Party.San Open Air 2012
Party.San Open Air 2012
09.08. – 11.08.2012, Flugplatz Schlotheim
Donnerstag, 09.08.2012
Etwas früher als in den letzten Jahren startete das PSOA 2012 dann mit den Griechen von Dead Congregation. Diese legten dann mit ihrem an Incantation erinnernden Death Metal gleich gut los und der ordentlich gefüllte Platz vor der Bühne kam in Bewegung. Generell gingen mir Band und Musik gut rein, allerdings gab es kaum Bewegung und noch weniger Interaktion mit dem Publikum, was zu kleinen Abzügen in der B Note führt. Im Anschluss folgten In Solitude. Der okkult angehauchte Heavy Metal der Schweden gefällt mir auf Platte eigentlich ganz gut, bei Sonnenlicht und auf der großen Bühne verpuffte das ganze aber irgendwie und konnte ,trotz guter Performance seitens der Band, nicht so recht für Stimmung sorgen. (Dän)
Die erste Band für mich waren Necros Christos. Ich hab schon von vielen Kollegen gehört dass sie live nicht die Präsenz an den Tag legen, die auf Platte erscheint und muss das leider unterschreiben. Die Kostüme und die Show war sicherlich außer der Reihe und damit sehr nett, aber etwas lahm und nicht abschließend mitreißend. Natürlich geht doomlastige Musik nie so rund, wie die erste Krisiun-Tour, aber hier habe ich mich zu schnell gelangweilt. (Olaf)
Die darauf folgenden Nifelheim wurden im Anschluss dann abgefeiert wie heimgekehrte Söhne! Der Black- / Speed Metal der Kult Schweden um “Langhaarglatze“ Per Gustavsson kam auch Uhrzeitmäßig genau richtig, da der Großteil der anwesenden Besucher alkoholtechnisch auf einem sehr ordentlichen Level war. Sehr geile Show die vor allem auch Hunger auf ein neues Album machte. Vallenfyre durfte ich dieses Jahr schon einmal auf dem Bolt Fest bewundern, wo sie zwar solide waren aber auch etwas statisch wirkten (war wohl der erste Auftritt?). Inzwischen hatte die Band um Paradise Lost Gitarrist Greg Mackintosh (der hier als Sänger fungiert) aber scheinbar etwas öfter auf der Bühne gestanden und legte eine solide Death Metal Show ohne großen Schnick-Schnack hin. Solstafir sind ja auch keine Unbekannten auf der Party.San Bühne und von daher kam es zu einem etwas größeren Publikumswechsel nach Vallenfyre. Musikalisch sind die Isländer natürlich über jeden Zweifel erhaben, mein Fall sind die überlangen Viking- / Progressive- / Post- / Wasauchimmer Metal Songs aber nicht und somit finde ich mich erst wieder zu Sodom vor der Bühne ein. Da diese Band mein Einstieg in die Metalwelt war, freue ich mich natürlich immer wenn ich sie sehen darf. An diesem Abend konnten mich Angelripper & Co. allerdings leider nicht überzeugen! Das lag zum einen an der völlig ausgelutschten Setlist, zum anderen aber auch am unnötigen Rockstargehabe von Tom, der sich nach jedem Song unnötig lang abfeiern lässt. Zudem sind Aussagen wie „Endlich mal wieder ein echtes Metalpublikum mit Kutten und langen Haaren!“ von einem Mann der auf seinem Solo Album „Auf nach Wacken!“ singt und sich auch für sonst keine Peinlichkeit im Zusammenhang mit diesem Festival zu schade ist, einfach nur unglaubwürdig und ekelhaft anbiedernd. Was aber nicht jeder so sieht… (Dän)
Sodoms Spielzeit fand ich mit knapp 45 Minuten durchaus sehr knapp. Schade, denn ich habe das schon anders erlebt und kann auch nach 90 Minuten immer noch „ausgebombt“ mitgrölen. Never the less, die Jungs hatten Bock, eine runde Playlist im Gepäck und gaben von Minute eins Vollgas. Phantastisch. Die einzig bessere Sodomshow habe ich im Rodgau bei einem Bikertreff erlebt. Bolt Thrower versetzten mir für den ersten Tag den Todesstoß. Alle großen Hits im Gepäck und ein perfekter Sound. Das Auditorium (zu diesem Zeitpunkt bereits das Auditorium Maximum Delirium) flippte völlig aus. Es ist wirklich immer wieder eine große Freude und fast schon ein Privileg, diese Band zu genießen. Ein Kompliment an die Veranstalter: Das ging krass rund und war eine gute Wahl. (Olaf)
Freitag, 10.08.2012
Eine ganz coole Combo möchte ich noch erwähnen, und zwar Malignant Tumor. Sehr witziger crust/thrash/heavy Stuff der live phantastisch funktioniert und uns allen die Gelegenheit gab, einfach gemütlich bei Hörnerwhiskey und fünf Bier aufzuwachen... (Olaf)
Auf Malignant Tumor folgte einer der seltenen Europa Auftritte von Assaulter. Zu denen gibt es eigentlich eine ganz einfache Rechnung zu bringen: Australien + Deströyer 666 Umfeld = 1A Black- / Thrash Metal. Ich weiß nicht woran es liegt, aber die Australier haben es einfach raus diesen Stil zu spielen und so legen auch diese Burschen hier eine ordentlich Show auf die Bühne, welche aber bei aller musikalischer Qualität in Sachen Stage Acting aber durchaus noch Luft nach oben hat. Iron Lamb konnten im Anschluss dann gar nicht punkten, denn zu einer ordentlichen Punk’n’Roll Show gehören neben guter Songs (teilweise vorhanden) vor allem ne geile Show. Beides konnten die Schweden nur bedingt liefern und somit konnte man sich dann umso mehr auf Gospel of the Horns freuen! Hier greift dieselbe Rechnung wie schon bei Assaulter, nur noch einen Tacken besser. Das Publikum freute sich ebenfalls und somit dürfte der Auftritt aus Bandsicht ein voller Erfolg gewesen sein. Als Erfolg konnte auch der Auftritt von Entrails gewertet werden. Die sind ja mit ihrem schwedischen Old School Death Metal in aller Munde und zerlegten mit entsprechendem Sound die Party.San Bühne und dürften dabei auch so manches Genick in Mitleidenschaft gezogen haben. Auch General Surgery haben ja bereits PSOA Erfahrung sammeln dürfen und machten dann direkt da weiter wo Entrails aufgehört haben. Mit blutbeschmierter OP Kluft enterten die Schweden die Bühne und ballerten den Anwesenden Headbangern ihren Mix aus schwedischer alter Schule und englischem Pathologen Grind um die Ohren. Da man das mit ordentlicher Geschwindigkeit tat, konnte man sogar noch mal auf die Bühne zurückkehren und mit einer geilen Coverversion Carnage’s „The Day Man Lost“ endgültig den Sarg schließen. Black Metal bei tageslicht ist ja immer so eine Sache und auch Dark Fortress profitierten an diesem Tag nicht von der gelben Pest. Mit dem Überknaller „Osiris“ startete man zwar grandios in das Set, im Anschluss verpuffte der atmosphärische Black Metal der Bayern aber doch sehr im Rund. Schade eigentlich… Viel Zeit zum bedauern blieb aber nicht, denn Immolation kündigten sich an! Da die Band in unseren Breitengeraden ja nicht gerade überpräsent ist wurde es dann auch zum ersten Mal am Freitag richtig voll vor der Bühne. Und das auch vollkommen zu Recht, denn das Death Metal Urgestein aus New York war richtig gut drauf und zerstörte an diesem August Samstag wirklich alles und jeden! Hier saß jeder Schlag und jedes Break und Frontgaul Ross Dolan hatte die Meute von der ersten bis zur letzten Sekunde voll im Griff. Absolute Hammer Show! Ghost Brigade spielte ebenfalls vor gar nicht langer Zeit schon einmal auf dem Party.San, da allerdings noch mittags. Inzwischen hat man es rätselhafter weise ins Abendprogramm geschafft, was angesichts der Publikumsflut aber wohl legitim zu sein schien. Da ich mit dem Material der Finnen gar nichts anfangen kann, kann ich hier nicht mehr schreiben als das die Finnen eine ordentliche Show boten, die von den Anwesenden ordentlich abgefeiert wurde. Mit den anschließenden Nile kann ich da schon mehr anfangen und wurde auch nicht enttäuscht. Genau wie bei Immolation sitzt auch hier alles da wo es sitzen soll und die anwesenden Headbanger bauen sich beim Versuch im Takt zu bangen ne Wendeltreppe in den Hals. Im Vorfeld wurde ja viel spekuliert (und gelästert) ob eine „kommerzielle“ Band wie Immortal überhaupt noch auf das PSOA passt, aber schon mit den ersten Tönen von „Withstand The Fall Of Time“ waren sich (fast) alle einig: das passt! Man mag zu Immortal stehen wie man will, live sind die Norweger aber eine absolute Bank und machen auch in Schlotheim keine Gefangenen! Der Schwerpunkt des Songmaterials liegt natürlich inzwischen bei „At the Heart of Winter“ aufwärts und nicht nur ich hätte mir auch etwas mehr altes Material gewünscht, trotz alle dem lieferten Abbath & Co. eine solide Show ab, bei der es richtig voll war und den Party.San Machern somit vollkommen Recht zu diesem Booking gegeben haben dürfte.
Tentstage
Die ehrenvolle Aufgabe die neue Underground Tenstage zu eröffnen fiel der Thüringer Black Metal Band Vivus Humare zu. Da Black Metal nun mal nicht wirklich mein Ding ist, kann ich nicht mehr sagen als das es für eine band dieser Größenordnung eine solide, wenn auch nicht spektakuläre, Show war. Bei den anschließenden Chapel of Disease war es dann ordentlich voll und der derzeit angesagte Old School Death Metal wurde auf und vor der Bühne standesgemäß zelebriert. Das gleiche lässt sich auch über die folgenden December Flower und Obscure Infinity sagen, die mit ihrem Melodic Death bzw. Old School Death ordentlich punkten konnten und ihre Fanbasis an diesem Abend vermutlich erheblich vergrößern konnten. Die Veteranen von Tormented machten mit ihrem Schweden Sound die Old School Sause dann perfekt und beendeten äußerst Eindrucksvoll den ersten Tag auf der Zeltbühne.
Samstag, 11.08.2012
Wie schon im letzten Jahr begann der Samstagmorgen mit den Jungs von Cashley. Die Formation fiel mit ihren Country / Rockabilly Coverversionen diverser bekannter Radio- und Genrehits zwar komplett aus dem Programm, wurden aber tierisch abgefeiert und schafften es somit erst nach 2 Stunden und 6 (!) Zugaben von der Bühne. Somit fielen sie auch in die ersten Minuten der Goregrind Hooligans von Rectal Smegma. Diese waren kurzfristig für ihre Kumpels von Rompeprop in das Billing gerutscht, die Krankheitsbedingt absagen mussten. Mit Titeln wie „Creme Bukake“ oder „ Exploring UrAnus“ bewies man allerdings ebenfalls guten Geschmack und so feierten die Band und Publikum eine schöne Goregrind Party mit allem was dazu gehört. Im Anschluss gab es dann ein ordentliches Thrash Paket, welches von den Trash Amigos stilecht in Sombreros und Ponchos geschnürt wurde. War nicht wirklich originell, tat aber auch niemanden weh und war für die Uhrzeit genau das richtige. Cattle Decapitation sind ja auch nicht gerade Dauergäste auf deutschen Bühnen und somit wurde es auch ordentlich voll als die Vegan-Grinder zum Tanz baten. Hier wurde 40 Minuten gehämmert, gefrickelt und geschrien bis der Arzt kommt und hinterließ gleichermaßen fassungslose wie auch glückliche Gesichter. Nocte Obducta kamen im Anschluss zwar ohne Corpsepaint und sonstigen genretypischen Klimbim daher, durch das Tageslicht verfehlten die 8teils überlangen) atmosphärischen Stücke etwas ihre Wirkung. Trotzdem ein solider Auftritt der exhumierten Mainzer. (Dän)
Archgoat war sehr geil. Ansagen unverständlich, Blut, Corpsepaint und Patronengürtel bis zum Abwinken, dass muss eben auf dem PartySan auch sein. (Olaf)
Eigentlich standen jetzt Ragnarok auf dem Zettel, da diese aber noch nicht eingetroffen waren enterten die Thrasher von Warbringer die Bühne. Diese legten dann auch direkt los wie die Feuerwehr und brachten die Meute mit Songs wie „Shattered Like Glass“ oder „Combat Shock“ schnell zum kochen. Großen Anteil daran hatte auch Frontmann John Kevill, der trotz seiner jungen Jahre schon eine absolute Rampensau ist. Da Ragnarok immer noch nicht erschienen waren, kamen nun Toxic Holocaust zum Zug. Auch wenn ich die Band wirklich mag, habe ich trotzdem noch nie wirklich verstanden warum ausgerechnet sie eine solche Ausnahmestellung in der Szene hat. Somit war es vor der Bühne voll wie bei einem Headliner und das Publikum ging von der ersten Sekunde komplett steil, während die Jungs um Frontmann Joel Grind (der an diesem Tag Geburtstag hatte) auf der Bühne ein Best Of Feuerwerk abbrannte. Wirklich beeindruckender Auftritt! Inzwischen hatten sich auch Ragnarok endlich eingefunden und konnten somit auch endlich auftreten. Geboten bekam das Publikum eine typische Black Metal Show, die von den anwesenden Fans zwar gut abgefeiert wurde, mich an dieser Stelle aber völlig kalt ließ. Alles andere als kalt ließen mich im Anschluss Incantation. Das Szene Urgestein um Death Metal Veteran John McEntee walzte mit dem brutalsten Sound des gesamten Festivals alles platt und bot neben diversen eigenen Krachern mit einer Mortician und einer Funerus Coverversion weitere Einblicke in das Schaffen von McEntee. Mein persönliches Festival Highlight. Nach so viel vertonter Boshaftigkeit wirkten die folgenden Insomnium für mich eher wie ein laues Lüftchen, und somit konnte mich der Melodic Death Metal der Finnen, bei aller vorhandener Klasse, an diesem Abend nicht wirklich umhauen. Tankard gingen mir im Anschluss dann schon wieder besser rein. Die Frankfurter Thrasher sind einfach eine perfekte Party Band und nutzen ihre knappe Stunde Spielzeit dann auch perfekt um das anwesende Publikum mit alten und neuen Krachern in beste Feierlaune zu versetzen. (Dän)
Hauptevent des Tages standen Naglfar auf der Liste. Die Naglfar-Crew hat einfach erkannt, welche Songs Live am besten knallen. Diese dann gespielt ist man dem perfekten Gig ziemlich nahe gekommen.
Als letzte Band spielten dann, statt Deicide, Behemoth. Ich war sehr gespannt, wie Nergal nach langer und schwerer Krankheit seine Leistung erbringen kann. Er war besser als ich ihn in Erinnerung hatte. Die Vocals waren noch eine Nuance tiefer als früher. Mich hat jedoch die Tatsache genervt, dass ständig Intro-Songs kamen. (Olaf)
Tentstage
Der Samstag auf der Underground Stage wurde von den Old School Deathern Revel In Flesh eingeläutet. Auf Platte haben mich die Jungs noch nicht so ganz überzeugen können, live gefielen sie mir aber um einiges besser und boten einen starken Auftritt. Die Nordhausener Zero Degree erinnerten optisch zwar eher an die furchtbaren Sonic Syndicate, boten aber Melodic Death Metal mit 3 Gitarren und lieferten eine gute, wenn auch nicht überragende, Show ab. Ebenfalls Melodic Death gab es im Anschluss von Kali Yuga. Vor einem beachtlichen Publikum rockten die Burschen aus Gera das Zelt und hinterließen eine mehr als ordentliche Visitenkarte. Das Venenum im Underground keine unbekannten mehr sind, zeigte dann ebenfalls der Publikumsandrang. Die Live Qualitäten der Band, in der sich auch Ex-Excoriate Musiker tummeln, hat sich scheinbar herumgesprochen und somit konnte die Band die Wände eines gut gefülltes Zelts mit ihrem Death Metal zum wackeln bringen und wurde dem letzten Slot auf der Underground Bühne mehr als gerecht. (Dän)
Fazit Dän: Das Party.San Open Air bleibt für mich auch weiterhin das Maß der Dinge wenn es um Extrem Metal Open Airs in Deutschland geht. Kein Festival sonst schafft es so gekonnt den Spagat zwischen „Mainstream“ und Underground zu schlagen und dabei aus allen Sparten des extremen Metal etwas zu bieten. Das Konzept mit der Underground Bühne darf ebenfalls als voller Erfolg angesehen werden, auch wenn ich mir persönlich hier etwas mehr Abwechslung gewünscht hätte. Natürlich ist es löblich das die PSOA Macher die Bands selber auswählen und ohne bescheurtes Voting auskommen, allerdings könnte man hier in Zukunft auch etwas mehr über den eigenen Tellerrand schauen und nicht nur vorrangig auf die eigene Vorliebe für Old School Death Metal setzen.
Fazit Olaf: Ich liebe die neue Anlage. Eine bessere Festival-Area geht einfach nicht. Verschlammen unmöglich! Ich habe dem Standpunkt meines Vorredners zu den Bands nicht hinzu zufügen. Natürlich hat jeder seinen persönlichen Geschmack – ich würde mir mehr finstern Black Metal wünschen. Dennoch sind viele Kinderkrankheiten abschließend überwunden (z.B. die NSBM-Fxxxer und der verxxxxte Schlamm) und man spürt die Professionalität noch ein wenig mehr. Das POA ist einfach das Maß der Dinge, nicht an Größe sondern an Qualität! Weiter so.
Fotos: www.hell-is-open.de