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Bang Your Head Festival 2012

BANG YOUR HEAD FESTIVAL

13.7./14.7.2012 Balingen, Messegelände

 

Endlich wieder Juli – endlich wieder Bang Your Head! Das Stahlwochenende auf der Zollernalb zählt nach wie vor zu den wichtigsten Festivals des Landes – zumindest wenn man seinen Metal überwiegend traditionell mag. Thor bescherte der anwesenden Meute viel Sonne, wenig Regen und einen kleinen Sturm in der Nacht von Freitag auf Samstag, welcher allerdings nur wenig Verwüstung auf dem Zeltplatz hervorrief; die traumatischen Erinnerungen an den berüchtigten Orkan 2005 haben da doch ganz andere Qualitäten. Somit war die Totentanz-Gesandtschaft auch heuer mit viel Spaß an der Freude dabei. (Till)

 

FREITAG:

 

CRASHDIET

 

Crashdiet mussten letztes Jahr das BYH verletzungsbedingt absagen. Dieses Jahr waren die Jungs aus Stockholm aber am Start. Wie meistens, liegen die Schwerpunkte der Setlist auf dem beiden Alben „Rest in Sleaze“ und „Generation Wild“. Das zweite Album „The Unattractive Revolution“ wurde bis auf „In The Raw“ wieder übergangen. Fronter Simen gab gehörig Gas, sprintete dauernd über die Bühne und legte sich auch zweimal dabei auf die Nase. In dieser Disziplin sollte ihn aber noch einer schlagen, dazu später mehr. Die Saitenfraktion bangte fleißig vor sich hin und gab saubere Backings zum Besten. Der Sound war nicht unbedingt der Beste, was den Publikumszuspruch aber nichts anhaben konnte. Vor der Bühne war es schon ordentlich voll, was einen späteren Platz auf dem Billing durchaus gerechtfertigt hätte. Mit „Anarchy“ wurde auch ein neuer Song vorgestellt, der auch schon vor ein paar Wochen in Helsinki in der Setlist war. Ansonsten gab es von „Native Nature“ und „I`m Alive“ bis zu den alten Gassenhauern „Straight outta Hell“ und „Breakin` The Chains“ ein gemischtes Programm der oben erwähnten Scheiben. Nach „Generation Wild“, der meistens als Rausschmeißer dient, war dann auch nach 40 Minuten Schluss. Saubere und mitreißende Vorstellung! (Schnuller)

 

DIAMOND HEAD

 

Nächste Band waren die NWOBHM Helden Diamond Head. Gleich zu Beginn merkte man, das der Mischer den Sound ein ganzes Stück weiter aufgerissen hat. Wenn ich richtig informiert bin ist, außer Gitarrist Brian Tatler, kein Originalmitglied mehr in der Band. Das ist natürlich schade, kann man aber nicht ändern. Die Engländer gingen aber engagiert zur Sache und spielten tight auf. Einige Späßvögel in meiner Nähe konnten sich nicht verkneifen Diamond Head als Metallica-Coverband zu titulieren. Es ist aber nicht abzustreiten, dass es Diamond Head ohne Metallica wohl nicht mehr geben würde. Die Originalversionen von „The Prince“ oder „Helpless“ hatten vor 20 Jahren wohl nur die eingefleischten Fans auf dem Schirm. Trotzdem schade, dass Originalsänger Sean Harris nicht mehr mit von der Partie ist. Gute Leistung! (Schnuller)

 

 

FIREWIND

 

Nach den altehrwürdigen britischen Klängen oblag es Firewind, mit zeitlosem Power Metal die Meute zu neuem Leben zu erwecken. Mit Meistersänger Apollo Papathanasio und Saitenzauberer Gus G. haben die Griechen zwei schwergewichtige (nicht im Crowbar-Sinne) Trümpfe im Bandgefüge, die beide amtlich vom Leder zogen und mit ihren herausragenden Fähigkeiten brillierten – wobei betont werden muß, daß Firewind durchweg auf hohem Niveau musizieren und äußerst kompetente Leute aufweisen. Und natürlich ebensolche Kompositionen. Mit „Head powerwolfup high“, „Mercenary man“, „Losing my mind“, „Falling to pieces“ und einigen weiteren Krachern wurde das Volk beschallt, welches sich gerne begeistern ließ. Kein Gedanke an irgendwelche politikbedingten Ressentiments gegenüber griechischen Bands, Firewind wurden verdientermaßen gefeiert. Daneben verdiente sich Gus G. mit seinen Ultra-Rockstar-Posen gleich noch den optischen Superheldentagespreis, aber das gehört nunmal dazu. Ich freue mich auf die Clubtour im Herbst. (Till)

 

ARMORED SAINT

 

Armored Saint hatten einst den (selbst auferlegten) Ruf eine der stärksten Live-Bands überhaupt zu sein. Die Show heute konnte diesem Anspruch allerdings nicht genügen. Klar - ein John Bush singt mit voluminöser Stimme die US-Power-Metal-Nummern immer noch nahezu fehlerfrei und auch der Rest der Truppe gönnt sich technisch keine Schwächen. Aber die unbändige Live-Energie, welche ich schon auf so manchem Saint-Konzert spüren konnte, wollte dieses Mal einfach nicht überspringen. Einzig das Songmaterial mit den Alltime-Classics wie "Reign Of Fire", "March Of The Saint" oder "Can U Deliver" rettet die Amis vor der Durchschnittlichkeit. Für wen die Band heute Neuland war, wurde sicherlich nicht enttäuscht. Wer allerdings weiß, zu was Armored Saint im Stande sind, durfte einfach mehr erwarten ... (Hansy)

 

POWERWOLF

 

Kein Zweifel: Powerwolf starten immer mehr durch und werden bei anhaltender Konstanz demnächst die Festivalbühnen nicht vor Einbruch der Dunkelheit erklimmen. Es war mal wieder alles gerichtet für eine perfekt gelesene Messe: Die Bühnendeko war stimmungsvoll, die Keyboards auf Kirchenorgel programmiert, die Saitenfraktion mit Ventilatoren bestückt und die gesamte Mannschaft ins Schminktöpfchen gesteckt. So wurde Hit an Hit (z.B. "Sanctified With Dynamite", "Raise Your Fist, Evangelist", "We Drink Your Blood" und "Resurrection By Erection") gereiht, dass man dem Glauben erlag, die Band hätte einen Backkatalog á la Blind Guardian im Gepäck. Die Fans zeigten sich textsicher und frasen Sänger Attila Dorn begierig aus der Hand, der auch heute wieder mit variabler Stimme und köstlichem (Pausen-)Humor begeisterte. Wer will diese Band noch stoppen? Hoffentlich niemand ... (Hansy)

 

KAMELOT

 

Wenn man spontan an die ideale Festivalband denken soll, wird wohl den wenigsten der Name Kamelot einfallen. Ihre Musik ist schließlich eher was für die heimische Sammlung – und wenn schon live, dann eher in einer atmosphärischen Halle. Thomas Youngblood und seine Mannen schlugen sich aber tapfer und konnten auch an diesem hellen Nachmittag überzeugen, sie sind halt auch einfach zu gut. Mit zwei Gastsängern und einem kleinen Hang zu dramatischer Bühnenshow wurde hier etwas größeres Theater aufgefahren als bei den meisten Bands; schade nur, daß der Wind den Sound sehr verwehte, denn Kamelot leben nicht zuletzt von all den Feinheiten in ihrer Musik. Gespannt war ich auf den neuen Sänger, der seine Sache als Frontmann gut machte und auch stimmlich überzeugen konnte – er klang seinem prägenden Vorgänger auch sehr ähnlich. Songs? Ein repräsentativer Querschnitt durch die letzten paar Alben: „Karma“, „March of Mephisto“, „Forever“, „Center of the universe“ und noch mehr…irgendwo zwischendrin wurde auch ein brandneues Stück dargeboten, welches auf der gewohnten steelistischen Linie lag und überzeugen konnte, also kann man sich wohl auf das nächste Werk freuen. War auf jeden Fall ein sehenswerter Auftritt, auch wenn Kamelot ihre Pracht in einer Halle eben doch besser entfalten können. (Till)

 

ARCH ENEMY

 

Witziger Weise schreibe ich dieses Review nachdem ich Arch Enemy nun schon zum zweiten Mal in diesem Monat gesehen habe. Der Gig im Colosaal war der Hammer, doch ich muss ja über das Konzert in  Balingen plaudern. archDaß Arch Enemy für das Bang Your Head Festival nicht gerade eine gewohnte Wahl sind, dürfte jedem klar sein. Auch die sympathische Frontröhre Angela erwähnte dies während des Auftritts und bedankte sich dennoch für das "vertrauen" hehehe. Daß Arch Enemy aber voll auf die Zwölf geben und keine Gefangenen machen, müsste eigentlich jeder anständige Metaller wissen. So war auch dieser Auftritt wiedermal vom feinsten. In punkto Spieltechnik, Aggression und Dynamik kaum zu toppen, gelang es dem Todesblei-Fünfer eine berauschende Show abzuliefern. Das Soundgewand war sehr gut und nicht so steril wie es leider bei Ihren Studioalben in letzter Zeit der Fall ist. Da fehlt mir trotz genialem Songwriting einfach der "Rotz". Gesanglich ist es immer wieder unglaublich wie so eine zierliche Dame einen solchen Orkan heraufbeschwören kann und das über die ganze Distanz und ohne die geringsten Schwächeerscheinungen. Punktabzug gibt es allerdings dafür, daß kein einziger Song aus älteren Tagen gezockt wurde. (Beim ansonsten phänomenalen Colosaal-Gig war dies leider auch der Fall.) Anscheinend will man so gar nicht mehr an diese Ära mit Sänger Johan Liiva erinnern (fand ich vom Gesang her trotzdem noch besser, ätsch). Lediglich ein Outro aus jener Zeit kam zum Abschied.

(Zappa)

 

THIN LIZZY

Ich hatte die Iren mit ihrem aktuellen Line Up (ex The Almighty Fronter Ricky Warwick als Sänger) schon vor Kurzem vor Judas Priest bewundern dürfen und freute mich nun auf dem BYH noch einen Nachschlag zu bekommen. Das mit Ricky funktioniert wirklich sehr gut, er kann den legendären Phil Lynott stimmlich gut imitieren, wie auch schon sein Vorgänger John Sykes vor ein paar Jahren. Die ganze Truppe war saugut drauf und hat herrlich Druck gemacht. Da war einfach Power geboten – der alte Scott Gorham (von Ricky als „Doc Holliday des Rock“ angekündigt) hatte seine Mannschaft im Griff und Spielfreude, Spaß am Rocken und einfach nur grandioses Können war zu bemerken. Songs wie „Emerald“, „Whiskey in the Jar“ oder „The Boys are Back in Town“ kicken natürlich Ass und dass mein Fave „Angel of Death“ gerockt wurde entzückte mich Besonders. In Zukunft noch „Renegade“ und „Holy War“ bitte! Thin Lizzy – tolle Show – fettes Line Up – das geplante Studioalbum kann kommen! (Arno)

 

WIZARD

 

Die Messehalle ist ja nicht unbedingt für guten Sound bekannt, aber was läßt Horst das Stahlkommando aus Bocholt auch nicht auf die Hauptbühne. Muß man halt mit der ersten Reihe in der Halle vorlieb nehmen. Nachdem zur Wizard-Autogrammstunde gerade mal sechs Nasen erschienen waren, war das Interesse des Publikums dann aber doch größer als erwartet, und das lag sicher nicht nur am instabilen Wetter. Kein Problem, Wizard ließen sich nicht lumpen und gingen mit dem Opener „Midgard’s guardian“ gleich in die vollen. Mit all dem Material in der Hinterhand dürfte es mittlerweile schwierig sein, eine Setlist zusammenzustellen, das Ergebnis konnte sich aber auf jeden Fall hören lassen. „Bluotwarves“, „Stolen hammer“, „Betrayer“, „Hall of Odin“, „Head of the deceiver“, “Hammer, bow, axe and sword”, “Messenger of death”, “The visitor” und natürlich zum Abschluß das unvermeidliche “Defenders of Metal”. Wizard lieferten wie immer eine powervolle Show, was auch sonst, von ihnen bin ich noch nie enttäuscht worden. Sven D’Anna erreicht langsam einen Leibesumfang, welcher eines Pavarotti würdig wäre, jetzt muß er nur noch stimmlich nachziehen, hehe. Aber im Ernst, er war hervorragend in Form und bot keinen Anlaß zur Kritik. Beide Daumen nach oben für diesen Auftritt – beim nächsten Mal will ich Wizard auf der Hauptbühne sehen! (Till)

 

VENOM

Als alter Venom Fan war die Freude natürlich bei mir sehr groß als die BYH Veranstalter die Verpflichtung der britischen Black Metal Urväter bekannt gaben. Venom Gigs in Germany sind rar, 2011 gab es nur eine Show in Lichtenfels und da war ich krank. Aber jetzt, aber hier – im Regen in Balingen – egal! Erstaunlich viele Leute sind noch am Start als Cronos auf die Bühne kommt. Ich hätte gedacht das wegen des Regens, oder aufgrund der Tatsache das die Sons of Satan nicht mehr so populär sind wie in den 80ern, viele Banger Richtung Halle oder Zelt wandern….aber war nicht so! Gut entschieden Leute – denn hier gab es eine feurige Pyroshow mit dem venomunvergleichlichen Cronos und seinen aktuellen Mitstreitern Rage (Guitar) und Dante (Drums). Die fantastische Stimmung die unter den drei Musikern herrschte und die damit verbundene Tightness und Härte waren für mich schon eine Überraschung. Von Venom ist man gewohnt „das es rumpelt“, das Chaos regiert. Mit diesen Jungs hat Cronos aber einen verdammt guten Fang gemacht und da rumpelt nichts mehr, der Sound und die Performance waren direkt in die Fresse und Drummer Dante war geradezu genial! Den guten, alten Abaddon in allen Ehren…aber Dante haute einfach alles weg mit präziser Power! Das heißt aber nicht das Venom nun die Prog Könige wären, Ha Ha, nein die sind immer noch räudig, dreckig und „evil as hell“, schaffen es aber sauber und auf den Punkt zu killen! Und das dann mit legendären Klassikern wie „Countess Bathory“, „Warhead“ oder „Black Metal“. Stark! Auch die „Fallen Angels“ Tracks wie „Pedal to the Metal“ oder das Titelstück überzeugten und nach dem Ende der Show kamen die Drei noch etliche Male für Zugaben raus und zeigten Fan nähe. Und immer wieder Pyros und Feuersäulen. Ob aufgrund des Wetters einige davon nicht gezündet werden konnten weiß ich nicht, aber das was hochging machte definitiv Eindruck, auch wenn Totentanz Frontfighter Hansy gerne noch mehr Feuerzauber gesehen hätte. Jedenfalls haben Kollege Zappa und Ich den Gig genossen und hoffen dass die Höllenhunde 2013 wieder irgendwo auftauchen! Lay down your Souls….! (Arno)

 

THE DEVIL´S BLOOD

Nach Venom´s Inferno gab es noch die populären Holländer in der Halle. Wir waren nass geregnet und wollten ins Auto aber ein ca. 30 minütiger Eindruck sollte doch noch sein. Die Halle war supervoll und von ganz hinten wirkte die hypnotische Mucke nicht so gut, Hansy und Zappa konnten mit der 70er Okkult Geschichte rein Garnichts anfangen und ich fand es anstrengend aber nicht ganz uninteressant. Die drei Mann Gitarrenpower kam ganz gut rüber zum Teil. Der strange Gesang von Frontfrau Farida funktioniert aber bei einer Clubshow sicher besser und eine solche mal zu besuchen habe ich mir vorgenommen. Da kann man dann besser drüber urteilen als an diesem Abend. The Devil´s Blood Chef Selim muss wohl (wie man hinterher zu lesen bekam) irgendwann im Set in die Meute gesprungen sein und einen ihn provozierenden Fan geschlagen haben. Das ist natürlich voll daneben und wird den ansonsten so stark geschätzten Niederländern einen Popularitätsdämpfer verpassen! (Arno)

 

SAMSTAG:

 

 

SISTER hatten mich als Support von U.D.O. und auf dem Rock The Night Festival allerdings ziemlich vom Hocker gehauen, so dass ich sie absolut nicht verpassen wollte. Ja, und es hat sich gelohnt. Als Einstieg diente, wie immer, „Werewolves On Blackstreet“. Sänger Jamie gab von Anfang an Vollgas, sprintete und hüpfte wirklich durchgängig über die Bühne. Das Ganze ohne sich, wie sein Kollege Simen von Crashdiet am Vortag, auch mal auf die Nase zu legen. So nebenbei dürfte er auch den Streckenrekord des Festivals aufgestellt haben. Vor der Bühne war es trotz der frühen Uhrzeit auch schon recht gut gefüllt und auch hinter der Absperrung versammelten sich im Laufe des Gigs einige Leute, wenn auch die Stimmung noch keine Höchstmaße annahm. Dazu war es wohl noch zu früh für Party-Mucke. Leider vertrödelten die Jungs zwischenzeitlich auch einige Minuten ohne ersichtlichen Grund, so dass ihnen gleich nach Beginn des Rausschmeißers „Too Bad For You“ der Saft abgedreht wurde. Etwas schade, da sich die Band auch nicht mehr verabschieden konnte und zumindest auf unserer Uhr noch 3 Minuten Zeit gewesen wären. Saugeile Liveband! (Schnuller)

 

WARBRINGER sind eine extrem tourfreudige Band. Die Jungs haben, auch schon in Europa, etliche Touren hinter sich. Die Spielfreude sieht man der Band auch in Balingen zu jeder Zeit an. Da sich Gitarrist Adam Carroll nach der letzten Tour verabschiedete gab es mit Andrew Bennett einen neuen Mann an der zweiten Klampfe zu sehen. Auch Basser Andy Laux, Bruder von Gitarrist John Laux, war nicht mit von der Partie, da er nach einer Operation noch nicht fit war. Auf jeden Fall gab es um kurz vor 12 ordentlich auf die Ohrmuscheln. Die Jungs, allen voran Fronter John Kevill, gaben Vollgas und knallten den Leuten einen Querschnitt aus allen drei Alben um die Ohren. Von älteren Krachern wie „Total War“ über „Living In A Whirlwind“ und „Severed Reality“ bis zu den Krachern vom neuen Album, gab es tight auf die Mütze. Vom aktuellen Album „Worlds Torn Asunder“ wurde zwar auf meinen Fave „Demonic Extasy“ verzichtet, dafür gab es aber mit „Living Weapon“ als Opener oder „Shattered Like Glass“ andere Highlights zum Besten. Das BYH ist allerdings nicht als Thrash Festival verschrien, so dass sich erst nach tankgerreAufforderung von Fronter John Kevill ein kleiner Moshpit bildete. WARBRINGER bewiesen auch, dass man mit seiner Spielzeit auch gut auskommen kann. Als die Band nach dem vermeintlich letzten Song schon von der Bühne wollte, bekamen die Jungs noch ein Zeichen, das noch Zeit wäre. Souverän schossen die Jungs noch eine sportliche Version von MOTÖRHEADs „We Are The Roadcrew“ sowie kurzen „Treacherous Tongue“ vom aktuellen Album ab. Geile Vorstellung! (Schnuller)

 

BREAKER

 

Nachdem Warbringer die Gliedmaßen ordentlich durchgeschüttelt und die Lebensgeister geweckt hatten, ging es bei Breaker doch ein ganzes Stück gemächlicher zur Sache. Der Cleveland-Trupp hat ja einiges an feinem Songmaterial in der Hinterhand, Klassiker wie „10 seconds in“ oder „Get tough“ bleiben Klassiker. Leider blieben zwei meiner Favoriten außen vor, nämlich „Walking the wire“ und „Touch like thunder“, aber alles kann man halt nicht haben. Die Spielfreude der Herren auch in allen Ehren, aber bei der knappen Spielzeit eines Festivalslots sollte man nicht viel Zeit mit Jammen vergeuden. Ebendies wurde jedoch ausgiebig praktiziert, so daß mir Breaker nach einer Weile eher einigermaßen auf die Nüsse gingen. Schade, da habe ich die Band in der Vergangenheit schon deutlich besser gesehen. War stellenweise durchaus interessant, aber zwischen Warbringer und Tankard gingen Breaker heute eher als Pausenzeichen durch. (Till)

 

 

 

TANKARD

 

Tankard sind immer mal wieder auf dem BYH zu Gast, woran aber vermutlich niemand etwas auszusetzen hat, schließlich sind sie auch eine unterhaltsame, souveräne Liveband, die man immer wieder gerne sieht. Kann man schon ein wenig Lokalpatriotismus entwickeln, wenn Frankfurts bekannteste Metalband innerhalb von zehn Sekunden das Publikum entfesselt. Das Aufschlagsdoppel „Zombie attack“ und „The morning after“ machte keine Gefangenen, ansonsten brachte man u.a. noch „Minds on the moon“, „Rectifier“, „Chemical invasion“ und den Titelsong des neuen Albums „A girl called Cerveza“ zum Einsatz, bei welchem Gerre von einer hübschen jungen Dame live ordentlich verdroschen wurde. Übrigens: Nach seinem radikalen Gewichtsverlust hat der Mann mittlerweile wieder sichtlich ein paar Kilo zugelegt, was ihm auch einfach besser zu Gesicht steht als der Strich-in-der-Landschaft-Look. Der Party-Thrash kam wie eh und je gut an, das Publikum bangte sich in Ekstase, zum abschließenden „(Empty) Tankard“ zog Gerre ein gutes Dutzend Mädels aus dem Publikum auf die Bühne, welche fleißig mit der Band abthrashen durften. Daß Natascha dabei ihre „Offenbach“-Jacke anbehielt, zeugte von Chuzpe. Keine Frage, Tankard waren eine der besten Bands des Festivals und kommen wirklich immer wieder gut. Wir sehen uns beim Jubiläumskonzert in der Batschkapp! (Till)

 

 

 

AXXIS

 

Ich weiß auch nicht genau weshalb, aber yngwie hatte ich es trotz langjährigen Metallerdaseins nie geschafft, Axxis live zu sehen, obgleich vor allem die ersten vier Alben doch häufiger bei mir liefen. Auch heute hätte ich sie fast wieder verpaßt, da ich mich mit Kollege Rikki von Lonewolf einigermaßen verquatscht hatte, aber zumindest nach dem ersten Drittel war ich dann vor Ort. Axxis lieferten eine professionelle Show, der die viele Liveerfahrung anzumerken war. Erfreulicherweise war die Setlist sehr auf die alten Tage gemünzt, so daß die Ohren u.a. mit „Stay don’t leave me“, „Little look back“, „Save me“, „Touch the rainbow“ und „Living in a world“ verwöhnt wurden. Heißa, ich muß die alten Klassiker unbedingt mal wieder auflegen. Bernhard Weiss geht ja nun auch schon auf die 50 zu, besitzt aber immer noch seine kräftige, prägnante Stimme, auch wenn er bei den hohen Tönen heute doch regelmäßig deutlich wackelte. Egal, wirklich gestört hat mich das nicht, auch seitens des Publikums gab es da wohl keine Beanstandungen. Schön euch mal gesehen zu haben, Leute, es war sicherlich nicht das letzte Mal. (Till)

 

PRIMAL FEAR haben in Balingen ja schon Heimvorteil. Dazu noch mit Ralf Scheepers, einen der besten Metal Sänger aus deutschen Landen, was soll da schiefgehen? Eben nix! So lange Ralf und sein Partner Mat Sinner am Bass das Ding am Laufen halten, wird sich bei Primal Fear auch nichts ändern. Drumtier Randy Black ist nun auch schon knapp 10 Jahre dabei und der letztjährige Neuzugang Alex Beyrodt ist auch kein Unbekannter in der Szene. sabatonLetztgenannter ist auf jeden Fall eine große Bereicherung an der Livefront. Nicht das der Gig auch beim Zuschauen richtig Spaß macht, es war im gesamten extrem kurzweilig. Die knappe Stunde war mit ruhigen Sachen wie „Seven Seals“ bis zum unvermeidlichen Klassiker „Metal Is Forever“ wie im Flug vorbei.(Schnuller)

 

SABATON

 

Sehr gespannt war ich auf meine Helden aus Falun, die nach dem personellen Einschnitt heute ihren ersten Auftritt in der neuen Besetzung auf deutschem Boden absolvierten. Die kilometerlange Schlange bei der Autogrammstunde ließ auf ungebrochenes Interesse vor allem des jüngeren Publikums schließen; als schließlich das altbekannte Intro erklang, war das Gedränge vorne auf dem Gelände entsprechend. Ist schon beinahe beängstigend, was für eine Traumkarriere Sabaton hingelegt haben. Nun denn, los ging’s wie gehabt mit „Ghost division“ (vielleicht wäre irgendwann doch mal ein neuer Opener angebracht?), die Band legte sich von Anfang an schwer ins Zeug und war sichtlich bemüht, jeden verfügbaren Quadratmeter zu nutzen, Joakim rannte unablässig hin und her und schafft es mittlerweile trotzdem, seine Stimme zuverlässig auch in höhere Lagen zu transportieren. Die Setlist deckte alles bis auf die „Fist for fight“/“Metalizer“-Frühphase ab, zu hören gab es noch „Uprising“, „The art of war“, „40:1“, „Cliffs of Gallipoli“, „Attero dominatus“, „Into the fire“, „Primo victoria“ und zum Abschluß „Metal crüe“. Leider wurde das hervorragende neue Album nur mit zwei Stücken berücksichtigt („Gott mit uns“ und „Carolus rex“), da hätte ich mir doch etwas mehr gewünscht, aber warten wir eben mal auf die Tour.

Tja und das neue Line Up? Die drei Neulinge leisteten makellose Arbeit, spielten ihre Parts souverän, unterstützten Joakim auch gesanglich kompetent und strahlten ebensoviel Spielfreude aus wie die beiden Veteranen. Nachdem ich Sabatons Karriere seit nunmehr sieben Jahren verfolge und die Band immer als solide, unzerstörbare Einheit auftrat, ist es schon ein merkwürdiges Gefühl, diese runderneuerte Mannschaft zu sehen. Irgendwie gleichzeitig eine Sabaton-Coverband und eine vielversprechende Neubesetzung. Es wird etwas Zeit brauchen, bis ich mich daran gewöhnt habe. Das Publikum drehte jedenfalls begeistert durch und feierte die Schweden ab, als gebe es kein Morgen. Und man mag sagen, was man will; Sabaton hatten es mehr als verdient und räumten gnadenlos ab. Ganz im Ernst: In zwei bis drei Jahren sollte Horst sie als Headliner buchen, sie würden dem mehr als gerecht. (Till)

 

SUICIDAL ANGELS

 

Kurzer Abstecher meinerseits in die Halle zu Suicidal Angels. Nachdem in den letzten Jahren der Sound in der Halle, zumindest bei den härteren Bands, immer sehr matschig war, war ich bei den Griechen extrem erstaunt. Absolut glasklar, fast schon wie auf Silberling, kam der Sound aus den Boxen. Die Band knallte den zahlreich erschienenen Thrashern ihr Slayer lastiges Gebräu hammermäßig tight vor den Latz. Tat sich das Publikum vor ein paar Stunden bei Warbringer auf der Hauptbühne noch etwas schwer aus sich herauszugehen, mussten sie hier nicht groß aufgefordert werden, um zumindest ein paar kleine Moshpits von alleine zu starten. Nach den ersten vier Songs (Bloodbath, Bleeding Holocaust, Reborn In Violence, Chaos) ging es aber wieder zur Haupbühne. (Schnuller)

 

GOTTHARD

 

Gotthard wollte ich mit dem neuen Sänger absolut nicht verpassen. Nach der Tragödie von 2010, bei der Sänger Steve Lee tödlich verunglückte, hat sich die Band erstaunlich schnell mit einem Nachfolger zurückgemeldet. Nic Maeder, der neue Mann am Mikro, hat hier keine leichte Aufgabe. Steve Lee war nicht nur ein großartiger Sänger, sondern auch ein erstklassiger Entertainer. Auf dem neuen Album „Firebirth“ hinterlies der Schweiz/Australier schon einen sehr guten Eindruck und er konnte auch live überzeugen. Nic Maeder ist live etwas lässiger und verkörpert mehr den Rock`n Roller, im Gegensatz zu Steve Lee, der eher der Charmeur und Entertainer war. Gesanglich hatte Nic Maeder keine Probleme. Bei den neuen Songs sowieso nicht, aber auch das Lee-Material „Dream On“, „Sister Moon“ oder „Gone To Far“, hat er ohne Abstriche drauf. Neue Songs, wie „Starlight“ und „Remember it`s me“, passen perfekt in den Set. Auf einen Akustik-Part wurde diesmal verzichtet, dafür gab es „One edguyLife, One Soul“ in einer Piano-Version. Auf die Headliner Tour im Herbst kann man also gespannt sein. Die Spielfreude war der gesamten Band anzusehen. Gitarrist Leon ließ sich auch nicht von einem Problem mit seinem Sender aus der Ruhe bringen. So spielte er halt mit Kabel den restlichen Set, mit dickem Grinsen im Gesicht, fertig. (Schnuller)

 

EDGUY

 

Obgleich Edguy vor ein paar Jahren schon einmal das BYH geheadlinet hatten, war ihre Position im Vorfeld vieldiskutiert. So mancher sprach der Truppe trotz ihres Erfolgs die Headlinerwürde ab, aber Edguy wären nicht Edguy, wenn sie nicht trotzdem souverän die Herausforderung angenommen hätten. Die Show war okay, kam aber für mich nicht an die zahlreichen gesehenen Edguy-Konzerte in der Vergangenheit heran. Zum einen fand ich die Songauswahl etwas ungünstig – Daumen hoch für den Mut, eine eher ungewöhnliche Setlist zu präsentieren und selten bis nie live gespielte Nummern hervorzukramen („Spooks in the attic“!); vielmehr störte mich die starke Betonung auf der in letzter Zeit immer dominanteren hardrockigen, midtempolastigen Seite der Band. Doublebasskracher wie „Babylon“ blieben die Ausnahme, stattdessen „9-2-9“, „Superheroes“, „Rock of Cashel“, „King of fools“, „Tears of a mandrake“ – alles keine schlechten Nummern, aber die Power fehlte. Zum anderen waren die Ansagen selbst für Sammet-Verhältnisse grenzwertig; der Meister war nach Leibeskräften bemüht, sich mit den fortwährenden Entschuldigungen für den Headlinerstatus der Band und seinen Lobpreisungen des viel besseren Publikums am Vorabend und des FC Bayern Münchens um Kopf und Kragen zu reden. Wenn selbst die eigenen Musiker vor Fremdscham das Gesicht in den Händen vergraben, sollte auch ein Tobias Sammet eventuell mal die Zunge im Zaum halten. Nun ja, daß er trotzdem Profi ist, konnte er beweisen, als er beim vierten Song von der Bühne fiel, backstage getragen wurde und anschließend trotz gebrochener Nase und Rippenprellungen die Show nicht abbrach. Das Nasenblut floß, die Schmerzen waren ihm sichtlich anzumerken, das Konzert wurde aber bis zum Ende durchgezogen. Dafür meinen Respekt. Beim nächsten Edguy-Gig bin ich gerne wieder dabei, dann aber bitte wieder mit mehr schnellen Hymnen, alles klar? (Till)

 

 

 

Alles in allem war das Bang Your Head auch 2012, was es seit langem ist und uns mit schöner Regelmäßigkeit hinfahren läßt: Ein etwas größeres, trotzdem gemütliches und interessantes Festival, bei welchem immer eine ganze Reihe guter Bands zu begutachten sind und die Preise sich in einem vernünftigen Rahmen bewegen. Und schaut man sich die bereits für 2013 bestätigten Bands an – Accept, Saxon, Hell, Sanctuary -, so gehe ich schwer davon aus, daß wir uns auch im kommenden Jahr auf dem Balinger Messegelände einfinden werden…wetten? (Till)

 

Fotos: Britta Stippich


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