My Dying Bride – A Mortal Binding
(Peaceville)
Wer gedacht hat, dass den Briten nach dem etwas durchwachsenen „Ghosts of Orion“ langsam die Luft respektive die Ideen ausgehen, ist auf dem Holzweg. Im Gegenteil, der Nachfolger startet umso entschiedener durch und beschert uns einen Rundumschlag, der von der ersten bis zur letzten Minute die Meisterschaft dieser Band zelebriert. Von der selten heftigen, stark Death Metal-lastigen Nummer „Her Dominion“, die das Album keifend eröffnet, über den hypnotischen Doomer „Thornwyck Hymn“, das balladesk beginnende, unfassbar traurige „The 2nd of three Bells“, das majestätisch-schwere „Unthroned Creed“, das wendungsreiche „The Apocalyptist“, das bisweilen wie eine Verneigung vor Paradise Lost zu Gothic-Zeiten klingt, bis zum progressiveren „A Starving Hart“ reicht die Palette, bevor das neun Minuten lange, elegische „Crushed Ember“ das Album so fulminant beendet, dass man sich den nächsten Durchgang kaum verkneifen kann. Bei allem Abwechslungsreichtum und aller Komplexität ist das Album eingängig wie selten zuvor, enthält Riffs zum Niederknien und Gesangslinien für die Ewigkeit. Wo andere Bands nach einer vergleichbaren Zahl an Studioalben (es ist das 14.) längst den Fokus verloren haben, schaffen es My Dying Bride nach all den Jahren immer noch, sich selbst zu übertreffen. „A Mortal Binding“ ist schlichtweg atemberaubend.
(Torsten)