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Sibirische ErziehungSibirische Erziehung

(Ascot Elite)

 

"Sibirische Erziehung" erzählt die Geschichte von zwei heranwachsenden Jungen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Kolyma, Gagarin und seine beiden Freunde lernen, wie sie klauen und sich verteidigen können. Als Gagarin bei einem versuchten Diebstahl festgenommen wird, führt Kolymas Großvater ihn in die Grundgesetze der Urki (Urki bedeutet „Ganove“) ein.

Diebstahl und Kampfeswille gegen die Regierung, Polizisten und gegen die Reichen sind seine Bestrebungen in einer Welt, in der nur der Stärkere überleben kann.

Jahre später wird sein Freund Gagarin aus dem Gefängnis entlassen, doch er ist nicht mehr der, der er mal war. Als sich Kolyma und Gagarin auch noch in die gleiche Frau verlieben, entbrennt der Hass zwischen den beiden.

 

Der italienische Regisseur Gabriele Salvatores ("Nirvana - Die Zukunft ist ein Spiel", 1997) serviert hier die Verfilmung von Nikolai Lilins halb-autobiografischen Roman "Educazione Siberiana". Über mehrere Zeitebenen - von 1985 bis 1999 - erleben wir die politischen Konflikte und begleiten die Kinder bei ihrem Heranwachsen in einer grausamen Welt. In teils sehr schönen und stimmigen Bildern erleben wir den Zerfall des Kommunismus der UdSSR, welcher hier allerdings nur als Rahmenhandlung dient. Große Geschichtsstunden gibt es hier wahrlich nicht, denn die Coming-of-age-Thematik steht im Vordergrund. Ein bisschen könnte man das als garstige Version von "Stand By Me"(1986) bezeichnen, aber noch mehr kommt einem Sergio Leones Meisterwerk "Es war einmal in Amerika" (1984) in den Kopf, dessen Höhe hier natürlich nicht im Ansatz erzielt werden kann. Aber das macht überhaupt nichts, denn über die Amerikaner hat man schon genug Geschichten erzählt. Hier bekommt der Zuschauer mal eine andere Geschichte um die Ohren gehauen.

 

Sehr abwechslungsreich sind die Handlungsorte. Manchmal gibt es verschneite Landschaften, dann werden wir Zeuge einer riesigen Überschwemmung und immer wieder sehen wir die unangenehmen Wohnblöcke, die wie böse Riesen in einer verzweifelten Welt stehen. Hoffnung will einem dabei nicht in den Sinn kommen. Nur einmal blitzt etwas wie ein Hoffnungsschimmer auf, wenn wir ein buntes Kettenkarussell umrandet von Wohnblöcken sehen und David Bowies 80er-Jahre Hit "Absolut Beginners" ertönt.

(Einen Bowie-Fan wie mich freut so was natürlich doppelt).

 

Neben John Malkovich ("Being John Malkovich", 1999) als tätowierter Großvater Kuzya, dürfte Peter Stormare als Tätowierer am bekanntesten sein. Ihn kennt man z.B. als Snuff-Film-Produzent aus "8MM" (1999). Die Hauptcharaktere wurden dann mit noch sehr unbekannten Gesichtern besetzt. Arnas Fedaravicius als (erwachsener) Kolyma spielt seine Rolle recht überzeugend und auch Vilius Tumalavicius als Gagarin steht seine Rolle gut zu Gesicht. Die Freundschaft bzw. Feindschaft, die aus der gemeinsamen Liebe zu Xenya (Eleanor Tomlinson) entsteht, entwickelt sich vielleicht etwas zu schnell und lässt etwas Tiefgang vermissen.

 

Auch das Tempo ist nicht immer ausgeglichen. Es gibt die ein oder andere zähe Stelle und manchmal erscheint einem alles etwas zu hektisch und wirr, was natürlich an dem ständigen Wechsel der Zeitebenen liegt.

 

In so einer Welt darf natürlich auch die Gewalt nicht fehlen. Mit den tätowierten Urki, die verdammt cool aussehen, ist nicht zu spaßen. Es gibt eine sehr fiese Hinrichtungs-Szene mit Heroin,

die trotz ihrer Kürze eine gewisse Würze mit sich bringt. Aber wo man was schönes findet, findet man auch gerne etwas unschönes. Man verzichtete nämlich bei einer Gang-Schlägerei leider nicht auf verwerfliches CGI-Blut.

 

Wer also mal ein bisschen russische Geschichte im Mantel eines Coming-Of-Age-Dramas sehen möchte, darf hier gerne zuschalten. Eine große Offenbarung ist "Sibirische Erziehung" nicht, dafür aber ein größtenteils kurzweiliger und gut inszenierter Film.

 

Anmerkung: Da ich den Roman von Nikolai Lilins nicht kenne, konnte ich hier auch nicht auf einen Roman-gegen-Film-Vergleich eingehen.

 

Die Blu-Ray von Ascot Elite bietet ein sauberes HD-Bild mit starken Farben und satten Schwarzwerten, außerdem weiß der klare Ton zu überzeugen. Das Bonusmaterial ist dafür nicht sonderlich umfangreich. Hier gibt es lediglich ein Making of, was mit knapp 7 Min. einfach zu kurz ist. Neben 2 Trailer zum Film, gibt es auch noch Trailer zu 9 weiteren Filmen.

 

 

(Bjoern Candidus)

 

 

 

 

 

 


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