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In Zeiten von Corona ist es ja irgendwie fast bei jedem Musiker interessant, mal anzuklopfen und zu hören wie es so geht. Allerdings haben Primal Fear ein neues, sehr starkes Album am Start (Review hier), weswegen wir da natürlich etwas nachhhorchen wollten, aber auch spezifisches zum vielleicht besten Metal Sänger Deutschlands. So gab Ralf Scheepers im besten schwäbisch und gut gelaunt Auskunft am Telefon. Viel Spaß damit:

 

Totentanz-Magazin: Hi Ralf, ich hab mal auf Aufnahme gedrückt, halbe Stunde haben wir?

 

Ralf Scheepers: Ja, also 18:30 Uhr hab ich direkt das nächste Interview (lacht).

 

TT: Oh, ok, dann mal als erstes die fast schon Standard Frage, wie geht’s dir so während der Corona Zeit?

 

RS: Mir geht’s ganz gut. Ich selbst und im nahen Umfeld hat noch niemand was gehabt, im weiteren Umfeld weiß ich schon von welchen. Aber mir geht’s so gut, ansonsten als Musiker nicht so gut. Die Tournee ist ausgefallen und ansonsten fällt natürlich alles aus. Dadruch dass ich noch in anderen Produktionen involviert bin und Gesangslehrer bin geht es dann noch einigermaßen, aber es könnte natürlich besser sein.

 

TT: Ja ich denke jeder Selbstständige hat momentan dran zu knabbern, aber du hörst dich ja noch gut gelaunt an.

 

RS: Ja, weißt du, als Selbstständiger kämpft man eigentlich immer und als Musiker sowieso (lacht). Ich hab mir einen Superjob ausgesucht, aber du, es ist ja ne Herzensangelegenheit, von daher kämpft man sich auch besser durch.

 

TT: Ihr habt jetzt das 13. Studioalbum veröffentlicht wenn ich mich nicht verzählt habe und habt es „Metal Commando“ genannt. Denke das kommt, da ihr auch öfter von anderen als „deutsches Metal Commando“ bezeichnet wurdet?

 

RS: Genau. Anfang 2000er haben die Amis so gesagt, ah, das „German Metal Commando“ kommt und so ist das dann entstanden. Und dann haben wir gedacht, das ist ein starker Titel und dann haben wir das Album so genannt.

 

TT: Ja, warum nicht, wenn man sowas schon verliehen bekommt? Ich meine, beim 2. Song der Scheibe „Along Came The Devil“ gehst du so ein bisschen auf die Band und deren Geschichte ein, ist das richtig?

 

RS: Ja, genau, so eine kleine Autobiographie, das, was mann halt in so einen Minutentext reinbekommt. Das ist so ein bissl wie wir losgelegt haben. Uns wurden viele Steine in den Weg gelegt, auch teilweise selbst verursacht, aber das haben wir überstanden. Und da ist der Teufel sozusagen das Synonym dafür und jetzt mit der Pandemie ist es ja auch wieder ein Stück Teufel. Solche Sachen sind dann eben im Refrain verarbeitet. „Along Came The Deivl and he tried to brake us“, uns wurden viele Hindernisse in den Weg gelegt aber wir haben sie alle übersprungen.

 

TT: Worüber schreibst du denn sonst so? Unterschiedlich, oder immer Dinge aus dem Leben gegriffen, oder worüber schreibst du?

 

RS: Genau, es ist unterschiedlich. Also wir haben ja dieses Mal kein Konezptalbum, das war ja damals „Black Sun“ unser erstes, wo es ziemlich viel über „Space“ ging. Dann geht’s beispielweise auch darum wie man als Musiker auf Tour seine Familie vermisst, das hab ich in „Hear Me Calling“ drin. Man macht viele persönliche Erfahrungen und mixt sie auch mal mit einer Story. Es muss natürlich auch zur Stimmung vom Song passen. Wenn ich jetzt ein Playback von den Jungs vorliegen hab dann überlegen wir schon, welches Thema da jetzt passt.

 

TT: Du bist hauptverantwortlich für die Texte bei Primal Fear?

 

RS: Nee, nee, das macht viel der Matthias und ich zusammen, da ist viel Teamwork drin. Vom Tom kommt auch manchmal noch was. Also Texte und Gesangsmelodien ist Teamwork.

 

TT: Ich hab den Eindruck, dass du gerade beim neuen Album extrem viel variierst. Ich meine, man kennt von dir die verschiedenen Gesangsarten und Stile, mal Clean, mal Scream usw., aber hier variiert es doch sehr stark. Wie entscheidest du, wo du was einsetzen willst?

 

RS: Ja, da hast du gut zugehört, du hast das Album tatsächlich gehört (lacht). Ja also bei „I Will Be Gone“ ist das ne hohe Bruststimme und nicht z.B. ne gebellte Kopfstimme. Aber dann eben nicht mit zerre, sondern clean, wie du sagst. Du kannst ja bei na Ballade nicht rumbrüllen wie ein Idiot. Das ist dann nicht so einfach und da hab ich schon viel geprobt. Bei „Along Came The Devil“ ist dann eher das verzerrte, das Geschrei, also das Belting gemeint. Das ist dann eben die Gesangstechnik und die variiert man und passt sie dem Thema an.

 

TT: Es ist mir deswegen so bewusst geworden, da wir mal vor Jahren ein wenig geschrieben hatten und ich damals meinte, ich wäre ein Fan deiner früheren Stimme zu Gamma Ray Zeiten und zu der Zeit hattest du eher diesen Scream Stil wie Priest oder so drin. Und du meintest, ja, da kommt auch wieder, alles zu seiner Zeit. Und hier hab ich den Eindruck, ist alles dabei.

 

RS: Ja, da hast du auf jeden Fall Recht. Es ist natürlich so, es gehen ein paar Jahre durch so eine Stimme durch und ein paar Tourneen stecken auch drin. Aber dadurch, dass ich mich als Gesangslehrer ein wenig auskenne mache ich halt meine Wartungsarbeiten. Einfacher wird es nicht, weil es ja auch ein Muskel ist. Den kann man aber auch trainieren und nicht überstrapazieren. Ich mein, das klare wie damals bei Gamma Ray, das ist zwar noch möglich und noch da, aber man setzt es halt auch nur ein wenn mans braucht.

 

TT: Wir haben ja eben über die Texte gesprochen und wie ist es mit den Songs. Kriegst du die vorgesetzt oder kannst du die mit entwickeln?

 

RS: Grundsätzlich ist jeder dazu eingeladen Songs zu schreiben und in den Topf zu werfen. Und wen nder dann in die Linie des Albums passt, dann funktioniert das. Ich hab diesmal auch einen Song beigetragen, der jetzt nicht auf dem Album ist, aber egal, vielleicht kommt er irgendwann mal. Aber es sind dann eben meine Texte und Gesangsmelodien mit drin. Es gab sowohl Songs, bei denen vom Matt, Tom oder Magnus jetzt schon Vorgaben da waren aber auch genauso, wo es hieß, mach du mal was drauf und ich setz das um und mach einen Scheepers draus.

 

TT: Und wenn du einen Song schreibst, wo entsteht der? Piano oder Gitarre?

 

RS: Ja, genau, ich bin a bissl Schrammelgitarrist. Nicht jetzt der weltbeste (lacht) aber für Demos usw reichts. Solo ist jetzt nicht mein Ding, aber die Grundakkorde kann ich und dann kannst du da ja auch Harmonien draus machen und Songs schreiben.

 

TT: Wie hältst du dich fit? Sowohl was deinen Körper angeht als aber auch deine Stimme? Hast du ne bestimmte Aufwärmtechnik oder ein Ritual oder sowas? Oder wie David DeFeis von Virign Steele meinte, er trinke so viel Rotwein wie er kann.

 

RS: Ja, da könnte ich jetzt lange ausschweifen. Fit zu halten ist für mich unabhängig von der Musik was wo ich Wert drauf lege. Man kann in meinem Alter nicht mehr einfach Essen was man will, aber wenn man es trotzdem macht, was ich tue, dann muss man halt was für tun dass es nicht ansetzt. Das war auch schon immer in mir drin und du wirst ja ein bisschen abhängig davon. Ist ja ne positive Abhängigkeit. Und das tue ich so lange es halt geht. Hatte ja letzten September einen doppelten Bandscheibenvorfall und da musste ich dann ne Pause machen aber danach auf jeden Fall weiter, das musst du ja dann. Nur irgendwie schlauer als vorher (lacht). Was die Stimme betrifft, hab ich schon meine Rituale. Das Lippentraining bekannt aus dem klassischen Gesang. Aber dann mach ich noch was Scheepers spezifisches mit nem Trinkstrohhalm, mittlerweile aus Bambus. Da schrei ich eine halbe Stunde vor dem Konzert meine Passagen durch und dann ist die Stimme fit fürs Konzert. Früher bist du auf die Bühne nach bissl warm machen aber mittlerweile muss ich da mehr machen. Der Hals bzw. das Gewebe verändert sich ja. Nicht nur außerhalb (lacht) sondern auch innen.

 

TT: Das mit dem Strohhalm klingt interessant, hab ich so noch nicht gehört.

 

RS: Das ist auch was, was meine Schüler von mir lernen.

 

TT: Genau, du bietest ja Gesangsunterricht an und soweit ich weiß übers Netz als auch bei dir zu Hause und beides auch schon länger, oder?

 

RS: Ganz genau. Das geht über Skype, was ja auch außerhalb der Pandemie wichtig ist, dass man nopch vernetzt ist. Das ist nicht optimal aber soweit doch gut genug und ich lass mir da auch Feedback geben, ob so genug auch ankommt. Natürlich sehr gerne hier bei mir vor Ort.

 

TT: Und machst du beim Unterricht genau das was du so singst oder kann da quasi jeder kommen?

 

RS: Genau, ich mache von Anfänger bis Profi alles durch. Mach die Dinge die ich mache als Tipps, Wam Up, Cool Down, Atemtechnik, sehr wichtig. Und mit den Profis z.B. kann ich im Studio auch direkt schon hier was aufnehmen. Was dann eben die beste Stimmkontrolle ist.

 

TT: Dann bleiben wir noch ein wenig bei dir. Du hast vor einigen Jahren ein Soloalbum veröffentlicht.  Hast du da Pläne weiterzumachen oder sagst du, das war eine einmalige Sache?

 

RS: Nein, das würde ich nicht sagen. Mit der Plattenfirma war das eine einmalige Sache, aber ansonsten. Wenn es dann irgendwann langweilig wird, bzw. langweilig wird’s mir eigentlich nie, aber wenn genug Ideen da sind. Wer weiß, dann spricht man vielleicht mit jemandem und man braucht dann auch ein gutes Team. Matt hatte mich da schon gut unterstützt und vielleicht wird es ja wieder was, mal schauen.

 

TT: Live Show ohne Publikum, Streaming, was haltet ihr davon, habt ihr da was geplant?

 

RS: Wir haben uns dazu entschlossen das nicht zu machen. Denn erstens gehört die Interaktion mit den Fans dazu und zweitens Soundmäßig. Das ist wie wenn du jetzt z.B. im Autokino spielst, oder wenn du ein Album produzierst und es später auf dem iPhone abspielst. Es ist schwierig und genauso ist es beim Streaming. Wir haben genug Kollegen die das machen und das schätze ich auch, aber ich glaube, das ist mehr so eine Akustik Geschichte. Klar geht das auch mit E-Gitarren, aber wie gesagt, der Sound kommt nicht so rüber, von daher ist das eher nix für Primal Fear.

 

TT: Habe letztens auch ein aufgezeichnetes Streaming Konzert einer Band gesehen und es ist irgendwie seltsam, wenn der Sänger so tut als ob er Publikum animiert, welches nicht da ist.

 

RS: Genau das. Du bist es gewohnt zu interagieren, aber wenn keins da ist, sieht das wohl aufgesetzt aus.

 

TT: Hast du von dem Wacken Vorhaben gehört?

 

RS: Nee, was haben die vor?

 

TT: Die wollen am Wacken Wochenende, World Wide Wacken nennen die das, verschiedene Bands live auftreten lassen, mit Special Kameras einfangen und auf eine virtuelle Bühne projizieren (mehr Infos hier: https://wacken-world-wide.com/).

 

RS: Na da bin ich mal gespannt. Hoffentlich macht es das live spielen nicht kaputt. Viele Kollegen machen da ja ihre Insta Sessions usw. und wenn du den Leuten immer die Bonbons hinschmeißt, dann kommt nachher keiner mehr zu den Konzerten.

 

TT: Ja, naja, ein richtiges Konzert kann aber nix anderes ersetzen.

 

RS: Ja, so wie du sagst.

 

TT: Wenn ihr Songs schreibt, trefft ihr euch eigentlich wirklich oder schickt ihr euch Files hin und her?

 

RS: Zweiteres, aber früher haben wir uns noch getroffen (lacht). Es ist nicht mehr so einfach, aber da es ja funktioniert, ist es wieder einfach. Wir wissen ja wie wir ticken. Aber unser Ziel ist es tatsächlich, fürs nächste Album wieder mehr zusammen zu arbeiten. Die Songs gemeinsam entstehen zu lassen. Aufnehmen tun wir es dann wahrscheinlich zu Hause, aber die Entstehung soll dann schon im Proberaum sein.

 

TT: Dann als Abschlussfrage, was sind denn die Pläne von Primal Fear soweit man was planen kann.

 

RS: Also unser Managment ist heftig dran für 2021 zu planen, dieses Jahr wird nichts mehr stattfinden, das kann ich gleich vorwegschieben. Du kannst auch gar nicht planen, weil du nicht weißt, welcher Club überlebt. Du kannst nicht in einer Stadt spielen und dann 2 Tage Day Off haben, so kannst du keine Tour fahren. Von daher müssen wir erst mal abwarten, wie die ganzen System sich entwickeln. Da keine Festivals stattfinden, werden wir ein neues Video aufnehmen. Also ich kann’s ja jetzt sagen, es kommt zum Release noch eins raus und danach kommt nochmal eins (lacht). Und so halten wir das Gnaze bis Weihnachten am Laufen, da haben wir auch nochmal was vor, was ich aber hier noch nicht verrate, aber ja, so halten wir das am Laufen.

 

TT: Dann danke ich dir vielmals, dann hast du jetzt noch 5 Minuten Verschnaufpause zum nächsten Interview.

 

RS: (lacht) danke.

 

TT: Dann wünsch ich alles Gute mit eurem Release und ne gute Zeit.

 

RS: Danke, dir auch, bleib Gesund, tschau.

 

(Röbin)

 

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