Mit ihrem zweiten Album „End of time“ haben uns Destination’s Calling ein echtes Überraschungsei aus purem Gold ins Nest gelegt. Wer dieses Werk, welches für mich klar eines der Power Metal-Highlights des Jahres darstellt, noch nicht kennt, sollte sich nach Lektüre meines Reviews umgehend die CD bei der Band bestellen. Noch weitere Argumente nötig? Dann tretet durch das Tor und seht euch ein wenig in der Welt Destination’s Callings um.
Zu Beginn habt ihr genau drei Sätze lang Zeit, den Lesern einen kurzen Überblick über die Band zu geben.
Melodischer, badischer, melancholischer, düsterer Melodic Power Metal. Mit Herzblut. Einen Satz haben wir also noch – wir mögen alle Pizza.
Zwischen der Veröffentlichung des ersten und des zweiten Albums sind nicht weniger als sechs Jahre vergangen. Was war der Grund?
Wir wollten das Überraschungsmoment abpassen. Nein, Spaß beiseite: Wir haben „Invisible Walls“ ja insgesamt zwei Mal veröffentlicht, alleine das hat uns schon einige Zeit beschäftigt. Wir beginnen in der Regel schon sehr früh damit, Ideen für neue Alben zu sammeln…das war bei den Songs für „End of Time“ nicht anders. Aber erst im Februar 2011 hat sich alles genau richtig angefühlt und wir wussten, jetzt können wir das Baby getrost ins Studio bringen.
„End of time“ ist eine Eigenveröffentlichung – eine bewußte Entscheidung oder eine Notlösung? Worin seht ihr die Vor- und Nachteile einer Eigenveröffentlichung?
Die Nachteile sind in der Szene hinlänglich bekannt: Man hat es als Band in Eigenregie wesentlich schwerer, die Promo an den Mann oder die Frau zu bringen, und man wird schwerer für große Gigs gebucht. Außerdem trägt man die Kosten und Risiken selbst. Aber genau diese Seite der Medaille ist letztlich auch der große Vorteil: Man trägt alle Verantwortung selbst und hat dadurch auch den größtmöglichen Freiraum. Man muss keine Kompromisse eingehen und zudem zahlt man auch mit Plattenvertrag noch jede Menge Kohle. Wir hatten vor der Veröffentlichung von „End of Time“ mehrere Angebote von Plattenfirmen vorliegen, aber leider konnte uns keines dieser Angebote 100 % überzeugen. Daher haben wir uns bewusst für eine Eigenveröffentlichung entschieden.
Wenn ich richtig informiert bin, habt ihr das letzte Album noch komplett im Studio aufgenommen, während der Großteil von „End of time“ in Eigenregie entstanden ist und dann von Sascha Paeth im Gate-Studio gemixt wurde. Wie kam es dazu?
Die Songs auf „End of Time“ sind im wahrsten Sinne des Wortes gewachsen. Dass unser Sänger Chris sich dazu entschieden hat, sich ein eigenes Studio einzurichten, war für die Band ein absoluter Glücksfall. Wir konnten uns so für jeden Song genau die Zeit nehmen, die er brauchte, bis er in unseren Ohren genau richtig klang. Ohne Zeitdruck, der in einem gebuchten Studio herrscht. Wobei wir auch sehr stolz sind, dass unsere Drums bei Sascha Paeth, der die Scheibe auch abgemischt hat, in den besten Händen waren. Wir hatten im Vorfeld der Aufnahmen mehrere Optionen offen und fragten dementsprechend einfach bei den Jungs in Wolfsburg an, ob sie an einer Zusammenarbeit interessiert wären. Nach einigen Telefonaten und Emails hatten wir dann einen Zeitplan ausgearbeitet, der für alle gepasst hat und dann ging es los.
Weshalb habt ihr euch gerade für das Gate-Studio entschieden? Ist ja nicht gerade bei euch um die Ecke. Hat euch das der Herr Turilli empfohlen?
Ja, nachdem wir ihm leider die Gitarre auf der neuen Scheibe nicht überlassen konnten, mussten wir ihm wenigstens versprechen…nein, kleiner Scherz. Neben Rhapsody können die Gate Studios mit Edguy, Avantasia und Kamelot ja wirkliche Größen verzeichnen. Und jetzt auch noch DC. Was kann da noch kommen?
Habt ihr eine interessante oder lustige Anekdote von den Aufnahmen auf Lager?
Lustig wird’s eigentlich immer, wenn unser Sänger versucht zu singen ;-). Nein, kleiner Spaß. Interessant waren mit Sicherheit die Tage im Gate-Studio in Wolfsburg oder auch bei Andy Horn, als wir dort die Akustikgitarrenparts eingespielt haben.
Wie würdet ihr das neue Album im Vergleich zum Debut charakterisieren?
„End of Time“ ist im Vergleich zu unserer letzten Scheibe um Längen vielschichtiger, düsterer und zehrt von einer dichten Atmosphäre, die auf der „Invisible Walls“ nicht in dieser Form zu hören war. Zudem trägt auch die Arbeitsweise auf „End of Time“ dazu bei, dass sich das Album wesentlich homogener anhört. Gerade beim Gesang konnten wir diesmal viel mehr ins Detail gehen. Bei der „Invisible Walls“ hatten wir 10 Tage Zeit, um alles einzusingen. Diesmal haben wir uns dafür ca. 4 Wochen genommen, sodass unser Sänger Chris auch mal einige Tage pausieren konnte, um dann wieder voll los zu legen.
Zumindest in Sachen Albumtitel ist bei euch nun auch die Endzeit angebrochen. Befindet ihr euch auch kollektiv im Maya-Kalender-Wahn?
Nein, aber wir haben vorsichtshalber schon mal eine Hurtigrouten-Tour reserviert, sollte tatsächlich das Ende aller Zeiten anbrechen. Von Tromsö aus ist es schließlich nur noch ein Katzensprung bis Walhalla.
Können wir dementsprechend Ende 2012 noch mit einem echten „Ende mit Paukenschlag“ seitens Destination’s Calling rechnen? Wie könnte man so etwas gestalten?
Wenn ihr einen echten Paukenschlag erleben möchtet, kommt am 25. August nach Andernach. Dort spielen wir zusammen mit Evergrey und Stratovarius. DANACH könnt ihr getrost auf den 21.12. warten…
Obwohl ihr schon lange aktiv seid, habt ihr außer ein paar Gigs in Österreich noch nicht im Ausland gespielt, während viele andere kleinere Bands bereits nach kurzer Zeit die ganzen Undergroundfestivals in Europa abgrasen. Wie kam es dazu?
Für uns hat sich bisher noch nicht die Gelegenheit ergeben. Wir bemustern natürlich alle Festivals in regelmäßigen Abständen, aber es hat noch nicht sein sollen. Wir werden aber definitiv weiter dran bleiben. Wir sind auf alle Fälle heiß darauf, die Bühnen dieser Welt zu erobern ;-).
Bislang habe ich Destination’s Calling allerdings noch nicht live gesehen – wie kann ich mir einen typischen Auftritt von euch vorstellen?
Rote Lebensmittelfarbe, Groupies und Fledermäuse. Nein, sag mal, kennst Du meinen alten Kumpel Slash? Der fasst das ganz gut zusammen: „Heavy fucking Rock’n’Roll – good times!“ und natürlich „they kick so much ass it’s not even funny!“ Das hat er natürlich über uns geschrieben. Wir geben live immer 110% und rocken, bis der Schweiß von der Decke tropft.
Optisch muß ich aber etwas kritisieren – euer Outfit ist relativ schlicht. Viel zuwenig Stahl, Nieten, Rüstungen, Schwerter und Schlachtrösser. Könnte das Destination’s Calling nicht einen zusätzlichen Popularitätsschub verpassen?
Salz auf meine Mühlen. Ich hatte das alles schon perfekt organisiert. Du musst es Dir wie eine perfekte Mischung aus dem Equipment von Manowar und dem Bühnenoutfit von Twisted Sister mit den Requisiten von Mötley Crüe vorstellen. Aber leider mussten wir den Plan verwerfen, als wir unseren Bassisten das erste Mal in der Fellunterwäsche gesehen haben…
Ebenso vermisse ich einen Text (oder auch zehn) zum Thema Heavy Metal. Weshalb habt ihr euch für eine andere lyrische Richtung entschieden? Was erhofft ihr euch als Reaktion auf eure Texte?
Nun ja, es gibt verschiedene Möglichkeiten künstlerisch tätig zu werden. Es wäre mit Sicherheit einfach, das Schwert-, Stahl- und Blut-Thema herauszuholen und dementsprechende Texte zu schreiben. Aber der Punkt ist der, dass es dann nicht mehr DC wäre. Wir haben uns jetzt nicht in einer Bandsitzung dazu entschlossen, Texte über zwischenmenschliche Konflikte o.ä. zu schreiben, sondern es hat sich einfach ergeben. Als Reaktion darauf erwarten wir zunächst einmal gar nichts. Wenn jemand etwas mit den Texten anfangen kann ist es schön, andernfalls soll er/sie sich halt mehr auf die Musik konzentrieren.
Ich könnte euch jetzt nach fünf Alben für die einsame Insel fragen…aber das wäre zuviel des Guten. Statt dessen muß die gesamte Band ein Jahr auf der Insel verbringen, ihr dürft nur fünf Songs zum Hören mitnehmen, und alle müssen das Wort „Metal“ im Titel haben. Wofür entscheidet ihr euch?
DEATH TO ALL BUT METAL – Steel Panther
METAL GODS – Judas Priest
METAL HEART – Accept
METAL MILITIA – Metallica
METAL IS FOREVER – Primal Fear
Wie würde sich das nächste Destination’s Calling-Album anhören, welches ihr nach Ablauf dieses Jahres aufnehmen würdet?
Wir würden in jedem Fall Florian Silbereisen als Gastsänger verpflichten, und Joey de Maio am Bass....Quatsch...also da die ersten Ideen schon in meinem Kopf kreisen, kann ich sagen, dass es auf alle Fälle wieder sehr melodisch ausfallen würde und eventuell noch einen Tick härter. Man darf auf alle Fälle gespannt sein.
Hättet ihr Interesse, mal ein Konzeptalbum zu machen? Wovon könnte es handeln?
Ein Konzeptalbum wäre schon ne echt tolle Sache. Allerdings hat Queensryche oder auch Savatage die Messlatte sehr hoch gesetzt. Thematisch kann ich da jetzt keine Ausrichtung nennen, da ich mir noch nicht ernsthaft Gedanken darüber gemacht habe. Sollte es mal dazu kommen, wird im Vorfeld auf alle Fälle wichtig sein, die Geschichte in sich schlüssig aufzubauen. Aber wie gesagt, weiteres haben wir uns dazu noch nicht überlegt.
Welche Ziele verfolgt ihr mit der Band – sowohl zeitnah als auch eher in der Ferne?
Unser Ziel ist es, dass wir in nächster Zeit noch einige schöne Konzerte spielen können und vielleicht auch mal das ein oder andere größere Festival. Zudem gibt’s wie gesagt auch schon wieder erste Ideen, die wir hoffentlich bald weiter verfolgen. Das nächste Album soll ja diesmal etwas zeitnaher folgen. Mit Blick in die Ferne wäre es super, wenn wir noch lange zusammen Musik machen können. Es macht so unendlich viel Spaß und gibt einem auch so viel.
Wenn ihr das Kingdom of Metal regieren würdet, welche drei Gesetze würdet ihr zuerst erlassen?
- Death to all but Metal.
- Du sollst Mutter und DIO ehren.
- Freibier für alle
(Till)
http://www.destinationscalling.com