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Ley LinesLey Lines

(I-On New Media)

 

Ryuichi hat das Leben auf dem Lande satt und beschließt, sich gemeinsam mit seinem Bruder und einem Freund nach Tokyo abzusetzen. Dort angekommen schlagen sie sich zunächst im Rotlichtviertel Shinjuku durch, bis sie an die Prostituierte Anita geraten, die sie um ihre gesamten Ersparnisse bringt. Um an Geld zu gelangen, verkaufen sie auf offener Straße Drogen, wodurch sie immer tiefer in den Sog der Unterwelt geraten. Ryuichi aber hat ganz andere Pläne: Er will nur genug Geld machen, um mit einem gefälschten Pass nach Brasilien auszuwandern. Dieses Geld will er sich bei einem Überfall beschaffen, was den Anfang vom Ende für die Freunde bedeutet.

 

Mit „Ley Lines“ schließt Takashi Miike seine Black Society Trilogie ab, drei inhaltlich lose zusammenhängende Filme über Schicksale in der Unterwelt. Im Gegensatz zu den beiden ersten Filmen „Shinjuku Killers“ und „Rainy Dog“ wird der Zuschauer im Falle von „Ley Lines“ Zeuge, wie die Protagonisten überhaupt in kriminelle Bahnen gelangen. Davon abgesehen zeigt der Film aber genau wie seine Vorgänger die Ausweg- und Hoffnungslosigkeit der Killer, Drogendealer und Yakuzas auf. Auch wenn Ryuichi hier ein Ziel verfolgt, bleiben die Methoden und der Weg – und schließlich auch dessen Ende – eine triste Darstellung eines von Gewalt geprägten Lebens. Wie schon in „Shinjuku Killers“ spielen die Nationalitäten und Abstammungen auch hier eine große Rolle, Tokyo wird als regelrechter Schmelztiegel dargestellt, der ein unglaubliches Gewaltpotenzial birgt. Zweifelsohne gehört „Ley Lines“ zu den ernsthaftesten Werken Miike’s, die abgefahrenen Situationen und Charaktere, für die er so berühmt ist, sucht man hier vergebens. Dafür bieten sich raue Bilder, die umso realistischer in ihrer Brutalität sind, auch wenn Miike sich in Sachen Gewaltdarstellung einmal mehr eher verhalten zeigt. Neben diesen dreckigen Bildern der Straßen Tokyo’s dürfen wir aber auch phantastische Sonnenuntergänge und in wunderbare Farben getauchte Landschaften bewundern, die vor allem dann auftauchen, wenn uns der Film wieder mal ein wenig Hoffnung schenken will.

Auch in den etwas action-lastigeren Szenen gibt es einiges zu bestaunen. So lässt die Kameraarbeit gleich an mehreren Stellen die Kinnlade heruntergleiten, ganz besonders als die drei in den Zug nach Tokyo einsteigen und die Kamera sie durch das Bahnhofsgebäude bis in den Wagon hinein verfolgt. Bei all den schönen Bildkompositionen verlangt „Ley Lines“ dem Zuschauer aber auch einiges ab, denn die Erzählweise ist schon ausgesprochen unkonventionell. Speziell in der ersten halben Stunde reihen sich allerlei kurze, scheinbar voneinander isolierte, Szenen aneinander, deren Zusammenhang nur selten ersichtlich ist. Freilich werden die einzelnen Handlungsstränge zu einem späteren Zeitpunkt zusammengeführt, allerdings dürfte diese Eigenschaft den Film für Mainstream-Gucker nahezu unerträglich machen. Wer sich aber mit den ungewöhnlichen Filmen Miike’s arrangieren kann, wird sicherlich Gefallen an dieser Studie einer sehr kurzen kriminellen Karriere finden.

 

Die I-On DVD im Pappschuber ähnelt den Veröffentlichungen der ersten beiden Teile, hat sie doch neben Trailershow und den drei Black Society Trilogie-Trailern lediglich den dritten Teil des Takashi Miike Interviews zu bieten. Dieses Interview ist dafür aber wieder einmal durchaus interessant, wenngleich man sich, wie schon bei den beiden anderen DVDs, über die teils schlampige Umsetzung der Untertitel ärgert. Die meisten Sätze bleiben lang genug am unteren Bildrand stehen, um sie gleich dreifach zu lesen, andere hingegen sind gerade mal zwei Sekunden zu sehen. Höchstnoten verdient auch das Bild nicht, weiß man aber um die Qualität der meisten Master Miikescher Filme, kann man auch hier mit dem Transfer leben, auch wenn man schon bessere I-On DVDs gesehen hat. Am Ton gibt es nicht viel auszusetzen, auch hier darf man natürlich keine Referenzwerte erwarten, für einen preisgünstigen, japanischen Film ist der deutsche 5.1-Kanal (japanisch Stereo) aber absolut akzeptabel, sogar die Synchronisation darf dieses mal lobend erwähnt werden, auch wenn sie über ein paar kleine Fehler verfügt (an einigen wenigen Stellen hat man den falschen Sprecher einen Satz sagen lassen oder die Dialoge ungenau bis falsch übersetzt).

 

(mosher)


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