Watain, Deströyer 666, Ortagos (Frankfurt 2010)
Watain, Deströyer 666, Ortagos
5.10.10. - Frankfurt, Nachtleben
Dem Ruf der Finsternis kann sich niemand entziehen: Rappelvoll war es an diesem Dienstagabend im Nachtleben, die schwarzen Horden waren von überallher angereist, um ihren Gebietern zu huldigen, so daß der Club ausverkauft war. Watain konnten sich offenbar mit den Jahren eine amtliche Fangemeinde erspielen, seit sie seinerzeit mit Dissection unterwegs waren. Und zwei andere Bands gab’s ja auch noch, aber zunächst hieß es warten. Die Pforten zu Hölle wurden mit gut einstündiger Verspätung geöffnet, dann konnte man die Treppe hinabstolpern und wurde bereits eine Viertelstunde später von den ersten Riffs begrüßt.
Ortagos
Die mir bislang unbekannten Ortagos hatten somit die Aufgabe, als Soundtrack zum Publikumsverkehr zu dienen, zumindest konnten sie vor einem stetig voller werdenden Nachtleben ihren sehr rohen Black Metal daherballern. Schnörkel oder filigrane Details kennt ihre Musik nicht, Ortagos boten eher die reine Brachialgewalt. Black Metal, wie man ihn sich vorstellt. Auch wie er sein sollte? Nicht ganz, denn etwas arg monoton war es doch und unter den Songs war auch keiner, der irgendwie für Aufsehen gesorgt hätte. Die Franzosen hatten kein fürstliches Mahl mitgebracht sondern eher eine Portion Pommes mit Blut; solide und sättigend aber ohne besondere Anreize. Und auch wenn die Musiker amtlich beschmiert waren und fleißig posten, trotz aller fiesen Ansagen und geschwenkten und in den Staub geworfenen Bibeln war das einfach zu sehr Standard und Durchschnitt.
Deströyer 666
Anders die kultigen Australier, deren Nietenrüstungen gleich mal die ersten fünf Reihen auf einmal zu durchbohren drohten. Der Black/Thrash Metal der Band ist für Livegigs wie gemacht, hier gab es eine echte Metaldröhnung, die sich gewaschen hatte. Keine Gnade dem Feind, immer schwer auf die Mütze und das ohne Unterlaß. Trotzdem keineswegs langweilig, denn Deströyer 666 haben definitiv zu gute Songs, um einen müden Blick auf die Uhr zu provozieren. Der rege Verkehr an der Theke war demzufolge nicht dem Desinteresse des Publikums sondern den mittlerweile beträchtlichen Temperaturen im Nachtleben zu verdanken. Die Band ließ sich aber nicht beirren, bangte sich ordentlich einen ab und lieferte eine Metalshow, die sich gewaschen hatte. An Songs blieb mir nur der Oberhammer „I am the wargod“ in Erinnerung, irgendwie war der Auftritt aber von vorne bis hinten richtig geil. Eine Dreiviertelstunde brauchten Deströyer 666, um die Bühne zu zerlegen, von mir aus hätte es gerne noch ein wenig weitergehen können. Nun denn, irgendwann werden sie sich sicherlich wieder blicken lassen, ich jedenfalls bin wieder dabei.
Watain
Mit bösem Intro und unter lautem Jubel sowie zahllosen gestreckten Pommesgabeln kamen dann die Headliner auf die Bühne. Ich war ja heilfroh, daß die Masche mit den stinkenden, bluttriefenden Klamotten offensichtlich passé ist; der Mief der Dissection-Tour hängt immer noch in der Nase. Fies anzusehen waren die Musiker aber auch so und akustisch wurde Black Metal der gehobenen Klasse präsentiert. Ich hoffe, die Herren von Ortagos haben auf dieser Tour gelernt, daß man extremen Black Metal auch spielen kann, ohne eintönig zu werden und dabei weder Boshaftigkeit noch Härte verliert. Watain sind jedenfalls ein gutes Vorbild, wie sie da die Menge beehrten, u.a. mit „Sworn to the dark“, „On horns impaled“ und dem Bathory-Cover „Sacrifice“. Das pechschwarze Netz, welches sie mit ihrer Musik auswerfen, zog auch heute das komplette Publikum in den Bann und ließ das Nachtleben zum Mittelpunkt der Dunkelheit auf Erden werden. Die Band legte sich schwer ins Zeug und bot eine engagierte, haßerfüllte Show, die leider aufgrund der Enge nicht mit Feuer oder ähnlichen Effekten unterstützt werden konnte. Na macht nichts. Negativer fiel da eher ins Gewicht, daß nach einer Dreiviertelstunde bereits Schicht war, auf das böse Outro folgte keine Zugabe sondern eingeschaltetes Licht und Musik aus der Konserve. Auch wenn Watain eine echte Qualitätsband sind und einen geilen Gig abgeliefert hatten, waren viele Zuschauer zurecht enttäuscht und erbost. Für knapp 20,- € dürfte wohl doch etwas mehr drin sein. Trotzdem wurde der Merchandisestand noch stark umschwärmt, während ich mich vom Acker machte. Ein gelungener Abend dank zwei hochwertiger Auftritte, mehr Spielzeit fürs Geld hätte aber schon sein dürfen.
Bericht & Fotos: Till