Marschland - Traurige TrinkliederMarschland - Traurige Trinklieder

(Edgar The Cat)


Nach räudigem Black Metal (Fäulnis) und Youtube-Fame (Krachmucker TV) erscheint mit MARSCHLAND nun das nächste Projekt von Ernie Fleetenkieker. Zugegeben, alle vier Tracks drehen sich um Alkohol und dessen Konsum, und als Nichttrinker bin ich wohl gleichzeitig die beste und schlechteste Person, um dieses Release zu besprechen. Doch „Traurige Trinklieder“ nur auf seinen lyrischen Inhalt zu reduzieren, wird der Musik nicht gerecht. Fleetenkieker gelingt es ausgesprochen gut, vier abwechslungsreiche Folk-Songs zu präsentieren, die alle etwas krumm, aber stets charmant daherkommen. „Folk“ ist hier auch nur ein loses Korsett: Fleetenkiekers oft schräger Gesang mag so wohl nirgends gelehrt werden, verleiht jedoch einem Lied wie dem reduzierten „Kneipengeister (Bis zum letzten Atemzug)“ seine besondere Mystik.

Ähnlich wie das eröffnende „Der saufende Nihilist (Menschenhasser I)“ lebt dieser Song nur von Fleetenkiekers Akustikgitarre und Gesang. Hat man beim Opener eher das Bild eines herumirrenden, die Welt hassenden, Betrunkenen vor Augen, singt in „Kneipengeister (Bis zum letzten Atemzug)“ eher der alte Geschichtenerzähler in der Ecke einer Kneipe. Die zwei mittleren Stücke, „Das Totgelage (All enemies must die)“ und vor allem „Höllenritt (Kaperfahrt)“, eine Interpretation des flämischen Volksliedes „Al die willen te kap’ren varen“, überzeugen durch ein grandioses Sounddesign. Der mehrstimmige Gesang und die zusätzlichen perkussiven Elemente, besonders in „Höllenritt (Kaperfahrt)“, machen die EP zu einem echten Hörgenuss. Der Credit für die warme, transparente und einfach immer passende Produktion geht sicher auch an Patrick Urban (Mix) und Markus Stock (Master).

Am Ende macht „Traurige Trinklieder“ so auch einem Hörer Spaß, der mit Alkohol, dessen Konsum und Folgen nichts anfangen kann. Traurige Trinklieder beweist, dass charmanter, eigensinniger Folk auch ohne Trinkaffinität mitreißen kann – ein toller Appetizer, auf den hoffentlich noch weitere Werke folgen.

(Manuel) 

 

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