viel Energie und Herzblut daher und wurde auch wohlwollend vom Publikum aufgenommen, so richtig geil war es aber halt nicht. Richtig richtig geil wurde es danach aber bei VOMITORY! Ohne großes Theater kamen die vier Schweden auf die Bühne, zählten ein und verpassten dann 40 Minuten lang sämtlichen Anwesenden eine neue Frisur. War das ein Massaker und es bleibt zu hoffen, dass sich die Jungs vielleicht doch noch mal zusammenraufen und ein neues Album machen… Das anschließende Gejammer von SATAN sah ich mir nur aus der Ferne an, konnte mich aber auch überhaupt nicht animieren wieder nach vorne zu gehen. Interessanter war es dann schon im Zelt, wo DAMNATION DEFACED an der Reihe waren. Auf CD laufen mir die Burschen irgendwie nicht so gut rein, live war das aber schon eine runde Sache und wusste zu überzeugen. Den letzten Aufritt von IMMOLATION an gleicher Stelle habe ich nur in sehr schlechter Erinnerung, gab es damals nämlich leider nur Gesang und ein paar Toms zu hören. Dieses Mal klappte es zum Glück aber auch mit den Gitarren und so lieferten die New Yorker Szene Urgesteine ein erneut beeindruckende Show ab. Devise „Zusammen anfangen, zusammen aufhören“. Weiter ging es dann mit DESTRUCTION. Selbige habe ich jetzt schon wirklich lange nicht mehr gesehen, von daher war es mal wieder eine ganz nette Angelegenheit. Das anbiedernde Geschwätz von Frontmann Doro, äh, Schmier geht mir zwar immer noch auf den Keks, Knaller wie „Curse the Gods“ oder „The Butcher Strikes Back“ konnten mich dann aber doch wieder milde stimmen. Weiter ging es dann mit UNDERGANG. Seit wann genau die Dänen so angesagt sind hab ich wohl nicht mitbekommen, aber das Zelt platzte fast aus allen Nähten. Wer noch reingepasst hat, sah eine enorm geile Old School Death Metal Show. Auf der Hauptbühne spielten anschließend NAGLFAR eine ihrer (inzwischen leider) seltenen Shows. Schade, dass der Sound nicht so geil war, denn die Schweden hatten eine wirklich starke Setlist zusammengestellt. Letzten Endes war es aber auch egal, denn die Band wurde frenetisch abgefeiert. Abgedreht wurde es dann im Zelt bei MALOKARPATAN. Die Band kann es sich auf die Fahne schreiben von Darkthrone Kauz Fenriz empfohlen zu werden, aber auch unabhängig davon wissen die Slowaken mit ihrer eigenwilligen Mixtur aus Heavy Metal, Black Metal und Punk durchaus zu gefallen. An LEGION OF THE DAMNED kam man ja früher nicht vorbei und auch wenn ich die ersten beiden Alben wirklich geil fand, konnte mich die Band mit ihrem Sound irgendwann einfach nicht mehr abholen. Live war es aber durchaus mal wieder eine coole Sache die Holländer zu erleben, denn Frotgaul Maurice und seine Mannschaft spielten natürlich eine energiegeladene Show, bei der es eigentlich nicht viel zu meckern gab. DEATHRITE durfte ich dieses Jahr bereits schon in Heidelberg bewundern und dort konnten sie mich eigentlich nicht so wirklich überzeugen. Als Headliner der Zeltbühne war es zwar schon besser, so richtig überspringen wollte der Funke aber hier nicht. Scheinbar aber nur bei mir, denn das Zelt war vollgepackt und feierte das dargebotene enorm ab. SOLSTAFIR sind auch gerngesehene Gäste auf dem Party.San und auch dieses Mal beamten die Isländer sämtliche Anwesenden mit ihrem Soundteppich in andere Sphären. Den größten Zuspruch gab es erwartungsgemäß beim Bandhit „Fjara“ zu verbuchen. Den Abschluss des 25. Party.Sans geben BLOODBATH. Und hier bekommt man noch einmal einen komischen Kontrast geboten. Während die schwedischen Musiker ihren HM2 Death Metal wild headbangend zelebrieren, wirkt Sänger Nick Holmes in seinem Anzug eher wie ein britischer Butler der gleich Tee serviert. Ich werde einfach nicht verstehen, warum man sich ausgerechnet Holmes als Nachfolger von Akerfeldt und Tägtgren auserkoren hat, denn stimmlich kann der Paradise Lost Frontmann denn beiden zu keiner Sekunde das Wasser reichen, was natürlich besonders bei älteren Songs wie „Cancer oft he Soul“ oder dem geilen „Eaten“ besonders schmerzlich auffällt. Alles in allem also ein durchwachsener Auftritt (für mich), der aber natürlich trotzdem seine Anhänger findet.
Fazit: Das Party.San Open Air 2019 war mal wieder ein absoluter Erfolg und konnte vollends überzeugen. Die Stimmung war absolut super und nahezu jede einzelne Band wurde vom Publikum mit positiven Reaktionen bedacht. Die Infrastruktur ist sowieso über jeden Zweifel erhaben und ich komme immer wieder gerne nach Schlotheim. Mit Dismember und Infernäl Mäjesty hat man übrigens schon 2 absolute Kracher für 2020 bestätigt.
(Dän & Kai)
Fotos mit freundlicher Genehmigung von hell-is-open.de