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Survive StyleSurvive Style

(I - On New Media)

 

Japan als Hort der Unglaublichkeiten: eine Frau, die einfach jeden Mordversuch ihres Gatten überlebt; ein Familienvater, der nach einer Hypnose glaubt, er sei ein Vogel und dessen Unglück es ist, das der Hypnotiseur tot ist, sowie ein bärbeißiger Hitman aus Großbritannien mit Simultanübersetzer im Schlepptau, der den Tokioter Bevölkerungsüberschuss brutal beseitigt möchte. Denn Weihnachten steht ja vor der Tür... Soweit der Covertext – und viel besser kann man den Inhalt auch nicht beschreiben. Allerdings könnte man schier endlos damit fortfahren, die bizarren Charaktere und die unglaublichen Situationen, die Gen Sekiguchi in seinen ersten Spielfilm gepackt hat, aufzuzählen. Sekiguchi verdingte sich, ebenso wie Autor Taku Tada, zuvor in der Werbebranche und lässt jenen visuellen Stil unverkennbar in sein Debüt einfließen. Denn nicht nur die Gestalten in „Survive Style“ sind schrill, auch die Settings und vor allem die Kameraarbeit bieten Pop-Art vom Feinsten. Dabei hebt sich der Film aber merklich von banal überdrehten Asia-Knallbonbons ab und lebt nicht nur von den genial verrückten Einfällen, sondern bringt auch das nötige Quäntchen komödiantischen Timings mit. Dafür zeichnen sich neben der Crew dann auch die fantastischen Schauspieler verantwortlich, allen voran Ittoku Kishibe, der einen Großteil seiner Darstellung in der Hocke verbringt und unter ständigen Vogellauten verzweifelt versucht, Fliegen zu lernen. Aber auch Vinnie Jones, den man aus „Bube, Dame, König, grAs“ und „Snatch“ kennt, liefert hier eine grandiose Show ab, bei der er als cholerischer Auftragskiller alles und jeden zunächst fragt, was seine Funktion im Leben sei, bevor er ihm das Lämpchen ausknipst.

Bei all diesen Obskuritäten verliert Sekiguchi jedoch nie seine Figuren aus den Augen und man merkt deutlich, dass ihm jede einzelne von ihnen sehr viel bedeutet. Wäre dem nicht so, würde ihm der Film früher oder später aus den Händen gleiten. Da dies aber auch nach zwei Stunden nicht passiert ist, sondern, ganz im Gegenteil, alle Figuren am Ende in einer zumeist völlig überraschenden Art und Weise sich selbst oder ihr Leben verändern, kann man die Arbeit des Regisseurs gar nicht genug loben. Denn auch wenn eigentlich alles in „Survive Style“ übertrieben ist und das meiste keinen Sinn zu machen scheint, hat man am Ende nicht das Gefühl, nur eine schillernde Collage gesehen zu haben, sondern einen Film, der mit seiner sehr eigenwilligen Betrachtungsweise des Lebens zum Nachdenken anregt.

 

Bei der deutschen DVD hat sich I-On erfreulicher Weise richtig Mühe gegeben und bietet uns den Film in einer überraschend guten Bildqualität. Bei der Schärfe wäre zwar noch etwas Luft nach oben, aber für einen derart bunten Film, der dazu noch aus Asien kommt, kann man mit dem Ergebnis recht zufrieden sein. Auch der Ton kann sich hören lassen und liegt in deutsch und japanisch vor. Etwas schade ist es, dass man für Vinnie Jones’ Synchronsprecher keinen Engländer engagiert hat, denn der deutsche Akzent (des stets englisch sprechenden Killers) stört doch gewaltig. Umso bedauerlicher, da der Rest der Synchro im Vergleich zu anderen Asiaten die reinste Offenbarung ist. Da beide Spuren in 5.1 aufgespielt sind, kann aber jeder für sich selbst entscheiden, worauf er mehr Wert legt.

Bei den Extras hat I-On ebenfalls anständige Arbeit abgeliefert. Es gibt ein paar coole Deleted Scenes sowie zwei Featurettes zur Premiere und zu diversen Festivalteilnahmen. Dazu gesellen sich massenweise Spots und Trailer, in die man definitiv einmal rein zappen sollte. Es gibt also kaum etwas zu meckern und wer künstlerisch angehauchten, durchgeknallten LSD-Trips auf Zelluloid zugetan ist, sollte auf jeden Fall einen Blick riskieren. Wer damit nicht viel anfangen kann, sollte sich übrigens nicht von dem groß auf dem Cover prangenden Namen Sonny Chiba verleiten lassen – dieser hat nur einen zwar amüsanten, aber mindestens ebenso kurzen Auftritt.

 

(mosher)


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