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Frozen LandFrozen Land

(I-On New Media)

 

Erdrückend und niederschmetternd! Dieser Eindruck stellt sich nach 5 Minuten ein und der Verdacht, hier etwas stilistisch Ähnliches wie den genialen "Elevenfourteen" serviert zu bekommen, weicht schnell der Gewissheit, dass hier kein reines Unterhaltungskino aufgefahren wird, sondern ein soziales Drama, von der Idee her schon ähnlich "Elevenfourteen", sonst aber eher tief bewegend wie beispielsweise "21 Gramm". Die Frage, wo man die tiefsten Abgründe der Zwischenmenschlichkeit wohl filmisch ergründen könnte, ist schnell beantwortet: Finnland, nordische Region ewiger Kälte und hier auch dargestellt als Land voller Trauer, als ob sich die Natur als Depression in den Gemütern der Menschen widerspiegelt. Klingt vorerst vielleicht etwas langweilig, aber die vielen Filmpreise, die "Frozen Land" im europäischen Raum abräumen konnten, lügen nunmal nicht. Die Geschichte beginnt fast harmlos, wie ein Lehrer seiner Klasse kürz vor der Pause noch Aufgaben mit auf den Weg gibt, geht aber bereits in den Folgeminuten hart an die Nieren: Aufgrund mangelnder Finanzen des Bildungsinstituts (huch, woher kenn ich das ....?) wird dem stets tüchtig hervorstechenden Herrn seine Kündigung überbracht. Das Bestürzen über diese Nachricht wird dem Zuschauer unglaublich nah und intensiv präsentiert: Im Gesicht des Entlassenen steht gleichfalls Entsetzen, Angst und Fassungslosigkeit geschrieben und die Welt um ihn herum wird plötzlich stumm, während sie über ihm einbricht. Diese Stimmung zieht sich fortan motivisch durch die folgenden zwei Stunden und ist nur der Beginn einer Reihe von zerbrechenden Existenzen, eingeleitet durch dieses Schlüsselereignis. Die Stärke von "Frozen Land" liegt nicht nur bei den Darstellern, die es schaffen, innerhalb der kurzen, ihnen zugesprochenen Zeit ihr Schicksal zu offenbaren, sondern besonders im Aufbau der kausalen Kette. Keine wilden Zufälle stürzen den beinahe trockenen Alkoholiker zurück ins Verderben, kein fingiertes Drehbuch muss die Tragödie einer Familie in Gang setzen, denn es sind fast schon banale Taten anderer, die diese Situationen anstoßen und damit das Unglück anziehen. Es muss auch nicht nachgeholfen werden, damit der Kreis zwischen all den Charakteren sich letztlich schließt, es sind glaubwürdige Konsequenzen. Und das macht "Frozen Land" vielleicht noch nachhaltiger in seiner Wirkung auf den Zuschauer, der vom schwarzen Humor (siehe Cover) wahrscheinlich ebenso wenig mitbekommen wird wie ich. Die Finnen haben's echt drauf, ich bin schier beeindruckt!

Die DVD ist ausgestattet mit Wendecover, einem Making Of und vielen Deleted Scenes (jeweils halbstündig) und besitzt kein perfektes, weil stellenweise leicht unscharfes Bild (1.78:1, anamorph) mit oftmals kalter Farbgebung. Die dt. und finnische Tonspur (jeweils DD5.1) erfüllen den Zweck einer klaren Dialogwiedergabe, für ein Drama sollte man aber im Effektbereich nicht allzuviel erwarten.

 

(Paule)


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