Doom Shall Rise 2010
Doom Shall Rise 2010
9./10.4.10 - Göppingen, Chapel Of Doom
Für die Liebhaber der guten Musik hält der April traditionell zwei lebensnotwendige Kulturveranstaltungen bereit, welche zur Not unter Einsatz des eigenen Lebens unter allen Umständen besucht werden müssen: Doom Shall Rise und Keep It True. Wie immer machte dabei die Zelebrierung der Zeitlupe in der angestammten Chapel zu Göppingen den Anfang. Wohl kaum ein Doom Shall Rise hatte bislang unter derart vielen Absagen gelitten; mit all den Bands, welche dieses Jahr ihren Auftritt gecancelt hatten, könnte man das nächste Billing bereits annähernd zur Hälfte füllen. Den Vogel schossen dabei Iron Man ab. Wenn zwei Tage (!) vor dem Festival eine Absage eintrudelt mit der Begründung, man habe die Flugkosten nicht decken können (!!), muß man sich doch wirklich an den Kopf greifen. Wann bucht ihr denn eure Flüge, liebe Musiker? Gerade knapp genug, um noch rechtzeitig auf die Bühne zu kommen? Scheiß drauf, es gab genügend interessante Bands an diesem Wochenende, welche ihre Fans nicht enttäuschten. (Till)
Fr., 9.4.10
Seamount
Den Anfang machten Seamount aus Würzburg, welche mir bis dato komplett unbekannt waren. Erster Eindruck: Eher rockige, nicht gerade ultralangsame Songs, die aber gut ins Ohr gingen. Dazu ein Sänger der Marke „in die Jahre gekommener Biker“ mit den meisten Tätowierungen des Festivals und einer konsequent introvertierten, auf den Mikroständer gestützten Gesangshaltung. Eine Offenbarung war es nicht, aber Seamount waren durchaus ein würdiger Opener für diese zwei Tage, und das abschließende „Torch of Doom“ darf man durchaus als kleinen Klassiker rechnen, den die Band da geschrieben hat, also Daumen hoch. (Till)
Garden Of Worm
Das Erbe Reverend Bizarres betrat anschließend mit Garden Of Worm die Bühne. Nein, hier sind keine Exmitglieder am Werk, aber die Band kommt ebenfalls aus Finnland und hat ihrem Sound nach die Scheiben der selbsternannten Ausverkäufer des Dooms aufmerksam studiert. True Doom der ganz langsamen Sorte, sehr heavy und reinheitsgebotkompatibel, dabei jedoch nicht ganz so depressiv wie Reverend Bizarre. Auch nicht ganz so klasse aber eine überzeugende Vorstellung einer Band, die ich bislang nur dem Namen nach gekannt hatte, auch manch anderer Zuschauer zeigte sich sehr angetan, so daß sich der Gig für Garden Of Worm auf jeden Fall gelohnt haben dürfte. (Till)
The 11th Hour
Gespannt durfte man auf The 11th Hour sein, die neue Band des Gorefest-Drummers Ed Warby. Als Schlagzeuger taugt der Bursche ja schon was, doch daß er auch als Gitarrist, Sänger und Komponist überzeugt, stellte er an diesem Abend locker unter Beweis. Der Death Doom des bislang einzigen Albums „Burden of grief“ erfüllte gar mächtig die Kapelle; trist war es, düster und bei allen Grunzparts doch irgendwie sehr melodisch. Dafür sorgten Gitarren und Keyboards ebenso wie Warby selbst mit seinem überraschend guten Gesang, was so wahrscheinlich nicht viele Zuschauer erwartet hatten. Die aggressiven stimmlichen Parts hingegen wurden von Officium Triste-Sänger Pim Blankenstein übernommen, der seine Sache ebenfalls gut machte – wie auch der Rest der Mannschaft. Ob man bei The 11th Hour wirklich von einer Band sprechen kann, sei mal dahingestellt, aber am Projektstatus sollte man sich nicht stören, wenn das Ergebnis so überzeugend ausfällt. Auch Verächter des extremeren Dooms zeigten sch nach dem Gig sehr angetan von der Vorstellung, und auch ich konnte die Einkaufsliste um eine Scheibe ergänzen. (Till)
Isole
Bereits zum zweiten Mal beehrten Isole das Doom Shall Rise. Damals bei ihrem ersten Abstecher hatten sie nach zehnjähriger Bandgeschichte endlich ihr erstes Album herausgebracht, und nicht nur ich war seinerzeit verzaubert von den epischen, tragischen Melodien, welche die Chapel majestätisch erfüllten. Welche Dramatik! Eine derart unirdische Begegnung hatten mir am selben Ort nur While Heaven Wept und Warning bescheren können. Seitdem sind in wenigen Jahren drei weitere Alben erschienen, Isole scheinen einiges nachholen zu müssen. Im Vergleich zum letzten Chapel-Auftritt erschienen mir die Schweden heute deutlich härter und rockiger, weniger weltentrückt und erhaben, aber das mag auch daran liegen, daß ihnen der Vorteil der Überraschung verlustig gegangen war. Ein absolut sehenswerter Gig war es aber natürlich trotzdem; Isole wären nicht Isole, wenn sie nicht eine anständige Liveshow bieten und songtechnisch aus dem Vollen schöpfen könnten. Ebenso wurde deutlich, daß die Band auf eine eingeschworene Fangemeinde zählen kann, die sie heute ordentlich abfeierte. Somit kann ich als Kritikpunkt lediglich anbringen, daß mein Lieblingsstück „The watcher“ ungespielt blieb, aber leben heißt Enttäuschungen zu verarbeiten…zumindest auf den Feldern des Dooms. (Till)
40 Watt Sun
Sie waren mit Sicherheit die mit der meisten Spannung erwartete Band des Wochenendes. Zum einen weil niemand bislang eine Chance hatte, einen Ton der Truppe zu hören, zum anderen weil Patrick Walker mit seiner im letzten Jahr aufgelösten Truppe Warning Musikgeschichte der legendären Art geschrieben hatte. All die unvergeßlichen Momente, welche wir mit den Songs der beiden Alben zu Hause und im Konzert erlebten…wie sollte es sich mit 40 Watt Sun verhalten? Die Besetzung ist schon mal identisch: Ein Drummer, ein Bassist und Walker an Mikro und Les Paul. Und nach den ersten Tönen war klar, daß sich auch musikalisch nichts geändert hatte. Konsequent langsamer Epic Doom ohne schnelle Auflockerungen, dafür mit großartigen Melodien, vorgetragen mit Walkers unvergleichlicher Stimme, die nach einem etwas brüchigen Start die Chapel gewohnt voluminös erfüllte. Vier neue Songs wurden performt, welche die Warning-Schiene derart konsequent fortführen, daß die Auflösung und Neugründung wirklich nicht hätte sein müssen. Ein bißchen weniger traurig klingt das Material zwar, und ganz so großartig wie der abschließende Warning-Klassiker „Footprints“, vorgetragen von der Band und einer ergriffen mitsingenden Fanschar, ist es auch nicht, trotzdem freue ich mich wie ein Kind auf das im September erscheinende Quasi-Debut. Patrick Walker konnte im Gespräch am nächsten Tag meine Meinung übrigens nicht nachvollziehen und sah deutlich mehr Unterschiede zwischen den beiden Bands, aber die waren heute nicht hörbar. Die Wunde, welche die Warning-Auflösung hinterließ, ist somit ein ganzes Stück verheilt, die Seele kann sich wieder beruhigen. Auf ein neues, Mr. Walker. (Till)
Mourning Beloveth
Auch wenn das Untergenre Death / Doom auf dem DSR traditionell eine untergeordnete Rolle spielt - mit Blick auf das diesjährige Billing und ihr bisheriges Schaffen dürfte eigentlich kein Zweifel daran bestehen, dass sich Mourning Beloveth ihre Headlinerrolle vollauf verdient hatten. Zumal die Iren auch 2005 schon trotz schwer angetrunkener Mannschaft einen hinreissenden Auftritt in der Chapel boten und seitdem noch zwei weitere feine Alben veröffentlichten. Und während die beiden Frontsäue Darren (Gesang) und Frank (Gesang und Gitarre) samt irisch-britischem Gefolge am Samstag bedenklich durch die Gegend schwankten und die Krypta (Kellerraum mit Bar in der Chapel) schwerstens posend zu den Klassikern der Doom-Geschichte quasi im Alleingang unterhielten, gelang am Abend zuvor auf der Bühne trotz später Stunde ein durchaus konzentrierter Auftritt. Der gut einstündige Streifzug durch die vier Studioalben (interessanterweise mit deutlichem Schwerpunkt auf den jeweils an deren Anfang stehenden Stücken) dürfte keine Wünsche offen gelassen haben, wenngleich sich die Publikumsreaktionen nicht im euphorischen Bereich bewegten, was jedoch wie eingangs erwähnt eher an der Spielart Mourning Beloveths gelegen haben dürfte. Deutlich wurde zudem, dass gerade die griffigeren Stücke der ersten beiden Alben live prächtig funktionieren und dem leidenschaftlich intonierten "Mountains are mine" vom Debut gebührte wohl die Krone des Dargebotenen. Für mich war es jedenfalls nach Isole und 40 Watt Sun der würdige Abschluss eines wahren Trio Infernale an diesem wunderbaren DSR-Abend. (Volker)
Sa, 10.4.10
shEver
Langsam und kraftvoll legten die vier Schweizerinnen eine Performance der besonderen Art auf die Bühne des DSR. Tiefes Grunzen dominierte den dreckigen aggressiven Sound, der von massiven Bässen und Schlagzeugrhythmen getragen wurde. Spannend blieb es auch, als die Basserin stellenweise mit einer E-Geige für eine gewisse Exotik in der Klangstruktur sorgte. Alles in allem klangen shEver erstaunlich ausgereift…nachdem wir sie im letzten Jahr auf dem DSR leider nicht sehen konnten und dafür Extorian vorgesetzt (!) bekamen, haben shEver uns dafür dieses Jahr begeistert!! Zumal shEver mit ihrer Power einmal mehr für weibliche Energien sorgten, die so oft schmerzlich zu vermissen sind. Haben doch Frauen auf unser ‚Sein’ einen nicht unerheblichen Einfluß – gibt es mit shEver einen musikalischen Ausdruck dessen: Zum Finish der Darbietung fiel die Sängerin über ihre Basserin her und riß sie mit sich runter auf den Boden der Bühne. Die letzten Grunts und Riffs fetzten die beiden wie in Ekstase und aufeinander liegend in die staunende Chapel.
Maha–shEver–ratri! (Tobias)
Unsilence
Ausgehend von all dem Pech, das die UK-Doom-Perle Unsilence in ihrer Geschichte bereits verfolgt hat, hätte man eigentlich erwarten müssen, dass der Auftritt in Göppingen aus den absurdest denkbaren Gründen ausfallen wird. Vorauseilende Vulkanasche etwa, schwarze Löcher oder Ähnliches... Aber nein, diesmal sollte es das Schicksal gut mit dem nordenglischen Quartett meinen - nach gut 15 Jahren Bandgeschichte war die Zeit reif für den ersten Deutschland-Gig, dem zuvor außerhalb von England und Irland allein ein Auftritt auf Malta sowie bei den letztjährigen Dutch Doom Days in Rotterdam vorausgegangen war. Selbst für das fachkundige DSR-Publikum schienen Unsilence eher eine der Unbekannten des Festivals zu sein, was die zunächst sehr zögerlichen Reaktionen und den nur spärlich gefüllten Raum vor der Bühne erklären könnte. Falls dem so war, gelang es ihnen jedenfalls doch recht bald, auch viele Nichteingeweihte in ihren Bann zu ziehen, denn zum Ende konnten sie mit verdient kräftigem Applaus das Feld räumen. Keine Selbstverständlichkeit anhand der eher introvertierten und nicht unmittelbar eingängigen Kompositionen von Mastermind Kieron Tuohey (Gitarre), die so wunderbar melodiös und urbritisch klingen. Der ganz große Gewinner war jedoch Sänger und Gitarrist James Kilmurray, der trotz zurückhaltendem Auftreten stimmlich wirklich überzeugen konnte. Und dies war keinesfalls zwingend zu erwarten, denn Kilmurray ist von Haus aus Gitarrist und nur deshalb zum Sänger geworden, weil die lange Suche der Band nach einem Ersatz für den ausgestiegenen Andrew Hodson ergebnislos blieb. Das Resultat auf dem ersten so aufgenommenen Demo klang eher bescheiden, doch auf dem kürzlich erschienenen Album "Under a torn sky" (der erste Longplayer der Band überhaupt!) konnte man hören, dass aus der Notlösung die neue charakteristische Stimme der Band geworden ist. Umso schöner, dass James Kilmurray das dort gebotene Niveau auf der Bühne tatsächlich halten konnte! So erhoben sich die Songs des Albums ebenso wie die bereits zuvor veröffentlichten Stücke live zu prachtvollen Kleinodien und hinterließen mich glücklich mit den Impressionen eines Auftritts, auf den ich nahezu 10 Jahre gewartet hatte. (Volker)
Kodiak
Der extreme Doom (also ab Death Doom aufwärts) war 2010 etwas unterrepräsentiert; aus dem Lager der Beerdigungsmusiker war kaum jemand angereist. Das Trio Kodiak hielt jedoch unbeirrt die Flagge des Drone Doom hoch und zelebrierte eine 40minütige rein instrumentale Ein-Song-Orgie auf der Bühne. Die drei Musiker schienen das Publikum überhaupt nicht wahrzunehmen, waren sehr in ihr Spiel versunken und mußten sich wahrscheinlich auch reichlich konzentrieren, um bei der gen Null tendierenden Geschwindigkeit noch gemeinsam auf den Punkt spielen zu können. Erinnerte mich an die letztjährige Vorstellung Omega Massifs, erreichte aber nicht deren Qualität. Auch ich als ausgewiesener Liebhaber des Extremdooms hatte nach einer halben Stunde einfach genug, der sehr ruhige, extrem gedehnte Mittelteil des Sets war doch recht einschläfernd. Einem Teil des Publikums schien es zu gefallen, aber für mich war hier das Dronemaximum überschritten. Nächstes Mal könnten vielleicht stattdessen wieder kommerzielle Radiobands wie B.SON oder Bunkur geholt werden. (Till)
Rituals Of The Oak
Ein Electric-Wizard-Shirt mit LaVeys Konterfei war der Auslöser für einen verstrickten Diskurs über Neosatanismus und Nietzsche bis zum hin zum existenziellen Erleben. - Der australische Musiklehrer und Bassist von Rituals Of The Oak hat sich offensichtlich seine Gedanken gemacht, wie ich in einem sehr intensiven Gespräch am Rande des DSR erfahren durfte...schon mal nicht schlecht für den Anfang, dachte ich mir. Und es folgte ein Act, dessen Tiefgang es durchaus mit den vorangegangenen Themen aufnehmen konnte. Rituals Of The Oak spielen klassischen und ursprünglich klingenden Doom, der durch die satte Stimme von Frontfrau Sabine getragen wird. In diesem Sinne: „Under the spell of Doom you are never the same. Stay Slow!” (Tobias)
Nomad Son
Nomad Son konnten mit ihrem vorletztjährigen Debutalbum einiges an Staub aufwirbeln, und auch die letzten Sommer erfolgte Minitour durch Deutschland und die Niederlande war nicht von schlechten Eltern. Insofern klar, daß die Malteser aufs DSR mußten, diese Chance wurde von ihnen auch mehr als genutzt. Die Chapel erlebte eine recht wilde, engagierte Show eines Quintetts, welches sich amtlich ins Zeug legte. Was die bisherigen Bands des Tages an Introvertiertheit und Zurückhaltung ausstrahlten, zeigten Nomad Son durch eine umso kraftvollere Show mit einem Jordan Cutajar, der nicht nur brillant sang sondern auch unablässig das Publikum anfeuerte. Das bestand zu einem guten Teil aus mitgereisten Fans von der Insel, aber Nomad Son hatten keine Schwierigkeiten, auch die hiesigen Doomer zu überzeugen. Sehr traditioneller Doom mit Hammondorgel, leidenschaftlich dargeboten…neben den Stücken ihres Debutalbums spielten die Malteser außerdem einen neuen Song sowie zum Abschluß mit „At the end of my daze“ ein anständiges Trouble-Cover, zu welchem Cutajars kratzige Stimme sehr gut paßte. Geht man nach den Publikumsovationen und den sich anschließenden CD- und Shirtverkäufen, durften sich Nomad Son ohne weiteres als einer der Tagessieger fühlen, und das sei ihnen von Herzen gegönnt. (Till)
Doomshine
Ein Heimspiel und der bereits zweite DSR-Auftritt der Band war anschließend Doomshines Gig. An jeder Steckdose spielen sie ja nicht gerade, daher war nicht nur ich erfreut, die dritte wichtige Säule des Schwabendooms (neben Dawn Of Winter und Mirror Of Deception, ist ja klar) mal wieder zu sehen. Das bislang einzige Album ist ja schon wieder sechs Jahre alt aber von unbestritten hoher Qualität, weshalb ich mich auch heute sehr über den Epic Doom der Band freute. Tim Holz war gut bei Stimme, instrumental wurde ebenfalls solide agiert – mit Sven Podgurski hatten Doomshine zudem den wahrscheinlich besten Gitarristen des Festivals im Line Up. Eine Auflockerung gab es, als bei „Where nothing hurts but solitude“ Forsaken-Sänger Leo Stivala auf die Bühne sprang und einen Teil des Gesangs übernahm. Nichtsdestotrotz war der heimliche Doomshine-Hit „Shine on sad angel“ für mich der Höhepunkt des Sets – neben While Heaven Wept sind Doomshine eben doch die beste Hausfrauendoomband der Welt. Es wird Zeit für eine neue Platte, Jungs!
Die anschließenden Magma Rise fielen einer Verschnaufpause (ja, das gibt’s sogar bei Doomfestivals) zum Opfer, um für die beiden verbleibenden Bands gerüstet zu sein. (Till)
Jex Thoth
Eine der offenkundig meisterwarteten Bands des Festivals war kurzfristig quasi zum Headliner des Samstags geworden, da die eigentlich dafür vorgesehenen US-Landsleute von Iron Man laut eigener Erklärung drei Tage vor Festivalbeginn feststellten, dass sie nicht über die ausreichenden finanziellen Mittel für die Reise über den großen Teich verfügen. Ein zweifelhaftes Statement, welches jedoch die Festivalstimmung keineswegs zu trüben vermochte. Und die so im Billing nochmals aufgewerteten Jungspunde mitsamt ihrer charismatischen Frontfrau wussten die gebotene Chance zu nutzen. Das um die Songs der noch recht frisch veröffentlichten "Witness" EP ergänzte Repertoire des selbstbetitelten Debutalbums von 2008 wurde fast komplett ausgeschöpft, wobei ich es doch bedauerlich fand, dass bei dieser Gelegenheit nicht noch auf ein Stück der Vorgängerband Totem zurückgegriffen wurde. Der deutlich vertracktere Stoff Totems hätte im Set zwischen den meist eher hymnischen aktuellen Songs gewiss einen geschickten Akzent setzen können. Doch dies blieb auch das einzige Manko des gut einstündigen Auftritts voller psychedelischem 70ies Doom, bei dem erwartungsgemäß solch kleine Perlen wie "Son of Yule", "Seperated at birth" oder "Stone evil" herausragten. Jex Thoth persönlich singt dabei live mindestens ebenso gut wie auf Konserve und konnte gewiss den Großteil der Aufmerksamkeit auf sich konzentrieren, was die Leistung ihrer erdig groovenden Bandkollegen nicht schmälern soll. Ich kann mich täuschen, aber diese Band scheint mir auf dem Weg zu größeren Aufgaben zu sein und wird mit ihrer stilistischen Ausrichtung gewiss nicht nur im überschaubaren Doom-Spektrum Anhänger finden. (Volker)
Mirror Of Deception
Nach dem bereits erwähnten sehr kurzfristigen Ausfall Iron Mans waren Mirror Of Deception angetreten, die Lücke zu füllen und für einen würdigen Festivalabschluß zu sorgen. Hat man ja schon öfter gesehen, aber Mirror machen immer wieder Spaß. Die Doominstitution legte einen gewohnt souveränen Gig hin und überzeugte mal wieder komplett. Zwar hatte sich die Chapel schon ein ganzes Stück geleert, doch das dürfte eher auf Ermüdungserscheinungen zurückzuführen sein als auf eine schwache Performance, selbst der Drummer quäkte bei seinen Gesangsparts weniger schrecklich drein als sonst. Hatte da jemand Gesangsunterricht? Von der Setlist sind mir nur „Der Student von Ulm“ und „Entgleiten“ in Erinnerung, der Rest verschwand in den letzten Schwaden eines zweitägigen Doomrausches. Mirror Of Deception bereiteten dem Doom Shall Rise 2010 einen würdigen Abschluß. 2012 geht es weiter, wir freuen uns bereits jetzt darauf, erneut in der Chapel zu Gast sein zu dürfen. FUCK KNOWS DOOM ON!!! (Till)
Bericht: Till, Volker Schulz, Tobias Szuwart
Titelfoto: Angela Dettmering
Kodiak-Foto: Matthias Thiedeke
alle anderen Fotos: Till