Unto others - Never, neverland
(Century Media)
„Never, neverland“ klingt als würde man sich damit aus einem Plattenvertrag befreien wollen, aber das meine ich gar nicht negativ. Ich finde das Album teilweise sehr erfrischend, aber Fans könnten sich durchaus schwer damit tun und das Label-Marketing hat wohl schon kollektiv die Rasierklinge am Unterarm angesetzt. 17 Songs, kaum einer über 3 Minuten, manche noch deutlich kürzer, vereinzelte rüde Punk-Passagen, Type O-Vibes, The Police-Drive, 80ies-Hardrock-Flair. Eine Veröffentlichung, die am Reißbrett eines Major-Labels entstanden ist, sieht anders aus.
Nö, hier spielt eine Band worauf sie Bock hat und das wiederum macht auch Bock beim Hören. Das fängt schon mit dem zartgliedrigen Ohrwurm „Butterfly“ an, geht mit der rüpeligen Punk-Thrash-Überraschung „Momma likes the door closed“(Blastbeats wtf???) weiter, setzt sich fort mit den eindringlichen "Suicide today" und endet dann mit dem hypnotischen „When the Kids got caught“. Das Problem dabei: danach kommen noch neun(!) teils nahe am Kitsch und Eighties-Schmu angesiedelte Lieder, die bis auf „I am the light“ kaum noch zu Genuss und Qualität des Albums beitragen.
Irgendwie verheben sich Unto others also doch ein wenig an dem 17 Lieder-XL-Format, wobei dem klar schwächeren letzten Drittel, mit dem berstenden Tiefpunkt „Flatline“ (da scheitern Unto others buchstäblich krachend), ein sehr unterhaltsamer und gelungener Rest gegenübersteht. Eine gute Figur macht dabei übrigens auch Sänger Franco, der wavig distanziert, saucool und gleichzeitig durchaus variabel klingt und dessen Stimme diesmal -Danke Gott, dem Allmächtigen!- nicht überproduziert wurde.
(Chris)