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Atlantean Kodex - The White GoddessAtlantean Kodex – The White Goddess

(Cruz Del Sur)

 

Dass das zweite Album von Atlantean Kodex derzeit ziemlich gefeiert wird, hat schon seine Gründe. Das Album ist groß, ambitioniert und knüpft an die goldenen Zeiten des epischen Metal im Stil von „Hammerheart“ und „Sign of the Hammer“ an. Das sich thematisch um Europa drehende Konzeptalbum besteht aus fünf Songs, von denen kaum einer kürzer ist als zehn Minuten, und atmosphärischen Zwischenstücken, die das Album zusammenhalten. Dass Bathory ein entscheidender Einfluss sind, ist an der Fülle entsprechender Zitate deutlich ablesbar: Meeresrauschen, Hörner, Chöre, das typische Klirren aufeinander geschlagenen Metalls im starken Intro Trumpets of Doggerland; stimmungsvolle Akustikgitarren-Stücke, untermalt mit dem Klang knisternden Feuers und im Wind knarrender Äste; die stark an One Rode to Asa Bay angelehnte Melodieführung in Enthroned in Clouds and Fire (The Great Cleansing); auch die Gesangslinien erinnern immer wieder an Quorthon; und so verbreitet das Album eine epische Atmosphäre, die es in dieser Konsequenz seit Bathory nur selten gab.

 

Es würde aber Atlantean Kodex nicht gerecht, sie nur auf diese Parallelen zu reduzieren. Ähnlich wie andere Bands, die sich an großen Vorbildern orientieren, greifen die Bayern diese Elemente auf, entwickeln damit aber ihren ganz eigenen Stil. „The White Goddess“ verfügt über großartige Gesangsmelodien (wie im Refrain des Elf-Minuten-Epos Hersesiarch (Thousandfaced Moon), dessen hauptsächlich durch Bass und Schlagzeug begleitete Strophen übrigens Manowars Mountains zitieren, oder im Mittelteil des hymnischen Sol Invictus). Wenn in Twelve Stars and an Azure Gown (An Anthem for Europa) die Göttin majestätisch über Krieg und Frieden spricht und in Enthroned in Clouds and Fire (The Great Cleansing) ein Sprecher mit starkem bayerischem Akzent begleitet von Chören und Glockenklängen Krieg, Vernichtung und das Ende der Welt prophezeit, sind das äußerst intensive Momente. Die Songstrukturen weichen vom üblichen Aufbau ab, lassen Raum für unerwartete Entwicklungen und tragen auf diese Weise zur epischen Grundstimmung des Albums bei. Diese Stimmung entsteht dabei auch durch den starken Einsatz gesprochener Passagen und zum Teil ganz beiläufig eingebauter Überraschungen wie Maultrommeln oder Hammond-Orgel-Klängen, die dem Sound noch mal eine ganz eigene Färbung geben und für Spannung sorgen. Überhaupt hätten die Bayern den Sound von „The White Goddess“ nicht besser hinbekommen können: Sie verzichten auf eine glatte Produktion und setzen stattdessen auf einen rauheren Sound, der trotzdem wuchtig und druckvoll ausgefallen ist.

 

Bei all dem Lob muss ich aber auch sagen, dass mich Manches auf dem Album enttäuscht hat, denn Atlantean Kodex schaffen es leider nicht, das hohe Niveau durchgehend zu halten. Die Strophen etwa von Sol Invictus wirken schon arg schlicht, manche Stellen, so in Twelve Stars and an Azure Gown sind ziemlich langatmig geraten, und was größtenteils Erhaben klingt, gleitet manchmal– wie etwa in White Goddess Unveiled (Crown of the Sepiroth) – ins Schwülstige ab. Auch an den etwas dünnen Klargesang muss man sich zunächst gewöhnen. Atlantean Kodex haben hier auf jeden Fall ein beeindruckendes Album geschrieben, das vielleicht bald als Meilenstein gelten wird. Die ganz große Begeisterung bleibt bei mir aufgrund der genannten Schwächen aber aus.

 

(Torsten)

 

http://thetrueatlanteankodex.blogspot.de/

 

 


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