SCALPTURE - Landkrieg
(Testimony Records)
Die idyllischen Farben des neuen SCALPTURE Covers zu "Landkrieg" täuschen ein wenig über den lyrischen Gehalt des Liedguts der Nordrhein-Westfälischen Death Metal Mean Machine hinweg. Dass dieses Artwork, das eine Szene aus dem Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) darstellt, aus der charakteristischen Feder des Berliner Künstlers und Illustratoren Eliran Kantor stammen könnte, ist mir beim ersten Hingucken gar nicht in den Sinn gekommen. Auf ihrem mittlerweile vierten Komplettwerk, das sich mit dem Thema dieses Religions- und Territorialkriegs beschäftigt, zeigen sich die 2009 gegründeten Bielefelder Extrem Metal Connaisseurs deutlich gereift. "Landkrieg" ist ein authentisches deutsches Old School Death Metal Brett, im verzerrten Schnodder-Dress geworden, das jede Menge Abwechslung, Ambiente und Tiefgang bereithält.
Groovebeladen, brutal und mit Thorsten Piepers halb verwestem Cave Growling, ausgestattet, nutzt das Quintett die komplette Bandbreite der Temposkala. Nach dem kurzen Prolog "The Fall …", der direkt in das fett ballernde Double-Bass-Gehämmer zu "Into Catastrophe" überleitet, erhebt sich das derbe, oftmals mit Hall belegte Death Geröchel Piepers, leprös aus den Lautsprechern. Das beseelte Leadgitarrenspiel, sowie die schartigen, bis fetzigen Knochensägen von Gründungsgitarrist Felix Marbach und Tobias Aselmann harmonieren in dieser melodramatisch-leidenschaftlichen Konstellation, mit leicht technischem Einschlag. In eine überwiegend sphärisch-sludgige Dynamik getaucht, kommen häufig schwere, düstere Down-Tempo-Doom-Death-Sektionen zum Einsatz, in denen Niklas Neuwöhner herausfordernde und effektive Bassläufe aus seinem 4-Stringer kitzelt. Selbige werden in diesen Momenten überzeugender und energetischer Gefühlskälte, von Moritz Nixdorfs bounciger, variabel ausgestalteter stilistische Vielfalt, in den facettenreichen und kreativen Schlagwerksequenzen vorangetrieben. Für eine ausgewogene Kurzweil ist auf den zehn Tracks, die "Landkrieg" zu bieten hat, also definitiv gesorgt.
Die ausgeklügelten, vielschichtig aufgebauten Soundmechanismen, die auf eine gewisse Eingängigkeit bedacht sind, wurden von Marco Brinkmann in dessen Hellforge Studio zu Gelsenkirchen aufgenommen, produziert und abgemischt. Das Mastering des 42:40 Minuten rotierenden "Landkrieg" übernahm hingegen der britische ex-DARKANE Sänger Lawrence Mackrory in seinen Rorysound Studios (vormals Obey Mastering) in Uppsala, Schweden. Beide seit der "Eisenzeit" treue Wegbegleiter der Band. SCALPTURE haben sich nunmehr am traditionellen 90er-Jahre-Schwedentod festgebissen und lassen immer mal wieder melodische Sequenzen zwischen ihrem traditionellen und schwermütigen SWE/DE-Death Klangkorsett aufkeimen. Aber auch Blastbeats zerballern hier und da die charismatisch knisternde Dramaturgie. So prallen treibende Rhythmen, die schon mal mit hintergründigen Riot-Gesängen aufgepimpt wurden, auf gewaltige, atmosphärische Ausbrüche. Die Produktion ist stimmig und differenziert. Der Sound ehrlich, kernig und erdig. Und obschon es im Krieg nur Verlierer geben kann - und das ist den Jungs durchaus bewusst - strahlen die Kompositionen einen Macht erfüllten Siegeswillen aus. Wäre "Landkrieg" in den 90ern veröffentlicht worden, wäre es garantiert zu einem Death Metal Klassiker avanciert.
(Janko)
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