Night Demon, Sensles, Old Mother Hell - Weiher (2017)
Die Live-Music-Hall in Weiher gibt es zwar seit über 10 Jahren, aber für mich ist der heutige Besuch tatsächlich der erste. Weiher, ein Stadtteil von Mörlenbach, liegt etwa 10km von Weinheim, wo sich das für Konzerte bekannte Cafè Central befindet, entfernt. Es liegt ziemlich idyllisch im westlichen Odenwald im Kreis Bergstraße, aber etwas abseits vom Schuss. Meine Befürchtung, dass sich wohl nicht allzu viele Leute am heutigen Freitag hierher verirren, bewahrheitet sich zum Glück nicht. Als wir kurz vor 20 Uhr eintreffen, sind knapp 100 zahlende Gäste da. Im Endeffekt kann sich Veranstalter Christian Bunke (New Evil Music) über knapp 150 zahlende Gäste freuen und das obwohl viele Bekannte aus dem Umkreis auf dem Party San Open Air sind, das an diesem Wochenende stattfindet.
Der Laden selber hat eine ordentliche Lichtanlage und eine hohe, recht geräumige Bühne. Leider müssen die beiden Vorbands ihr Drumkit vor dem von NIGHT DEMON aufbauen, was den Platz auf der Bühne ziemlich einschränkt.
Den Anfang machten OLD MOTHER HELL aus Mannheim. Das Trio besteht aus den beiden ehemaligen Hatchery Leuten Ronny (Bass) und Ruben (Drums), sowie Sänger und Gitarrist Bernd. Die Jungs machen Epic Metal, mal leicht doomig, mal etwas flotter, aber immer recht kraftvoll nach vorne gehend. Sänger Gitarrist Bernd verfügt zudem über eine echt tolle Stimme und ein gutes Melodiegefühl, mit dem er Songs wie „Narcotic Overflow“, „Howling Wolfes“ oder „Kneel To No God“ ausschmückt. Live machen die drei auf jeden Fall mächtig Spaß und ernten verdient ordentlich Applaus, auch wenn vor der Bühne noch ein recht ordentlicher Sicherheitsabstand herrscht. Dem Sound fehlt hier und da vielleicht noch eine zweite Gitarre, allerdings füllt Ronny mit seinem tollen Basspiel hier schon einige Lücken bestens aus. Auch seine Backings klingen richtig gut. Die erste Veröffentlichung von OLD MOTHER HELL ist schon so gut wie fertig und hätte heute bestimmt schon einige Abnehmer gefunden. Ich bin gespannt, wie die Jungs auf Konserve klingen, live war es auf jeden Fall stark.
SENSLES sind hier in der Gegend nicht ganz unbekannt, somit schrumpft der Sicherheitsabstand zur Bühne auch etwas. Es bleibt aber zumindest genug Platz für den Rollstuhlfahrer, der die SENSLESS direkt vor der Bühne abfeiern kann, ohne umgeschmissen zu werden. Vor ein paar Jahren konnte Frontmann und Gitarrist Hille seine Liebe zu Iced Earth im Sound von SENSLES nicht verleugnen. Mittlerweile klingt die Band eine ganze Ecke thrashiger, während die Vocals einen gewissen Hetfield-Einfluss bekommen haben. Geblieben ist aber die sehr tighte Gitarrenarbeit von Hille und Martin, die im gut gemischten Sound auch bestens zur Geltung kommt. Hille ist schon beim zweiten Song klatschnass, aber wie immer extrem gut gelaunt und hat mächtig Spaß auf der Bühne. Aber auch vor der Bühne wird es langsam voller. Nach dem schnellen Opener „Monkeys Will Be Back“ lädt das stampfende „Fight Club“ zum gepflegten headbangen ein, bevor sich Hille in „Money Vampire“ beschwert, dass ihm seine Frau immer das Geld aus der Tasche zieht. Beim letzten Song „Suicidal Dreams“ klappt sogar das eingangs kurz geübte Mitsingspielchen perfekt. Extrem gelungen ist auch das Iron Maiden Cover „Flash Of The Blade“, auch wenn die Vocals von Basser Andreas, der Hille hier etwas entlasten darf, nicht jeden Ton treffen. Toller Gig und die Leute sind jetzt definitiv warm genug, was nicht nur an der sehr stickigen und heißen Luft in der Location liegt.
NIGHT DEMON sind schon einige Monate in Europa unterwegs, was man den Jungs definitiv nicht anmerkt. Von Müdigkeit ist hier keine Spur und die Band gibt wie immer Vollgas. Zum Einstieg werden mit „Welcome To The Night“ und „Full Speed Ahead“ auch gleich zwei schnelle Kracher rausgehauen. Auch bei NIGHT DEMON ist der Sound perfekt! Optisch passt hier ebenfalls alles. Etwas Nebel und je drei farbige Strahler rechts und links am Boden reichen, um Band und Bühne perfekt in Szene zu setzen. Nach „Black Widow“ gibt es mit „Lightning To The Nations“ erst mal ein Diamond Head Cover zum Besten, das perfekt in den NIGHT DEMON-Sound einfügt. Da merkt man sofort wo die Einflüsse der Kalifornier herkommen. Auch „Hallowed Ground“ und „Ritual“ lassen erst mal noch keine Zeit zum durchatmen, erst mit „The Howling Man“ hat man etwas Zeit, um dem Nacken eine Pause zu gönnen. Die Luft in der Live Music Hall ist mittlerweile wohl bei der maximalen Luftfeuchtigkeit angekommen und entsprechen stickig ist es. Vor der Bühne lässt sich aber niemand davon beeindrucken und die Stimmung ist entsprechend spitze. Das einzige was man Frontmann Jarvis ankreiden kann, das er ruhig etwas mehr mit dem Publikum kommunizieren könnte. Bisher hat die Band einen Song nach dem anderen abgefeuert und erst nach dem achten Song „Maiden Hell“ gibt es eine erste Ansage. Stören tut das allerdings niemanden. Die nächsten Highlights sind nach vier weiteren Songs „Screams In The Night“, das mit klassischem NWOBHM-Riffing keine Gefangenen macht und „The Chalice“, während dem ein mit Dämonenmaske und Umhang verkleideter Roadie, Wein aus einem Kelch von der Bühne verteilt. Nach dem Instrumental „Flight Of The Manticore“ wird mit dem Titelsong des aktuellen Albums „Darkness Remains“ das vorübergehende Ende eingeläutet. Übrigens ein absoluter Gänsehautsong, fantastisch gesungen und mit einem erstklassigen Gitarrensolo veredelt. Letzteres wird gegen Ende, gegenüber der Studioversion, ein ganzes Stück verlängert. Als Zugaben gibt es „Heavy Metal Heat“, „Night Demon“ und die schon vom Keep It True bekannte Hammerversion von „Wasted Years“, die bei NIGHT DEMON auch erstklassig mit einer Gitarre funktioniert. Ein schweißtreibender Abend, mit einer im Club ziemlich unschlagbaren Band!
(Schnuller)