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Mondo CandidoMondo Candido

(Camera Obscura)

 

Es gibt Filme, über die kann man Seiten, ja Bücher füllen. Über andere ist in einigen Sätzen alles gesagt. Doch es gibt nur wenige Filme, auf die beides zutrifft. Mondo Candido ist einer von ihnen. Wollte man diesem Werk auch nur annähernd gerecht werden, man müsste ausladende Abhandlungen in epischen Ausmaßen verfassen. Alleine eine halbwegs nachvollziehbare Inhaltsangabe gestaltet sich derart schwierig, dass man den Film schon beinahe nacherzählen müsste, um ihn irgendwem verständlich zu machen. Vor allem aber auf sämtliche Ideen und Aspekte der Geschichte einzugehen und die jeweiligen Philosophien, Metaphern und Interpretationsmöglichkeiten hervorzuheben, die dahinter stecken, erweist sich als schlichtweg unmöglich. Problematisch ist dies freilich nicht, sind doch sowohl Rezeption als auch Interpretation durchaus subjektiv geprägt. So reicht es hoffentlich, potenziellen Interessenten mit auf den Weg zu geben, dass es sich bei Mondo Candido um eine Reise durch die Epochen handelt, die ihren Ursprung in einer Art Vertreibung aus dem Paradies hat. Candide wird mit der Tochter des Barons erwischt, woraufhin der naive Protagonist vom Hof gejagt wird, immer auf der Suche nach seiner angebeteten Cunigunde und der "Besten aller Welten". Fortan geht es ganz wie in Mel Brooks' Verrückter Geschichte der Welt quer durch die Jahrhunderte, wird von der Inqiusition bis zum Krieg im Nahen Osten gesucht, gekämpft und gevögelt, bis sich die Balken biegen und dabei kein Anachronismus ausgelassen. Wenn mittelalterliche Soldaten gegen hochgerüstete moderne Armeen zu Felde ziehen oder eine nackte Soldatinnen wild ballernd über Mohnfelder preschen, wird schnell klar, dass hier opulente Bilder sprechen sollen und nicht eine zusammenhängende, kontinuierliche Geschichte im Vordergrund steht.

Nun mag man surrealistischen Filmen gegenüberstehen, wie man will. Doch egal, ob man zu jenen gehört, die sich an ausufernder Optik, grellen Farben und irrwitzigen Einfällen berauschen und zu den obskursten Interpretationen hinreißen lassen, oder ob der visuelle Overkill einmal durch den Kopf und zu den Ohren wieder raus schießt: Ganz entziehen wird sich Mondo Candido niemand können, nur muss jeder für sich selbst entscheiden, mit ihm umzugehen. Außer Acht gelassen, dass der größte Teil der Zuschauer wohl nichts bis gar nichts mit dieser aberwitzigen Tour de Force anfangen kann, die von tschechischen Märchen über Terry Gilliams Filme im Allgemeinen und Monty Python im Speziellen Filme bis hin zur Exploitation jedes zweite existierende Genre zu vereinen scheint, darf Mondo Candido durchaus als Meisterwerk gewürdigt werden.

Angemessen daher die DVD-Auswertung in der "Italian Genre Cinema Collection", die den Film nicht nur in sehr guter Qualität und mit großartigem Audiokommentar von Christian Keßler und Marcus Stiglegger präsentiert, sondern auf der zweiten Disc satte 200 Minuten an Extras liefert. Fans dürfen sich auf eine zweistündige Doku freuen sowie auf drei Featurettes, Trailer und Fotogalerie. Alles wahlweise in deutscher oder englischer Sprache untertitelt und garantiert hochinteressant. Booklet und Pappschuber runden diese Offenbarung von einer Veröffentlichung ab und jeder Italophile sieht den riesigen roten Stempel "Pflichtkauf" auf dem Cover prangen.

 

 

(mosher)


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