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Swordbrothers Festival 2008

Swordbrothers Festival

13.9.08 - Andernach, Juz

 

Auch wenn es nicht die Dimensionen des Keep It True erreicht: Aus der deutschen und wohl auch europäischen Landschaft der traditionell orientierten Metalfestivals ist das Swordbrothers nicht mehr wegzudenken. Jahr für Jahr spielen hier hochwertige Bands um die Wette und zeigen, daß der Fundus an Undergroundacts noch lange nicht ausgeschöpft ist. Heuer war auch der Besucheranteil südeuropäischer Gäste (die üblichen Verdächtigen) größer als bisher, was vermutlich der Teilnahme Omens am bunten Reigen geschuldet ist, denn diese Kultband hat bekanntlich ausreichend fanatische Anhänger. Dumm nur, daß Kenny Powell und Co. in letzter Sekunde, nämlich am Festivaltag, absagen mußten, da Hurrikan Ike sämtliche Flughäfen in Texas lahmgelegt hatte und die Band somit nicht aus dem Land konnte. Auch die Headliner Steel Prophet waren unvollständig angereist. Somit standen die Zeichen nicht unbedingt günstig, doch echte Metaller lassen sich nicht ins Bockshorn jagen und geben trotzdem alles – auf und vor der Bühne!

 

 

images/live-pic/Metalhead.jpgMetalhead

 

Kann eine Band sich eigentlich einen unoriginelleren Namen geben als Metalhead? Und ich dachte, die 80er hätten schon alles an simplen Namen abgegrast…anyway, „Metallica“ ist ja im Grunde auch nicht besser, außerdem geht’s um die Musik, und die war hier gar nicht von schlechten Eltern. Metalhead kommen aus Deutschland, spielen Heavy Metal ganz traditioneller Machart und sind durchaus eine Truppe, die gute Songs schreiben kann. Nichts was die metallische Weltrevolution auslösen könnte, aber auch weit von Langeweile entfernt. Optisch sollten sich Metalhead allerdings noch etwas besser aneinander angleichen – es wirkt nicht gut, wenn die eine Hälfte der Band herumpost, als hätte sie sämtliche Joey DeMaio-Bewegungen auswendig gelernt, die andere Hälfte hingegen steif dasteht und nicht mal den Zopf aufmacht. Wobei der unterm Kinn klemmende Baß auch schon wieder an den Großmeister erinnerte, aber ich schweife ab…eine gute Eröffnung war es allemal.

 

 

 

 

Conquest Of Steel

 

Bis Conquest Of Steel die Szene betraten, wußte wahrscheinlich keiner, daß im Inselreich noch solch traditioneller Stahl von einer Band images/live-pic/ConquestOfSteel.jpgdiesseits des 40. Lebensjahres geschmiedet wird. Mit ihren Alben und der EP haben sich die Briten sicherlich in so manches Metallherz gespielt, und nicht nur ich war gespannt auf das Deutschlanddebut. Das Outfit war schon mal legendär: alle Musiker (bis auf den Drummer) in Kutten gekleidet, der Sänger toppte das noch mit einer aufnäherübersäten Hose und fehlenden Schuhen. Und vom ersten Ton an legte sich eine Band ins Zeug, die ganz offensichtlich wußte, welchen Einsatz man bringen muß, um ein Publikum zu gewinnen. Hier regierte an der Front kollektiv der kopfschüttelnde Wahn, die Agilität, der pure Stahlkrieg. Conquest Of Steel sind durch und durch Metal, keine Frage, sie bringen ihre Songs derart authentisch und ehrlich rüber, daß man gerne dem Metalgott wieder und wieder die Treue schwört. Ein gewisser Kauzfaktor ist der Truppe eigen und griff auch auf das etwas schräge, trotzdem aber gelungene Dio-Cover „Holy diver“ über, Conquest Of Steel sind jedoch allemal eine Band, die zu höherem berufen ist, und sei es auch nur Verehrung in der Legion der weltweiten Schwertbrüder. Ich hoffe auf ein Wiedersehen auf weiteren hiesigen Kulturveranstaltungen. 

 

 

images/live-pic/Steelpreacher.jpgSteelpreacher

 

Steelpreacher kommen aus Koblenz und sind damit gewissermaßen Lokalhelden, was sich in einer nicht zu unterschätzenden Anzahl von Fans von der Bühne äußerte. Zwar kenne ich nur die erste CD der Band und finde sie nach wie vor nur teilweise gelungen, aber Steelpreacher sind definitiv eine gewiefte Liveband, die eine amtliche Metalshow auf die Bretter legen kann. Das Trio verfügt mittlerweile über einen gewissen AC/DC-Rock’n’Roll-Faktor in vielen Stücken, was einer alkoholseligen Liveatmosphäre zugute kommt, ebenso wie das Herumsauen mit Bierdosen den Proll im Metaller anspricht. Nach dem Hammerauftritt des britischen Kuttenkommandos waren Steelpreacher (trotz eigenen hohen Kuttenfaktors) ein Abstieg, schlecht waren sie aber beileibe nicht und werden von mir gerne erneut betrachtet werden.

 

 

Crom

 

Crom auf der Bühne? Ist doch nur ein Soloprojekt, oder? Eigentlich schon, aber was das große images/live-pic/Crom.jpgVorbild Quorthon nie schaffte, hat Namensgeber Crom hinbekommen: einen Liveauftritt, natürlich mit Gastmusikern. Das epische Material gefiel nicht nur mir sehr gut, so mancher Anwesende ging in den dargebotenen Hymnen so richtig auf. Natürlich kann man Crom unterstellen, keine eigene Identität zu besitzen und lediglich Bathory zu kopieren, vermutlich sind derartige Vorwürfe auch berechtigt…aber ich muß zugeben, daß ich die Musik trotzdem (oder deshalb?) ziemlich cool finde. Abstriche muß man jedoch in gesanglicher Hinsicht machen. Crom setzte gut jeden zweiten Ton so richtig daneben und ruinierte so den positiven Eindruck der Songs nicht unerheblich. Zwar war Quorthon beileibe auch kein Meistersänger, doch sein stimmliches Charisma geht Crom ab. Mit einem kompetenten Mann am Mikro wäre hier viel geholfen.

 

 

images/live-pic/RitualSteel.jpgRitual Steel

 

Anschließend war es Zeit für die ominöse Überraschungsband, deren Identität bis zum Gigbeginn nicht gelüftet wurde. Es handelte sich hierbei um Ritual Steel. Ihr wisst schon, Schlagzeuger Martin Zellmer mit neuen Leuten, man denke nur an die unglückselige Affäre mit den alten Mitgliedern. Ob der Name der Band deshalb geheimgehalten wurde? Schwamm drüber, erneut gilt hier meine Aufmerksamkeit der Musik, und da muß ich leider sagen: nix gut. Teilweise kamen die Songs durchaus ansprechend rüber, teilweise wurde aber der Kauzfaktor auch mir zu groß (und das sage ich als Brocas Helm-Hörer…), die Stücke zu sperrig…und dann war da noch der Sänger, der zwar in ein erstklassiges Outfit inkl. Spandex, Manilla Road-Shirt, Kutte etc. gewandet war, stimmlich jedoch derart neben der Spur lag, daß der Auftritt zur Qual wurde. Gesang war das nicht mehr, eher ein hilfloses Herumplärren, weshalb ich den Club nach ein paar Songs verließ.

 

 

Snake Eyes

 

Diese Band war mir bislang vollkommen unbekannt, ihr Gig gefiel mir jedoch ziemlich gut. Annehmbare Songs, routiniert gespielt und images/live-pic/SnakeEyes.jpgendlich mal wieder ein guter Sänger. Snake Eyes zockten guten Heavy Metal, der mich zustimmend mitnicken ließ, jedoch nicht zu begeistern vermochte. Woran das lag? Weiß nicht genau, vermutlich war’s aber einfach zu sehr Standard ohne das gewisse etwas. Als dann auch noch Geheimtips wie „Living after midnight“ und „Breaking the law“ ausgepackt wurden, hatte ich erstmal genug und verzog mich wieder nach draußen, denn auf Bierzeltcoverbands habe ich nach wie vor keinerlei Bock.

 

 

images/live-pic/HolyMartyr.jpgHoly Martyr

 

Eine der meisterwarteten Bands des Tages waren dann auf jeden Fall Holy Martyr. Als das Intro erklang, versammelten sich in Eile Scharen blutdürstiger Hopliten vor der Bühne, um ihre Helden zu begrüßen. Und die sardinische Division der spartanischen Streitmacht ließ sich nicht lumpen und gab alles. „The call to arms“, „Vis et honor“, „Lakedaimon“, alte und neue Geniestreiche, die das Volk gierig auffraß wie die Herzen der hingeschlachteten persischen Soldaten. Alex Mereu sang einfach großartig und präsentierte sich als souveräner, engagierter Frontmann, sollte jedoch seine Ansagen stark kürzen, denn von dem italoenglischen Gelaber war ohnehin kaum ein Wort zu verstehen. Doch das verziehen wir gerne, wenn darauf der nächste Hammersong folgte, dargeboten von einer Band, die mit einem spürbaren Hunger über das willige Publikum herfiel. Was ich zum aktuellen Album geschrieben habe, kann ich hier nur wiederholen: Besser kann man Epic Metal nicht spielen. Hail to Hellas, hail to Holy Martyr!

 

 

Bullet

 

Progressiv, komplex, episch – das wären wohl die drei passendsten Adjektive zum Auftritt Bullets, oder? Die häßlichste Band der Welt images/live-pic/Bullet.jpgenterte erneut die Bretter, um uns mit philosophisch-spirituellen Meisterwerken wie „Heading for the top“, „Bite the bullet“, „Turn it up loud“, oder „Dusk till dawn“ in Verzückung zu treiben. Vermutlich könnte man eine AC/DC-Coverband auf die Bühne stellen, und niemand würde den Unterschied bemerken. Aber wen interessiert das schon? Die zuhauf erschienen Fans sicherlich nicht, denn die huldigten Bullet geradezu frenetisch. Mich auch nicht, denn wenige Bands klauen sich unverfrorener und cooler durch die Geschichte als das schwedische Vokuhilakommando und bringen das Ergebnis mit einem unschuldigen Grinsen auf die Bühne, als würden sie das tatsächlich ernst meinen. Ob Songs älteren Datums oder des neuen Albums „Bite the bullet“ (kann man eh nicht auseinanderhalten) – die Halle stand Kopf und zwar bis zum finalen „Bang your head“, was wie üblich von wirklich jedem Anwesenden mitgegröhlt wurde. Und genauso soll das auch sein.

 

 

images/live-pic/SteelProphet.jpgSteel Prophet

 

Einen herberen Kontrast als den zwischen den geradlinig rockenden Bullet und den komplexen, verspielten Steel Prophet kann man sich kaum vorstellen, und ich glaubte, daß Bullet die Meute schon ordentlich erschöpft hätten. Noch dazu mußten die Amis ohne Leitwolf Steve Kachinsky antreten, denn der hatte die Reise nach Europa nicht mit angetreten – und das beim ersten Steel Prophet-Gig seit sage und schreibe vier Jahren. Schlechte Vorzeichen also? Im Prinzip schon, aber die verbleibenden vier Herren ließen sich nicht lumpen und machten das Beste aus der Situation. Gene McEwen trommelte großartig, Horacio Colmenares spielte virtuos und bändigte jede Verstimmung und jeden Saitenriß, Rick Mythiasin nutzte seinen mittlerweile recht voluminösen Klangkörper ausgiebig für höchste Töne und suchte häufig den Kontakt zum Publikum. Der absolute Held war jedoch Vince Dennis, der nicht nur großartig die vier Saiten bearbeitete und dabei noch die Aufgabe hatte, die zweite Gitarre ersetzen zu müssen, er gebärdete sich noch dazu wie ein Monster und zeigte allen dahergelaufenen Stehbluesmetallern, was eine agile Bühnen-und-darüber-hinaus-Show ist. Oder welcher Musiker hat beim Swordbrothers zuletzt von der Empore aus weitergespielt, weil ihm die Bühne zu klein war? Auch wenn das Fehlen der zweiten Gitarre natürlich gerade bei der Musik Steel Prophets ein enormes Handicap darstellte, war es somit ein respektabler Gig, dessen Songauswahl ebenfalls gelungen war. Gemerkt habe ich mir „Strange encounter“, „Montag“, „Messiah“ und „Earth and sky“, aber auch der Rest war klasse. Bis auf das verunglückte Queen-Cover „Bohemian rhapsody“, denn das eignet sich nun mal nicht für eine Liveumsetzung. Egal – Steel Prophet zeigten wirklich jedem Anwesenden, wie man US Metal in Perfektion spielt. Aufgrund der internen Querelen (die Band machte sich mehrmals ihrem Ärger über den zu Hause gebliebenen Kachinsky Luft) darf man jedoch gespannt sein, wie es um ihre Zukunft bestellt ist.

 

Als Fazit der 2008er-Ausgabe des Swordbrothers läßt sich nur eines sagen: beide Daumen nach oben! Bandauswahl und Organisation waren erneut hervorragend, ich hoffe, daß Volker auch im kommenden Jahr wieder Andernach erbeben läßt. Hail Swordbrothers!

 

Bericht & Fotos: Till


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