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In the Mind of a KillerIn the Mind of a Killer

(I-On New Media)

 

Dieser spanische Film ist in mancherlei Hinsicht etwas Besonderes. Zunächst einmal wird er als „fiktive, aber dennoch auf wahren Ereignissen beruhende Film-Dokumentation“ angekündigt, was die Sache im Kern auch ganz gut beschreibt. Denn so verwirrend diese Definition auf den ersten Blick sein mag, so unschlüssig ist man sich nach Betrachten des Werkes, welche Teile des Films nun „True-Crime“ und welche reine Fiktion sind. Auch wenn diese Frage in Hinblick auf die Intention des Films praktisch irrelevant sein mag, trägt auch sie, bzw. die Ungewissheit des Zuschauers, erheblich zu seiner Wirkung bei. Gerade zu Beginn wähnt man sich in einem Autorenfilm, wie man ihm auf Arte aus dem Weg gehen würde und dessen Aussage man zunächst vergebens sucht. Hier befinden wir uns in einer Missionsstation in Guatemala und wissen nicht viel mehr, als dass Aro Tolbukhin, ein unscheinbarer Ungar, der den Nonnen zur Hand geht, irgendwann später durchdrehen und sieben Menschen bei lebendigem Leib verbrennen wird. Ein scheinbarer Auslöser für die spätere Tat ist der Tod eines kleinen Jungen, den Aro gemeinsam mit einer Nonne aufgezogen hat und der für ihn wie ein Sohn war. Durch diesen Unfall wird Aros ohnehin komplizierte Ersatzfamilie gesprengt und die Nonne wird auf eigenen Wunsch versetzt. Während der Zuschauer noch darüber grübelt, ob dieser Schicksalsschlag tragisch genug war, um aus einem ruhigen Missionshelfer einen besessenen Killer zu machen, befinden wir uns auch schon mitten in Aros verkorkster Kindheit im kommunistischen Ungarn, wo uns der vor ihm geheim gehaltene Tod seiner Mutter, der Charakter seines Vaters und das inzestuöse Verhältnis zu seiner Schwester weiteren Aufschluss über sein verqueres Gemüt geben.

Dabei spielt die Geschichte natürlich mit den bekannten Motiven des Serienkillergenres, vermag aber weniger dadurch zu fesseln, sondern durch die bis ins Detail durchgezogene Authentizität, die durch die perfekte Kombination zahlloser Stile entsteht. Denn im Gegensatz zu den seit einigen Jahren populären Mischformen aus Dokumentation und Spielfilm gehen hier die unterschiedlichen Stile Hand in Hand, können zwar leicht auseinander gehalten werden, passen aber einwandfrei zueinander. Die Bilder aus dem Dschungel fügen sich durch eine leichte Unschärfe sowie den Gebrauch einer Handkamera nahtlos in die nachgestellten Interviewsequenzen, die sich wiederum untereinander qualitativ teils immens unterscheiden. Auf der anderen Seite führt die betont künstlerische, in schwarz und weiß gehaltene, Darstellung der Kindheit den gesamten Realismus des Films fast ab adsurdum.

Zweifelsohne ist „In the Mind of a Killer“ keine besonders leichte Kost, bricht Regisseur Augusti Villaronga doch mit sämtlichen Sehgewohnheiten, verwendet nahezu jedes erdenkliche Filmformat und lässt uns über den Wahrheitsgehalt einzelner Szenen im Unklaren. Als Experiment ist der Film aber bereits wegen der handwerklich perfekten Symbiose verschiedener Genres und Stile sehenswert. Erzählerisch kann der Ansatz, eine mögliche Entstehungsgeschichte eines abscheulichen Verbrechens zu liefern, nur als gelungen betrachtet werden. Wer allerdings einen herkömmlichen Serienkillerfilm oder gar einen Slasher erwartet, der dürfte bitterlich enttäuscht werden.

Nicht enttäuscht wird der geneigte Käufer von der deutschen DVD aus dem Hause I-On. Die Bild- und Tonqualität variiert hier logischerweise sehr stark, was diesmal aber nur zum Besten des Films gereicht. Ein kräftiges Problem ist die deutsche Synchronisation, die zwar professionell gemacht ist, die aber doch sehr stark mit den vielen Interview-Sequenzen zu kämpfen hat. Freundlicherweise bietet man uns aber die Möglichkeit, den Film im spanischen Original mit deutschen Untertiteln zu schauen, womit die Präsentation des Films als rundum zufrieden stellend bezeichnet werden darf. Das Bonusmaterial ist ebenfalls relativ üppig ausgefallen, wobei das 25minütige Making Of und das genauso lange Interview mit den Machern ebenso dankend entgegengenommen werden wie die beiden Featurettes zu Effekten und Tanz-Choreographie. Trailer, TV-Spot und Programmvorschau seien der Vollständigkeit halber auch noch erwähnt und runden das gelungene Gesamtpaket optimal ab.

 

(mosher)


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