Dezperadoz – Moonshiner
(El Puerto Records)
Zum 25-jährigen Bandjubiläum beschenken sich die Heidelberger Dezperadoz selbst. Alex Kraft hat sich mit seinen Jungs in den Sattel geschwungen und den Revolver nachgeladen. Album Nummer Sechs „Moonshiner“ steht in den Startlöchern bereit. Da bereits frühere Alben Konzeptalben waren („The Legend and the Truth“ [Wyatt Earp]; „An Eye for an Eye“ [biblische Westerngeschichte]; „Dead Man´s Hand“ [Wild Bill Hickock]; „Call of The Wild“ [Billy The Kid]) ist man nicht sonderlich verwundert, dass auch „Moonshiner“ einem Konzept folgt. Die Band führt den Hörer zwar nicht ganz in den Wilden Westen, sondern vielmehr in die Zeit der Prohibition, also in etwa in die USA der 1920er und 1930er Jahre. Schließlich war die Zeit der Prohibition auch die große Stunde der Moonshiner, sprich illegalen Schnapsbrennereien und Schmugglern. Diese vertrieben den meist klaren „Moonshine“ zum Ärger von sittsamen Organisationen sowie der Regierung und zur Freude von allen, die sich gerne mal ´nen kleinen Rachenputzer oder auch mehr genehmigten.
Die Scheibe startet stark mit dem knurrigen und eingängigen „Evil Wayz“, dem flotten – an Vollbeat erinnernden – „Runnin´ Shine“ und dem aggressivsten und heftigsten Song des Albums „Straight between the Eyes“. Beim letztgenannten gibt sich Kumpel und Gründungsmitglied Tom Angelripper von Sodom als Gast die Ehre und ballert ordentlich drauf los. Es folgt mit dem Titletrack „Moonshine“ ein solider und eingängiger Rocker. Passt also alles soweit. Die Mitte der Scheibe wird jetzt allerdings etwas durchwachsen. „Man of constant Sorrow“ ist eine Akustik Country Nummer mit Salloon Feeling. Der eine möchte vielleicht zum Whiskey greifen, der andere liegt da bereits besoffen unterm Tresen. Mit „River“ geht’s ruhig, fast schunkelnd weiter, bevor „Lawless“ endlich wieder Gas gibt. Eine Biker Nummer mit Punch. „My lucky Graveyardboots“ ist ein staubtrockener Wüstensand Stoner. Zwar mit Groove aber bisschen langatmig. Bei „Angel´s Share“ muss ich irgendwie an Burt Reynolds und „Ein ausgekochtes Schlitzohr“ denken. Durchaus Flotte Nummer, die in der Scheune zum Square Dance einlädt. „A Gunmans Trail“ schießt dann endlich wieder flott aus der Hüfte und verzichtet soweit auf Platzpatronen. Mit eben diesen ist dann scheinbar das Albumende geladen, geht doch der letzte Song der Scheibe „Never Stop to Start Again“ irgendwie an einem vorbei.
Dezperadoz ist mit „Moonshiner“ im Großen und Ganzen ein gutes Album gelungen. Die Vorgänger haben mich zum Teil mehr begeistert. Das es nicht der ganz große Wurf geworden ist liegt daran, dass das Album mit 12 Songs etwas zu lang ausgefallen ist. Gerade der Mittelteil beraubt sich selbst des Tempos. Ansonsten ist es aber eine solide und gute Scheibe der Western Gimmick Band aus Heidelberg.
(Zvonko)