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T.E.D. Klein - The Ceremonies

T.E.D. Klein - The Ceremonies

(Piper Verlag)

 

- anspruchsvoller, aber ausladender Mystery-Roman mit Horrorelementen -

 

Gilead, im US-Bundesstaat New Jersey, irgendwann in den 1970er Jahren. Lehramtsstudent Jeremy Freirs aus New York, möchte auf der Farm des jungen Ehepaares Deborah und Sarr Poroth ein Gästehaus beziehen, um den Sommer über an seiner Dissertation zu arbeiten. Die Poroths, die als Mitglieder der Brethren-Glaubensgemeinschaft gerne alles Moderne aussperren würden, nehmen den jungen Mr. Freirs wohlwollend in ihrem Sommerhaus auf, obschon der 27-jährige Hausherr Sarr unbestimmte Vorbehalte gegenüber Jeremy hegt. Der junge Lehramtsstudent, der kurz vor seiner Abreise die bezaubernde, 22 Jahre alte Bibliotheksangestellte Carol Cinklin kennenlernt und sich prompt in sie verliebt, weiß jedoch nicht, in welche Gefahr er sich mit seiner Reise und seinem Aufenthalt in der kleinen, verschlafenen, 187 Seelen zählenden Ortschaft Gilead begibt.

 

Der, 1947 in New York geborene, ehemalige Redakteur des "Twilight Zone"-Magazins T.E.D. Klein, bemächtigt sich, in seinem ersten und einzigen Roman "The Ceremonies", einer leicht altbackenen, dezent metaphorischen und kafkaesken Erzählweise. Ähnlich den Visionen oder tiefgreifenden Novellen von Edgar Allan Poe, H. P. Lovecraft oder Arthur Machen, erzeugt er von Anfang an eine düstere und mysteriöse Atmosphäre, in der die subtile Gefahr äußerst vage und kaum greifbar erscheint. Das macht der US-amerikanische Schriftsteller Theodore "Eibon" Donald Klein zwar richtig gut, was aufgrund seiner recht ausladenden Einleitung und der häufigen Ausschweifungen allerdings auch langatmig erscheint. "The Ceremonies" ist eben ein geistreicher, komplexer, aber nur unterschwellig spannender literarischer Exkurs, der sich sehr langsam aufbaut und dem Leser so einiges an Geduld abverlangt. Die verschiedenen Handlungsstränge, die sich über die Lebensgeschichte der einzelnen Protagonisten, den Alltag der Glaubensgemeinschaft, das Ausbringen der Saat, das bescheidene, entbehrungsreiche Leben, sowie die verschiedenen Traditionen, Bräuche und Rituale erstrecken, sind lose miteinander verknüpft und kommen mir vor, wie eine Mischung aus einem Roman von Edgar Allan Poe, Carlos Ruiz Zafón, Joël Dicker und Alexis Henderson. Hier treffen Glaube und Aberglaube auf Tradition und Moderne, schwarze Magie auf biblische Parallelen und das Ungewisse auf erschütternde Tatsachen. Foto: © Privat / Piper VerlagDie zeitgemäße Sprache und die örtlichen Gegebenheiten erzeugen dabei eine mehr oder minder heimelige Aura, in der sich der Schauer eher innerhalb der Worte, als hinter irgendwelchen Taten verbirgt.

 

Kurz vor Jeremys Abreise erhält die Bibliotheksangestellte Carol Cinklin einen gut bezahlten Auftrag zu einer Recherche von dem kleinen, zuvorkommenden und generösen alten Mann Aloysius Rosebottom. Selbiger schleicht sich jedoch nach und nach in ihr Leben ein und manipuliert die junge Frau nach Strich und Faden. Als Carol Jeremy an einem Wochenende in seinem selbst gewählten Sommer-Exil besucht, träumt sie seltsame Dinge. Warum verhält Jeremy sich plötzlich so merkwürdig? Warum singen die Poroths nachts ihre religiösen Verse? Was hat das alles mit den gewaltsamen Toden mehrerer junger Mädchen vor etlichen Dekaden zu tun? Und welche Rolle spielen die seltsamen Tarot Karten, die Mr. Rosebottom Carol für Jeremy mitgegeben hat? Etwas Unheilvolles braut sich zusammen. Merkwürdige Dinge geschehen, Flora und Fauna spielen verrückt, Lebensmittel verderben und eine dämonische Entität scheint überall ihre Finger im Spiel zu haben. Ist das der Zorn Gottes, ein böser Fluch oder gar eine Heimsuchung?

 

"The Ceremonies" ist nicht nur ein ausladender Mystery-Roman mit Horrorelementen, sondern auch Liebesromanze, Schauerroman und Lebensgeschichte, deren sympathischer Erzählstil der jeweiligen Situation angepasst ist. Mal normale Erzählung, mal als Tagebucheintrag verfasst, dann wieder als kurze Brief-Konversation, wobei sich die unterschiedlichen Perspektiven hauptsächlich auf Jeremy und Carol oder den Leser als stillen Beobachter beschränken. Die durchaus ausufernde, 528 Seiten umfassende Handlung lebt von ihrer okkulten Atmosphäre, weist aber ein paar arge Durchhänger auf. Daher bin ich seltsam zwiegespalten, was diesen Klassiker anbetrifft. Der Action- und Spannungsfaktor ist für einen Mystery-Horror-Roman dieser angepriesenen Größenordnung, geradezu unterirdischen niedrig. Den Namenszusatz "Eibon" nutzte T.E.D. Klein (im Übrigen eine Anspielung auf eine Figur aus Clark Ashton Smiths Hyperborea-Zyklus), um damit seinen Spitznamen "Ted" in T.E.D. Klein, als eine Art Verweis auf H. P. Lovecraft oder M. R. James, formen zu können.

 

(Janko)

 

T.E.D Klein - The Ceremonies

Piper Verlag

Horror Klassiker

ISBN: 978-3-492-70628-5

528 Seiten

Hardcover mit Schutzumschlag

Originaltitel: The Ceremonies

Aus dem amerikanischen Englich von Dagmar Hartmann

Erscheinungsdatum: 01.12.2022

EUR 24,00 [DE] inkl. MwSt.

 

weitere Formate:

eBook (WMePub) ISBN: 978-3-492-60255-6

Erscheinungsdatum: 01.12.2022

EUR 15,99 [DE] inkl. MwSt.

 

"The Ceremonies" beim Piper Verlag: https://www.piper.de/buecher/the-ceremonies-isbn-978-3-492-70628-5

 

Leseprobe: https://books.google.de/books?id=au1nEAAAQBAJ&lpg=PP1&hl=de&pg=PP1#v=onepage&q&f=false


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