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Dead Man RunningDead Man Running

(Ascot Elite)

 

Schleichender als beispielsweise bei der Slasher-Welle der 90er oder beim Horror-Remake-Wahn der letzten Jahre hält sich ein Genre seit mehr als einer Dekade nahezu heimlich, still und leise am Markt, ist dabei nicht totzukriegen, aber liefert nicht nur ungewöhnlich solide Qualität in der Breite, sondern erfreut die Kino- vor allem jedoch die Videothekengänger immer wieder mit kleinen und großen Perlen. Die britische Ganoven-Komödie, deren berühmteste Vertreter Guy Ritchies Bube, Dame, König, grAs und Snatch - Schweine und Diamanten sind, bringt in bemerkenswerter Kontinuität großartige Geheimtipps hervor und ist längst viel mehr als die europäische Variante von Tarantinos Frühwerk.

Dead Man Running darf getrost in jene Riege aufgenommen werden, wenngleich hier die genretypischen Zutaten wie schräge Charaktere oder obskure Super-Ganovenstücke eher im Hintergrund für Erheiterung sorgen. Im Fokus stehen Nick und sein Kumpel Bing, die bemitleidenswert hartnäckig an ihrer phänomenalen Geschäftsidee - Skiurlaube in Dubai - festhalten, auch wenn ihr Reisebüro in Sachen Kundschaft noch völlig jungfräulich dasteht. Zu dumm, dass ausgerechnet jetzt Kredithai Thigo (Curtis "50 Cent" Jackson) auf seine Kohle besteht, denn auch er hat zurzeit mächtig zu knabbern, schließlich macht die weltweite Wirtschaftkrise auch vor Gangstern nicht Halt. Es ist also ganz einfach: Nick hat 24 Stunden Zeit, 100.000 Pfund aufzutreiben, sonst segnet nicht nur er das Zeitliche, sondern auch seine Mutter, die bereits Besuch von Thigos Killer hat, muss dran glauben. Was Nick allerdings nicht ahnt: Der Kredithai hat es in Wirklichkeit gar nicht auf das Geld abgesehen, sondern will lediglich ein Exempel statuieren und lässt seine Männer Nicks Bemühungen mit allen nur erdenklichen Mitteln manipulieren. Für ihn ist er nichts weiter als ein toter Mann - der noch 24 Stunden rennen darf...

Die Geschichte liefert also mehr als genug Gelegenheiten für die abgefahrensten Situationen und Begegnungen, und die beiden Protagonisten lassen selbstverständlich keine davon aus. Ob illegaler Faustkampf, Juwelenklau, Raubüberfall oder Manipulation beim Hunderennen: Nick und Bing schlittern von einer Bredouille in die nächste, doch immer, wenn sie sich ihrem Ziel nahe wähnen, machen Thigos Schergen wieder alles zunichte. Neben schrägen Vögeln und irrwitzigen Situationen überzeugt Dead Man Running aber wie kaum anders zu erwarten war auch mit typisch britischem Humor. Dabei funktioniert die Situationskomik vor allem durch die sehr gute Leistung der beiden Hauptdarsteller. Tamer Hassan als Nick überzeugt als Ex-Knacki, der es einfach auf die Ehrliche probieren will, und von seinem erzwungenen Gangster-Rückfall sichtlich genervt ist. Danny Dyers Bing hingegen ist eher der zappelige Engländer, der das Gespann zu einem idealen Buddy-Movie-Pärchen europäischer Prägung werden lässt. Der Auftritt von Rapper 50 Cent hingegen entpuppt sich als reine Geschmackssache. Möglicherweise werden Fans seinen Thigo, der einen ziemlichen Kontrast zu klischeebeladenen HipHop-Gangstern darstellt, lieben. Wer nichts mit dieser Art "Musik" an der Mütze hat, mag unter Umständen mit der offensichtlich beabsichtigten Ironie dieser Rollenbesetzung nicht viel anfangen können.

Abgefahren, humorvoll, skurril und actiongeladen - was man sich von Dead Man Running verspricht, hält der Film auch in nahezu jeder Hinsicht. Ein Referenzwerk ist der Streifen nicht geworden und auch das Genre erfindet er nicht neu, doch einer der eingangs erwähnten Geheimtipps ist Alex De Rakoffs zweite Regiearbeit allemal.

Bild- und Tonqualität der Ascot Elite-DVD sind keine Meisterleistung, aber absolut zufriedenstellend. Deutsche und englische Tonspur nehmen sich beim Sound nicht viel, jedoch empfiehlt sich schon genrebedingt der Originalton, zumal die hiesige Synchro nicht gerade der Weisheit letzter Schluss ist. Das Bonusmaterial kommt verhältnismäßig üppig daher. Lässt man Trailer, Trailershow und 24 Minuten unkommentiertes Behind-the-Scenes-Material außer Acht, bleiben ein zwar interessantes, aber lediglich drei Minuten langes Featurette sowie ein 40-minütiger Zusammenschnitt von Interviews mit Cast und Crew übrig. Nicht weltbewegend, aber durchaus aller Ehren wert.

 

 

 

 

(mosher)


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