DAMNATION DEFACED - Interview zu "The Devourer" vom 20.08.2019 mit Sänger Philipp Bischoff, Drummer Lucas Katzmann und Gitarrist Lutz Gudehus
- davon im Rahmen der großen Festivals ein neues Album zu veröffentlichen, Songgerüsten, die meist im Home-Office entstehen, noch mehr Geballer und Keyboard-Passagen, die etwas mehr in den Vordergrund rücken sollten, ohne gleich ein Klimper-Gewitter abzufeuern -
Die deutsche Melodic Death Metal Hoffnung DAMNATION DEFACED aus Celle, Hamburg und Hannover hat kürzlich ihre vierte Schlachtkeule "The Devourer" über das deutsche Label Apostasy Records veröffentlicht, welches von Tomasz Wisniewski, dem Sänger von DAWN OF DISEASE geführt wird. Die DE-Deather, die sich im Jahre 2006 gründeten, bieten auf ihrem neuen Silberling komplexe, technisch hochwertige, aber auch deftige Kost, untermalt mit unaufdringlichen Keyboardsequenzen (vom sechsten „Bandmitglied“ David Hambach) und zeigen sich mit ihrer facettenreichen, passgenauen Symbiose aus Old School und New School Death Metal einmal mehr deutlich gereift. Das Death Grunting von Frontbrüllwürfel Philipp Bischoff, welches vom dogmatischen Ausdruck, sowie vom Timbre her an Francesco Paoli (Sänger von FLESHGOD APOCALYPSE) erinnert, kann sich durchaus mit Szenegrößen messen, was für die gesamte Rhythmussektion gleichermaßen gilt. Der Science-Fiction Death Metal der Niedersachsen ist also definitiv reif, die Weltspitze des Death Metal zu erobern...
TT: Hey Jungs, zuerst einmal herzlichen Glückwunsch zum gelungenen neuen Vollwerk "The Devourer". Ihr habt euch da einmal mehr selbst übertroffen und ein feingeistiges, aber harsches Melodic Death Erlebnis geschaffen, das auf der einen Seite ordentlich Durchschlagskraft besitzt, auf der anderen Seite aber auch die nötige Kurzweil in die zugänglichen Melodiebögen der Refrains einbindet.
Euer neues Album erscheint diesen Freitag. Was kannst du mir zur Entstehungsgeschichte und zur Herangehensweise an den vierten DAMNATION DEFACED Longplayer "The Devourer" sagen?
Philipp: "The Devourer" hat uns einiges abverlangt, weil es in einer sehr kurzen Zeit geschrieben und produziert wurde. Anders gesagt, wir wussten vor einem Jahr schon von den großen Festivals, die wir spielen und haben dann beschlossen, dass es total Sinn macht in diesem Rahmen ein neues Album zu veröffentlichen. Wir haben also das ganze Album innerhalb eines halben Jahres geschrieben und sind im Januar/Februar mit unserem Produzenten Hannes Huke ins Studio (Institut für Wohlklangsforschung) gegangen und haben das Teil eingezimmert. Das Gute an uns ist, das wir unter Druck ausgezeichnet arbeiten können und das Ergebnis spricht ja für sich. Wir sind wirklich sehr sehr zufrieden und den Leuten gefällt es auch. Aber es war kräftezehrend.
TT: Ich denke, ihr dürft hochzufrieden mit dem Ergebnis sein. Habt ihr denn bereits die ersten Resonanzen zum neuen Output einfahren können und wenn ja, wie sind diese ausgefallen? Inwiefern erzählt das Album die Sci-Fi Saga des Vorgängeralbums "Invader From Beyond" weiter?
Philipp: Die Resonanzen sind wirklich sehr gut, egal ob Freunde, Medien oder Live, die neuen Songs funktionieren ausgezeichnet und sind dabei in ihrer Gesamtheit sehr verschieden. Genau "The Devourer" setzt direkt nach "Invader From Beyond" an und führt die Story und unserer Pilotin Daza weiter, die auf dem Vorgänger folgenschwere Entscheidungen getroffen hat.
TT: Worin liegen eurer Meinung nach die bemerkenswertesten Neuerungen und Fortschritte des neuen Hassbatzen "The Devourer" gegenüber dem Vorgänger "Invader From Beyond", der ja auch schon ein echtes Sahnestück war?
Lucas: Ich denke wir haben das, was wir mit "Invader... " angefangen haben konsequent weitergeführt und vor allem weiterentwickelt. Beispielsweise sind die Synthesizer noch mehr Teil der Songs geworden bzw. wurden teilweise gezielt beim Songwriting berücksichtigt. Auch sind wir dem Wunsch der Hörer gerecht geworden und es gibt wieder mehr Geballer auf "The Devourer", wobei das ganz klar intuitiv passiert ist. Wir schreiben ja keine Songs nach Bestellung ;-) Insofern würde ich hier nicht unbedingt von großen Neuerungen sprechen, sondern eher, wie schon erwähnt, von einer konsequenten Weiterentwicklung.
Lutz: Da stimme ich Lucas zu, ich denke alles war nur konsequent von der Entwicklung her gesehen und man versucht sich nicht mehr an den typischen Melodic Death Metal Bands zu messen, sondern möchte sein eigenes Süppchen kochen.
TT: Ihr seid in Celle, Hamburg und Hannover ansässig. Wie läuft das in der Regel bei euch mit den Proben und wie kreiert ihr neue Musikstücke? Die alte Filesharing-Leier oder trefft ihr euch regelmäßig zum jammen? Sooo weit auseinander seid ihr ja jetzt auch nicht.
Philipp: Proben ist wirklich ein Problem bei uns, zumindest in voller Besetzung. Mal eben nach der Arbeit von Hamburg nach Celle gurken macht immer nur bedingt Sinn, weil man gar nicht richtig die Zeit hat mit Aufbau, Quatschen und Spielen. Und am WE ist meistens auch einer so eingespannt, dass es nicht häufig klappt. Songwriting ist entsprechend in der Tat so, dass Lutz alles schreibt, Lucas Drums baut und die Vocals (nicht Lyrics) erst im Studio arrangiert werden, aber natürlich hat man da auch schon eine gute Vorstellung, wie es klingen soll.
Lucas: Um es kurz zu machen: Ja, die alte Filesharing-Leier! Das war schon immer so und hat sich bewährt. Feinheiten kann man natürlich nur gemeinsam ausarbeiten, aber die Songgerüste entstehen meist im Home-Office.
TT: Ihr zockt eine höchst interessante und passgenaue Symbiose aus Old School und New School Death Metal, mit gewichtigem Melodic Anteil, sowie Keyboard-Soundlayers. Dennoch ist eure Musik, gerade außerhalb der Refrains ziemlich deftig geraten. Ist es schwierig, diese derben Passagen mit den eingängigen Melodiebögen der Refrains zu verweben oder kommt das ganz natürlich zustande?
Lucas: Grundsätzlich kommt das ganz natürlich zustande. Allerdings haben wir diesmal bewusst Stellen eingebaut, an denen die Keyboard-Passagen etwas mehr in den Vordergrund rücken sollten. Da lag die Schwierigkeit, sich das Vorzustellen, wie es dann am Ende klingen könnte. Vor allem, wenn dann plötzlich erstmal ein Loch im Song ist. Das war diesmal anders als bei "Invader... ".
Lutz: Ich wollte zumindest etwas brutaler grooven und im Refrain aufgehen, deswegen sind die Kontraste relativ stark ausgefallen aber für mich damit umso besser.
TT: In meinem Review schrieb ich: "Die atmosphärisch aufgepimpte Future Weapon "The Devourer", der Melodic Deather DAMNATION DEFACED, setzt auf Synth-generierte Soundlayers, die aber gerne sphärischer, exaltierter und mutiger ausgerichtet sein dürften." Wie steht ihr zu dem Thema den Sound und im Speziellen das Keyboard an ausgesuchten Stellen noch eine Schippe experimenteller (vielleicht auch spaciger) zu gestalten?
Philipp: Du bist nicht der erste, der das sagt und auch wir haben darüber schon gesprochen, dass man ruhig noch ein bisschen mutiger sein darf; ohne gleich ein Klimper-Gewitter abzufeuern. Also durchaus möglich, dass der Nachfolger in vielen Dingen noch extremer wird ohne dabei die DD Trademarks aus den Augen zu verlieren.
TT: Das deutsche Textgut bei "Tiefenrausch" steht euch richtig gut zu Gesicht. Wie kamt ihr darauf und wird die deutsche Sprache künftig öfter bei DAMNATION DEFACED zum Einsatz kommen? Ich meine als deutsche Band die deutsche Sprache zu nutzen ist ja jetzt auch nicht sooo abwegig...;-)
Philipp: Metal mit deutschen Lyrics ist ja immer so eine Sache und grad im Death Metal kann das immer schnell nach hinten losgehen und albern wirken. Ich hätte auch gedacht, dass der Song mehr polarisiert; aber er mausert sich tatsächlich zu einem Liebling der Leute. Also haben wir mit der Entscheidung nicht falsch gelegen uns auch hier mehr auszuprobieren. Man kann sich in der Muttersprache natürlich viel smarter ausdrücken; als zu versuchen dies im Englischen zu transportieren. Aber wir haben übrigens schon mal auf dem "Infernal Tremor" Album mit "Aeons" einen Song gehabt, der einen Mittelpart auf Deutsch hatte. Ich denke, es wird nicht der letzte Abstecher in die Deutsche Sprache gewesen sein, aber wir werden es auch nicht erzwingen und eine “Quote” von Deutschen Songs auf den kommenden Alben haben.
TT: Ihr habt insgesamt drei Musikvideos (zu "Between Innocence and Omnivores", "Stargazer", sowie zu meinem personal Fave "The Dark Companion") gemeinsam mit David H. Mortensen im Planetarium in Hamburg gedreht. Wie kam es dazu und warum habt ihr ausgerechnet diese Location gewählt? O.k., ein Planetarium drängt sich bei Melodic „Sci-Fi“ Death Metal natürlich geradezu auf. Kann man die Räumlichkeiten denn einfach so mieten?
Philipp: Sagen wir lieber zwei Videos, weil "Stargazer" ja quasi nur ein Audiotrack mit bisschen Bewegung im Hintergrund ist. Ja mit David arbeiten wir schon seit dem letzten Album eng zusammen. Es ist wirklich sehr angenehm mit ihm zu arbeiten, weil wir natürlich ein freundschaftliches Verhältnis haben, aber wir vor allem spüren, dass er sich mit der Band identifiziert und sie auch nach vorne bringen möchte und das ist natürlich Gold wert und man kann ihm nicht dankbar genug sein. Also an dieser Stelle mal bisschen Werbung, wer nen cooles Video braucht und jemand angenehmes und professionelles hinter der Kamera sucht → Haut David Hambach (!!!Link setzen: https://www.facebook.com/roy.mortensen.7!!!) an!
Die Idee mit dem Planetarium hatte ich schon beim letzten Album, aber leider ist daraus nichts geworden, zum Glück im zweiten Anlauf. Ich war als Besucher schon vorher zweimal da und dachte “man, da musst du einfach nen Video drehen”. Mit Sascha und Mirko vom Planetarium haben wir zudem zwei Leute mit im Boot, die riesen Bock auf dieses Projekt haben...und wartet ab, da kommt noch mehr!!!
TT: Wer übernimmt bei einer solchen Sache eigentlich die Kosten? Billig sind die Videodrehs doch sicherlich nicht!?!
Philipp: Bei den Videos tragen wir die Kosten und müssen natürlich auch immer ein bisschen kalkulieren, dass alles in einem finanziellen Rahmen bleibt. Sei sicher, wenn uns einer mal 5.000€ geben würde, dann würde es optisch eskalieren haha.
TT: Ihr seid dieses Jahr pünktlich zum Albumrelease für das Wacken Open Air und die Woche drauf für das Party.San Festival gebucht. Erstmal Glückwunsch dazu und schon mal viel Spaß dabei! Läuft bei euch momentan würde ich sagen…
Philipp: Es zuckt auf jeden Fall und wir bekommen viel Zuspruch, sei es durch die Videos, die Festivals oder von Leuten, die uns auf Spotify, Deezer & Co entdeckt haben. Also ja kann man so sagen und das motiviert ungemein auch immer weiterzumachen, denn die Band nimmt natürlich einen großen Teil in unseren Leben ein.
Lucas: Jetzt nach den Festivals haben wir sehr viel positives Feedback bekommen, gerade auch von Leuten, die uns noch nicht kannten. Das ist natürlich ein sehr positiver Effekt und es spiegelte sich auch im Andrang am Merchandise wider ;-)
TT: Wird es denn auch wieder eine Tour geben oder ist das nicht mehr so leicht mit euren Privatleben zu vereinbaren?
Philipp: An einer Tour sind wir grundsätzlich immer interessiert, wenn es Sinn macht. Wir können nicht wie in der Anfangszeit für Sprit und ne Kiste Bier spielen, da wir nun mehr Fixkosten haben, die getragen werden müssen. Grundsätzlich ist die Band aber nach wie vor gut mit unseren Privatleben vereinbar, weil sie für jeden von uns natürlich auch ein starker Anker und Energiegeber ist und dadurch immer ihre Berechtigung hat gepflegt zu werden. Wie gesagt wir loten pausenlos aus, wie wir das Thema passende Tour, vor allem in ganz Europa, umsetzen können.
TT: DAMNATION DEFACED bedeutet übersetzt in etwa so viel, wie entstellte oder verunstaltete Verdammnis. Ihr selbst versteht euch als Sci-Fi Death Metal Band. Was soll euer Bandname eurer Meinung nach aussagen oder wofür soll er stehen?
Philipp: Haha, um jede Spekulation gleich im Keim zu ersticken...die Band gibt es ja nun schon seit 13 Jahren und anfangs haben wir uns nur DEFACED genannt (gabs sogar ein Demo) und dann haben uns damals THE DEFACED aus Schweden über MySpace!! angeschrieben, ob es nicht sinnig wäre unseren Namen zu ändern, um Verwechslungen vorzubeugen. Gesagt getan, haben wir ein weiteres klassisches Death Metal Wort davor gesetzt, was cool klang und DAMNATION DEFACED ist entstanden...So ist es aber auch ganz latscho, dass jeder den Namen deuten und in einen anderen Kontext setzen kann.
TT: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt, meine Fragen zu beantworten. Die letzten Worte an dieser Stelle sollen euch gehören...
Philipp: Vielen Dank für das nette Interview und tolle Review. Hoffentlich mal auf ein persönliches Bier bei einer unserer Shows. Und für alle anderen: Zieht euch "The Devourer" rein!
(Janko)
https://www.facebook.com/damnationdefaced
Hier checkt ihr die aktuellen DAMNATION DEFACED Videos:
Between Innocence and Omnivores:
https://www.youtube.com/watch?v=fXEdGCJutpY
Stargazer:
https://youtu.be/CjvRDuwbneg
The Dark Companion: