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(Koch Media)

 

Der junge Enitan wird bereits als Baby von seinen nigerianischen Eltern, für den Zeitraum ihres Studiums, bei einer britischen Pflegefamilie abgegeben. Ihre Hoffnung ist es, dass das Kind es einmal besser haben wird als sie und durch die Pflegefamilie und den Besuch einer englischen Schule auch die Bildungschancen der Sohnes verbessert werden. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall. Tilbury, ein Hafenvorort von London ist nicht gerade ein Hort der Toleranz und grpßer Bildungschancen. Einerseits hat es der junge Enitan, seine beiden leiblichen Schwestern wie auch einige anderen nigerianischen Kinder bei der Pflegefamilie nicht so schlecht. Sie sind zumindest keine Rassisten, haben aber ihre eigenen Gründe für die Aufnahme der Pflegekinder (in erster Linie die finanzielle Unterstützung durchs Sozialamt und auch dem Geld der leiblichen Eltern aber auch weil ihr eigener Kinderwunsch verwehrt geblieben ist) und lassen den Pflegekindern nicht das gleiche Maß an Liebe und Zuneigung zukommen. Am meisten bekommt das Enitan zu spüren. Er wird auch bei seinen Eltern eher als ein Sonderling angesehen und flüchtet sich in seine eigene Welt. In der Nachbarschaft und in der Schule hat er keine Freunde und wird immer wieder Opfer rassistischer Beleidigungen und Ausgrenzungen. Das geht soweit, dass ihn eine Skinhead Gruppe nicht nur vermöbelt, sondern in dermaßen erniedrigt, dass er den Glauben an sich und seine Identität verliert. Was folgt ist Selbstverleumdung und Selbsthass. In Konsequenz wird er weißer als die Rassisten aus seiner neuen Clique. Dieser Übermut schaukelt sich hoch bis zur Eskalation.

 

„Farming“ ist nicht nur der Originaltitel des Films, sondern war durchaus auch gängige Praxis in England. Eltern nigerianischer Kinder haben im Land der ehemaligen Kolonialmacht ihren Nachwuchs bei Pflegefamilien geparkt um selbst ihr Studium und Ausbildung abschließen zu können. Eben so lief das auch bei dem Drehbuchautor und Regisseur Adewale Akinnuoye-Agbaje (bekannt aus der Serie „Lost“) der auch als leiblicher Vater von Enitan im Film zu sehen ist. Seine eigene Geschichte stellt er mit diesem autobiographischen Film der Öffentlichkeit vor. Es ist ein nachdenklich stimmender wie auch wütend machender Streifen geworden. Wütend wegen des offen ausgetragenen Hass wie auch dem traurigerweise entsprechenden zeitgenössischen Alltagsrassismus. Nachdenklich aufgrund der absoluten Selbstverleumdung und des dadurch einhergehenden Selbsthasses des Hauptprotagonisten. Szenen in denen er sich probiert seine Hautfarbe abzuwaschen oder anderen People of Colour mit Hass begegnet und entgegentritt sind schockierend und schwerlich nachzuvollziehen. Hier wird ein gebrochener Jugendlicher gezeigt, der eigentlich nur nach Anerkennung sucht und irgendwo ankommen und akzeptiert werden möchte. Krasse Story, die mit guten Darstellern (unter anderem Kate „Underworld“ Beckinsale als Pflegemutter) und auch gelungen zeitgenössischen Kostümen inszeniert wird. Schwere aber gute Kost.

 

Der Film erscheint mit deutscher und englischer Originaltonspur. Bild ist Scharf, Sound sauber. Im Bonusbereich wäre eine Doku oder ein Interview mit dem Regisseur über seine eigene Geschichte sicherlich interessant und aufschlussreich gewesen. Stattdessen findet sich lediglich eine Trailershow.

 

(Zvonko)


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