Threshold, Enochian Theory, Cryptex (Aschaffenburg 2013)
Threshold, Enochian Theory, Cryptex
13.3.13 - Aschaffenburg, Colossaal
19.00 Einlaß, 19.30 Beginn? Der Prog begann zu preußischer Uhrzeit, Threshold mögen offenbar keine mitternächtlichen Auftritte. Die Kombination aus langem Arbeitstag und winterlicher Witterung verhinderte somit ein pünktliches Erscheinen, von der ersten Vorband Cryptex bekam ich noch die letzten 30 Sekunden mit. Dem Applaus nach zu urteilen hatten sie aber wohl eine hörenswerte Leistung abgeliefert, ein andermal…
Enochian Theory
Das Konzert begann für mich also mit Enochian Theory, welche mir bislang unbekannt waren. Das Trio von der britischen Insel bemühte sich nach Leibeskräften, das Publikum auf seine Seite zu ziehen; der verspielte, eigenwillige Progressive Rock mit Metalschlagseite bot da nicht viele Greifpunkte, aber die Meute im gut gefüllten Colossaal nahm die vertrackten Figuren gut an. Zwar war der Drummer äußerst bestrebt, wirklich keinen Takt mit einem simplen Takt zu füllen, er spielte die Songs regelrecht zu, daß es mir dann doch zuviel wurde, aber musikalisch konnten Enochian Theory durchaus überzeugen. Schade nur daß die Technik ihnen heute ordentlich den Gig versalzte. Erst funktionierte der Baßamp lediglich nach dem Lustprinzip, der Mann an den tiefen Saiten war mehr mit Schadensbegrenzung als mit Spielen beschäftigt. Dann fiel auch noch das Gesangsmikro andauernd aus. Enochian Theory machten eine zunehmend sauertöpfische Miene zum bösen Spiel, zockten den Gig aber durch und wurden mit durchaus verdientem Applaus belohnt.
Threshold
Einfacher hatten es dann die Headliner, hier herrschte klangliche Perfektion und uneingeschränkte Begeisterung des Publikums. Kann man verstehen, denn Threshold sind eine Ausnahmeband und haben mit dem neuen Album „March of progress“ ein fantastisches Werk vorgelegt. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wäre es heute komplett gespielt worden, aber natürlich sollte die alles andere als schwache Threshold-Historie nicht vernachlässigt werden. Der Fünfer an den Instrumenten versah kompetent, gutgelaunt aber überwiegend zurückhaltend seinen Dienst, einige wenige Posen mußten fürs Auge reichen. Umso agiler zeigte sich hingegen Damian Wilson, der nun endlich wieder fest im Threshold-Sattel sitzt und wie der verlorene Sohn schlechthin begrüßt wurde. An den Wurzelbert-Look muß ich mich noch gewöhnen, aber stimmlich war es beängstigend perfekt, was der Mann ablieferte. Da war kein halbes Dutzend Töne zu hören, bei denen er danebenlag. Und die Freude, endlich wieder als fester Threshold-Sänger auf Tour zu sein, in der Band, in die er nunmal gehört, war ihm mehr als anzumerken. Ganz große Klasse. Neben einigen neuen Geniestreichen („Don’t look down“, „Staring at the sun“, „Ashes“, „The Rubicon“) gab es natürlich auch so manchen Klassiker zu hören. Ob „Pilot in the sky of dreams“, „Angels“ „Long way home“, „Hollow“ oder das abschließende „Slipstream“ – die Fans nahmen alles begeistert auf; Threshold haben halt auch das Problem, daß sie einfach zuviele tolle Songs geschrieben haben, um sie alle in einem Konzert unterbringen zu können. Das nennt man dann wohl Jammern auf hohem Niveau. Sehr gut, setzen, bis zum nächsten Mal!
Bericht und Fotos: Till