Wacken Open Air 2019 - Festivalbericht
Wacken Open Air 2019
Intro
Das weltweit bekannte Wacken Open Air feierte seinen 30. Geburtstag, und Totentanz war wieder mit am Start, um über das Jubiläum zu berichten. Ausverkauft war die Veranstaltung schon wieder seit langem, mehr als 250 Acts erwartete das Publikum und ob das Festival erneut überzeugte, trotz den von vielen bemängelnden fehlenden großen Namen, erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen. Aber genau zu dem Thema konnten wir Thomas Jensen persönlich drauf ansprechen (ihr findet eine Zusammenfassung dessen unter dem Freitag), wie sich das Rahmenprogramm entwickelte, welche Bands am meisten überzeugten und natürlich wie der bisherige Ausblick auf nächstes Jahr aussieht. Viel Spaß mit dem Bericht!
Rundherum
Mit 220 Euro ist das Wacken nicht unbedingt ein Schnäppchen, vergleicht man aber eintägige Großevents in Deutschland (Metallica, Rammstein, Kiss etc.) die mit über 100 Euro mittlerweile ebenfalls am Start sind, so bewegt sich der Ticketpreis im normalen Rahmen, gemessen an dem, was der Fan geboten bekommt. Aber dazu beim „Round Table“ mehr.
Die Bierpreise blieben stabil, 4 Euro für 0,4 Liter, Wasser knapp drunter, aber an jeder festen Toiletteninstallation gab es auch kostenloses Trinkwasser und derer gab es genug verteilt auf dem Festival. Durch die Bierpipeline floss dieses auch reichlich und in Strömen, sodass man selbst bei großem Andrang kaum mehr als ein paar Minuten warten musste. Davon ab, wer sein Auge bemühte, fand eigentlich immer einen Bierstand, der zur gleichen Zeit weniger besucht war, sodass die persönliche Wartezeit nie mehr als eine Minute betrug.
Was das Essen betrifft, war die selbst probierte Qualität eigentlich immer gut, manchmal etwas drüber, selten etwas drunter und die Preise bewegten sich im normalen Level bei 4-7 Euro (außer das „kleine“ Truthahn Beinchen mit 12 Euro….was ein Fatzen). Aufzuzählen welche Speisen es hier gab wäre unnötig, man könnte höchstens eine Umfrage starten, was es nicht gab. Mir fällt auf Anhieb nichts ein. OK, Kasseler mit Püree? Ihr wisst was ich meine.
Die Stimmung oben im Norden ist sowieso einmalig und meines Erachtens trägt die nordische Mentalität sowieso einen großen Anteil daran, warum ausgerechnet das Wacken so groß wurde, dass die Medien Wind von bekamen und das Ganze zu einem explodierenden Selbstläufer wurde. Gespräche mit älterem Publikum, welche tatsächlich zum 1. Mal oder seit langer Zeit wieder dort waren, endeten alle in Begeisterung und Lob. Natürlich muss man Großveranstaltungen mögen, aber wenn diese Voraussetzung stimmt, gibt es wenig zu meckern, falls doch lest ihr es in den nächsten Zeilen.
Die besten Neuerungen gegenüber letzem Jahr waren der vergrößerte Vorplatz, auf dem einiges an Rahmenprogramm aufgebaut war (Movie Field, Fußballfelder mit dem traditionellen Soccer Cup, Welcome To The Jungle als Spoken Word Bühne, die Gaming Area (bei der Matt von Trivium auch Akkustik Gigs lieferte) und die Wacken Future Factory. Da hier noch keine Kontrollen stattfanden, konnten die Besucher auch mit eigenen Getränken spazieren und genießen.
Eine besondere Erwähnung verdient der Kaufland, der sich ebenfalls auf diesem Platz befand (für die älteren Besucher, Campground C existiert dafür gar nicht mehr). Ein Riesenareal, abgespecktes, vorher durch Umfragen ermitteltes Angebot, alle zu Standard Kaufland Preisen mit flink arbeitendem Personal, welches sogar des Nachts selbst eine Megaparty drinnen veranstaltete und lauthals die aufgedrehte Mucke mitsang und mit Riesen Kaufland Lettern durch den Laden liefen. Ein Superangebot gerade für alle Zuganreisenden oder Ausländischen Gäste, die sowieso schon genügend Kosten haben.
Für die musikalischen Darbietungen gab es die Metal Church im Dorf, die Wasteland Stage (auf der diesmal auch namenhafte Acts auftraten), die Wackinger Stage im Mittelalter Dorf, die Beergarden Stage, erstmals die History Stage (die sich aus den alten Teilen der ersten Bühne zusammensetzte und auf der vornehmlich der Metal Battle druchgeführt wurde), die beiden im Zirkuszelt befindlichen Bühnen Headbanger und W.E.T. und natürlich die drei Hauptbühnen Faster, Harder und Louder (letztere, die endlich etabliert gut erreichbar ist und auch nicht vom Sound der jeweils immer parallel bespielten Faster gestört wird).
Ebenfalls an guten Neuerungen war ersichtlich, dass richtig viele neu platzierte Leinwände platziert waren, sodass sogar die Zeltbühnen von außen betrachtet werden konnten. Etabliertes wie die Non-Food-Area, das Melitta Haus, der Jägermeister Hirsch (zum letzten Mal, dafür mit schickem Shirt aus zusammengenähten Shirts bekleidet), EMP Backstage Area und und und. Und natürlich das Dorf, welches an sich schon ausreichen würde um sich kräftig zu amüsieren.
All das trägt eben zur Entzerrung und zum Feeling vom Wacken hinzu und wem das alles zu bunt war (übrigens fehlt seit jeher ein Riesenrad und ich finde, es könnte ruhig eins geben, wäre cool da drin zu sitzen und das zu sehen, und die Kirmesschreier würden sich auch endlich mal bestätigt fühlen), für den gab es die Bands, zu denen wir nun kommen.
Mittwoch 31.07.
Während das Infield erst am Donnerstag die Pforten öffnet (da dort eben die großen Open Air Bühnen stehen, die potentiell am meisten Lärmbelästigung fürs Dorf bieten und somit nur an 3 Tagen bespielt werden) ist das große Treiben auf den Vorplätzen am Mittwoch aber schon in vollem Gange. Im Zelt tummeln sich die ersten Leute zu den Burning Witches oder Skew Siskin, auf der Jungle Bühne wird Metal Yoga angeboten oder irgendwelche Battle Slams, die Beergardstage besaßt den Trunkenheitsmetaller mit Blechblosn und ähnlichen Acts, bei denen der geneigte Wackengänger jedes Mal laut jubelt, wenn diese dann kurzfristig doch noch bestätigt werden (ähnlich wie Mambo Kurt oder Skyline, nicht wegen der Qualität, aber weil diese Truppen eh jedes Jahr dort sind), die Wackinger bekommt ihr Mittelalterfett zum Spanferkel weg, der Metal Battle ballert auf der History Stage (Vane aus Polen z.B. fahren eine Double Bass auf, die trotz ihrer
Schnelligkeit auch draußen noch zu spüren ist) und nebenan auf den beiden kleinen Fußballfeldern tobt der traditionelle Soccer Cup.
Am frühen Nachmittag begeistern dann Axxis so stark, dass das Zelt schon Mega gefüllt ist, Songs wie „My Little Princess“ oder „Heaven In Black“ überzeugen auf ganzer Linie (auch wenn vom damals einspielenden Line Up nur noch Sänger Bernie übrig ist) und bei „Little Look Back“ wird die Akustik Klampfe ausgepackt und ein junger Fan auf die Bühne geholt. Axxis Fans kennen dieses Spiel schon fast auswendig, lustig anzusehen ist es doch immer wieder. Mit dem Doppel „Living In A World“ und „Kingdom Of The Night“ beschließt die Band dann einen gut umjubelnden Auftritt mit normaler Setlist, denn derzeit ist die Band gerade auf Special Anniversary Tour.
Derweil versuchen Gamma Bomb die Wasteland Stage unsicher zu machen. Zunächst werden ständig Geräusche während des ersten Songs vernommen, bis dann klar wird, dass das Intro ununterbrochen in Dauerschleife während dem Song dudelt und das teilweise lauter als die Band selbst. Der Fehler ist zwar schnell behoben, aber von präzisem Thrash Geballer ist heute nicht die Rede. Zu dumpf und leise der Sound, zu rumpelig die Truppe. Ob‘s an dem ersten Fehler lag der Unsicherheit verbreitete oder dem Bewusstsein „Wir spielen auf Wacken“ (obwohl in diesem Fall die Wasteland Stage ungefähr wie ein 300er Club besucht war)? Man weiß es nicht, toll war es nicht und wer die Band von Platte oder von anderen Auftritten her nicht kannte, wird wohl kaum als neuer Fan durchstarten.