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METAL ASSAULT IX (Würzburg 2019)

METAL ASSAULT FESTIVAL IX, 16.02.2019, Posthalle, Würzburg

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Das METAL ASSAULT überrascht 2019 mit einer sehr melodischen Ausrichtung. Die härteste, bzw. schnellste Band des Abends waren die Italienischen Powermetaller DOMINE. Ansonsten ist die Bandbreite dieses Jahr auf Hard Rock bis klassischen Heavy Metal reduziert. Zu stören schien das niemanden und Veranstalter Oliver Weinsheimer konnte sich über mehr als tausend zahlende Gäste freuen. Allerdings war auch zu sehen, dass schon bei den ersten Bands relativ viele Gäste ordentlich Standgas hatten, was immerhin gut für den Getränkeumsatz ist. Der größere Teil setzte sein Geld lieber bei den Händlern um und verfolgte natürlich die Bands. Die letzten 2-3 Songs von PULVER fielen der allgemeinen Begrüßungszeremonie vor der Halle zum Opfer. Einige fanden die Newcomer super, andere hatten nur ein Schulterzucken für sie übrig.MA2019_SevenSisters.JPG

 

Pünktlich zu SEVEN SISTER waren dann alle Hände geschüttelt und (fast) jeder begrüßt. Die Londoner legten auch gleich flott los und überzeugten von Beginn an mit engagiertem und sympathischem Stageacting. Der Sound war, wie fast den kompletten Abend, sehr gut und ausgewogen. Die vielen zweistimmigen Leads wurden ebenso souverän präsentiert, wie die tollen Vocals von Frontmann Kyle, der die Doppelbelastung Gesang und Leadgitarre spielend bewältigte. Die Jungs präsentierten sich erstklassig eingespielt und ließen sich von den guten Reaktionen weiter anstacheln. Hier saß wirklich jedes Lead und jedes Break absolut souverän. Als letzten Song wagte sich das Quartett sogar an das 16-minütige, 2-teilige Epos „The Cauldron And The Cross“, welches auch live bei mir für Gänsehautmomente sorgte. Das war absolut Spitzenklasse und wurde vom Publikum auch entsprechen honoriert. Aus den Jungs könnte noch was werden. Die Jungs sind dieses Jahr noch auf dem einen oder anderen Festival zu sehen (Metalheadz Open Air, German Swordbrothers), wer SEVEN SISTERS heute verpasst hat, sollte das unbedingt nachholen.

 

Als nächstes gab es 45 Minuten deutsche Metal Geschichte. TRANCE sind bekanntlich schon seit den 70ern am Start und trotz aller Missgeschicke noch (bzw. wieder) aktiv. Nach dem guten Album „The Looser Strikes Back“ (2017) kam der Band Sänger Joe Strubel, der mit seinem markanten Organ super in die Band gepasst hatte, leider wieder abhanden. Dafür haben sich die Pfälzer jetzt den Niederländer Nick Hollemann geangelt. Der ist zurzeit Hansdampf in allen Gassen, hat das letzte Vicious Rumors Album eingesungen und ist noch bei diversen anderen Bands zu finden. Auch bei TRANCE macht Holleman eine gute Figur und ist auf der Bühne der größte Aktivposten. Während sich der Rest auf gemütliche Posen beschränkt, fällt Hollemann fast schon als überambitioniert aus dem Rahmen und erinnert mich stimmlich, wie auch im Auftreten etwas an Carl Sentance (Persian Risk/Nazareth). Der Sound ist fett und Drummer Neudi treibt die Songs mit seinem tighten Spiel ordentlich nach vorne, so dass hier von Altersschwäche nichts zu hören ist. Ich bin mit dem Material zwar nicht allzu gut vertraut, aber „We Are The Revolution“ und „Break The Chains“ waren auf jeden Fall dabei. Daumen hoch!

 

UNIVERSE aus Schweden sind mittlerweile wieder aktiv, nachdem man es in den 80ern nur auf ein Album gebracht hat. Nun, mir MA2019_Domine.JPGwaren die Schweden bis zur Ankündigung jedenfalls nicht bekannt. Die Band präsentiert sich keineswegs eingerostet und kann mit ihrem zwischen AOR und Hard Rock liegenden Songs durchaus überzeugen. Vor allem der tolle Gesang weiss zu begeistern. Das sehen auch viele andere so.

 

DOMINE sind die schnellste Band des Abends, aber doch irgendwie Außenseiter. Italo-Power/Speed Metal ist hier und heute nicht gerade everybodys Darling und man hat seit über 10 Jahren kein neues Material auf den Markt gebracht. Mit „Thunderstorm“ wird gleich ein ordentlicher Speedkracher ausgepackt und Sänger Morby bekommt die hohen Vocals noch rech lässig hin. Sämtliche Texte und Cover der Italiener haben Michael Moorecocks Zyklus des ewigen Helden zum Thema. Die Bücher gehören definitiv zu meinen Lieblingsromanen, musikalisch konnten mich DOMINE bisher allerdings nicht überzeugen. Zudem haben die Italiener heute den schlechtesten Sound des Abends erwischt, was es uns leichter macht an dieser Stelle eine Pause zur Nahrungsaufnahme einzulegen.

 

SARACEN haben in meinem Bekanntenkreis einige Anhänger, die sich wie Bolle auf den heutigen Gig gefreut haben. Ich werde mit den NWOBHM Veteranen nicht so ganz warm, das sehen die meisten allerdings anders. Zwar geht der Versuch von Sänger Steve, die Leute bei „Red Sky“ zum hüpfen zu animieren etwas in die Hose, über mangelnden Zuspruch kann er sich aber nicht beklagen. Immerhin ist heute „Face In The Crowd“ im Set, ein Song, den ich immerhin auch ganz gut kenne. Auch „Heroes, MA2019_Saracen01.JPGSaints and Fools“, der Titeltrack des `81er Albums, wird verstärkt mit Applaus bedacht. Positiv fällt mir auf, dass die Keyboards heute nicht so dominant abgemischt sind, wie letztes Jahr auf dem Keep It True. Solider Auftritt mit einem tollen und sympathischen Frontmann.

 

Wer sich über die Bestätigung von ECLIPSE für das Metal Assault gewundert hat, sieht sich getäuscht. Die Schweden sind zurzeit eine Konsens-Band, auf die sich viele einigen können, wenn es um eingängigen und charttauglichen Hardrock geht. Eine ordentliche Tour durch Deutschland hätte den Jungs um Tausendsassa Erik Martensson vermutlich einen ordentlichen Schub gegeben, leider hat es immer nur für einzelne Gigs gereicht. Hier und heute sind ECLIPSE in Sachen Auftreten und Bühnenshow klar die professionellste Band. Die Instrumentenwechsel werden mit Animationen oder kurzen Solo-Einlagen überspielt, dass man kaum mitbekommt, dass gerade jemand kurz die Bühne verlassen hat. Einzig wundere ich mich, dass auf der Bühne dennoch ständig nachgestimmt wird. Die Setlist besteht nur aus Songs der letzten drei Alben, mit kleinem Vorteil für das letzte Album „Monumentum“. Mit diesem Fundus an Hits können ECLIPSE aus dem Vollen schöpfen, denn jeder Song ist ein Volltreffer, wird mitgesungen und abgefeiert. „Battleground“ wird nur mit Akustikgitarre und cleaner E-Gitarre zum Besten gegeben und markiert zusammen mit „Hurt“ die einzige Phase, in der etwas Tempo aus dem Gig herausgenommen wird. Witzig anzusehen ist Drummer Philip, der mehrfach auf imaginäre China Becken in der Luft schlägt, die ihm heute nicht zur Verfügung stehen. Vom ersten Song „Don’t Wanna Say I’m Sorry“ bis zum letzten „Blood Enemies“…einfach großartig!

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Als OPERATION MINDCRIME angekündigt, prangt auf dem Backdrop „nur“ der Name  GEOFF TATE, auf die Erwartungshaltung an den heutigen Gig hat das allerdings keinen Einfluss. Der Ex- Queensryche Sänger konnte mit seinen drei Alben unter dem Namen MA2019_OPMind.JPGOPERATION MINDCRIME die Queensryche Anhänger nur mäßig begeistern. Heute stehen nur die ersten drei Queensryche Götterwerke auf dem Programm, mit einem kurzen Schlenker zur ersten EP. Für die Spätgeborenen also die Gelegenheit, Tate mit einem nur aus Klassikern bestehenden Programm zusehen. Genau für diese Gruppe hat sich die Anreise auch gelohnt. Tate ist gut bei Stimme, umschifft natürlich diverse ganz hohe Passagen, singt aber souverän bis sehr gut. Leider werden gleich zu Beginn „Neue Regel“ und „Screaming In Digital“ mit neuen Arrangements ihrer Klasse beraubt, danach geht es aber fast stetig bergauf. Ob seine heutige Backingband auch aus Leuten der Operation Mindcrime-Besetzung besteht, weiß ich nicht. An den Drums saß mit ziemlicher Sicherheit Felix Bohnke (Edguy/Avantasia), der mit seinem ordentlichen Punch Queensryche Drummer Scott Rockenfield recht nahe kam. Handwerklich blieb die Band ohne Tadel und spielte die Songs souverän nach. Hier kommen wir zum eigentlichen Haken, wir sehen eine Coverband mit dem originalen Sänger. Alle, die Queensryche bis einschließlich „Promised Land“ einmal live gesehen haben, wissen was die Band früher ausgemacht hat. Von dieser Ausstrahlung war heute nicht viel zu spüren. Tate sang heute wirklich gut, die Setlist war super, das Gesamtbild blieb im Vergleich zu früher allerdings eher blass. Der Schwerpunkt lag auf den Alben „Rage For Order“ und „Operation Mindcrime“, die durch das schon erwähnte „Take Hold Of The Flame“, „Before The Storm“ (leider komplett vom Tablet abgesungen) und „The Lady Wore Black“ ergänzt wurden.  

 

Da veröffentlichen FIFTH ANGEL mein Album des Jahres 2018 und eine Woche vor dem Gig auf dem Metal Assault, gibt die Band den Ausstieg von Gitarrist/Sänger Kendall Bechtel bekannt. Die Tatsache, dass man mit Ethan Brosh (Guit) und Steven Carlson (Voc) gleich zwei Ersatzleute am Start hat, lässt natürlich darauf schließen, dass hier schon länger was im Busch war. Anbetracht dessen was heuteMA2019_FifthA02.JPG präsentiert wurde, ist das völlig egal. Den einen oder anderen Schmunzler haben die beiden neuen Leute zu Beginn auf ihrer Seite. Gitarrist Ethan stürmt mit silbern glänzender Kunstlederjacke die Bühne und Sänger Steven erntet mit seiner weißblonden, seitlich geföhnten Frisur ein paar irritierte Blicke. Dafür sind die beiden absolute Aktivpunkte auf der Bühne. Ethan bekommt sämtliche Leads ziemlich originalgetreu hin und post wie ein Großer. Steven singt erstklassig und hat nur im, Refrain von „Can You Hear Me“ etwas zu kämpfen. Ken Mary macht an den Drums keiner so leicht etwas vor und gut anzusehen ist sein dynamisches Drumming immer wieder. Bassist John Macko zeigt sich ebenfalls engagiert, lediglich Gitarrist Ed Archer steht mit seinem Käppi eher etwas unbeteiligt auf der Bühne rum. Vom neuen Album gibt es heute nur drei Songs zu hören. Neben „Can You Hear Me“ sind noch „Stars Are Falling“ und „The Third Secret“ dabei, ansonsten gibt es die volle Breitseite mit Bandklassikern auf die Ohren. „The Night“ macht den Anfang, „Cathedral“ wird abgefeiert und gefühlt bekommt das schnelle „Call Out The Warning“ den größten Applaus. “Wings Of Destiny“ wird mit einem kurzen Solo von Ethan eingeleitet und sorgt auch live für Gänsehaut. Nach „Cry Out The Fools“ und „We Rule“ sind die viel zu kurzweiligen 90 Minuten leider schon fast vorbei. Ich hätte allerdings nichts dagegen gehabt, statt dem abschließenden „Lights Out“ von UFO, noch einen Song vom neuen Album zu hören. Hoffentlich bleibt diese Line Up stabil und lässt sich noch öfter in unseren Breiten blicken. Fantastische Songs, erstklassige Band, ein mehr als würdiger Headliner auf diesem Event!

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(Schnuller)

 

Besten Dank für die fantastischen Bilder an Denis Hedzet vom Way Up Magazin!


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