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Adam Nevill - Niemand kommt hier lebend rausAdam Nevill - Niemand kommt hier lebend raus

(Buchheim Verlag)

 

- böser, charismatischer Horror mit düsterer Aura -

 

2014 unter dem amerikanischen Originaltitel "No One Gets Out Alive" erschienen, feiert der Buchheim Verlag mit "Niemand kommt hier lebend raus" von Adam Nevill ein kleines Jubiläum. Der 10. Band der Cemetary Dance Germany Reihe erschien hierzulande am 26.07.2021. Illustriert von Glenn Chadbourne & Vincent Chong, handnummeriert und signiert von Autor Adam Nevill, hält der geneigte Leser einmal mehr ein wunderschön und liebevoll aufgemachtes, auf 999 Exemplare limitiertes Kleinod in den Händen.

 

Der charismatische Horror Roman "Niemand kommt hier lebend raus" wird von Gefühlen der Ohnmacht, Trostlosigkeit, Melancholie und Einsamkeit getragen, welche ansonsten nur der aufkommende, nasskalte und nebelverhangene Herbst im Vereinigten Königreich auszustrahlen vermag. Mit großartigem, gehobenem, aber auch leicht verständlichem Sprachvermögen bringt der, 1969 in Birmingham geborene und heute in Devon lebende Adam L. G. Nevill, seine intelligente und komplexe Erzählung zu Papier. Dem 600 Seiten umfassenden Psychogramm, welches in den Anfängen des Millenniums angelegt ist, wohnt ein leicht vornehmer, britischer Anklang, aber auch eine beklemmende Atmosphäre voller Tristesse inne. Die niveauvolle Geschichte besitzt viele spannende Momente, nährt sich aber weniger von Action, als vielmehr von unterschwelliger, sich stetig steigernder Gefahr, einer bedrohlichen Aura, sowie der verworrenen Gefühlswelt, die beim Lesen hervorgerufen wird.

 

Die 19-jährige verzweifelte Zeitarbeiterin Stephanie Booth wohnt unter ärmlichen Verhältnissen zur Untermiete in einem kleinen möblierten Zimmer im Birminghamer Vorort Perry Barr. Die junge Frau ist in einem physischen und psychischen Albtraum gefangen. Von paranoiden Zwängen und leidvollen Phobien geplagt, sieht und hört sie beängstigende Dinge. In dem heruntergekommenen und vernachlässigten spätviktorianischen Haus in der Edgehill Road 82, welches bis auf den schleimigen, abgemagerten Vermieter Knacker McGuire, nur von jungen Frauen bewohnt ist, fühlt sich Stephanie von Tag zu Tag isolierter, eingeschüchterter und verzweifelter. Gedankenverloren sinniert sie über die ekelerregenden Gerüche, das monotone Flüstern aus Richtung des Kamins, das Knistern, Rascheln und Kratzen unter den Dielen ihres Bettes, die nächtlichen Besuche, sowie die Selbstgespräche und das Wimmern der Frauen in den benachbarten Zimmern. Auf diese unerklärlichen Vorkommnisse angesprochen, verwickelt sich Knacker immer wieder in lächerliche Widersprüche. Alles in dem dunklen Haus, inklusive der Gemeinschaftsräume, wirkt staubig, verwaist und seltsam unbewohnt. Am liebsten würde die junge Miss Booth wieder aus dem ekelerregenden, unnatürlich kalten Haus ausziehen. Aus Mangel an Alternativen und finanziellen Mitteln bleibt ihr das jedoch verwehrt. Als letztlich auch noch Fergal, der Cousin des Vermieters aufkreuzt, beginnt für die junge Frau die Hölle auf Erden. Denn diese beiden schmutzigen und asozialen Halunken manifestieren sich alsbald zu Stephanies schlimmstem Albtraum. Eine unsägliche Spirale der Gewalt, der Grausamkeit und des Leids führt sie allmählich an den Abgrund ihrer Seele, denn niemand kommt hier lebend raus!

 

Nachdem zwei weitere Frauen einziehen, drohen die beängstigenden und unerklärlichen Vorkommnisse in der Edgehill Road 82 mehr und mehr zu eskalieren. Von Visionen und Entitäten geplagt, verwächst Stephanie Booth immer mehr mit der Geschichte des verdorbenen Hauses. In ihr brodelt ein ängstlicher, wütender, eingeschüchterter Pulk der Gefühle, der ihr arglistigen Psychoterror bereitet und sie in panische Todesangst versetzt. Der Dialekt der beiden Soziopathen Knacker und Fergal, welcher der Frankfurter Mundart nicht unähnlich ist, kommt zu Beginn zwar etwas gewöhnungsbedürftig daher, reflektiert aber die Einfachheit, die Erbärmlichkeit und den verruchten Unterton ihres unrühmlichen Vorhabens auf einmalige Weise. Das lichtscheue Gesindel steigert sich in einen psychopathischen Mahlstrom aus Betrug, Gewalt, seelischer, wie körperlicher Unerbittlichkeit und wahnsinnigen, psychologischen Wirrungen, bis letztendlich alles eskaliert.

 

Ich bin mir nicht sicher, ob es die Intention des Kajak- und Outdoor-Fans Adam Nevill war, aber die niveauvoll aufgebaute, gleichwohl bedrückende und verstörende Geschichte, erinnert mich in ihrem Old School Flair an eine Art moderner Edgar Allan Poe Erzählung oder gar entfernt an Fjodor Dostojewskis "Schuld und Sühne". Es stellt sich ein schmuddeliges, dreckiges und verruchtes Feeling, wie in den Anklängen des 19. Jahrhunderts ein, in dem Nevill mit den unterschiedlichsten Abneigungen, Ängsten und Sorgen seiner Protagonistin jongliert. Der Autor spielt dabei auf sämtliche Sinne an. So werden Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten für Stephanie Booth zu einer ganzheitlichen und brutalen Grenzerfahrung. Verschachtelte, überlange Sätze, die von einer rätselhaften, teils nebulösen Atmosphäre umgeben sind, geleiten Nevills düstere Prosa in einen unsäglichen Strudel des Schreckens und der Barbarei. Der muffige Geruch von Feuchtigkeit und Moder steigt einem dabei unweigerlich in die Nase. Nun bin ich zutiefst auf die kürzlich erfolgte Verfilmung gespannt, die offensichtlich bereits bei Netflix verfügbar ist.

 

(Janko)

 

www.adamlgnevill.com

https://www.facebook.com/AdamLGNevill/

 

"Niemand kommt hier lebend raus" beim Buchheim Verlag: https://www.buchheim-verlag.de/adam-nevill-niemand-kommt-hier-lebend-raus.html

 

Adam Nevill - Niemand kommt hier lebend raus

Buchheim Verlag

Horror

ISBN-13: Privatdruck ohne ISBN (nur über den Verlag zu beziehen)

600 Seiten

gebundene Ausgabe mit Lesebändchen im amerikanischen Buchformat 23,5 x 16,5 cm; illustriert, signiert und auf 999 Exemplare limitiert

Originaltitel: No One Gets Out Alive

EUR 39,99 [DE] inkl. MwSt.

Erscheinungstermin: 26.07.2021

 

Leseprobe: https://www.buchheim-verlag.de/media/bss/productattachment/buchheim-adam-nevill-niemand-kommt-hier-lebend-raus-leseprobe.pdf


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