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Opium – Tagebuch einer VerrücktenOpium – Tagebuch einer Verrückten

(Ascot Elite)

 

Im Ungarn des Jahres 1913 tritt der Psychiater und Schriftsteller Dr. Brenner seinen Dienst in einer Irrenanstalt an. Die Methoden in diesen Gemäuern sind von höchster Brutalität, die Patienten werden mehr gefoltert, als dass sie behandelt werden. Gewaltsame Tauchgänge und das Entfernen einzelner Hirnteile sind an der Tagesordnung. Doch auch Brenner selbst hat zu kämpfen: Als Autor steckt er in einer tiefen Krise und hat eine vollständige Schreibblockade. So erwächst erst recht eine zügellose Faszination für die Insassin Gizella, die wie besessen an ihren Tagebüchern schreibt…

 

Viel kommt ja in aller Regel nicht aus Ungarn, aber dass an der Donau keine echte Filmlandschaft bestünde, das lässt sich zumindest anhand von Opium mitnichten behaupten. Die Geschichte basiert auf den Tagebüchern des ungarischen Schriftstellers Geza Csath, einem der düstereren Vertreter seiner Zunft. Bei Csath drehte sich, wie auch bei seinem Pendant im Film, sowohl im Leben als auch in seinen Schriften, alles um Sex und um Drogen – und dies im Überfluss. Dr. Brenner versucht, seine literarischen Misserfolge mit zahllosen Frauen und stetig ansteigenden Mengen an Opium zu kompensieren. Lediglich Gizella vermag es, den Arzt aus seiner Lethargie zu reißen und sein Interesse zu wecken. Die Patientin behauptet, innerlich vom Teufel zerfressen zu werden und scheint – wenngleich fremdbestimmt – einen ähnlichen Sexualtrieb wie ihr Therapeut zu an den Tag zu legen. In irrwitzigen Akten penetriert sie sich selbst mit ihrem Stift oder scheint in völliger Ekstase von einem immateriellen Dämon vergewaltigt zu werden.

 

Die Intensität, die Regisseur Janos Szasz in diesen Bildern vermittelt, sucht wahrlich ihresgleichen und kann nur durch ein exzellentes Zusammenspiel aus Licht- und Kameratechnik, Ausstattung und vor allem beeindruckenden Schauspielern funktionieren. Kirsti Stubo gibt als Gizella einfach alles und jagt dem Zuschauer einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Ganz klar eine der intensivsten und besten Leistungen der jüngeren Genregeschichte. Ebenso beeindruckend gestaltet sich die Umgebung des Sanatoriums, das mit seinen kalten Mauern und wahnwitzigen „medizinischen“ Instrumenten Irrenhäuser wie in Bram Stoker’s Dracula vergessen macht. Hier werden während beklemmender Kamerafahrten durch die „Behandlungsräume“ nicht nur bei den Patienten die Daumenschrauben angezogen, wobei nicht immer auf die historische Korrektheit der Gerätschaften Wert gelegt wird – doch gerade diese Anachronismen verleihen dem Film seine besondere Note. Überdies betont diese Stilisierung den Konflikt zwischen der vorsintflutlichen Herangehensweise in den Anstaltsmauern und dem frisch von Freud beeinflussten Dr. Brenner. Zwar spielen hier Fragen der Psychoanalyse eher unterschwellig eine Rolle, jedoch sind sie jederzeit präsent.

Nach diesem in geniale Bilder gepackten Psychotrip bleibt eigentlich nur ein Wunsch offen: Mehr davon!

 

Die deutsche DVD bietet ein gutes Bild und den Film in deutscher und englischer Sprache, jeweils in 5.1, sowie eine gute Stunde Bonusmaterial, dessen Herzstück das hochinteressante Making Of darstellt. Der Rest ist eher schmückendes Beiwerk, die B-Roll ist quasi die Langversion der Bilder, die für die Doku verwendet wurden, und auch die Interviews sind zum Teil bereits im Making Of zu sehen – wobei jene Komplettversionen recht interessant gewesen wären, wenn sie nicht höchst seltsam geschnitten wären, sodass es immer wieder zu Ruckel-Cuts kommt, bei denen man oft meint, die Disc hätte sich aufgehängt. Darüber hinaus gibt es für kleines Geld noch Trailer und Trailershow, ein hübsches Cover und einen wirklich erstklassigen Film.

 

(mosher)


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