Burning Witches, Striker, Skull Fist, Hammer King, Mind Patrol – Mannheim
Burning Witches, Striker, Skull Fist, Hammer King, Mind Patrol – Mannheim, MS Connexion Complex, 10.11.2018
Im MS Connexion Complex finden normalerweise Electro- und Gothic-Veranstaltungen statt, mittlerweile wird der Club aber immer öfter für Metalkonzerte gebucht. In der ehemaligen Fabrikhalle haben locker 600 Zuschaue Platz, die Bühne ist recht groß und für das Merch ist ebenfalls genügend Platz neben dem Getränkeausschank. Die Preise sind jetzt mit 3€ für ein 0.33er Bier (Becks) im Mittelfeld, ein 0.33er Radler aus der Flasche ist mit 4€ aber schon eher frech. Den Merchbereich dominieren die BURNING WITCHES, die fast so viele Motive am Start haben, wie die anderen Bands zusammen. STRIKER haben immerhin zwei verschiedene Tourshirts dabei, die aber mit stolzen 25€ zu Buche schlagen. Immerhin ist das Design gelungen und es sind klassische Tourshirts mit Daten, wie es sich gehört. In der Halle haben sich an diesem Samstag etwas über 300 Zuschauer eingefunden. Das ist ganz ordentlich, für einen Samstag hätte man sich aber auch ein paar Gäste mehr wünschen können. SKULL FIST und STRIKER waren in den letzten Jahren keine Dauergäste in den Deutschen Clubs und BURNING WITCHES feiern heute immerhin ihren CD-Release. Der Sound war den ganzen Abend über etwas verwaschen. Die Rhythmusgitarren kamen nur selten gut zur Geltung, was besonders bei STRIKER sehr schade war, der Gesang war aber bei allen Bands deutlich. Die Drums waren glücklicherweise eher verhalten gemischt und überlagerten die anderen Instrumente nicht unnötig.
Als wir die Halle betreten sind HAMMER KING schon mitten im Set und MIND PATROL somit schon fertig. Die Halle ist etwa zu einem Drittel gefüllt, die sich zum Großteil vor der Bühne versammelt hatte, um dem HAMMER KING zu huldigen. Die Band aus Kaiserslautern…sorry, Saint Tropez natürlich…macht ganz ordentlich Stimmung. Die Mischung aus Hammerfall (Musik) und Powerwolf (Klamotten) mit etwas Kriegsbemalung im Gesicht ist ganz unterhaltsam, aber natürlich nichts umwerfend Neues. Die Ansagen, die zwischen deutsch und englisch wechseln, sind witzig und kommen nicht platt rüber. Beide Gitarristen posen während der Leads fleißig auf kleinen Podesten am vorderen Bühnenrand und beim abschließenden „Kingdom Of The Hammerking“ sind fast alle Fäuste in der Luft.
Schön, dass SKULL FIST wieder am Start sind und vor allem dass Fronter Zach stimmlich wieder auf dem Damm ist. Zach ist ja nicht gerade der größte Gesangsakrobat, klingt heute aber besser als auf dem aktuellen Album, obwohl er „Sick as Fuck“ ist, wie er betont. „Ride The Beast“ eröffnet einen ziemlich flotten Set, in dem ruhige oder rockige Nummern weniger berücksichtigt werden. Es folgt mit „You Belong To Me“ und dem schnellen „I’m a Slave” erst mal ein Doppelpack vom neuen Album “Way Of The Road”. Mittlerweile ist die Halle auch gut zur Hälfte gefüllt und die meisten scheinen auf SKULL FIST gewartet zu haben. Vor der Bühne stehen die Leute recht dicht gedrängt und feiern die Kanadier ordentlich ab. Auch auf den Rückenaufnähern der Kutten ist überdurchschnittlich oft das SKULL FIST Logo zu sehen. Es geht weiter mit „Get Fisted“ und dem starken „You’re Gonna Pay“, bevor Zach mit seinem Gitarrensidekick Johnny in „Better Late Than Never“ ordentlich vom Leder ziehen kann. Was die beiden sich an Leads aus den Ärmeln schütteln ist immer wieder toll anzusehen und zu hören. Während „No False Metal“ nimmt Zach seinen Kumpel auf die Schultern und die beiden zocken das Solo des Songs, inklusive des zweistimmigen Parts übereinander. Gegen Ende des Gigs wird mit „Hour To Live“ und „Head Of The Pack“ das Gaspedal noch einmal ordentlich durchgetreten. Mein Highlight heute Abend, welcome back SKULL FIST!
Am neuen STRIKER Album „Play To Win“ scheiden sich etwas die Geister. Den einen ist es zu lahm, da auf speedige Nummern diesmal komplett verzichtet wurde, andere freuen sich über den erhöhten Melodieanteil und die fast durchgehend ohrwurmartigen Refrains. Live geben STRIKER größtenteils Gas und würdigen das starke neue Album (ja, ich gehöre zur zweiten Fraktion) nur mit zwei Songs. „Heart Of Lies“ macht als Opener eine gute Figur und „Head First“ wird gegen Ende des Gigs platziert. Dazwischen wird im fliegenden Wechsel auf die letzten Alben zurückgegriffen und selbst die ersten beiden Alben kommen am Ende zum Zug. So lobenswert es ist tendenziell härteres Material zu spielen, hätte ich auf den einen oder anderen Song verzichten können. „Pass Me By“ gehört nicht zu meinen Faves und „City Of Gold“ wurde von mir schmerzlichst vermisst. Ebenfalls hätte man mit „The Front“ mehr melodisches oder mit „Heavy ist the Heart“ etwas Balladeskes bringen können. Entschädigungen gab es aber einige, denn „Phoenix Lights“, „Crossroads“, „Former Glory“ und „Too Late“ sind absolute Live-Kracher. Ähnlich wie SKULL FIST treten STRIKER am Ende noch ordentlich aufs Gaspedal. Mir „Full Speed Or No Speed“, „The White Knight“ und „Fight For Your Life“ gibt es drei Speed-Kracher am Stück, die Sänger Dan merklich an seine Grenzen bringen, der in höheren Lagen den ganzen Abend zu kämpfen hatte. Dafür waren die Backings überraschend gut und ich vermute, dass hier evtl. etwas Hilfe vom Band kam. Ein unterhaltsamer Gig mit einigen Abzügen für die Setlist und den viel zu leisen Rhythmusgitarren.
Bei den BURNING WITCHES läuft es ganz ordentlich. Das zweite Album „Hexenhammer“ ist gestern bei Nuclear Blast erschienen und die Mädels spielen an diesem Wochenende zwei Release Shows. Gestern haben sie in ihrer Heimatstadt Brugg den Release gefeiert, heute also in Mannheim. Trotz Schlagzeugwechsel geht der Umbau flott von statten und es wird zügig begonnen. Optisch lässt die Band nichts anbrennen und betritt einheitlich in Kunstleder oder Spandex die Bühne. Sängerin Seraina ist eine souveräne Frontfrau, bei der jede Bewegung sitzt und sie hält ständig Kontakt mit dem Publikum. Ihre Kolleginnen stehen ihr nicht viel nach und besonders die beiden Gitarristinnen Romana und Sonia beeindrucken mit ihren langen Lockermähnen, die sie auch ordentlich fliegen lassen. Im Publikum ist es allerdings etwas dünner geworden und einige waren scheinbar tatsächlich wegen des Skull Fist/Striker Doppelpacks vor Ort. Davon lässt man sich natürlich nicht beeindrucken und zelebriert den CD-Release mit dem einen oder anderen Showgimmick. So wird die neue CD, in einer Bibel platziert, von einem Mönch auf der Bühne überreicht und es gibt eine kleine Predigerkanzel auf der Bühne, von der aus Seraina einen halben Song singt. Relativ früh im Set ist die Ballade „Don’t Cry My Tears“ platziert, die gut toll gesungen ist, aber doch einen kleinen Downer darstellt. „Bloody Rose“, „Maiden Of Steel“ oder der starke Titelsong des neuen Albums machen da deutlich mehr Spaß. „Holy Diver“ ist zwar ein toller Song, aber leider auch ziemlich totgenudelt und vor allem schon viel zu oft gecovert worden. Die BURNING WITCHES Version geht in Ordnung, offenbart aber beim Solo noch einige Schwächen, obwohl Gitarristin Sonia heute einige tolle Soli zum besten gegeben hat. Den offiziellen Set beendet „Open Your Mind“, mit einer tollen Ansage gegen rechtes Gedankengut. Den Zugabenblock einer gelungenen CD-Releaseparty startet das flotte „Metal Demons“, dass die Leute noch mal etwas hochreißt.
Im Frühjahr steht eine Tour als Support für Grave Digger auf dem Programm, das sollte den BURNING WITCHES noch einige Fans einbringen. Musikalisch passt das auf jeden Fall.
(Schnuller)